SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 18/00
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SERIE «OBST- UND WEINBAU INTERNATIONAL»
PAKEZADRKENDA, LANDWIRTSCHAFTLICHEFAKULTÄT, UNIVERSITÄT
SARAJEVO, BOSNIEN-HERZEGOWINA,
LUKASBERTSCHINGER, EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALT
WÄDENSWIL
B
osnien gehörte zu den ärmsten Regionen im ehe- maligen Jugoslawien. In die Modernisierung der Technologie und Betriebsführung war wenig inves- tiert worden, was zu einer ineffizienten landwirt- schaftlichen Produktion führte. Der Krieg hinterliess stark beschädigte Installationen und Obstanlagen.Nun ist Mut, Innovationsgeist und Durchhaltewillen der Betriebsleiter gefragt, um wieder funktionieren- de Strukturen aufzubauen.
Als Folge des Dayton-Abkommens am 21. Novem- ber 1995 entstand die Republica Bosna i Herzegovina (BiH) aus zwei Gebietseinheiten, der bonsniakisch- kroatischen Föderation und der Republika Srpska, mit der gemeinsam verwalteten Hauptstadt Sarajevo. Die unterschiedliche Interpretation der Gesetze und Poli- tik in diesen Landesteilen macht die Bedingungen für die Obstproduktion nicht einfacher. «Wilde Importe»
können beispielsweise die Folge einer unterschiedli- chen Interpretation des gemeinsamen Zollsystems sein. Das führt zu Verunsicherung bei den Produzen- ten und macht das Umfeld der Obstproduktion wenig kalkulierbar. Gleichzeitig ist die Privatisierung staatli- cher Betriebe im Gange. Das Investitionsinteresse hält sich aus den genannten Gründen in Grenzen.
Unter diesen Umständen ist die einzige Strategie für einen erfolgreichen Obstbau in BiH: effizient qua- litativ erstklassiges, marktgerechtes Obst und eben- solche Verarbeitungsspezialitäten produzieren.
Landwirtschaft: Private Strukturen, Produ- zentenvereinigungen im Aufbau
Die nutzbare Landwirtschaftsfläche wird in BiH auf zirka 1 Mio. ha geschätzt. Ungefähr 20% sind für eine intensive Produktion geeignet. Vor dem Krieg von 1992 (Betriebszählung1991) existierten neben den
rund 300 staatlichen Grossbetrieben (Durchschnitts- grösse 510 ha) etwa 570’000 private Kleinbetriebe (Durchschnittsgrösse 3 ha). In BiH war die Landwirt- schaft traditionell eher in privaten Händen. Im Obst- bau machte der private Bereich 97% aus.
Zur Zeit sind sämtliche Bereiche der Gesellschaft im Aufbau. In der Landwirtschaft haben Produzen- tenvereinigungen eine gewisse Tradition. Das Ziel von Produzentengenossenschaften ist:
● Bereitstellung von preiswerten Produktionsmitteln
● Abnahmegarantie für die vertraglich festgelegte Produktion
● Bereitstellung von Lagerkapazitäten
● Kontakte und Verhandlungen mit Abnehmern im In- und Ausland
Obstbau in Bosnien-Herzegowina:
Die Zwetschge gibt den Ton an
In der Serie Obst- und Weinbau international werden zahlreiche weltbekannte Obst- und Wein- bauregionen der Welt vorgestellt. Der vorliegende Artikel gibt einen Einblick in eine weniger be- kannte Obstbauregion der Welt, die aber ein grosses obstbauliches Potenzial hat und eindrück- liche Produktionszahlen vorzuweisen hat – oder eben hatte. Denn in Bosnien-Herzegowina (BiH), wo der Obstbau und insbesondere der Zwetschgenanbau eine lange Tradition hat, ist derzeit vieles erst wieder im Aufbau, was durch den Krieg in den Jahren 1992 bis 1995 zer- stört wurde. Neue Strukturen müssen geschaffen werden und die Produktionstechnik muss mo- dernisiert werden.
Partnerschaft bringt beiden etwas
Seit 1996 arbeiten die Universität Sarajevo und die Eidgenös- sische Forschungsanstalt Wädenswil (FAW) im Rahmen eines Projektes für eine Doktorarbeit an der Universität Sarajevo zu- sammen. Möglich gemacht hat die Zusammenarbeit ein Auf- bauprogramm der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH) zu Gunsten der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Sarajevo. Das Stipendienprogramm des Eid- genössischen Departement des Äussern (Hilfsprogramm Zürich - Universität Sarajevo) und die FAW haben mitgezogen.
