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Archiv "Erbarmen als soziale Form: Geben und Nehmen" (22.07.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 29–30

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22. Juli 2013 A 1441 ERBARMEN ALS SOZIALE FORM

Geben und Nehmen

Ein Kunstprojekt in Köln setzt sich mit organisierter Hilfe für Bedürftige, aber auch mit Fragen von Fülle, Mangel und Verteilung auseinander.

G

eben und Nehmen – ein spannungsvolles Verhältnis mit gesellschaftlich zunehmend fest gefügten Rollen. Viele Menschen in Deutschland sind berührt von der Not ihrer Mitmenschen und organi- sieren Hilfe zur Versorgung mit dem Notwendigsten. An zahlrei- chen Orten entstehen Tafeln, Sup- penküchen und Kleiderkammern.

Und immer mehr Menschen müs- sen sich inzwischen auf diese Exis- tenzunterstützung verlassen, weil sie keine Möglichkeiten zur Selbst- versorgung und Selbstbestimmung mehr sehen. Darauf weist der Di- rektor des Diözesan-Caritasverban- des für das Erzbistum Köln, Dr.

med. Frank J. Hensel, hin. „Aber wie zwangsläufig und richtig ist diese Entwicklung? Trägt das Tafel- wesen nicht auch zur Verfestigung von Armutsstrukturen in unserer Gesellschaft bei?“, fragt er.

Das Projekt „Erbarmen als sozia- le Form“, eine Initiative des Diöze- san-Caritasverbandes in Kooperati- on mit Kolumba, dem Kunstmu- seum des Erzbistums Köln, hat bil- dende Künstler eingeladen, sich mit existenzunterstützenden Angeboten, aber auch mit Fragen von Fülle, Mangel und Verteilung auseinan- derzusetzen. Die Ergebnisse sollen in den kommenden zwei Jahren im- mer wieder Akzente im öffentlichen Raum setzen. „Wir wollen dazu an-

regen, sich auszutauschen und die eigenen Ansichten zu prüfen“, sagt Dr. Johannes Stahl, Kurator des Kunstprojektes. „Wahrscheinlich werden mehr Fragen aufkommen, als es Antworten dafür gibt. Es ist nicht einfach, mit dem Thema Ta- feln umzugehen, aber deshalb soll es nicht verdrängt werden.“

Die Veranstaltung „Rumford zu Ehren“ Anfang Juni im Haus der Architektur in Köln zeigte eine „ak- tionistische Installation“ der Künst- lerin Dorothea Bode mit dem Thema

„Armensuppe“. „Die Rumfordsuppe ist für mich nicht ,Kochen als Kunst- form‘, sondern eine Metapher für die Optimierung von Gewinn“, er- läuterte die Künstlerin ihre Intenti- on. Sie ist sich aber dessen bewusst, dass Benjamin Thompson, der spä- tere Reichsgraf von Rumford, das entrüstet von sich gewiesen hätte.

Mit bester Absicht hätte er im Jahr 1795 diese Suppe auf der Grundlage von Graupen und getrockneten Erb- sen für das bayerische Militär erfun- den. Auf der Veranstaltung wurde die Suppe im Rahmen einer Podi- umsdiskussion und weiteren Pro- grammpunkten serviert. Gleichzei- tig präsentierte die Künstlerin eine Sammlung von abgenutzten Früh- stücksbrettchen auf einem zu diesem Anlass geweißten Tisch.

Die Skulptur „Sühnetafel“ von Felix Droese ist eigens für „Erbar-

men als soziale Form“ entstanden.

Sie stand bis Ende Juni dem Kölner Dom gegenüber. Der Künstler hatte in eine massive Eichenbohle von etwa fünf Metern Höhe die Worte

„Hier steh ich mit leeren Händen vor dir“ eingeschnitten. Die Groß- buchstaben sind, so die Veranstal- ter, „einfach gehalten, so wie es die Bearbeitung mit Kettensäge und an- derem einschlägigem Werkzeug na- hegelegt hat. Eine Bohrung schafft die Gelegenheit, einen Pfannenstiel so in das Holz zu stecken, dass die Pfanne wie eine leere Hand von der Bohle ausgeht“.

„Chinesische Teekannensprüche“

Der Künstler Reinhard Matz hat nach eigenen Angaben „eine neue Arbeit entwickelt, die auf dem Bo- den der Diskussion um die Tafeln entstanden ist, aber ganz grundsätz- liche soziale Wechselverhältnisse anfragt“. „Chinesische Teekannen- sprüche, 2013“ ist eine Schriftarbeit auf Emailletafeln im Format 60 × 75 cm. Geplant ist eine kleine Auf- lage der Schilder. „Sie sollen an verschiedenen Orten auf Dauer platziert werden. Infrage kommen da selbstverständlich auch Arztpra- xen“, meint Projektleiter Ludger Hengefeld. Interessenten können mit ihm Kontakt aufnehmen (ludger.

hengefeld@caritas-koeln.de).

Gisela Klinkhammer

Weitere Informationen zum Kunstprojekt: Diöze- san-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V., Stabsabteilung Information und Kommunikation, Georgstraße 7, 50676 Köln, Telefon:

0221 2010–284, www.caritasnet.de Dorothea Bode präsentierte unter dem Titel „Bleibende Werte“ eine Sammlung von abgenutzten Frühstücksbrettchen.

Foto: Caritas/Frank Baquet

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