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Archiv "Mit Ärzten durch die Blume gesprochen: Eine kleine medico-philatelistische Pflanzenlese" (12.12.1991)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Auf Briefmarken, Stempeln und Ganzsachen (Umschlägen oder Karten mit Wertzeichenein- druck) gelangten bisher rund

1000 Ärzte direkt zu philatelisti- schen Ehren. Etwa 750 von ihnen verdanken diesen Ruhm ihren me- dizinischen Verdiensten, die übri- gen hervorragenden Leistungen auf anderen Gebieten, beispiels- weise als Dichter oder Schriftstel- ler, als Politiker, berühmte Patrio- ten, als Forschungsreisende oder auch als hervorragende Sportler.

Darüber hinaus lassen sich weite- re 400 Ärzte-Persönlichkeiten indi- rekt philatelistisch belegen, vor- wiegend als Namensgeber von Krankenhäusern oder Instituten, Ortschaften oder Straßen, Krank- heiten oder Krankheitserregern, besonders aber von Pflanzen und Tieren.

Selbst vielen Blumenliebha- bern und Freunden der Botanik dürfte es kaum bekannt sein, daß sich in den Bromelien und Gloxi- nien der Fensterbank, in den Fuchsien und Zinnien in den Bal- konkästen und in den Freesien und Magnolien ihrer Gärten ety- mologisch die Namen von Ärzten

uch die griechischen Götter bedurften ärztlicher Hilfe. As- clepias war es, dessen Bei- stand sie zur Wiederherstellung ih- rer Gesundheit in Anspruch nahmen (Abbildung 1: Griechenland 1959) Die in den Tropen und Subtropen beheimatete Seidenpflanze Asclepias curassavica mit ihren Haarschopfsa- men wird mangels ausreichender Elastizität und Festigkeit der Haar- schopfsträhnen nicht mehr verwebt

verbergen. Die meisten lebten zwischen dem 16. und dem 19.

Jahrhundert, waren vielfach an der pharmakologischen Wirkung von Pflanzen interessiert, verlagerten oft im Laufe ihrer wissenschaftli- chen Forschungen das Schwerge- wicht von der Medizin auf die Bo- tanik oder umgekehrt und waren nicht selten auch unmittelbar an der Entdeckung und Erforschung der Pflanzen beteiligt, die nach ih- nen benannt wurden. Nur verhält- nismäßig selten dagegen ist der auf solche Weise erlangte botani- sche Ruhm dieser Ärzte einer Wid- mung eines ihrer Schüler oder Freunde zuzuschreiben.

Sowohl botanische als auch medizinische Motiv-Philatelisten dürfte es gleichermaßen überra- schen, daß sich nicht weniger als 150 Pflanzennamen-Ärzte durch Briefmarken oder andere philateli- stische Belege nachweisen lassen.

Die folgende Zusammenstel- lung mit den 33 farbigen Abbildun- gen beschränkt sich auf diejeni- gen von ihnen, von denen es außer der Pflanzen-Briefmarke mit Na- mensnennung zusätzlich noch ein philatelistisches Konterfei gibt.

oder versponnen. Die Pflanze dient nunmehr vorwiegend als Garten- schmuck (Abbildung 2: Surinam 1974).

über eine Pflanze dozierend, er- scheint Dioscorides auf einer Illustra- tion einer seiner pharmakologischen Buchübersetzungen (die sich im Istanbuler Topkapi-Museum befin- den) - anachronistischerweise in ei- nem Moslemgewand, obwohl der griechische Arzt in der Zeit um Chri-

sti Geburt lebte (Abbildung 3: Alge- rien 1963). - Das pflanzliche Na- menspendant von Dioscorides ist die zu Ernährungszwecken in den Tro- pen angebaute Yamswurzel Diosco- rea alata (Abbildung 4: Kap Verde 1968).