Die Arbeit hat zum Ziel, eine marktgerechte Zwetschgenqualität zur fördern durch eine effiziente Regulierung des Behanges.
Die Marktgerechtheit wird in sensorischen Tests mit Konsu- menten und Konsumentinnen untersucht und gemessen. Da- von haben beide Partner, die Universität Sarajewo und die FAW etwas, - respektive die Obstbauregionen, für welche sie arbeiten. Denn Marktgerechtheit ist eine Voraussetzung der Obstproduktion sowohl in der Schweiz als auch in Bosnien Herzegowina. Und die Behangsregulierung neuer Zwetschgen- sorten ist ein Bereich, der hochaktuell ist für beide Länder und der noch Forschungsinput benötigt. In der Schweiz ist die Um- stellung der Produktion auf neue, ertragswillige Sorten und Unterlagen voll im Gange. Ohne effiziente Behangsregulierung lassen sich die neuen Zwetschgensorten nicht nachhaltig an- bauen. Und auch in BiH ist die Behangsregulierung im Zuge der dringenden Erneuerung des Sortiments und der Erneue- rung der erhaltenswerten Lokalsorten für den Neuaufbau der Obstproduktion dringend nötig. Die Partnerschaft zwischen der FAW und der Universität Sarajewo hat diese dringenden For- schungsarbeiten eingeleitet und möglich gemacht.
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● Beratung in technischen Fragen der Produktion Übergreifende Vereinigungen für die Interessenver- tretung der Obstproduktion und die Vermarktung von Erzeugnissen müssen gegründet werden. Der Aufbau von Landwirschaftsverbänden ist etwas eher Neues in BiH. Initiative ehemalige Auslandarbeiter lassen oft Erfahrungen aus dem westlichen Ausland über erfahrene Unternehmensberater einfliessen.
Landwirtschaftliche Forschung und Bera- tung
Forschung und Beratung sind zu Zeit im gesamten Land noch wenig koordiniert. Die Verbesserung der Koordination wird nicht erleichtert durch die Exis- tenz beider Gebietseinheiten mit zwei Landwirt- schaftsministerien, eigenen landwirtschaftlichen Fa- kultäten zum Beispiel in Banja Luka, Mostar und Sara- jevo und eigenen Forschungsinstituten und -anstalten.
Mehr Effizienz und Effektivität muss auch in der Forschung und Beratung Einzug halten. Dazu braucht es eine bessere Gesamtkoordination der Forschung und eine Professionalisierung der Dienstleistungen der Beratung.
Eckwerte der Obstproduktion in BiH
Der Zwetschgenanbau hat eine grosse Tradition im Gebiet von BiH. Grosse Exporterfolge wurden vor Jahren mit getrockneten Pflaumen erzielt. Die durch- schnittliche Zwetschgenproduktion in BiH war vor dem Krieg etwa 147’000 t (1981/90). Mehr als 60%
der Obstbäume sind auch 1997 noch Zwetschgen- bäume (Abb. 2). Die nationale Zwetschgenprodukti- on betrug 1997 allerdings noch 62’767 t.
Die wichtigsten Obstbaugebiete liegen in den nordöstlichen Hügel- und Bergzonen rund um Tuzla bis hinunter zur Sava-Ebene (Abb. 1), wo vor allem Steinobst und insbesondere Zwetschgen angebaut werden. Der Kanton Tuzlansko-podrinjski produzier- te 28’432 t Zwetschgen im Jahre 1997, d. h. 45% der nationalen Produktion. Das Gebiet um Potkozarje im Nordwesten des Landes ist mit 18% Produktionsanteil das zweitwichtigste Zwetschgenanbaugebiet.
In ganz BiH wurden im Jahre 1997 zudem 25’373 t Äpfel und 12’304 t Birnen produziert. Das Kernobst wird vor allem nordwestlich rund um Banja-Luka-Pri- jedor und Bosanska gradiska angebaut.
Rund um Gorazde im Südosten und in der Drina- Ebene wird sowohl Kern- als auch Steinobst ange- baut. In der mediterranen Zone um Mostar werden hingegen hauptsächlich Zitrusfrüchte produziert (vor allem Mandarinen, aber auch Kiwis, Trauben, Pfirsi- che, Kirschen, Sauerkirschen, Feigen und Oliven).
In den wichtigsten Obstbaugebieten herrscht ein gemässigtes kontinentales Klima, mit durchschnittli- chen Jahrestemperaturen zwischen 11 und 12 °C und 17 bis 18 °C während der Vegetationsperiode. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 700 mm im Tuzlagebiet bis 900 mm um Doboj. Während der Ve- getationsperiode fallen allerdings nur 280 bis 500 mm Niederschlag bei einer Luftfeuchtigkeit von 70- 80%. Meistens wird auf leichten Böden produziert.
