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Archiv "Krankenhaus: Geben und nehmen" (15.08.2008)

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B R I E F E

KRANKENHAUS

Zur Krisenbewälti- gung reichen prag- matische Lösungen für einzelne Proble- me längst nicht mehr aus (DÄ 24/

2008: „Stationäre Versorgung: Das Krankenhaus in der Postmoderne“ von Holger Richter).

Ein Schlag ins Gesicht

Herr Richter beschreibt in seinem Artikel den Istzustand der deutschen Kliniken eigentlich recht gut, umso verwunderlicher ist die darauf fol- gende Aussage „Die Generation der heutigen Klinikärzte hat nicht gelernt zu organisieren“. Dies ist für mich als Klinikarzt ein Schlag ins Gesicht!

Vielmehr stehen die Klinikärzte per- sonell und angesichts der oktroyier- ten Arbeitsbedingungen mit dem Rücken zur Wand, sodass sie viel- fach nur durch Chaosmanagement eine Behandlung der Patienten – in der Regel mit viel, zumeist unbe- zahltem persönlichem Engagement – sicherstellen. (Von wegen Ampel- konten!) Der Autor beschreibt selbst, warum das ärztliche Potenzial nicht effizient genutzt wird, daher ist mir unverständlich, wie er daraus pau- schal schlussfolgert, die Klinikärzte hätten ein Organisationsproblem!

Klaus J. Hammer,Käthe-Kollwitz-Straße 22, 29664 Walsrode

Geben und nehmen

Den Kenner der Materie verwundert es nicht, dass Herr Richter als Ge- schäftsführer eines großen Klinikums so seine Schwierigkeiten mit der Um- setzung des Arbeitszeitgesetzes hat.

Dabei verkennt Herr Richter, wie so viele, dass gerade die arztspezifi-

schen Tarifverträge des Marburger Bundes sehr flexible Arbeitszeitrege- lungen zulassen (anders als z. B. der TVöD). Diese nutzen die Möglich- keiten des deutschen Arbeitszeitge- setzes, ohne den Schutz der Ärzte und ihrer Patienten vor gefährlich langen Arbeitszeiten außer Acht zu lassen.

Wiederholt hat der Marburger Bund LV Bremen Beratungen zur Entwick- lung gesetzes- und tarifvertragskon- former Arbeitszeitmodelle angeboten.

Manch einer möchte allerdings wohl doch lieber vom Gewerbeaufsichts- amt beraten werden. Und dann ver- wundert es auch nicht, wenn man mehrere großformatige Anzeigen auf der Suche nach den künftigen Fach- ärzten (im selben DÄ) aufgeben muss. Wer gute Arbeitsbedingungen, leistungsgerechte Vergütung und eine strukturierte Weiterbildung bei fla- chen Hierarchien bietet, der wird auch in geografisch weniger attrakti- ven Regionen motivierte Ärztinnen und Ärzte finden. Allen anderen wün- schen wir viel Vergnügen bei der Su- che nach Ärzten für die Zielgröße 70 Prozent Facharztanteil!

Dr. Heidrun Gitter,2. Vorsitzende des Marburger Bundes LV Bremen, Rockwinkeler Heerstraße 128, 28355 Bremen

Hoffnung für die Zukunft

Wohl wahr, dass „Die Welt der Post- moderne nicht leicht zu durchschau- en ist“! Dies gilt im Krankenhaus der Postmoderne leider nicht nur für die verantwortlichen Entscheidungs- träger, sondern insbesondere auch für die praktisch tätigen Ärzte, das Pflegepersonal und letztlich die Pa- tienten. Unter den vielen treffenden Bemerkungen des Artikels haben mir vor allen Dingen die zur Empa- thie als künftigem Erfolgsfaktor ge- fallen. Die Reduzierung der „fast ar-

chaisch anmutenden Angst“ der breiten Bevölkerung vor dem Kran- kenhaus ist meines Wissens bislang noch in kein QM-Programm als Messgröße eingegangen. Das zu Recht geforderte Mehr an Empathie kommt jedoch nicht nur den Patien- ten als „Kunden“ des Krankenhau- ses zugute, sie ist auch mehr als ein Überlebensfaktor für die Einrich- tung selbst. Sie sollte der wichtigste Garant für die persönliche Arbeits- zufriedenheit des pflegerischen und ärztlichen Personals sein, wenn alle Probleme von Arbeitszeit, Qua- litätsmanagement usw. gelöst sind.