Der Spanier Averroes (1126 bis 1198), dessen eigentlicher Name Abul Welid Muhammed Ibn Roschi

lautete, war Universalgelehrter und Verfasser mehrerer medizinischer Schriften. Sein Hauptwerk „Colli- get" stellt in seinen sieben Abschnit- ten ein abgeschlossenes System der Heilkunde theoretisch-dialektischer Art dar (Abbildung 5: Spanien 1967).

- Der in den Tropen vorkommende Gurkenbaum Avenhoa bilimbi liefert stachelbeerähnliche, wohlschmek- kende Früchte (Abbildung 6: Viet- nam 1981).

icolaus Copernicus (1473 bis 1543), der Schöpfer des he- liozentrischen Systems, wur- de von der Masse seiner Zeitgenos- sen mehr als Arzt denn als Astronom verehrt. Die ältesten Darstellungen zeigen ihn nicht etwa mit astronomi- schen Geräten, sondern mit einem Maiglöckchen oder einem Stechapfel (Abbildung 7: Polen 1969). - Die Pal- me Copernicia cerifera Nordostbrasi- liens liefert hartes Bauholz, eßbare Blütenkolben und Beeren, beson- ders aber ein Wachs, das zur Kerzen- und Firnisfabrikation dient (Abbil- dung 8: Brasilien 1973).

Der Leibarzt von Kaiser Karl V.

und Papst Julius III., Andres de La- guna (1494 bis 1560), zeichnete sich bei der Seuchenbekämpfung in Metz und Antwerpen aus, führte die Quecksilbersalbenbehandlung der Syphilis ein und verfaßte Bücher über Anatomie, Pathologie und all- gemeine medizinische Probleme (Abbildung 9: Spanien 1967). - Die Lagunaria patersonia ist eine zu den Malvengewächsen zählende Zier- pflanze (Abbildung 10: Norfolk-Insel 1984).

Marcello Malpighi (1628 bis 1694), Professor der Medizin in Pisa, Bologna, Messina und Rom, Leib- arzt von Papst Innozenz XII., ver- wandte als erster vergrößernde Glas- linsen zur Erkennung feiner Organ-

Rudolf Wallossek

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Mit Arzten durch

die Blume gesprochen

Eine kleine medico-philatelistische Pflanzenlese

Dt. Ärztebl. 88, Heft 50, 12. Dezember 1991 (25) A-4465

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strukturen und gilt als Schöpfer der mikroskopischen Anatomie (Abbil- dung 11: Transkei 1985). — Die Antil- len- oder Barbadoskirsche Malpighia punicifolia liefert Gerbstoffe und ad- stringierende Heilrinde (Abbildung 12: Niederländische Antillen 1983).

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.ed erard van Swieten (1700 bis 1772), berühmtester Schüler Boerhaves, Leibarzt der Kai- serin Maria Theresia, hatte maßgeb- lichen Anteil bei der Umgestaltung der Universität Wien und des öster- reichischen Medizinalwesens. Er gilt als Begründer der sogenannten Al- ten Wiener Schule (Abbildung 13:

Österreich 1937). — Bei der Swietenia macrophylla handelt es sich um den großblättrigen Mahagonibaum, des- sen Verwendung als Nutzholz allge- mein bekannt ist, dessen adstringie- rende Rinde aber auch als Volksheil- mittel im Einsatz ist (Abbildung 14:

Britisch Honduras 1969).

Der Schweizer Albrecht von Haller (1708 bis 1777) war Lehrstuhl- inhaber für Anatomie, Chirurgie und Botanik in Göttingen und Bern. Au- ßer Gedichten veröffentlichte er zahlreiche anatomische, physiologi- sche und botanische Schriften (Ab- bildung 15: Schweiz 1934). — Die Baumfuchsie Halleria lucida ist eine zu den Braunwurzgewächsen zählen- de Feldfrucht Afrikas (Abbildung 16:

Venda 1987).

