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Der gescannte Patient

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Bayerisches Ärzteblatt 7-8/2005 493

BLÄK informiert

Zu einer Podiumsdiskussion rund um die elektro- nische Gesundheitskarte lud im Juni die FDP München-Süd in das Zahnärztehaus München ein.

Fünf Experten aus unterschiedlichen Parteien und Fachgebieten sollten den Bürgerinnen und Bürgern die Risiken, aber auch die Chancen auf- zeigen, die diese Neuerung mit sich bringe. Da- bei erstreckte sich das Spektrum der Experten- meinungen von der Angst der völligen Datenfrei- legung bis hin zur möglichen Qualitäts- und Leis- tungsverbesserung bei der ärztlichen Tätigkeit.

„Ich möchte mehr Transparenz im Abrech- nungswesen“, forderte Silke Stokar, MdB, Datenschutz-Expertin und innenpolitische Sprecherin der Grünen. Diese Transparenz war in der Tat eines der Hauptargumente für die Gesundheitskarte, das in der Runde laut wurde. Daneben würde man sich eine erheb- liche Kostenersparnis durch das Vermeiden von Doppeluntersuchungen, eine Reduzie- rung der Gefahr von Wechselwirkungen beim Verschreiben von Medikamenten und eine verbesserte Behandlung in Notfallsituationen erwarten. Ärzte sollten durch die Entbüro- kratisierung mehr Zeit für ihre Patienten auf- bringen können und der reibungslose Infor- mationsaustausch zwischen Fachärzten, All- gemeinärzten und Kliniken solle ihnen zu- sätzlich die Arbeit erleichtern.

Verpflichtende/freiwillige Angaben

„Wir haben es mit einem gigantischen IT- Projekt zu tun – ein so großes Vorhaben braucht Ruhe und Zeit“, erklärte die bayeri- sche FDP-Vorsitzende Sabine Leutheusser- Schnarrenberger und äußerte erhebliche Be- denken besonders im Bereich des Daten- schutzes. Das ganze Konzept bedürfe noch der Implementierung vieler Vorkehrungen, damit die Patientenhoheit über seine sensi- blen Daten gewährleistet werden könne – das sei bis Anfang 2006 nicht zu bewerkstelligen.

Bis dato befänden sich immer noch Unstim- migkeiten in der Konzeption. Zwar solle je- der Patient selbst entscheiden dürfen, welche Informationen auf der E-Health-Karte ge- speichert würden, doch ergäbe sich beispiels- weise bei der Speicherung der Notfalldaten der erste Widerspruch zwischen Freiwilligkeit und Nutzen. Keine oder lückenhafte Notfall- daten auf der Karte würden diese in einer Zwangslage völlig nutzlos machen. Deshalb stelle sich grundsätzlich die Frage, inwieweit der Karteninhaber zu einem bestimmten Da- tensatz verpflichtet werden müsse.

Unsicherheit im Datenschutz

Dr. Janusz Rat, Vorsitzender des Daten- schutz-Kontrollausschusses der Kassenzahn- ärztlichen Bundesvereinigung, nannte die Gesundheitskarte gar ein „hochgefährliches Instrument“. „Es sind nur diejenigen Daten sicher, die nicht erfasst sind“, befürchtete er.

Die Daten würden große Begehrlichkeiten wecken und die wirtschaftliche Verlockung sei immens, stellte auch Matthias Sehling, MdB (CSU), Bundestagsausschuss für Ge- sundheit und soziale Sicherung, fest. Die Vielzahl an Involvierten – wie Ärzte, Apo- theker, Kliniken, Heilberufe und Kranken-

Der gescannte Patient

kassen –, die allesamt Zugriff auf die Daten der Patienten hätten, würden das System un- sicher machen. Unberechtigter Zugriff und der Handel mit Daten müssten deshalb unbe- dingt technisch verhindert werden, so der CSU-Politiker.

IT auf dem neuesten Stand

Mit Hilfe von Verschlüsselungsverfahren, die auch im Geheimdienst angewandt würden, solle die Sicherheit beim Datenschutz garan- tiert werden. „Die Karte ist geradezu das Sicherste, was es in der IT gibt, und wurde bisher – entgegen kursierender Informationen – noch nicht geknackt“, erklärte Bertram Bresser, Arbeitsgruppenleiter Medizin-Tele- matik am Fraunhofer-Institut, der die Ent- wicklung der Gesundheitskarte mitbetreute.

Doch auch er hatte nicht nur Positives über die Innovation zu berichten; vor allem in der Vorgehensweise bei der Produktentwicklung seien Fehler gemacht worden. Ausgehend von einem neuen IT-Werkzeug, der E-Health- Karte, habe man sich gefragt, welche Ziele damit erreicht werden könnten. Deshalb sei es fraglich, ob diese Absichten nicht auch auf andere Weise realisierbar gewesen wären, so Bresser.

Dass die Verunsicherung auch unter den Bür- gerinnen und Bürgern noch immer groß ist, zeigten die zustimmenden Reaktionen aus den Publikumsreihen, sobald einer der Exper- ten auf mögliche Risiken der Gesundheits- karte hinwies.

Sabine Eigen (BLÄK) Zeigte sich äußerst skeptisch gegenüber der

Einführung der E-Health-Karte: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

59. Bayerischer Ärztetag 2005 in Coburg

Einladung zur Vollversammlung (HKaG Art. 5 Abs. 4)

Der diesjährige Bayerische Ärztetag findet vom 14. bis 16. Oktober 2005

im Kongresshaus Rosengarten in Coburg statt.

Die Tagesordnung wird im September-Heft 2005 des Bayerisches Ärzteblattes veröffent- licht und im Internet unter www.blaek.de eingestellt.

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