Allein die Tatsache, dass diese Be- merkungen aus der Feder eines Krankenhausmanagers im DÄ er- scheinen, lässt für die Zukunft für un- sere Krankenhäuser hoffen!

Dr. med. Rainer Stange,Immanuel-Krankenhaus, Königstraße 63, 14109 Berlin

INTENSIVMEDIZIN

Ergebnisse einer Fragebogenaktion auf deutschen Inten- sivstationen (DÄ 19/2008: „Intensiv- medizinische Ver- sorgung: Rationie- rung ist längst Realität“ von Prof. Dr.

med. Joachim Boldt et al.)

Waches ethisches Empfinden

. . .Wenn, wie die Autoren schrei- ben, „immer noch“ die Auffassung besteht, dass Rationierung in der Medizin inhuman und unethisch sei, dann ist das nicht erstaunlich, son- dern zeugt von wachem ethischem Empfinden. Die vermeintlich unbe- einflussbaren ökonomischen Zwänge zu erkennen, sich ihnen möglicher-

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich

die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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B R I E F E

weise zu beugen, ihre ethische Be- denklichkeit aber trotzdem nicht zu verschweigen, gehört in meinen Au- gen zu den Aufgaben eines Arztes – auch im Krankenhaus.

Ein Patient mit inkurablem fina- lem Grundleiden kann durchaus auf eine Intensivstation gehören, zum Beispiel zur Einleitung einer wirksa- men palliativen Schmerztherapie, wenn die Möglichkeiten auf der Nor- malstation nicht gegeben sind oder wenn die Chance gesehen wird, durch andere unterstützende Maß- nahmen, die, z. B. wegen der dünnen Personaldecke, auf einer anderen Station nicht geleistet werden kön- nen, das Leiden des Patienten zu mindern . . .

Wenn „nur für zehn Prozent“ die Nichtreanimationsorder ein Hinder- nis zur Aufnahme auf die Intensiv- station darstellt, dann freue ich mich über die hohe Zahl von 90 Prozent der Kollegen, denen der Unterschied zwischen dem Unterlassen einer kar- diopulmonalen Wiederbelebung und dem Verzicht auf alle übrigen diag- nostischen und therapeutischen Op- tionen klar ist.

Dass offenbar nur elf Prozent der Abteilungen über (schriftliche)

„Standards zum Einfrieren, Begren- zen und Abbrechen der Therapie“

verfügen, ist aus meiner Sicht tatsächlich ein Mangel. Auch bei uns fehlt bisher eine solche Verfah- rensempfehlung. Die sich im Ein- zelfall daraus ergebende Beliebig- keit in der Art, wie im Fall der übereinstimmend gesehenen Aus- sichtslosigkeit die Therapieziel- änderung durchgeführt wird, ist manchmal schwer zu ertragen. Ge- rade das sogenannte Einfrieren, bei dem unter den Augen aller die bis- her eingeleitete Therapie ein- schließlich Katecholamingabe, Thrombose- und Ulkusprophylaxe, Antibiotikatherapie usw. weiterge- führt wird, führt ja nach meiner Er- fahrung nie zur Genesung des Pati- enten, sondern zu einer Sterbebe- gleitung unter dem Motto: stirb langsam. Wenn das Einfrieren als eine Methode gesehen wird, den Pa- tienten quasi „seinem Schicksal zu überlassen“, über das höhere Mäch- te entscheiden mögen, dann wird übersehen, dass es ethisch keinen

Unterschied macht, ob wir eine in- dizierte und verfügbare Therapie nicht einleiten oder eine begonnene Therapie abbrechen.

Den im letzten Satz angesproche- nen ethischen Konflikten der verant- wortlichen Ärzte im Spannungsfeld zwischen ärztlichem Auftrag und ökonomischem Zwang ist nur durch kontinuierliche Thematisierung ge- genüber der Krankenhausleitung sinnvoll zu begegnen. Diese muss sich den ethischen Dilemmata stellen und sie gegebenenfalls an höhere Gremien weiterleiten. Ethische Ver- antwortung darf nicht auf die Mikro- ebene abgeschoben werden.