Sortiment und Anbausysteme
Das angebaute Kern-, Stein- und Beerenobstsortiment ist reichhaltig (Tab. 1 und 2), möglicherweise zu reichhaltig für eine moderne Marktproduktion. Loka- le bosnische Sorten aber auch allgemein in anderen Anbaugebieten bekannte Sorten werden produziert.
Quitte, Pfirsich, Mandel, Feige, Olive, Mandarine Zwetschgen Apfel Birne Kirsche Sauerkirsche Haselnuss
63%
14%
9% 5%
4%
2%
3%
5736,7 Mio. Bäume 1309,3 Mio. Bäume 825,2 Mio. Bäume 505,7 Mio. Bäume 246,4 Mio. Bäume 352,7 Mio. Bäume 210,9 Mio. Bäume Kroatien
Kroatien
Kroatien
Serbien
Montenegro
Albanien ADRIA
Sarajevo
Biha´c
Prijedor Bosanski
Brod Banja
Luka Br ˆcko
Tuzla
Zenica
Mostar
Gora ˇzde
4
7 8
5 1
6 2 3
4
Zwetschgen Äpfel Birnen
3
Kirschen Pfirsiche Mandarinen Oliven Feigen
2
Äpfel Birnen Zwetschgen Nüsse Zwetschgen
Äpfel Beerenobst Kirschen
1
Zwetschgen Äpfel Kirschen
5
Zwetschgen Äpfel
6
Äpfel Zwetschgen Kirschen
7
Beerenobst
8
Abb. 2: Anteil der Obstarten gemäss Obstbaumzählung 1997 in der Republica Bosna i Her- cegovina im Jahre 1997 (Quelle: Anstalt f. Statistik Bosnien u. Herzegowina, Sarajevo).
Abb. 1: Die Republica Bosna i Hercegovina und ihre Obstbauregionen.
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Das Sortiment muss überdacht und auf die aktuellen Bedürfnisse des Marktes und Landes ausgerichtet werden (siehe unten).
Erneuerungsbedürftige Obstkulturen
Das Ertragsniveau liegt bei allen Kulturen stark hin- ter vergleichbaren europäischen Anbaugebieten zurück. Das ist nicht nur eine Folge des Kriegs. Denn bereits vor 1991 lagen die Flächenerträge um ein Zwei- bis Vierfaches unter den Vergleichswerten aus europäischen Anbaugebieten.
Als Hauptproblem können ineffiziente Anbautech- niken und Pflanzmaterial von ungenügender Qualität bezeichnet werden. Sorten, Unterlagen und Erzie- hungsform erlaubten und erlauben keine moderne, wirtschaftliche Produktion. Das Sharka-Virus (plum pox virus, PPV) macht der Zwetschgenproduktion stark zu schaffen.
Verbesserungswürdig sind:
● Anbau- und Erntetechnik: Sie müssen effizienter werden. Bewirtschaftbarkeit vom Boden und Er- höhung des Mechanisierungsgrades haben Prio- rität.
● Arten- und Sortenwahl: Die Identität lokaler Sor- ten (Tab. 2) muss überprüft werden. Welche sind original bosniakisch, welches sind Duplikate be- kannter Sorten? Erhaltenswerte lokale Sorten sind zu bezeichnen. Ihre Kulturen sind zu erneuern.
Neue Sorten sind auf Grund einer klaren strategi- schen Planung einzuführen.
● Gesundheitszustand: Besonders die durch Krank- heiten stark geschädigten Zwetschgenkulturen sind zu erneuern. Dem Sharka-Virus sind sharka-ro- buste Sorten entgegenzustellen.
● Die Qualität und Marktfähigkeit der Produkte: Sie müssen stark verbessert werden. BiH muss als re- lativ kleines Land auf Spezialitäten setzen. Sie müs- sen professionell gepflegt werden.
● Bewirtschaftungsform: Sie muss gesamthaft auf den Erkenntnissen der integrierten und biologi- schen Produktion in vergleichbaren Anbaugebie- ten aufbauen.
● Fachwissen: Das Grundlagenwissen der Obstpro- duzenten muss aktualisiert werden. Dazu braucht es auch eine professionelle Fachberatung.
Verarbeitungs- und Marketingbereich dyna- misieren
Der Verarbeitungbereich muss dynamisch – aufbau- end auf den traditionellen Produkten – Produkte für den heutigen Markt entwickeln. Investitionen und moderne Verarbeitungstechnologie sind zu akquirie- Tab. 1: Kern-, Stein- und Beerenobstsorten, welche in der Republica Bosna i
Hercegovina angebaut werden.
Apfel Birne Zwetschge Kirsche Sauerkirsche Beeren
und Pflaume
Hauptsorten Hauptsorten Hauptsorten Hauptsorten Hauptsorten Erdbeeren Golden Delicious Butira Precoce Pozegaca Bigarreau Hativ Oblacinska Senga sengana
Idared rettini Stanley de Burlat Beutelspacher Senga fructarina
Melrose Bartlett Italia Van Rexelle Wädenswil 8
Jonagold Passe Crassane Bühler Bing Kelleris 14 Ca-Fruchtbare
Precoce du Ruth Gerstetter Hedelfinger Heimmans
Nebensorten Trevoux California Blue Germersdorf Konserven- Himbeeren Vistabella Beurré Boskoop grosse Kirsche weichsel Willamette Summared Nebensorten Bigarreau Jabolay Richmorency Podgorina
Akane Nebensorten Ca-Fruchtbare Primavera Gradina
Elstar Packhams Valjevka
Jonathan Triumph Brombeeren
Gloster Junsko zlato Black Satin
Boskoop Belle du Giungo Thornfree
James Grives Di Juiles Gyot Smoothstum
Neumann Colorea Julliet Cure Champion General Leclerc
Unterlage Unterlage Unterlage Unterlage Unterlage
Sämlinge Sämling Sämling Sämling Sämling
Malus sylvestris Pyrus communis Prunus cerasifera Prunus avium Prunus avium M9, M26, M27, Quitte MA, Sämling Prunus Sämling Prunus Sämling Prunus MM106, A2 Quitte Ba 29 insititia mahaleb mahaleb
Sämling Prunus domestica
Tab. 2: Wichtigste Kern- und Steinobstlokalsorten der Republica Bosna i Hercegovina.
Äpfel Birnen Kirschen Zwetschgen
Senabija Jeribasma Mostarska alica Dinka
Djulabija Takisa Konjicka alica Banjalucka bjelica
Hajvanlija Huseinbegovaca Karaaslama Velinka
Prijedorska zelenika Karamut Kutjevacka aslama Vlahinja
Petrovaca Buzdohanlija Dinka Brcanska rana
(hodzicka)
Sadicka Kolacusa Azijatka Dobojska rana
(osjecanka)
Srebrenicka jabuka Kantarusa Miskovacka rana
Pamuklija Mednica Sitnica
Crvenika Brdenjaca Ruzica
Zukva Begamuta Kavrlasica
Pazarka Caresnica Kaurka
Rebnjaca Grusac Loparka
Karamanka Prskulja
Slatkulja Smokvica Bosanka –
Selektion von Pozegaca Korajka –
Selektion von Pozegac
Tab. 3: Import / Export von Früchten in der Republica Bos- na i Hercegovina.
Produkte Import (t) Export (t) Differenz (t)
Früchte frisch 167 28 +139
Früchte verarbeitet 14 - +14
Beeren frisch 1314 1206 108
Quelle: Anstalt für Statistik, Sarajevo, 1997 Abb. 3: Private Apfelanlage in Srebrenik, Unterlage M9. (Foto: Jacob Rüegg)
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ren. Die Rohstoffqualität ist verbesserungswürdig.
Die Lagerkapazitäten sind derzeit noch ungenügend.
Ausbildungsbedarf besteht zudem im Bereiche der Betriebsführung.
Derzeit gibt es noch zu wenig Marktinformationen.
Die Marktbeobachtung muss ausgebaut werden. Pro- duzenten und Verarbeiter ziehen noch nicht am glei- chen Strick und müssen mit gemeinsamem Ziel den Markt bearbeiten. Auch die Werbung sollte professio- neller ausgeführt werden. Den wilden Importen muss mit einer kohärenten Strategie begegnet werden.
Zukunftspotenzial vorhanden
Der Markt in BiH ist noch aufnahmefähig für mehr einheimische Früchte (Tab. 3). Neben den zahlrei- chen bezeichneten Problemen der Obstproduktion in BiH darf festgestellt werden, dass ein grosses und gutes Potenzial zur Erneuerung besteht. Die Tradition bildet eine solide Basis für die zukünftige Obstkultur in BiH. Sie ist verankert in der Gesellschaft und kann einen wesentlichen Beitrag leisten zur wirtschaftli- chen Verbesserung der ländlichen und städtischen Gesellschaft.
