Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 6|
7. Februar 2014 A 221 onsverlust war mit der Therapie so-mit verhindert worden. Für diese Stabilisierung waren pro Jahr im Schnitt 5,5 Injektionen notwendig.
Die wesentlichen Gründe, mit der Therapie aufzuhören waren – abge- sehen von Non-Compliance bei 11 % und Tod bei 9 % der Patienten – vor allem ein fehlendes Anspre- chen auf die Behandlung und eine Inaktivität des Krankheitsbildes.
Von den Augen, bei denen die In- jektionen nicht fortgesetzt wurden, gab es bei einem Fünftel im Studi- enzeitraum erneut Behandlungsbe- darf, ein Hinweis darauf, dass eine
scheinbar klinisch ruhige exsudati- ve AMD ein unsicherer Befund ist und auch bei Sistieren der Behand- lung regelmäßige Kontrollen sinn- voll sind. Bei Patienten mit ver- meintlich inaktivem Befund, bei denen nach vier Jahren eine Nach- untersuchung möglich war, vermin- derte sich der Visus von durch- schnittlich 0,38 auf 0,15.
Fazit: Für viele Patienten mit feuch- ter AMD ist die intravitreale VEGF-Hemmung eine Dauerthera- pie, die trotz Belastungen durch zahlreiche Arztbesuche zu Injekti-
ons- wie Kontrollterminen gute Aussichten für einen Funktionser- halt hat. Die Studie macht zudem deutlich, dass die Krankheit meist bilateral ist: Im Beobachtungszeit- raum musste auch bei einem Drittel der bislang unbehandelten Partner- augen mit einer Therapie begonnen werden. Die Rate okulärer Neben- wirkungen war mit 0,2 % sehr ge- ring. Dr. med. Ronald D. Gerste
Rasmussen A, et al.: A 4-Year Longitudinal study of 555 patients treated with ranibizu- mab for neovascular age-related macular degeneration. Ophthalmology 2013; 120:
2630–6.
In vielen Nierentransplantations- zentren wird der intrarenale Resis- tenzindex mit Doppler-Sonographie routinemäßig gemessen, um den Status des Nierentransplantats zu bestimmen. Bislang ist der Nutzen dieser Untersuchung allerdings un- klar. Daher wurde in einer prospek- tiven Studie mit 321 Nierenempfän- gern untersucht, ob dem intrarena- len Resistenzindex (RI) eine pro - gnostische Aussagekraft im Hinblick auf die Funktion des Transplantats und auf das Überleben von Patient und Transplantat im ersten Jahr nach der Transplantation zukommt.
Der intrarenale Resistenzindex wurde zu Beginn und 2, 12 und 24 Monate nach der Transplantation sowie bei Biopsien wegen Trans-
plantatdysfunktion bestimmt. Es wurden 1 124 Messungen in die Analyse eingeschlossen und die Pa- tienten für mindestens 4,5 Jahre postoperativ beobachtet. Der pri- märe Endpunkt setzte sich zu - sammen aus einer mindestens 50 %-igen Reduktion der errechne- ten glomerulären Filtrationsrate vom Wert bei der Ultraschallunter- suchung, dem Auftreten einer dialy- sepflichtigen Nierenerkrankung und dem Tod des Organempfängers bei funktionierendem Transplantat.
Nach drei Monaten hatten 46 von 260 Patienten einen RI ≥ 0,80 und 214/260 Patienten < 0,80. Im weiteren Verlauf starben 15 Patien- ten (33 %) mit einem RI ≥ 0,80 und 12 Patienten (6 %) mit einem RI < 0,80. Bei 4 % der Patienten mit hohem Resistenzindex und bei 5 % mit niedrigerem Index funktio- nierte das Transplantat nicht mehr.
3 Monate nach Transplantation unterschied sich die Häufigkeit des primären Endpunkts zwischen Pa- tienten mit einem RI < oder > 0,80 nicht signifikant (p = 0,12). Erst nach 12 und 24 Monaten gab es sig- nifikante Unterschiede (p = 0,02 und p = 0,04). Der kombinierte se- kundäre Endpunkt, Dialysepflich- tigkeit und Tod des Empfängers, war 3 und 12 Monate nach Trans- plantation bei einem Resistenzin- dex ≥ 0,80 signifikant höher als bei
einem RI < 0,80. Die Diffferenzen basierten vor allem auf einer höhe- ren Sterblichkeit, die Dialysepflich- tigkeit unterschied sich nicht.
Fazit: Ein Resistenzindex von
≥ 0,80 ist mit einer höheren Letali- tät von Nierenempfängern assozi- iert, nicht aber mit der Funktion des Transplantats. Prof. Dr. med. Jörg Radermacher, Minden, und Prof.
Dr. med. Hermann Haller, Hanno- ver, weisen jedoch im begleitenden Editorial darauf hin, dass sich diese Befunde von den Ergebnissen der meisten anderen Studien unter- scheiden, in denen ein Anstieg des Index mit einer Störung der Trans- plantatfunktion assoziiert war. Als Grund vermuten sie eine zu kurze Nachbeobachtungszeit in der aktu- ellen Studie. Zudem sei die Aus- fallquote bei der Messung nach 3 Monaten mit 19 % und nach zwei Jahren mit 37 % relativ hoch. Nach 3 Monaten standen Resistenzindex- Werte zur Vorhersage des renalen Risikos nur von 13 der 30 verloren gegangenen Transplantate zur Ver- fügung. Die Studie unterschätze damit den Nutzen dieser nicht inva- siven Methode in der Beurteilung des Langzeitüberlebens von Patient und Transplantat.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
1. Naesens M, et al.: Intrarenal resistive index after renal transplantation. NEJM 2013;
369: 1797–806.
2. Radermacher J, Haller H: The role of the in- trarenal resistive index in kidney transplan- tation. NEJM 2013; 369: 1853–5.
NIERENTRANSPLANTATION
Hoher intrarenaler Resistenzindex mit kürzerem Überleben assoziiert
GRAFIK
Kaplan-Meier-Kurven für den primären Endpunkt (Reduktion der GFR um ≥ 50 %, Dialysepflichtigkeit oder Tod)
Patienten, die den primären Endpunkt nicht erreichten
Jahre nach Transplantation
RI < 0,80 (Monat 3)
modifiziert nach: NEJM 2013; 369: 1797 – 806
100
80
60
40
20
0
0 1 3 5 7
Resistenzindex (RI)
≥ 0,80 (Monat 3) p = 0,03