Friedhelm Berlitz,St.-Lukas-Klinik GmbH, Schwanenstraße 132, 42697 Solingen

ÄRZTLICHE LEISTUNG

Mit Verweis auf den Kostendruck und die Ärzteknappheit ord- nen die Kliniken die Aufgaben im ärztli- chen Dienst neu (DÄ 19/2008: „Delegati- on ärztlicher Leistung: Mangel macht vie- les möglich“ von Jens Flintrop, Martina Merten und Thomas Gerst).

Die Realität

Bin mittlerweile nicht mal mehr er- staunt darüber, wie selbst ernannte Experten, Verwaltungschefs, Kolle- gen in leitenden Funktionen etc.

nicht müde werden, über die Dele- gation von ärztlicher Tätigkeit zu philosophieren! Anscheinend sind die Zustände in Deutschlands Klini- ken noch immer nicht bekannt. Ge- hen Sie in eine x-beliebige Klinik in diesem Land und fragen sie die Assistenzärzte als Stationsärzte, Ambulanzärzte etc. über die Delega- tion von ärztlicher „Tätigkeit“ an nicht ärztliches Personal. Solange es fast in jeder Klinik zur „urärztli- chen“ Arbeit gehört, Röntgentermi- ne anzumelden, Patienten in Funkti- onsabteilungen zu fahren, Arztbriefe zu tippen, Rehatermine zu organisie- ren, Befunde aus Archiven zu su- chen, Blutabnahme durchzuführen, Braunülen zu legen, Verbände zu wechseln, nebenher DRGs zu ver- schlüsseln und vieles, vieles mehr,

ist die in diesem Land geführte Dis- kussion über eine Delegation von ärztlicher Tätigkeit geradezu absurd.

Anscheinend ist noch keinem Ver- waltungschef das unglaublich große Einsparpotenzial im ärztlichen Be- reich aufgefallen, wenn der Arzt in Deutschland tatsächlich nur noch ärztliche Aufgaben erfüllt und da- mit, kaum vorstellbar, aber wahr, wieder z. B. Zeit für seine Patienten hätte. Zum Schluss die bittere Rea- lität: Es gibt in den meisten Kliniken aber schlichtweg kein Personal mehr, weder ärztliches noch pflege- risches, an das man zusätzliche Auf- gaben delegieren oder auch nur um- verteilen könnte!

Herbert B. Henke,Amselweg 25, 61479 Glashütten

Grob fehlerhaft

Das erste, den Artikel illustrierende Foto des epd (siehe oben) zeigt eine Hautpunktionsblutentnahme an der Fingerbeere im Bereich der größten Tastkörperchendichte, ohne Einmal- handschuhe und Mundschutz. Es gehört sich, das Tastsinnorgan des Patienten intakt zu lassen. Deshalb wird seitlich und weniger distal eingestochen . . . Auf einem zweiten Bild der picture-alliance ist eine weibliche Person mit einer bluthalti- gen Einmalspritze und aufgesetzter, überlanger Kanüle zu sehen. Die weibliche Person trägt keine Schutz- brille. Dies ist aber beim Hantieren mit blutgefüllten Spritzen direkt vor den Augen unverzichtbar. Beide Fo- tos zeigen grob fehlerhaftes Verhal- ten. Die minimalen Voraussetzungen für das verantwortungsvolle und vor-

Foto:epd

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B R I E F E

bildliche Delegieren ärztlicher Leis- tungen sind nicht gegeben . . .

Dipl.-Biochem. Dr. med. Rudolf H. Seuffer, Ferdinand-Lassalle-Straße 40, 72770 Reutlingen

DMP

Die Auswahlkriterien verzerren die Ergeb- nisse der Evaluation (DÄ 21/2008. „DMP Diabetes mellitus:

Selektionsbias“ von Dr. med. Johannes Gutsch).

Undifferenziert

. . . Die Barmer hat mittels einer re- trospektiven Analyse die Leistungs- daten von rund 160 000 Diabetikern untersucht und darüber hinaus die Befragungsergebnisse von 4 340 Versicherten mit Diabetes mellitus analysiert. Die in den Fachzeitschrif- ten „Diabetes, Stoffwechsel und Herz“ (Ullrich et al. 2007) und „Ge- sundheits- und Sozialpolitik“ (Elke- les et al. und Graf et al. 1/2008) ver- öffentlichten Ergebnisse zeigten u. a.

hinsichtlich Schlaganfall- und Am- putationsraten deutliche Unterschie- de zugunsten der DMP-Teilnehmer.

