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Ein ausgewähltes Sortiment von Spiel- geräten für den aktiven Urlaub enthält der Spiele-Sack; eins der ersten Exem- plare überreichte Willi Weyer (links) an Karsten Vilmar Foto: PdÄ Die Information:
Bericht und Meinung
partner gleichmäßig am Vermö- genszuwachs teilhaben. Und im Falle der Ehescheidung werden die Versorgungsanwartschaften geteilt. Dem entspricht es, wenn bei der Besteuerung die Einkom- men zusammengerechnet und durch zwei geteilt werden und der sich so ergebende Betrag zweimal dem Steuertarif unterworfen wird.
Aber das Splitting bietet den Ideo- logen ein Betätigungsfeld, die dar- an Anstoß nehmen, daß es den Be- ziehern hoher Einkommen einen größeren Vorteil bietet, was frei- lich nur das Ergebnis der Progres- sionswirkung.
bei den Freibeträgen?
Von politischer Brisanz sind auch die Überlegungen in der SPD, die Steuerfreibeträge für Landwirte und Freiberufler entweder zu be- seitigen oder doch zu senken, wo- mit dann auch über den Arbeit- nehmerfreibetrag gesprochen werden müßte. Den Bauern droht u. a. eine kräftige Erhöhung der Sozialbeiträge. Bei den Beamten will man an die Sonderzuschläge heran und Einkommensverbesse- rungen auf Höchstbeträge be- grenzen.
Minister Ehrenberg denkt daran, den Arbeitslosenversicherungs- beitrag von 3 auf 3,5 Prozent zu erhöhen, was eine Mehreinnahme von etwa 3 Milliarden Mark bräch- te. Mit sinnvoller Konjunkturpolitik hätte dies freilich nichts zu tun.
Aber immerhin würde Matthöfer das Geschäft des Ausgabenkür- zens erleichtert, das nicht zuletzt mit Blick auf das wachsende Defi- zit der Nürnberger Anstalt notwen- dig wird. Im laufenden Jahr hat Matthöfer rund 8 Milliarden Mark nach Nürnberg zu überweisen.
1982 könnte der Betrag noch hö- her werden. In der Finanzplanung steht bislang aber nur ein Zuschuß von einer Milliarde Mark.
Ohne Risiko läßt sich voraussa- gen, daß es einen politisch heißen Sommer und Herbst geben wird, selbst wenn die Ferienzeit verreg- nen sollte. wst
„Wir wollen niemanden zum Sportfanatiker machen", lächelte Dr. Willi Weyer, Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), im Lahnsteiner Dorint-Sporthotel die rund 60 Reise- und Sport-Journali- sten an. „Ab und zu einen Rauch- schwaden lassen wir gelten."
Setzte sich und steckte sich ge- mächlich eine Zigarre an.
So geschehen bei der gemeinsa- men Veranstaltung der Bundes- ärztekammer und des Deutschen Sportbundes, als — kurz vor der großen Reisezeit — die „10 Regeln zum aktiven Urlaub" vorgestellt wurden: 1. Das passende Urlaubs- ziel wählen. 2. Richtig auf den Ur- laub vorbereiten. 3. Spiel- und Sportgeräte gehören ins Urlaubs- gepäck. 4. Aktive Pausen auf dem Weg in den Urlaub einlegen.
5. Ungesunden Ehrgeiz vermei- den. 6. Gut essen ohne Probleme.
7. Sport lernen mit Spaß und Ge- duld. 8. Herz und Kreislauf kräfti- gen. 9. Im Spiel einander näher- kommen. 10. Aktiv bleiben, wenn der Urlaub zu Ende ist. Die Barmer Ersatzkasse (BEK) und die Orts- krankenkassen haben in großen (Poster-)Auflagen die Verbreitung der 10 Regeln und die Unterstüt- zung der Aktion zugesagt.
Die Trimm-Aktion geht, so DSB- Chef Dr. Weyer in seinem Rück- blick, ins zehnte Jahr. 1976 waren von der Bundesärztekammer und dem Deutschen Sportbund die „10 Regeln zum vernünftigen Trim- men" vorgestellt worden; 1978 be- schrieben beide Organisationen die gesundheitliche Bedeutung des Sports als Existenz-Begleiter;
1979 demonstrierte der Deutsche Ärztetag in Nürnberg mit dem
„Grünen Rezept", daß es ihm
ernst ist, mehr Bewegungstraining regelrecht zu „verschreiben".
Beide Organisationen bewiesen, daß gelassene Werbung für eine gute Sache fast unauffällig durch- schlägt: Rund 40 v. H. der Bevöl- kerung treiben Sport in irgendei- ner Form, etwa 50 v. H. ließen es gern auf einen „Anstupser" an- kommen, so erläuterte Prof. Dr.
Kurt Biener vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Univer- sität Zürich die neuesten Statisti- ken und Umfrageergebnisse. Der Waldläufer, der „Jogger", ist vom Bild der Grünanlagen in unseren Großstädten heute nicht mehr wegzudenken.
Bundesärztekammerpräsident Dr.
Karsten Vilmar hob hervor, welche Gesichtspunkte die moderne So- zialmedizin immer wieder auf- DIE REPORTAGE
In Form halten durch Spiel . . .
