Die akute Sinusitis ist in- folge bakterieller Superinfek- tion in der Regel eine eitrige Entzündung. Neben Antibio- tika sei dann bei konservati- ver Therapie die konsequen- te Anwendung abschwellen- der Nasentropfen wichtig, er- klärte Dr. Christian Milewski (Würzburg). Operationen wie die Infundibulotomie oder Ethmoidektomie sind selten indiziert, bei Kindern noch seltener als bei Erwachsenen.
Dabei handelt es sich um en- doskopische minimal-invasive Eingriffe im Bereich des vor- deren Siebbeins.
Zu den Indikationen ge- hören persistierende Ventila- tions- und Drainagestörungen trotz konservativer Therapie, außerdem die Komplikatio- nen der akuten Sinusitis, etwa ein subperiostaler Abszess, oft schon die periorbitale Oste- itis. Leichte Schwellungen der Augenlider und Konjunktiva werden dagegen konservativ mit Antibiotika behandelt.
Sehr schwere Komplikatio- nen wie Siebbein-Osteomye- litis, Meningitis oder Hirn- abszess seien heute selten, kämen aber in Würzburg im- merhin noch zweimal jährlich vor, berichtete Milewski.
Das Siebbein ist „Belüf- tungsstraße und Sekret-Trans- portweg“ aus Stirn- und Kie- ferhöhle. Die Nasen-Neben- höhlen, außer der Keilbein- höhle (die selten erkrankt), münden über den Engpass des Infundibulums in die Nasen- Haupthöhle. Das Infundibu- lum ist ein schmaler Spalt- raum, der schnell zuschwellen kann. Das könne auch dann der Fall sein, wenn die Na- se durchgängig ist, betonte Milewski. Allein dies könne zur chronischen Sinusitis füh- ren. Feuchtwarme zugeschwol- lene Schleimhauträume bieten beste Wachstumsbedingungen für anaerobe Bakterien.
Atemwegsinfekte bei Kin- dern – sechs bis zehn pro Jahr – seien in zwei bis fünf Prozent mit einer Sinusitis assoziiert, erinnerte Dr. Oliver Kaschke (Berlin). Diese akuten Rhi- nosinusitiden heilen in etwa 40 Prozent der Fälle in läng- stens zwölf Wochen aus, hin- terlassen aber bei den übri- gen rezidivierende oder per- manente Symptome. Auch bei diesen gelingt die Aushei- lung meist konservativ, und zwar mit Antibiotika, Antiall- ergika und Sekretolytika.
Hinweise auf chronische Si- nusitis bei Kindern sind Dau- erschnupfen und therapiere- fraktärer Husten. Eine chroni- sche Sinusitis könne durch den
Pilz Aspergillus fumigatus un- terhalten werden, der bei feuchten Wänden die Tape- ten schwärzt, sagte Milewski.
Die Drainage spielt eine wichtige Rolle bei der Aus- heilung akuter und chroni- scher Entzündungen des Re- spirationstrakts. Pflanzliche Sekretolytika forcieren die Transportrate des „Sekrettep- pichs“ aus Sol- und Gelphase, die wiederum von der Zi- lienschlagfrequenz und den rheologischen Eigenschaften des Sekrets bestimmt wird.
Den transportfördernden Ef- fekt pflanzlicher Sekretolyti- ka hätte man anhand des stan- dardisierten Myrtol-Präpara- tes Gelomyrtol®(ätherisches Öl, oral als Kapsel) durch ra- dioaktive Tracer dokumentie- ren können, berichtete Prof.
Hans Behrbohm (Berlin).
Postoperativ nach Eingrif- fen aufgrund von Sinusitis- Komplikationen eignen sich zur Regeneration des Mukozi- liarapparates pflanzliche Sub-
stanzen mit antientzündli- chem Effekt und wenig Ne- benwirkungen. Gelomyrtol® (Pohl Boskamp) wirke sekre- tomotorisch, sekretolytisch, expektorierend, spasmoly- tisch, antiphlogistisch und an- tiseptisch und sei als integraler Bestandteil adjuvanter post- operativer Therapie zu emp- fehlen, so Behrbohm anhand einer Anwendungsbeobach- tung in Zusammenarbeit mit der HNO-Universitätsklinik der Berliner Charité.
Teilnehmer waren 80 Kin- der, operiert wegen ent- zündlicher Erkrankungen der Nasen-Nebenhöhlen. Es zeig- te sich eine deutliche Reduk- tion der Nasenatmungs-Be- hinderung und postoperativen Schmerzsymptomatik. Experi- mentell habe man hemmen- de Effekte des Myrtol-Präpa- rates auf Entzündungsmedia- toren (Leukotriene und Pro- staglandine) gefunden, berich- tete Prof. Manfred Kietzmann (Hannover). Wolfgang Sass
A-52 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 1–2, 10. Januar 2000
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Sinusitis
Sekretolyse mit Myrtol-Präparaten
Der seit gut einem Jahr in Deutschland zur Verfügung stehende H1-Antagonist Mizo- lastin zeichnet sich nicht nur durch einen antihistaminergen Effekt aus, sondern er zeigt darüber hinaus antientzündli- che Wirkung aufgrund einer Hemmung der Leukotriensyn- these. Mit dem Benzimidazol- Derivat Mizolastin sei eine wichtige Erweiterung des Therapieschemas „chronische Urtikaria“ erfolgt, betonte Dr.
Markus Ollert (München) bei einem Seminar des Unter- nehmens Synthelabo im Rah- men der 40. Tagung der Deut- schen Dermatologischen Ge- sellschaft in Hamburg.
Mizolastin (Mizollen®, Synthelabo, und Zolim®, Schwarz Pharma) hat eine aus- geprägte Bremswirkung auf
verschiedene Mediatoren der Allergie. Die Substanz blok- kiert spezifisch und selektiv die peripheren H1-Rezepto- ren. Sie stabilisiert die Mast- zellmembran, hemmt die Hist- aminfreisetzung und die Aus- schüttung von Entzündungs- mediatoren aus den Mastzel- len. Für das allergische Ent- zündungsgeschehen von maß- geblicher Bedeutung ist die Hemmung der Leukotrien- synthese durch Mizolatin. Die verzögerte allergische Reakti- on (SRS-A) wird unterdrückt, was sich klinisch in einer an- haltend verminderten nasalen Obstruktion äußert. Eine topi- sche Begleitmedikation kann häufig eingespart werden.
In Anwendungsbeobach- tungen an mehr als 20 000 Pa- tienten zeigte sich nach Mizo-
lastingabe eine rasche Besse- rung aller Symptome der all- ergischen saisonalen und per- ennialen Rhinokonjunktivitis.
Vorteilhaft ist der rasche Wir- kungseintritt der sehr gut ver- träglichen Substanz, die mit der Einmalgabe einer Filmta- blette von 10 mg eine gute Compliance ermöglicht.
In einer plazebokontrol- lierten Doppelblindstudie konnte nachgewiesen werden, dass eine prophylaktische anti- histaminerge Behandlung mit Mizolastin beitragen kann, lo- kale und systemische Neben- wirkungen einer Hyposensi- bilisierungstherapie zu redu- zieren, ohne dass dabei all- ergische Reaktionen durch das Antihistaminikum mas- kiert werden. Schwellung, Rötung und Juckreiz an der Injektionsstelle wurden deut- lich vermindert. Die Zahl der Studienabbrecher aufgrund systemischer Nebenwirkun- gen der Hyposensibilisierung war in der vorbehandelten Gruppe gegenüber der Plaze- bogruppe signifikant gerin- ger. Ursula Petersen