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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans durch Weiterbildung: Die Bibliothek eines Gesundheitsunternehmens als kompetenter Partner beim lebenslangen Lernen

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Academic year: 2022

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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans durch Weiterbildung:

Die Bibliothek eines Gesundheitsunternehmens als kompetenter Partner beim lebenslangen Lernen

What you do not learn as a child, you will learn through further education:

The library of a health enterprise as a competent partner in lifelong learning

Abstract

The traditional wise saying "you can’t teach an old dog new tricks“ has long been outdated. The most important production factor in the estab-

Betty Johannsmeyer

1

Sandra Pfob

1

lishing of a “health” service is no doubt the human capital. Well trained,

Alexander Schröder

1

highly qualified people who are able to learn further are needed in order to provide the patients with a service at its highest quality. This means,

that the success of an enterprise in the health market resides in its 1 HELIOS Zentralbibliothek, Berlin, Deutschland ability to make it possible for its employees to acquire a lifelong educa-

tion.

The strategy of the HELIOS hospitals has thus been to increase the knowledge of its employees and to provide the optimal conditions for the appropriation of further knowledge. The aim is to gather the existing knowledge structures of the concern and to make it easily available on a platform. The central library of the concern is used as an example to illustrate how the library services can also be brought into the knowledge landscape of a health concern and how they could be linked with stra- tegic partners in the field of knowledge.

Keywords:knowledge management, knowledge networking, libraries in health companies

Zusammenfassung

Die althergebrachte Weisheit „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist längst überholt. Der wichtigste Produktionsfaktor bei der Erstellung der Dienstleistung „Gesundheit“ ist zweifelsfrei das Hu- mankapital. Es werden gut ausgebildete, hochqualifizierte und zum Weiterlernen befähigte Menschen benötigt, um diese Dienstleistung für den Patienten in höchster Qualität zu erbringen. Für ein Unterneh- men, das erfolgreich am Gesundheitsmarkt bestehen will, bedeutet das, seinen Mitarbeitern ein lebenslanges Lernen zu ermöglichen.

Zur Unternehmensstrategie der HELIOS Kliniken gehört es deshalb, das Wissen der Mitarbeiter zu mehren und optimale Voraussetzungen dafür zu schaffen, sich fortlaufend weiteres Wissen anzueignen. Ziel ist es, die vorhandenen Wissensstrukturen des Konzerns zu bündeln und komfortabel auf einer Plattform zur Verfügung zu stellen. Wie sich auch bibliothekarische Dienstleistungen in die Wissenslandschaft eines Ge- sundheitskonzerns einbringen und sich mit strategischen Partnern in Sachen Wissen vernetzen können, wird am Beispiel der Zentralbibliothek des Unternehmens dargestellt.

Schlüsselwörter:Wissensmanagement, Wissensvernetzung, Bibliotheken in Gesundheitsunternehmen

Fachbeitrag

OPEN ACCESS

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Abbildung 1: Das lernende Unternehmen

Einleitung

Ein jeder kennt das unbefriedigende Gefühl, trotz intensi- ver Weiterbildungsaktivitäten nie auf dem neuesten Ent- wicklungsstand zu sein, und jeder weiß auch, wie wichtig Lernen in der heutigen Zeit auf dem Weg zur Wissensge- sellschaft ist. Die Halbwertszeit medizinischen Wissens verringert sich besonders schnell, so dass lebenslanges Lernen für Ärzte und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen und somit für ihre Unternehmen zwingend notwendig ist [1], [2]. Diese Verpflichtung zum Lernen besteht in beson- derem Maße für Gesundheitsunternehmen und ihre Mit- arbeiter, die neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten auch die ethische Verantwortung gegenüber den Patien- ten zu beachten haben.

Wissen sinnvoll und nutzbringend bereit zu stellen kann nicht dem Selbstlauf überlassen werden, sondern setzt den festen Willen der Geschäftsführung zum aktiven und bewussten Wissensmanagement voraus. Fehlt es dabei an Zielorientierung und Zieldefinition, wird der Aufwand an Personal und Technik unterschätzt, werden falsche Prioritäten gesetzt, wird Quantität statt Qualität angeboten und orientieren sich die Maßnahmen nicht konsequent am Nutzer, wird Wissensmanagement nicht den ge- wünschten Effekt erzielen, nämlich das Unternehmen leistungs- und wettbewerbsfähiger zu machen [3], [4]. In der betriebswirtschaftlichen Literatur ist „lebenslanges Lernen“ unterschiedlich definiert und die Termini „Wis- sen“ und „Wissensnetz“ werden je nach Profession unter- schiedlich verstanden. Es gibt Definitionen und Darstel- lungen nach Senge, nach Probst et al. und unzählige

weitere Theorien [5], [6]. Wenn hier beschrieben werden soll, wie bibliothekarische Dienstleistungen in das Wis- sensnetz eines Gesundheitskonzerns eingebracht werden können, muss definiert werden, was darunter verstanden wird.