Die Frage, wie dieses auffällige Re- sultat erklärt werden könnte, wird in den genannten Publikationen (insbe- sondere in Graf et al.) sehr ausführ- lich und differenziert diskutiert. Dies gilt natürlich auch für denkbare Ver- zerrungen der Ergebnisse durch Se- lektionseffekte. Letztlich kommen wir als Autorinnen und Autoren die- ser Artikel aber nach wie vor zu dem Schluss, dass unter Berücksichtigung aller verfügbaren Fakten und Er- kenntnisse Diabetespatienten von ei- ner Programmteilnahme profitieren und sich daher in ein DMP einschrei- ben sollten. Im Kommentar von Herrn Dr. Gutsch werden die für DMP-Teilnehmer vorteilhaften Er- gebnisse im Wesentlichen damit er- klärt, dass sich im DMP die moti- vierten Patienten befänden, welche die „therapeutischen Anweisungen des Arztes“ wahrnehmen. Gutsch un- terstellt offensichtlich, dass diese Motivation von einer DMP-Teilnah- me völlig losgelöst ist, denn sonst dürfte er den Programmen nicht

rundweg jede Bedeutung abspre- chen. Diese einseitige Betrachtung reicht aber nur schwerlich aus, um zu erklären, dass die Mehrheit der DMP-Teilnehmer in der Versicher- tenbefragung einen verbesserten Ge- sundheitszustand seit der Programm- teilnahme angibt oder dass Teilneh- mende häufiger leitliniengerechte Medikamente erhalten und häufiger an die zweite Versorgungsebene überwiesen werden. Eine dem The- ma angemessene Diskussion kann und soll jedoch nicht im Rahmen dieses Leserbriefs geführt werden.

Den Vorwurf des Kommentators, die Barmer würde mit solchen Untersu- chungen unnötig Mitgliedsbeiträge verbrauchen, weisen wir entschieden zurück! Auch Krankenkassen sind gesetzlich gehalten, Qualität, Zweck- mäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung zu gewähr- leisten. Insbesondere aber im Inter- esse unserer Versicherten sind die genannten Analysen unverzichtbar.

Die Entscheidung, ob eine Kranken- kasse ihre Versicherten zur Teilnah- me am DMP motiviert, und in wel- chem Maß entsprechend erweiterte Informations- und Betreuungsange- bote hierzu vorgehalten werden, soll- te möglichst auf Daten und Fakten und nicht auf Meinungen basieren.

Auch wenn die angesprochenen Er- gebnisse nicht jedem gefallen, so sind dies doch die bislang aussage- kräftigsten, die zum Nutzen der DMP in Deutschland vorliegen.

Dr. Christian Graf, Walter Ullrich,

Petra Kellermann-Mühlhoff, Dr. Ursula Marschall, Barmer Ersatzkasse, Lichtscheider Straße 89, 42285 Wuppertal

ERFOLGSFAKTOREN

Jedes Krankenhaus ist nur so gut wie seine Ärztinnen und Ärzte (DÄ 20/2008:

„Kompetenzgemein- schaft Krankenhaus:

Erfolg durch Weiter- bildung“ von Dr. med. Christoph Scholz et al.).

Eine Bitte

Könnten Sie den Satz „Jedes Kran- kenhaus ist nur so gut wie seine Ärz- tinnen und Ärzte“ als Titel bringen, den man sich in einem Bilderrahmen

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B R I E F E M E D I E N

an die Wand hängen kann – zum Aufbauen und vielleicht als Hinweis für die Verwaltung und kaufmänni- sche Direktionen.

Dr. Thomas Schneider,Asklepios-Klinik Nord Heidberg, Tangstedter Landstraße 400, 22417 Hamburg

ARZTBERUF

Zu dem Leserbrief

„Wer wen fördert“

(DÄ 21/2008 von Dr.

med. Ulrich Haag) zum Thema „Die Me- dizin wird weiblich“

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Der Leserbrief von Dr. Ulrich Haag kann nicht unwidersprochen hinge- nommen werden. Es ist richtig, dass wir inzwischen einen Studentin- nenanteil von 60 bis 70 Prozent in der Humanmedizin haben. Es ist auch richtig, dass wir einen Haus- ärztemangel haben. Diese beiden Tatsachen in einen Zusammenhang zu bringen, und zwar dergestalt, dass Ärztinnen eine hausärztliche Tätigkeit, speziell auch auf dem Land, „nicht ausüben können oder wollen“, kann man so nicht stehen lassen. Es gibt sehr viele hervorra- gende und engagierte Hausärztinnen auch heute schon und auch nicht nur in städtischen Bereichen. Allerdings ist es besonders im ländlichen Be- reich sehr schlecht um eine arbeits- platznahe und arbeitszeitkompatible Kinderbetreuung bestellt – sowohl für berufstätige Hausärztinnen als auch für berufstätige Hausärzte.

