Andrang beim Sozialamt
in der Bundesrepublik Deutschland
Sozialhilfe- empfänger in Mio
Sozialhilfe- aufwand in Mrd DM
1977
5959] Glohus 1984
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Hessen:
Transparenzaktion landesweit
FRANKFURT. Im dritten Quartal 1985 haben etwa 1000 hessische Patienten von der Möglichkeit Ge- brauch gemacht, per An- forderungskarten Kopien der kassenärztlichen Ab- rechnungen von ihrem Kassenarzt abzurufen. Der Erste Vorsitzende der KV Hessen, Dr. med. Gerhard Löwenstein, Allgemeinarzt aus Frankfurt, führt die ge- ringe Inanspruchnahme- quote von lediglich 0,015 Prozent (von etwa sechs Millionen hessischen Pa- tienten) auf die Anlaufpro-
Bayern: Kranken- hausplan 1986
MÜNCHEN. Den Schwer- punkt des Krankenhaus- bauprogramms, das der bayerische Sozialminister Franz Neubauer nach Bil- ligung durch das Kabinett der Öffentlichkeit vorlegte, bildet die Sanierung beste- hender Kliniken. Von ins- gesamt 221 Baumaßnah- men, die einen Finanzauf- wand von mehr als acht Milliarden DM erfordern, entfallen nur 35 auf neue Vorhaben. Größtes Projekt ist in diesem Rahmen das Klinikum Nürnberg-Süd mit förderfähigen Gesamt- kosten von rund 480 Millio- nen DM.
Mit der Ankündigung, in den nächsten drei Jahren weitere 71 Bauvorhaben in das Förderprogramm auf- zunehmen, will die Staats- regierung einen „mög- lichst hohen Grad von Pla- nungssicherheit" herstel- len. Sobald die Bauträger bereit seien, die Vorfinan- zierung zu übernehmen, könnten auch diese Projek- te in Angriff genommen werden. Die staatlichen Zu-
bleme und das noch beste- hende Informationsdefizit im ersten Quartal der ge- samthessischen Aktion zu- rück. Inzwischen sind den Kassenärzten Plakate und Informationsbriefe seitens der KV übermittel worden.
• Auch haben viele Patien- ten in Hessen ihren Ärzten und der KV gegenüber er- klärt, sie hätten keine Ver- anlassung, Rechnungsko- pien anzufordern oder an der Rechtmäßigkeit der Kassenarztabrechnung zu zweifeln. Die Transparenz- aktion im Bereich der Kas- senärztlichen Vereinigung, die zunächst auf drei Mo- dellregionen im Raum Frankfurt begrenzt worden war, wurde zum 1. Oktober 1985 auf das ganze Land Hessen ausgedehnt. EB schüsse würden dann in den Jahren 1987 bis 1989 geleistet werden.
Als Erfolg, um den Bayern von allen anderen Bundes- ländern beneidet werde, bezeichnete Neubauer den Abbau der Fünfbettzimmer in den Krankenanstalten:
zwischen 1975 und 1983 habe ihr Anteil an den Krankenzimmern von 10,1 Prozent auf 5,9 Prozent ge- senkt werden können.
Außerdem sei binnen zehn Jahren etwa ein Fünftel al- ler öffentlich geförderten Krankenhausbetten erneu- ert worden.
Ein inzwischen auch vom bayerischen Kabinett gebil- ligter Entwurf zur Ände- rung des Krankenhausge- setzes sieht vor, die beste- henden drei Versorgungs- stufen um eine vierte zu er- gänzen. Danach sollen die Krankenhäuser der ersten und zweiten Stufe der bür- gernahen medizinischen Betreuung dienen, die dritte soll überörtliche Schwerpunktaufgaben er- füllen und die vierte schließlich spezialisierte Leistungen anbieten. KG
Berlin fördert 300 Selbsthilfe- gruppen
BERLIN/KÖLN. Im Haus- haltsjahr 1986 hat der Berli- ner Senat rund sieben Mil- lionen DM zur direkten oder indirekten finanziellen Förderung von Selbsthil- fegruppen und -projekten eingeplant. Von den 1500 Berliner Selbsthilfegrup- pen profitieren aus öffent- lichen Mitteln etwa 200 bis 300 durch direkte Zuwen- dungen oder durch kosten- freie Raum- und Servicean- gebote, die der Senat von Berlin zur Verfügung stellt, wie der Berliner Senator für Gesundheit, Soziales und Familie, Ulf Fink (CDU), vor einer Fachta- gung des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands (NAV) in Köln betonte.
Erstmals hat Berlin 1983 insgesamt 7,5 Millionen DM zur Förderung dieser Initiativen bewilligt. Allein zur Gesundheitsvor- und -nachsorge psychisch Kranker sowie in der Sucht- und Drogenkran- kenhilfe sind 50 verschie- dene Berliner Selbsthilfe-
Der Sozialhilfeaufwand hat sich in den letzten 14 Jahren nahezu versechsfacht. Rund ein Viertel der Sozialhilfe- empfänger sind Arbeitslose (in 1984), die nächstgrößte Gruppe sind Rentner, deren Altersruhegeld nicht zum Le- ben ausreicht Globus/DÄ
gruppen im Einsatz. Diese werden in Form einer ein- oder mehrmaligen Zuwen- dung unterstützt. Seit April 1985 hat unter der Ägide des Gesundheitssenators die AIDS-Hilfe ihre Arbeit aufgenommen. Die Selbst- hilfegruppen werden durch ergänzende Einrichtungen unterstützt. Dazu zählt die zentrale Selbst-, Kontakt- und Informationsstelle (seit September 1983) und die bundesweit ausgerichtete
„nationale Kontakt- und In- formationsstelle zur Anre- gung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen"
(seit Juni 1984). Für die zwei bis drei Jahre befriste- te Start- und Anlauffinan- zierung werden 1986 zu- sätzlich 2,5 Millionen DM bereitgestellt. HC
SPD will besser qualifizierte Arbeitsmediziner
DÜSSELDORF. Höhere An- forderungen an die arbeits- medizinische Fachkunde für Betriebsärzte hat der Vorsitzende der SPD-Land- tagsfraktion und frühere Sozialminister, Professor Dr. Friedhelm Farthmann, gefordert. Farthmann er- klärte, etwa drei Viertel der Betriebsärzte verfügten nur über die sogenannte Kleine Fachkunde. Dem stehe gegenüber, daß nur etwa ein Drittel aller sozial- versicherungspflichtig Be- schäftigten halbwegs ge- sund das Rentenalter errei- chen und daß trotz der gro- ßen Fortschritte der Ar- beitsmedizin in den letzten Jahren viele Millionen Ar-
beitnehmer noch immer schweren Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sei- en. Langfristig wolle die sozialdemokratische Fraktion den niedergelas- senen Arzt für Arbeitsmedi- zin durchsetzen und die
„vielen Nebenberufler"
durch hauptberufliche, besser qualifizierte Arbeits- mediziner ersetzen. EB Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 13 vom 26. März 1986 (27) 865