Mitlebenslangem Lernenist nicht nur die Weiterbildung einzelner Mitarbeiter gemeint, sondern ganzer Abteilun- gen, Fachdisziplinen, Kliniken und somit der Wissenszu- wachs und die Fortentwicklung des gesamten Unterneh- mens. Ebenso wie der Einzelne erwirbt ein Unternehmen Wissen, das durch die sinnvolle Verknüpfung von Indivi- dualwissen entsteht, das heißt, dass das Wissen jedes Einzelnen bei Bedarf der Gesamtheit der Mitarbeiter zur Verfügung steht (Abbildung 1). Damit entwickelt sich das Unternehmen, lernt also, und gibt dem Einzelnen wieder Wissen für seine Arbeit zurück. Will das Unternehmen ökonomisch erfolgreich sein, muss das Lernen ein lebens- langer Prozess sein.

UnterWissenist hier also nicht nur das Fachwissen Ein- zelner zu verstehen, sondern Wissen im weitesten Sinne wie gesellschaftliches Wissen, Führungswissen, Experten- wissen und Milieuwissen oder einfacher ausgedrückt:

• Wissen, wo was steht

• Wissen, was wie wann geht oder nicht geht

• Wissen, wo man wen oder was findet

• Wissen, wer was am Besten weiß

• Wissen um Rechte, Erwartungen und Ansprüche der Mitarbeiter

• Wissen um das Recht und die Rahmenbedingungen, in denen sich der Konzern bewegt

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Abbildung 2: Wissen als eine Dimension der HELIOS Strategiematrix

Ziel muss es sein, das Wissen Einzelner und das Gesamt- wissen des Unternehmens durch moderne Kommunika- tionsmittel allen Mitarbeitern zugänglich zu machen.

Wissen als strategisches Ziel der HELIOS Kliniken Gruppe

Die Unternehmensführung von HELIOS (http://

www.helios-kliniken.de/) setzt auf vier strategische Ziele, die miteinander abgestimmt sind, die sich sinnvoll ergän- zen und sich gegenseitig bedingen. Das sind im Einzelnen Patientennutzen, Wissen, Wirtschaftlichkeit und Wachs- tum. Wissen als eine Dimension dieser Strategiematrix ist gleichsam die Grundlage der drei anderen strategi- schen Ziele (Abbildung 2). So ist Patientennutzen nur mit sehr gut ausgebildetem und überdurchschnittlich moti- viertem Personal in Medizin und Pflege zu erreichen. Auch Wachstum ist eng mit Wissen verwoben, wenn man es zum Beispiel versteht, das Wissen eines neu erworbenen Krankenhauses, seiner Mitarbeiter und Experten für alle Standorte des Konzerns sinnvoll zu nutzen. Schließlich besteht auch zur Wirtschaftlichkeit eine interessante Wechselwirkung, denn wirtschaftliches Handeln setzt Wissen im Sinne von Fertigkeiten und Qualifikationen voraus.

Die Wissensstrukturen der HELIOS Kliniken Gruppe

Wie Wissen bei HELIOS organisiert ist und wie – um im Bild des Titels der Arbeit zu bleiben – „Hans“ durch Wei- terbildung lernen kann, soll im Folgenden dargelegt wer- den. Ein Konzern, der sich die Entwicklung zumWissens- konzernauf die Fahne geschrieben hat, muss durch in- tensive Förderung von Forschung und Wissenschaft und vor allem durch ein optimales Personalmanagement das lebenslange Lernen seiner Mitarbeiter gewährleisten.

Was „Hänschen“ nicht lernt, lernt „Hans“ heutzutage durch bewusst geförderte systematische und fortlaufende Weiterbildung. Dazu gilt es, zielgerichtet geeignete Wis- sensstrukturen aufzubauen, die mit ihren spezifischen Aufgabenstellungen und durch Interaktion dafür sorgen, dass jeder durch Weiterbildung lernen kann. Besonders Bibliotheken haben dabei optimale Möglichkeiten, die Weiterbildungsbestrebungen von „Hans“ zu unterstützen.

Die gemeinsame Zielgruppe sind alle Mitarbeiter des Konzerns, die in der Mitte des Wissensnetzes versammelt sind: Ärzte, Pflegende, Management, Mitarbeiter aller anderen Gesundheitsberufe und letztendlich der gesamte Konzern als das lernende Unternehmen (Abbildung 3).

Johannsmeyer et al.: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans durch Weiterbildung: ...

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Abbildung 3: Wissensstrukturen der HELIOS Kliniken Gruppe

Die HELIOS Zentralbibliothek (HZB) als Teil des Wissensnetzes

Bibliothekarische Dienstleistungen sind im HELIOS Ge- sundheitskonzern fester Bestandteil der Wissensland- schaft. DieHELIOS Zentralbibliothek ist verantwortlich für die konzernweite Versorgung mit wissenschaftlicher Fachliteratur und Information. Die HZB ist eine virtuelle Bibliothek, die sowohl dem Endnutzer als auch allen an- deren Wissensträgern des Konzerns zur Verfügung steht.

Neben den üblichen bibliothekarischen Dienstleistungen wie der Bereitstellung von mehr als 1000 e-Journals und über 1000 e-Books zur Weiterbildung und Forschung, sorgt die HZB über ihr Bibliotheksportal auch für internen Wissenstransfer. Wissenschaftliche Publikationstätigkeit der HELIOS Mitarbeiter wird transparent gemacht, so dass sich jeder informieren kann, wo welches Wissen im Konzern vorhanden ist. Dafür werden regelmäßig Zeit- schriftenartikel vorgestellt, die in der medizinischen Da- tenbank PubMed ermittelt werden bzw. die der HZB ge- meldet wurden. Einige dieser Arbeiten, die für viele Standorte interessant sind und von möglichst vielen Mit- arbeitern gelesen werden sollten, werden in den Fokus gesetzt und im Volltext zur Verfügung gestellt. Ebenso werden Monographien und Hochschulschriften von HELIOS Mitarbeitern vorgestellt, die je nach vorhandener Lizenz zum Volltext verlinkt werden. Weiterhin gibt es im Bibliotheksportal eine Informationsplattform, auf der HELIOS Mitarbeiter standortübergreifend ihre Fachkolle- gen auf interessante, zukunftsträchtige, innovative und auch streitbare Artikel in der Fachliteratur aufmerksam machen. Diese Leseempfehlungen sind mit kurzen

Kommentaren oder einem Fazit versehen oder geben explizit Hinweise auf Artikel, die besonders relevant für die praktische Arbeit im Konzern sind.

Wer effektiv lernen will, braucht Informationskompetenz.

Mit der Bereitstellung von Online-Lehrgängen im Biblio- theksportal hilft die Bibliothek den Mitarbeitern, sich bei der Beschaffung und Erschließung von Wissensquellen besser zurechtzufinden. Zurzeit werden 4 kleine Lernmo- dule zum Bibliotheksportal, zu PubMed, zur Elektroni- schen Zeitschriftenbibliothek und zu CME-Lehrgängen angeboten.

Um aus Informationen Wissen zu machen und um das Gesamtwissen des Unternehmens abrufbereit und mög- lichst verlustfrei zur Verfügung zu stellen, sind Koopera- tionen und Interaktionen mit allen Wissensträgern uner- lässlich. Wie sieht die Mitwirkung der HZB nun im Einzel- nen aus, wie werden bibliothekarische Dienstleistungen in die Wissenslandschaft des Gesundheitskonzerns ein- gebracht und wie erfolgt die Vernetzung mit den strategi- schen Partnern in Sachen Wissen? Bei der Einbindung der HELIOS Zentralbibliothek ins Wissensnetz gibt es einfache aufgabenbezogene Verknüpfungen mit den an- deren Wissensträgern, die sich auf die Hauptdienstleis- tung einer Bibliothek – die Bereitstellung von Literatur und Information – beschränken. Solche einfachen Biblio- thek-Nutzer-Beziehungen bestehen zum Medizinischen Beirat, zur Abteilung Medizinische Entwicklung, zum Re- search Center, zur NESA (New European Surgical Acad- emy) und zur Abteilung Recht, die mit ihren spezifischen Aufgaben im Wissensnetz zuerst vorgestellt werden.

Der Medizinische Beirat besteht aus fünf erfahrenen, langjährig im Konzern tätigen Chefärzten verschiedener

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Fachrichtungen. Das Gremium berät die Geschäftsführung in medizinischen Fragen und betreut das Peer-Review- Verfahren, das ein wichtiges Element des konzernweiten Qualitätsmanagements darstellt. Hierfür liefert die HZB die nötigen Informationen und die Literatur.