Viele junge Männer und Frauen ent- scheiden sich heutzutage auch ge- gen den Beruf Arzt, weil die Ver- dienstmöglichkeiten relativ gering sind und es schwer ist, eine Familie zu ernähren . . . Fazit: Es ist nicht die Tatsache, ob Frauen oder Män- ner den Arztberuf ausüben, nachtei- lig, sondern ob die Rahmenbedin- gungen so sind, dass sowohl Män- ner als auch Frauen ihre Kapazitä- ten voll dem Beruf zugutekommen lassen können . . .

Dr. med. Karin Rudzki,Krohnstieg 41–43, 22415 Hamburg

VIKTOR VON WEIZSÄCKER

Neues entdecken, Neues schaffen

Heute haben viele Menschen den Eindruck, dass in der Medizin nicht alles zum Besten steht. Obwohl sie im Prinzip so viel kann wie noch nie in der Geschichte der Menschheit, wird sie in den Kämpfen um die Res- sourcenverteilung immer mehr zer- rieben. Übermäßige Orientierung an der Naturwissenschaft, Kostenstei- gerungen, Ärztemangel und Neure- gulierungen sind dafür nur Sympto- me. Es ist deshalb nicht überra- schend, dass verantwortungsbewuss- te Ärzte immer wieder neu nach der Essenz der Medizin suchen. Das von Wilhelm Rimpau und Klaus Dörner herausgegebene Lesebuch gehört zu diesen Anstrengungen.

In einem Vorwort wird zunächst die Krise der Medizin charakte- risiert und in einem zweiten das Le- ben und das Werk Viktor von Weiz- säckers vorgestellt. Der Hauptteil besteht aus einigen zentralen Schrif- ten des bedeutenden Arztes. Jedem Abschnitt ist eine Einleitung der Herausgeber vorangestellt. Auf die- se Weise wird es dem Leser gut möglich, sich von der Denkweise von Weizsäckers ein Bild zu ma- chen, ohne sich selbst durch sein riesiges Werk durcharbeiten zu müssen.

In der heutigen Zeit der großen technischen Errungenschaften in der

Medizin ist das Entschei- dende an diesem Buch, dass ein Arzt zu Wort kommt, der nicht nur gestörte kör- perliche Vorgänge diagnos- tiziert, sondern die Patien- ten bewusst auch als Men- schen wahrnimmt. Von Weizsäcker betont, dass sich körperliche Störungen immer auf die ganze Person auswirken und sich die per- sönliche Betroffenheit eines Menschen in der Regel auch körperlich ausdrückt.

Durch diese Betrachtungsweise wird die Praxis der Medizin zu einer faszinierenden Tätigkeit und jede Begegnung eines Arztes mit einem Patienten zur Möglichkeit, Neues zu entdecken und Neues zu schaffen.

Die Medizin verliert dadurch den einseitigen Charakter einer natur- wissenschaftlich orientierten Repa- raturwerkstatt und erhält einzigarti- ge menschliche Qualitäten.

Das Buch ist anregend und le- senswert für Studierende der Medi- zin und für Ärzte, die sich darum be- mühen, ihre Patienten besser zu ver- stehen. Es ist immer wieder ermuti- gend, dass es Menschen wie Viktor von Weizsäcker gegeben hat, die uns zeigen, wie es nicht nur auf natur- wissenschaftlicher, sondern auch auf der persönlichen Ebene möglich ist, Probleme von Patienten rational zu durchdenken und Patienten als Men- schen zu begegnen. Johannes Bircher Viktor von Weizsäcker:

Warum wird man krank? Ein Lesebuch.

suhrkamp Taschenbuch 3936. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2008, 342 Seiten, kartoniert, 10 Euro

BÜCHER – NEUEINGÄNGE

Medizin/Naturwissenschaft

Paul L. Marino: Das ICU-Buch. Praktische Intensivmedizin.