In Lappentracht und mit hollän- dischem Doktorhut stellt sich der

„Vater der Pflanzen und Tiere", Karl von Linng (1707 bis 1778), auf einer Marke seines schwedischen Heimatlandes vor. Der in den Adels- stand erhobene Professor der Medi- zin, Anatomie und Botanik, Leibarzt des Königs von Schweden, veröffent- lichte 1753 das seinen Namen tra- gende System, das er auf Unterschie- den in den Geschlechtsorganen der Pflanzen aufbaute. Darüber hinaus ist die Einführung der binären No- menklatur, die Pflanzen und Tieren eine aus Gattungs- und Artnamen bestehende lateinische Doppelbe- zeichnung gibt, sein Verdienst. Die Abkürzung L. hinter vielen auch phi- latelistisch belegbaren Pflanzen- und Tiernamen besagt, daß Linng diese Art als erster beschrieben und so ge-

nannt hat (Abbildung 17: Schweden 1978). — Im Zusammendruck mit der Linng-Marke erschien eine weitere, die das Moosglöckchen Linnaea bo- realis zeigt, die Lieblingsblume Lin- rWs (Abbildung 18: Schweden 1978).

Nach mehrjährigem Einsatz als Arzt der Holländisch-Ostindien- Compagnie erhielt Karl Peter Thun- berg (1743 bis 1828) als Nachfolger Linngs die Professur der Medizin und Botanik in Uppsala. Er gründete hier einen botanischen Garten, er- weiterte seine Sammlungen und war ausgiebig literarisch-wissenschaftlich tätig (Abbildung 19: Schweden 1973).

— Thunbergien sind Kräuter, Stauden, Sträucher der Subtropen und Tro- pen mit weißen, gelben, blauen oder purpurnen Blüten, die auch bei uns als Zierpflanzen geschätzt werden (Abbildung 20: Cook-Inseln 1967).

In Neu-Granada (Kolumbien) sammelte der spanische Priester, Arzt, Pädagoge, Astronom und Phi- lologe Jose Celestino Mutis (1732 bis 1808) 2000 Pflanzen, fertigte 7000 Abbildungen an und befaßte sich be- sonders mit der pharmazeutischen Botanik. Als Professor der Medizin in Bogota führte er die Pocken- schutzimpfung ein (Abbildung 21:

Kolumbien 1947). — Die Schling- pflanze Mutisia retusa offenbart ihre Schönheit in kelchförmigen rosafar- benen Blüten (Abbildung 22: Argen- tinien 1983).

ungo Park (1771 bis 1806), Doktor der Medizin in Edinburgh, reiste als Schiffsarzt im Auftrage der Londo- ner Afrikagesellschaft nach Ostin- dien und Afrika, bis er bei einem Eingeborenen-Überfall auf dem Sambesi-Fluß den Tod fand (Abbil- dung 23: Gambia 1971). — Die Samen des afrikanischen Duronbaumes Parkia biglobosa mit seinen zu kuge- ligen Köpfchen gestellten Blüten werden von den Eingeborenen roh oder gekocht gegessen (Sudankaf- fee) und nehmen auch faulem Was- ser den unangenehmen Geschmack (Abbildung 24: Benin 1981).

Bisher sind zwei Marken be- kannt, die das Porträt eines Botani- ker-Arztes und zugleich die nach ihm benannte Pflanze zeigen:

Ren8 PrimeNee Lesson (1794 bis 1849) studierte in seiner französi- schen Heimatstadt Rochefort Medi- zin und nahm in den Jahren 1822 bis 1825 an einer Weltumsegelung teil, deren medizinische, botanische und zoologische Beobachtungen er in mehreren Büchern veröffentlichte.

Die Lessonia sp. ist eine Tangpflan- ze, die als schottischer Kelp früher zur Sodabereitung und verkohlt und gepulvert als Volksheilmittel gegen Kropf diente (Abbildung 25: Falk- land-Inseln 1979).