Bundesärztekammer und Deutscher Sportbund:
„10 Regeln zum aktiven Urlaub"
Finanzpolitik
1412 Heft 29 vom 16. Juli 1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT
Weg in den Urlaub einlegen
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-5. Ungesunden Ehrgeiz vermeiden
Gesund bleiben durch aktiven Urlaub
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3. Spiel-und Sportgeräte gehören ins
Urlaubsgepäck
p2. Richtig auf den Urlaub
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-Herz und Kreisieut krafteen vorbereiten
6. Gut essen ohne
Probleme 7. Sport lernen mit Spaß und Geduld
9. Im Spiel einander näherkommen
10. Aktiv bleiben,wenn der Urlaub zu Ende ist
(ausführlicher Text auf der Rückseite)
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Die Information:
Bericht und Meinung
Eine Initiative der Bundesärztekammer und des Deutschen Sportbundes unterstützt von der Barmer Ersatzkasse.
Das Plakat (hier stark verkleinert) eignet sich für das Wartezimmer. Auf der Vorderseite (Abbildung) finden sich, munter illustriert, Regeln, auf der Rückseite deren voller Wortlaut. Das Plakat kann zweifach (damit Vorder- und Rückseite präsentiert werden können) bei der Pressestelle der deutschen Ärzteschaft bezogen werden (Postf. 41 05 06, 5 Köln 41)
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 29 vom 16. Juli 1981 1413
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Bericht und Meinung Aktiver Urlaub
deckt: In den Jahren des bewußt aktivierten Senioren-Tourismus haben nicht nur jüngere Men- schen die Möglichkeit, in wenigen Stunden Kontinente und Klimazo- nen zu überwinden, von Liften in wenigen Minuten Tausende von Metern vom Tal in die Gletscher- zone getragen zu werden. Es gibt dazu die zeitlichen und finanziel- len Möglichkeiten in unserer Pro- speritätsgesellschaft. Nur: sehr viele, wenn nicht die meisten, ha- ben vergessen, daß dazu auch die physische Kondition gehört, daß sie recht einseitige Büro- und Schreibtischmenschen geworden sind — zudem völlig abhängig von den technischen Transportmög- lichkeiten, die sich immer weiter verfeinern, die immer hektischer werden .. .
Die Bundesärztekammer und der Deutsche Sportbund sehen es als ihre Aufgabe an, in diese Lücke zu gehen und zu warnen: Wir alle müssen uns „in Form" halten, aber — in der Tat — nicht über das Leistungstraining, sondern auf dem Weg über das Spiel. Der harte Anstoß, die abrupte Forderung des eigenen seit Jahrzehnten vergessenen Leistungsvermögens
kann selbstmörderisch sein.
Dr. Vilmar betonte zudem die psy- chosoziale Seite der „10 Regeln":
Die Spieler sollen sich dabei auch menschlich näherkommen, sie
sollen nicht etwa nur berufsbezo- gene Worte wechseln können. Es geht zudem nicht nur um „Ferien vom Ich", sondern auch um „Fe- rien zum Ich"! Und damit das alles nicht nur theoretisch bleibt, kre- ierten die beiden Institutionen ei- nen „Spiele-Sack" mit Familien- Tennis, Federball, Badeball, Ring- tennis, Strandspiele, Frisbee, eine Garnitur, um ein Spielfeld ver- schiedener Größe und für ver- schiedene Höhe aufzubauen, Tore zu markieren, und ein Spiele- Buch. Dieser Spiele-Sack ist über den Sportfachhandel (zu 125 DM) zu beziehen.
Die „10 Regeln zum aktiven Ur- laub" setzen sich für das sozial- medizinische „Mittelfeld" ein, das in der vor einem guten Jahrzehnt so erfolgreich angestoßenen Trimm-Aktion besetzt wurde: Das
„Mittelfeld", das den Breiten- und Freizeitsport fördert, weckt und pflegt zwischen dem destruktiven Spitzensport und der Pantoffelki- no-Mentalität „Ohne mich". In den USA haben, so wissen wir von Kennern, die Herz- und Kreislauf- Erkrankungen schon erkennbar abgenommen. Man darf auf die entsprechenden Untersuchungen hierzulande gespannt sein.
Leider hat alles, so Prof. Biener, auch seine weniger guten Seiten:
Nicht nur die Genußmittel-Seu- chen, stimuliert durch Alkohol, Ni-
kotin und Bewegungsmangel, sondern auch die Folgen der Überaktivität haben ihre Opfer. In den Ski-Zentren richten sich die Ärzte und Helfer zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten schon auf ganz bestimmte, typische Un- fälle ein. Die „Kugelbäuche mit Storchenbeinen", die ihre Organe verkümmern lassen und dann im Bewegungs-Übermaß stolpern, schädigen sich und nicht zuletzt andere. Hinzu kommt, daß die
„Trimm-" und „Regel"-Aktionen gegen eine übermächtige techno- kratische Komfort-Welt anzutreten haben: Es wird den Leuten im Ur- laub mit einem Aufwand sonder- gleichen weisgemacht, daß sie auf Liften über Stahlmasten leichter ins Gebirge zum Wandern und Skifahren gelangen, daß sie im Au- tomobil auf geteerten Pfaden leichter vorwärtskommen als auf steinigem Weg.
Der Optimismus Prof. Bieners üb- rigens, die Über-Erschließung der Gebirgswelt habe inzwischen ei- nen Übersättigungsgrad erreicht, und die Lust danach sei im Abklin- gen, ist sehr zweifelhaft. Eine Ko- operation mit dem Deutschen Al- pen-Verein, der tapfer, leider nicht immer siegreich gegen die Berg- zerstörer, gegen die Betonisten- Lobby kämpft, wäre überlegens- wert. Der „aktive Urlaub" und die Trimm-Aktion" brauchen auch ei- ne gesunde Umwelt! eh
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1414 Heft 29 vom 16. Juli 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT