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Obst-, Beeren- und Weinbau in Bosnien- Herzegowina

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Obst-, Beeren- und Weinbau in Bosnien- Herzegowina

Etwas grösser als die Schweiz, aber dünner besiedelt liegt Bosnien-Herzegowina zwischen Kroatien und Serbien im West-Balkan. Ein moderner Obst-, Beeren- und Weinbau befindet sich im Aufbau.

Jacob Rüegg,

Swiss Agro Consulting International, Wädenswil Hemo Jusovic und Semir Nevoric,

Caritas Schweiz, Gorazde, Bosnien-Herzegowina jacob.rueegg@bluewin.ch

Caritas Schweiz hat nach dem Krieg nicht nur den Wie- deraufbau Tausender von Häusern unterstützt, sondern auch vielen der vorherrschenden landwirtschaftlichen Kleinbetriebe neue Einkommensmöglichkeiten in der Obst- und Beerenproduktion ermöglicht. Caritas Schweiz hat die Ausbildung junger Berater und zahlreicher Produ- zenten gezielt gefördert. Mehr Familien sollen Arbeit und Einkommen erhalten und die Landwirtschaft ist aufgeru- fen, die Landesproduktion zu erhöhen (17% aller Importe entfallen auf Lebensmittel) und dringend benötigte Ex- porterlöse zu erwirtschaften in einem Land mit einer noch sehr hohen Arbeitslosigkeit und einem gravieren- den Handelsbilanzdefizit.

Obstbau

Die gesamte Obstproduktion in Bosnien-Herzegowina (BiH) lag 2006 bei etwa 211 000 t, wobei der Löwenanteil zur Zeit noch aus dem Streuobstbau stammt. Etwa 60%

der insgesamt geschätzten 18 Mio. Bäume entfallen auf Zwetschgen und Pflaumen, etwa 21% auf Äpfel und 10%

auf Birnen. In den letzten Jahren sind nun aber vermehrt Niederstamm-Kernobstanlagen sowie vereinzelt auch Kirschen-, Pfirsich- und Aprikosenanlagen erstellt wor- den. Nahezu alle Betriebe bewirtschaften kleine Anla- gen von 0.5 bis 2 ha, Betriebe mit 3 bis 10 ha sind vorder- hand noch selten. Neben Kern- oder Steinobst produ- zieren etliche Betriebe kleinflächig auch Gemüse für den Eigenbedarf und den Lokalmarkt. In puncto Sorten und Anbautechnik lehnt sich der Obstbau stark an das EU-Mitglied Slowenien an. Auch Pflanzenschutzgeräte und Produkte werden vorwiegend aus Slowenien, zuweilen auch aus Kroatien oder Serbien importiert.

(Abb. 1) BiH kann nur einen kleinen Teil der nachgefrag- ten Jungbäume und Setzlinge abdecken. Hier wird vor allem aus Serbien, Ungarn und Italien importiert. Leider wird oft nicht genügend auf zertifiziertes Material ge- achtet, sodass schon verschiedene Krankheiten wie zum Beispiel Sharka, Monilia, Kragenfäule bei Apfel und Wurzelfäule bei Himbeeren eingeschleppt wurden.

Die in BiH ansässige Früchte verarbeitende Industrie kann zur Zeit noch nicht ausreichend mit einheimi- schen Erzeugnissen versorgt werden und deckt ihren Grössere moderne Kern- und Steinobstanlage westlich von Sarajevo.

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Bedarf oft noch durch Importe aus den Nachbarländern.

Eine Anhebung der landeseigenen Produktion wird so- wohl für den Lokalmarkt, die lokale Verarbeitungsindus- trie wie später auch für den Export angestrebt. Caritas Schweiz hat in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Agentur für Entwicklung (SIDA) den Obstbau seit eini- gen Jahren mit Kleinkrediten und gut ausgebildeten ein- heimischen Beratern unterstützt. In Ostbosnien wurde mit Hilfe von Caritas die Produzentenvereinigung Drina ins Leben gerufen, die bereits gute Fortschritte erzielt hat (s. Kästchen Caritas Schweiz in BiH). Ein mittelfristi- ges Ziel besteht darin, dass sich die Produzenten schritt- weise selbst organisieren und auch finanzieren, was sich allerdings bei der Kleinstrukturiertheit der Betriebe als sehr schwierig erweist.

Anleitung zur Selbsthilfe

Caritas Schweiz hat auch Kurse für Berater und Produ- zenten organisiert, die unter Beizug von Fachleuten aus der Schweiz in verschiedenen Landesgegenden durch- geführt wurden. Das Projekt bildet die Bauern im Inte- grierten Anbau aus. Es kommen nur Pflanzenschutzmit- tel in Frage, die in der IP-Produktion und im EU-Raum erlaubt sind. Da es in BiH keine IP-Vereinigung gibt,

werden die Standards entsprechend den Vorgaben der Schweiz und Sloweniens angewandt. Es zeigte sich, dass die Überwachung und Prognose von Schädlingen und Krankheiten sowie die Wartung und der Einsatz der Ap- plikationsgeräte verbessert und optimiert werden kön- nen. Anhand praktischer Übungen und Demonstratio- nen wurden die Kursteilnehmer für die kritischen Punk- te einer guten Applikation sensibilisiert. Oft wird noch mit zu hohem Wasservolumen, mit zu kleinen Düsen und zu hohen Drücken operiert. Hier konnte in den meisten Fällen relativ einfach Abhilfe geschaffen wer- den. Mängel beziehungsweise Verbesserungen im Spritzbild konnten mit wassersensitivem Papier an- schaulich demonstriert werden. Mangel herrscht zur Zeit noch an geeigneten Ersatzteilen und Düsen für die importierten Applikationsgeräte (Abb. 1), ebenso sind fachlich qualifizierte Reparaturwerkstätten für diese Geräte schwierig zu finden. Diese logistischen Probleme dürften relativ einfach zu lösen sein.

Weit schwieriger und anspruchsvoller wird es sein, Krankheiten wie Sharka und Feuerbrand unter Kontrolle zu bringen. Sharka ist im Steinobstbau sehr weit verbrei- tet. Wahrscheinlich kann hier nur schrittweise durch den Import und die Einkreuzung mit sharkaresistenten Sor- ten mittel- bis langfristig eine deutliche Verbesserung der Situation erzielt werden. Forschung, Beratung, Produ- zenten und das in Entstehung sich befindende Landwirt- schaftsministerium sind hier stark gefordert. Beim be- rüchtigten Feuerbrand sollte in BiH unverzüglich die Ar- beit aufgenommen werden. Es besteht noch keine Übersicht, in welchen Baumschulen, Obstanlagen und Streuobstgebieten der Feuerbrand bereits latent oder sichtbar vorhanden ist. Der von der Firma Bioreba in Zu- sammenarbeit mit der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW in Wädenswil entwickelte und geprüfte Schnelltest zum Nachweis des Feuerbrand- erregers(Erwinia amylovora)dürfte in BiH sehr wertvolle Hilfe unter Feldbedingungen liefern. Beim Aufbau einer modernen, noch jungen Obstbaubranche muss unbe- dingt vermieden werden, dass ganze Anlagen und damit landwirtschaftliche Existenzen durch den Feuerbrand vernichtet werden. Ein Feuerbrand-Überwachungs- und Bekämpfungsprogramm sollte möglichst zügig an die

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Abb. 1: In den überwiegend kleinen Rebanlagen werden in letzter Zeit vermehrt kleine, aufgesattelte Axialsprüh- geräte slowenischer Herkunft verwendet.

Bosnien–Herzegowina (BiH)

Das Staatsterritorium der Republik Bosnien-Herzegowina umfasst 51 129 km2und hatte 2008 eine geschätzte Bevölkerung von knapp vier Millionen Menschen. Damit ist das mehrheitlich gebirgige Land im West-Balkan etwas grösser, aber deutlich schwä- cher besiedelt als die Schweiz. Der im Dezember 1995 aus dem Dayton-Vertrag hervorgegangene Staat besteht aus zwei Entitä- ten: der Föderation Bosnien-Herzegowina im Zentrum und im Süden sowie der Serbischen Republik im Norden und Osten. Die Bevölkerung setzt sich vor allem aus Bosniaken (48%), Serben (37%) und Kroaten (14%) zusammen. Konfessionell entfallen 40% auf Muslime, 31% auf Orthodox-Katholiken, 15% auf Römisch-Katholiken und 14% auf andere Religionen. Das Land erklär- te 1992 seine Unabhängigkeit von Ex-Jugoslawien, machte in der Folge einen schrecklichen Krieg durch, dem dann durch das Dayton-Abkommen von 1995 ein Ende gesetzt wurde. Die wirtschaftliche Erholung des Landes ist mit internationaler Hilfe in Gang gekommen, doch die Arbeitslosigkeit ist immer noch sehr hoch (ca. 30%) und das jährliche Bruttosozialprodukt relativ tief (pro Kopf ca. 7000 Franken). Die Landwirtschaft trägt zirka 10% zum nationalen Bruttosozialprodukt bei, der Anteil der Industrie liegt bei etwa 24% und jener des Dienstleistungssektors bei ungefähr 66%. Die hohe Arbeitslosigkeit, das beträchtliche Handels- bilanzdefizit und die in Zukunft eher rückläufige internationale Hilfe stellen das Land vor grosse Herausforderungen. Offiziell wird geschätzt, dass etwa 7 bis 8% der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig sind, doch dürfte die tatsächliche Zahl deutlich höher liegen, da viele Arbeitskräfte in der Land- und Forstwirtschaft nicht offiziell registriert sind und nicht alle diesbezüglichen Aktivitäten erfasst werden. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft heute und für die weitere Ent- wicklung des Landes wird daher klar höher eingeschätzt, als dies auf Grund offizieller Wirtschaftszahlen anzunehmen ist.

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S C H W E I Z E R I S C H E Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B AU 8 / 0 9 11 Hand genommen werden, wobei auf Know-how und Er-

fahrungswerte aus der Schweiz zurückgegriffen werden kann. Eine beträchtliche Schwierigkeit stellt selbstver- ständlich die Finanzierung eines solchen Programms dar, doch angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, dürften die vorbeugenden Kosten relativ gering sein ver- glichen mit den potenziell anstehenden Schäden.

Beerenbau

In den oft hügeligen Gebieten Ostbosniens mit kleinflä- chigen Betrieben hat sich gezeigt, dass mit dem Anbau von Sommerhimbeeren (Sorten: bisher vor allem Willa- mette, in Zukunft auch vermehrt Meeker) interessante Einkommen erzielt werden können. Caritas Schweiz hat in den letzten fünf Jahren den Himbeeranbau aktiv ge- fördert und dabei bereits über 200 Produzenten und ihren Familien eine neue Einkommensmöglichkeit ge- schaffen. Gemäss Angaben der Produzenten lassen sich Bruttoerlöse von 20 000 bis 30 000 Euro pro Hektare er- zielen, was nach Abzug aller Produktionskosten einen attraktiven Verdienst ergibt. Der Löwenanteil der Ernte wird von einem lokalen Verarbeiter aufgekauft und als tiefgefrorene Ware exportiert. Serbien ist wohl als Him- beerexporteur grösser und besser bekannt als BiH, doch ist man in BiH bestrebt, den Himbeeranbau auszudeh- nen sowohl für den erwachenden Frischmarkt in der Hauptstadt Sarajevo als auch für den Export. In der Um- gebung der Hauptstadt liegen gute Boden- und Klima- verhältnisse für den Himbeeranbau vor, sodass ohne Regenabdeckung, aber mit Tröpfchenbewässerung Sommerhimbeeren erzeugt werden können.

Einer der besuchten Produzenten erzählte bereitwil- lig, dass er vor dem Krieg Metallarbeiter in einer Fabrik gewesen sei. Durch den Krieg habe er seine Arbeit ver- loren und sei dann nach dem Krieg mit Hilfe von Caritas in die Himbeerproduktion eingestiegen. In seiner nur 1800 Quadratmeter umfassenden, aber gut gepfleg- ten Anlage (Abb. 2a,b) erziele er üblicherweise Erträge von 1.5 kg/m2. Im Jahr 2008 konnte er die Hälfte seiner Ernte als Verarbeitungsware zu Euro 1.80 pro kg ver- kaufen, die andere Hälfte liess sich auf dem lokalen Frischwarenmarkt für Euro 2.50 pro kg absetzen. Die- ser unternehmerische Produzent gedenkt, seine Him- beerproduktion auszudehnen und sein Einkommen durch Gemüsebau und Zwetschgenanbau zu ergänzen.

Abb. 2a: Wassertank für die Bewässerung der Himbeer- anlage.

Abb. 2b: Ein Klein- bauer hat unter Anleitung, aber auch mit viel Ei- geninitiative west- lich von Sarajevo eine kleine, sehr gepflegte Som- merhimbeeranla- ge mit Tröpfchen- bewässerung er- stellt.

Schliesslich, fügte er hinzu, sollen nicht nur er und seine Frau ein Einkommen, sondern seine Kinder eine Zukunftsperspektive mit harter, aber entsprechend bezahlter Arbeit haben. Bei diesem wie auch anderen Himbeerproduzenten liesse sich durch einfache Übun- gen und Demonstrationen der Einsatz der mehrheitlich handbetriebenen Rückensprühgeräte für einen sorgfäl- tigen Pflanzenschutz noch verbessern.

Für die Berater ist wichtig, dass sie über neuste Ent- wicklungen hinsichtlich Neu-Registrierung oder Verbot von Pflanzenschutzmitteln in der EU auf dem Laufen- den sind, was heute mit wenigen Hinweisen und In- struktionen zum Gebrauch der entsprechenden Daten- banken via Internet und Computer relativ einfach zu bewerkstelligen ist. Für den Export von Himbeeren, aber auch für Obst und Gemüse muss BiH die Anforde- rungen des Importlands (meist ein EU-Land) erfüllen, was eine entsprechende Ausbildung der Berater und den Wissenstransfer zu den Produzenten voraussetzt.

Neben Himbeeren werden in BiH auch Erdbeeren und wenig Brombeeren produziert. Bei allen Beerenobstar- ten könnte der Sortenspiegel durch geeignete und ge- prüfte Importe ergänzt werden. Beim Himbeeranbau auf schwereren Böden im Nordosten des Landes wird noch vermehrt auf die Dammkultur unter Zugabe von gut verarbeitetem, biologisch aktivem Kompost gesetzt.

Auch hier kann bereits erarbeitetes Know-how der ACW sinnvoll einfliessen.

Weinbau

Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist der Weinbau in BiH sowohl von der Anbaufläche wie von der Wertschöpfung her noch bescheiden. Die gesamte Anbaufläche von Weintrauben liegt bei etwa 1000 bis 1500 ha mit einer Weinproduktion von etwa 100 000 bis 130 000 Hektolitern. Traditionell werden im Süden des Landes in der Region Mostar mit Mittelmeerklima die Rotweinsorte Žilavka, die Weissweinsorte Blatina sowie weitere lokale und internationale Sorten (z.B. Kambuša, Merlot, Trnjak) angebaut. Im Rahmen des jungen Pro- jekts «Weinroute von Herzegovina» haben sich rund 22 Weinkeller zusammengeschlossen, um ihre Weine ei- nem breiteren Publikum und der hoffentlich auch zu- nehmende Zahl von Touristen besser bekannt zu ma- chen. In jüngster Zeit ist Weinbau auch erfolgreich im

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Norden des Landes in einem neuen Projekt lanciert wor- den. In der Ebene von Mostar sind in den letzten Jahren vermehrt grössere Tafeltraubenanlagen erstellt worden (Abb. 3), deren Erzeugnisse man auch zu exportieren ge- denkt. Sowohl bei der Wein- wie Tafeltraubenprodukti- on hat der Pflanzenschutz eine zentrale Funktion zu er- füllen. Die Beratung vor allem der zahlreichen Kleinbau- ern mit einer Viertel bis einer Hektare Anbaufläche muss noch weiter verbessert werden. Bei Besuchen ausge- wählter Produzenten zeigte sich, dass diese bei der Wahl der Produkte, ihrer Dosierung, den angepassten Wasser- volumen und der Kalibration und Einstellung der klei- nen, aufgesattelten Axialsprühgeräte (Abb. 1) noch Be-

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R É S U M É

Une production modernisée de fruits, de baies et de vin est en train de se mettre en place en Bosnie-Herzégo- vine (BiH) avec le soutien partiel de CARITAS Suisse. Le taux de chômage reste très élevé en BiH et de nom- breuses familles dépendent du revenu de leur pro- duction agricole. Il s’agit dans leur grande majorité de petits producteurs, mais qui sont en partie déjà regrou- pés au sein d’organisations de producteurs bien structurées et efficientes. Cependant, producteurs et

consultants accusent encore un déficit au niveau d’une formation complémentaire axée sur la pratique. Un plan de lutte national devra aussi être instauré pour mettre en fuite des maladies végétales graves comme la sharka ou le feu bactérien. Enfin, le pays possède des régions d’un attrait touristique indéniable qu’il s’agira de valoriser dans le cadre d’un agrotourisme qui est en- core à l’état de projet.

La culture des fruits, des baies et de la vigne en Bosnie-Herzégovine

Caritas Schweiz in Bosnien-Herzegowina (BiH) Caritas ist nach dem Internationalen Roten Kreuz das zweit- grösste internationale Hilfswerk mit nationalen Organisatio- nen in 162 Ländern. Caritas Schweiz hat in Bosnien und Her- zegowina nach dem Krieg den Wiederaufbau von 5500 Häu- sern unterstützt. Auch für den Wiederaufbau und die Stärkung der Landwirtschaft in BiH engagiert sich Caritas Schweiz. In Ostbosnien wurde 2004 ein Projekt zur Förderung des Obst- und Beerenanbaus gestartet, das nun seit fünf Jah- ren vom Agronomen Hemo Jusovićgeleitet wird. Das Projekt wurde von der Schwedischen Agentur für Entwicklung (SIDA) finanziert und von Caritas implementiert. Für die Regionen Drinatal, Bihačund Sarajevo ist die Produzentenorganisation Drina ins Leben gerufen worden, die heute über 170 Mitglie- der zählt. Die Produzentenvereinigung Drina widmet sich nicht nur der Himbeer-, Apfel und Zwetschgenproduktion, sie will ihren Mitgliedern auch durch Agrotourismus mehr Einkommen ermöglichen. Ein erster Erfolg dieser Produzen- tenvereinigung besteht darin, dass Bosniaken, Serben und Kroaten friedlich zusammenarbeiten und -leben; die schreck- lichen Zeiten des Kriegs werden so konstruktiv überwunden.

Die Drina hofft, in Zukunft ein eigenes Kühllager errichten und ein Teil der Produkte exportieren zu können. Die Produ- zenten werden sich in Zukunft vermehrt an den Beratungs- kosten beteiligen müssen, was aber bei den vorwiegend klei- nen Betrieben mit eher bescheidenen Einkommen nicht ein- fach sein wird. Es wird für die Exportwirtschaft, aber auch für die Bauern eine grosse Herausforderung sein, ihre Produktion den GlobalGAP-Standards anzupassen. Im Caritas-Projekt produzieren die Bauern bereits heute nach dem IP-Standard.

Allerdings gibt es noch keine IP-Zertifizierungsstelle.

Abb. 3: In der Ebe- ne um Mostar mit mediterranem Klima werden mo- derne Rebanlagen erstellt. Neben Weintrauben wer- den auch Tafel- trauben erzeugt.

ratungsbedarf haben. Es fiel auch auf, dass die teilweise sehr jungen Berater eine vertiefte, praxisorientierte Aus- bildung benötigen, damit sie wirkungsvoll und mit dem nötigen Vertrauen bei den Produzenten ihre erwünschte und wertvolle Arbeit leisten können.

Literatur

«Menschen», Magazin der Caritas Schweiz, Nr. 3, September 2008.

Bosnia and Herzegovina Agriculture Report. Ministry of Foreign Trade and Economic Relations, Bosnia and Herzegovina. Prepared with the support of the EU SEMARD Project funded by the Euro- pean Union, 2007.

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