Der Ungar Pal Kitaibel (1757 bis 1817) widmete sich nach abgeschlos- senem Medizinstudium nahezu aus- schließlich der Botanik und Pharma- zie und wirkte als Professor der Bo- tanik und Chemie sowie als Leiter der Budapester Botanischen Gärten.

Seine intensive Forschungsarbeit kommt in zahlreichen Publikationen zum Ausdruck. — Der zu den Mal- vengewächsen zählenden Kitaibelia vitifolia begegnet man in den Karpa- ten (Abbildung 26: Ungarn 1967).

icht nur in der Natur vorkom- mende Pflanzen, sondern auch Pflanzenzüchtungen sind namensgebend mit denen von Ärzten verknüpft.

Bevor Evangelina Macaraeg (ge- boren 1915) durch Heirat des philip- pinischen Staatspräsidenten Diosca- da Macapagal zur First Lady ihres Landes avancierte, wirkte sie als Ärztin beim philippinischen Hilfs- werk auf dem Gebiet der Rehabilita- tion. Anläßlich eines Staatsbesuches gelangte ihr Porträt zusammen mit dem der damaligen niederländischen Prinzessin Beatrix auf eine Marke ih- res Landes (Abbildung 27: Philippi- nen 1965). — Mussaenda ist die in Südostasien volkstümliche Bezeich- nung für zu den Rubiaceen zählende Zierpflanzen, von denen die hier philatelistisch vorgestellte Züchtung Dona Evangelina gewidmet ist (Ab- bildung 28: Philippinen 1979).

Den ersten Herzverpflanzer Christiaan Barnard (geboren 1922) und den Ort seiner Pioniertat im Jahr 1967, das Kapstadter Groote- Schur-Krankenhaus, zeigt eine süd- afrikanische Marke von 1969 (Abbil- dung 29: Südafrika 1969). — Zehn Dt. Ärztebl. 88, Heft 50, 12. Dezember 1991 (29) A-4469

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Jahre später wurde zum 4. Welt-Ro- sen-Konvent die Rosenzüchtung

„Prof. Chris Barnard" vorgestellt (Ab- bildung 30: Südafrika 1979).

Konrad Adenauer (1876 bis 1967), erster deutscher Bundeskanz- ler, ist als Rosenliebhaber bekannt Weniger bekannt sind seine medizi- nischen Ehrendoktorhüte der Uni- versitäten Freiburg/Breisgau und Köln von 1957 sowie eine nach ihm benannte Rosenzüchtung. — Ob es sich bei der Rose im Ersttagsstempel einer Gedenkmarke zu seinem 100.

Geburtstag um ein Exemplar dieser Species handelt, ist allerdings nicht verbürgt (Abbildung 31: Gedenkmar- ke Bundesrepublik Deutschland

1976 mit Ersttagsstempel).

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in Kuriosum soll diesen medi- co-botanischen Exkurs be- schließen. Waren es bisher Ärzte, die namengebend für Pflan- zen wirkten, so gibt es auch den um- gekehrten Fall. Der Amsterdamer Anatomie-Professor und Bürgermei- ster Nicolaas Pieterszoon (1593 bis

1674) zierte den Giebel seines Hau- ses mit einer Tulpe, woraufhin er fortan Dr. Tulp genannt wurde.

Durch das Rembrandt-Gemälde

„Die Anatomie des Dr. Tulp" erlang- te er Weltruhm (Abbildungen 32:

Bulgarien 1963 / 33: Togo 1968).

Möge dieser kleine Spaziergang durch den medico-botanischen Gar- ten dazu beitragen, die Schar der Medico-Philatelisten zu vergrößern, zumal das Motivgebiet Medizin noch eine ganze Reihe bisher unbearbei- tet gebliebener Themen bereithält.

Dr. med. Rudolf Wallossek Herzogenfeld 9

W-5068 Odenthal

A-4470 (33) Dt. Ärztebl. 88, Heft 50, 12. Dezember 1991

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