Von diesbezüglicher Bedeutung könnte die Zen- tralbaumschule Srebrenik im nordöstlichen Teil von BiH (nördlich von Tuzla) sein. Dieser Pflanzgarten ist auf einer Fläche von zirka 45 ha angelegt, jährlich werden 100’000 Jungpflanzen produziert, vor allem Stein- und Kernobst, aber auch Erdbeeren, Himbee- ren und Brombeeren. Die Kapazität der Baumschule liegt bei 300’000 Jungpflanzen pro Jahr. Unter der Leitung von Agronomen wird Qualitätspflanzgut mit einem breiten Wissen über Veredlungstechnik, Sor- ten und Unterlagen produziert. Ein Labor kann bei Bedarf Sorten und Unterlagen mittels in-vitro Technik vermehren und erhalten.
Geplant sind:
● Aufbau eines neuen Nuklearstockes von qualitativ hochstehendem Vermehrungsmaterial.
● Züchtung von neuen Sorten auf der Basis von be- währten lokalen Sorten.
● Forschungsarbeiten, Diplomarbeiten, Praktika in Zusammenarbeit mit den Universitäten.
● Einrichtung von Demonstrationsparzellen zu Aus- bildungszwecken.
Derzeit ist ein Projektvorschlag der Agrarfakultät der Universität Sarajevo zur Sanierung der Anlage und der Laboratorien und für den Aufbau von Ablegern für dezentrale Vermehrungsbetriebe in Bearbeitung.
Literatur
Bertschinger L., Drkenda P., Höhn E., Mouron P. und Puhan Z.:
Poster SFIAT ETH 1999, Marked-oriented production of high quality plum fruit (Prunus domestica L.).
Drkenda P., Bertschinger und Stadler W.: Fruchtbehang und Frucht- qualität tragwilliger Zwetschgensorten. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 134, 156-158, 1998.
Höhn E. und Buchter H.: Blaues Magenwunder: Die Pflaume.
Schweiz. Z. Obst-Weinbau 135, 458-459, 1999.
Tab. 4: Die Erträge der Obstbäume in FB&H, 1997 (1000 t)
Pflaume Apfel Birne % Anteil % Anteil % Anteil
Kanton kg/Baum Total kg/Baum Total kg/Baum Total Zwetschgen Apfel Birne
Unsko-Sanski 12,2 11272 11,7 1356 14,4 841 18,0 5,3 6,8
Posavski 10,0 405 16,9 103 13,8 38 0,7 0,4 0,3
Tuzlansko-Podrinjski 16,9 28432 31,3 7157 21,3 4326 45,3 28,2 35,2
Zenicko-Dobojski 6,4 5174 17,9 4694 10.0 1552 8,2 18,5 12,6
Gornje-Podrinjski 2,6 800 34 4860 14,3 980 1,3 19,2 8,0
Srednjebosanski 21,5 7612 35,1 4691 39,5 2827 12,1 18,5 23
Herceg.-Neretvanski 12,3 4913 7,8 703 6,8 514 7,8 2,8 4,2
Zapadno-Hercegovacki5 5,1 82 7,8 127 4,4 27 0,1 0,5 0,2
Sarajevo 14,5 3808 14,2 1620 13,8 1171 6,1 6,4 9,5
Hercegbosanski 2,5 269 3,4 62 3,3 28 0,4 0,2 0,2
Summe 62767 25373 12304 100,0 100,0 100,0
L’arboriculture en Bosnie-Herzégovine: la prune donne le ton
L’article porte un regard sur une région arboricole du monde qui n’est pas encore très connue, mais qui présente un grand potentiel et affiche, ou affichait, des chiffres de production impressionnants.
S’il faut employer le passif aujourd’hui, c’est parce que la Repu- blica Bosna-Hercegovian (BiH), où l’arboriculture en général et la culture des prunes en particulier peut se faire fort d’une longue tradition, doit d’abord se relever des cendres de la guerre qui y a fait rage dans les années 1992 à 1995. La prune est le fruit le plus cultivé en BiH. Avant la guerre, la production moyenne de prunes atteignait environ 147’000 t par an (1981/90). En 1997, le pru- nier représentait encore plus de 60% des arbres à fruits, mais la production nationale de prunes ne dépassait plus guère 62’767 t.
A côté de la prune, l’éventail de production comporte les pommes et les poires, mais aussi les griottes et les merises et, en quantités plus modestes, les mandarines, les kiwis, les raisins, les pêches, les figues et les olives. L’article met en évidence les possibilités de mo- dernisation de l’arboriculture bosniaque. Il évoque aussi des tra- vaux sur l’éclaircissage de nouvelles variétés de prunes prolifiques conduits en commun par la Station fédérale de recherches à Wä- denswil et l’Université de Sarajevo au profit de l’arboriculture suisse et bosniaque.