4. Auflage. Urban & Fischer, München, 2008, 813 Seiten, gebunden, 94,95 Euro

R. Erbel, R. Körfer, B. Nowak, Th. Paul: medführer® Herz/Gefäße.Kardiologie · Kardiochirurgie · Gefäßchirurgie.

Deutschland 2008. 5. Auflage. medführer GmbH, Heidel- berg, 2008. 648 Seiten, kartoniert, 24,90 Euro (Sonderpreis für Ärzte: 14,95 Euro) zzgl.Versandkosten, bestellbar über das Internetportal www.medfuehrer.de.

John F. Clarkin, Frank E. Yeomans, Otto F. Kernberg:

Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit. 2. Auf- lage, Schattauer, Stuttgart, 2008, 350 Seiten, gebunden, 49,95 Euro

Hans Assmus, Gregor Antoniadis (Hrsg.): Nervenkom- pressionssyndrome. Steinkopff, Heidelberg, 2008, 210 Seiten, gebunden, 79,95 Euro

Andreas Ruß, Marc Deschka: Arzneimittel Rettungs- dienst pocket. 2. Auflage. Börm Bruckmeier Verlag, Grün- wald, 2008, 304 Seiten, kartoniert, 12,95 Euro

Wolfram Dempke: Molekulare Therapie in der Häma- tologie/Onkologie.2. Auflage, UNI-MED Verlag, Bremen, 2008, 192 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro

T. Junginger, A. Perneczky, C.-F. Vahl, C. Werner (Hrsg.):

Grenzsituationen in der Intensivmedizin. Entscheidungs- grundlagen. Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2008, 280 Seiten, broschiert, 34,95 Euro

Andreas D. Ebert: Gynäkologische Laparoskopie. De Gruyter, Berlin, 2008, 94 Seiten, kartoniert, 34,95 Euro

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M E D I E N

PSYCHIATRIE

Auf das Wesentliche konzentriert

Ein Buch über die „Psychiatrische Therapie“ von einem einzigen Au- tor, und dann auf nur 330 Seiten?

Aldenhoff wagt das Unterfangen, und es entsteht eine lobens- und le- senswerte Monografie. Als „Praxis- buch“ konzipiert, wird das Buch dem Anspruch eines für die Praxis geschriebenen Textes gerecht. Der Stil ist klar und prägnant, die in psy- chiatrischen Büchern so häufig zu findenden Abschweifungen fehlen hier erfrischenderweise. Das Buch ist „to the point“ und scheut auch nicht die Stellungnahme zu heiklen Themen, wie zum Missbrauch in therapeutischen Beziehungen. Die einerseits an Störungsbildern, ande- rerseits an den Behandlungsverfah- ren orientierte Systematik erleich- tert das Auffinden der relevanten In- formationen. Viele praktische Rat- schläge und Fallbeispiele aus der klinischen Tätigkeit lockern den Text auf und machen ihn gerade für Nichtpsychiater interessant. Zum Buch gehört eine CD-ROM mit ei- nem kleinen PC-Programm zu Arz- neimittelinteraktionen und -neben- wirkungen.

Bei so viel Lob seien aber auch Verbesserungsvorschläge erlaubt:

Bei allem Hang zur Klarheit und Ver- zicht auf verzierende Wendungen wären gelegentlich einige die Kapitel und Unterkapitel verbindende Sätze dem Lesefluss dienlich. Der speziel- le Psychotherapieteil ist mit zwölf Seiten kurz geraten, jedoch findet man viele Hinweise zur Psychothe- rapie im störungsorientierten Teil.

Leider enthält das Buch keine Abbil- dungen, und die grau-schwarze Hin- terlegung der Arzneimittelinforma- tionen ist eher störend.

Gleichwohl ist dies ein gut ge- lungenes Praxisbuch zur psychia- trischen Therapie, das aufgrund seiner auf das Wesentliche kon- zentrierten Darstellung auch für (Noch-)Nichtpsychiater interes- sant sein dürfte. Wolfgang Gaebel

Josef Aldenhoff: Psychiatrische Therapie.Mit CD-ROM „Psychopharmakaguide“. Schattauer, Stuttgart, New York, 2007, 330 Seiten, gebunden, 69 Euro

Referenzen

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