DerBereich Medizinische Entwicklungist zuständig für die Leistungsanalyse und Leistungsplanung innerhalb der HELIOS Kliniken GmbH. Für die Analyse werden we- sentliche medizinische Leistungskennzahlen aller Kliniken aufbereitet, wie beispielsweise Diagnosen, Operationen, Liegedauer, Mortalität, Komplikationen usw. Die Ergeb- nisse der Analysen dienen der weiteren Verbesserung der Leistungsangebote, die patientenorientiert und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll sind. Für die Arbeit der Medizinischen Entwicklung stellt die HZB ebenfalls Lite- ratur und andere Medien zur Verfügung.

DasHELIOS Research Center (HRC) entspricht in etwa den Koordinierungszentren für Klinische Studien an den Universitäten. Es versteht sich als Mittler und Schnittstelle zwischen wissenschaftlich tätigen Mitarbeitern und exter- nen Interessenten, die klinische Studien oder Forschungs- vorhaben durchführen wollen. Das HRC vergibt Boni und verleiht Preise für wissenschaftliche Aktivitäten an Mitar- beiter und Abteilungen bzw. Kliniken. Mit diesen monetä- ren Anreizen werden die Mitarbeiter zum Lernen und zum wissenschaftlichen Publizieren animiert und durch die HZB mit Literatur für ihre Forschungsvorhaben unter- stützt.

Die New European Surgical Academy (NESA) ist eine wissenschaftliche Institution, die durch HELIOS initiiert und gefördert wird. Sie wurde im Oktober 2004 als Ein- richtung zur Förderung von Wissenschaft und Qualität in der Medizin in Berlin gegründet und hat nunmehr Mitglie- der in 28 Ländern. Ziel der Akademie ist es, Operations- verfahren strukturell zu analysieren, zu evaluieren und zu optimieren und europäische Qualitätsstandards einzu- führen. Für dieses ambitionierte Vorhaben benötigen die Mitarbeiter der NESA innovatives Fachwissen und gehö- ren deshalb zu den häufigsten Nutzern des Bibliothekspor- tals.

Die HELIOS Kliniken GmbH verfügt über eine eigene Rechtsabteilung, die für die Konzernzentrale und alle Kliniken und Abteilungen die Rechtsberatung und die rechtliche Vertretung im Außenverhältnis übernimmt.

Auch die Rechtsabteilung vermittelt also Wissen, wofür die HZB die Quellen in Form von Rechtsdatenbanken und juristischer Literatur zur Verfügung stellt und auch juristi- sche Recherchen durchführt.

Über das reine Dienstleistungsverhältnis Bibliothek-Nutzer hinaus gibt es aber auch engere Kooperationen und Verknüpfungen zu einigen Abteilungen und Gremien, die zur Wissenslandschaft gehören.

Schon der Arzt, der sich bei HELIOS bewerben will, erfährt aus den Stellenanzeigen derAbteilung Personalmarke- ting, dass für seine Fort- und Weiterbildung und für seine persönliche berufliche Entwicklung eine Online-Bibliothek zur Verfügung steht. Das macht den Konzern als Arbeit- geber attraktiv, vor allem für Mitarbeiter und Bewerber, die promovieren, wissenschaftlich arbeiten und sich re-

gelmäßig fortbilden wollen. Bei seiner Einstellung erhält der neue Mitarbeiter dann einen Flyer der HZB mit den wichtigsten Informationen ausgehändigt.

DieHELIOS Akademiesteuert und koordiniert alle zentra- len Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und bietet interessierten Mitarbeitern die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. So werden z.B. Seminare über eine zentrale Datenbank angeboten. Ebenso vergibt die Akademie Stipendien z.B. für Mitarbeiter der Pflegeberufe, die sich in ihrem Beruf durch ein Studium weiterentwi- ckeln wollen. Die nützliche Interaktion der Wissensanbie- ter wird am Beispiel der Akademie und der HZB besonders deutlich, denn für die Fortbildung in Seminaren und Lehrgängen wird Fachliteratur zwingend benötigt! Über das Bibliotheksportal werden auch die Lehrgänge zur zertifizierten Fortbildung (CME) beworben und zur Verfü- gung gestellt. Durch eine Initiative der HELIOS Akademie wurde das Portal helios-wissen erstellt, das bereits wichtige Wissensträger für die Weiterbildung vereint: die Akademie, die NESA, das Research Center, den Einkauf, die Personalentwicklung und natürlich auch die Zentral- bibliothek. Sukzessive werden die Strukturen des Portals ausgebaut und den Bedürfnissen der anderen Wissens- anbieter angepasst, um auch sie in die Plattform zu inte- grieren. Für die Mitarbeiter, die es einmal nicht geschafft haben, sich zeitnah über die Neuigkeiten im gemeinsa- men Wissensportal zu informieren, erscheint monatlich ein Wissensletter. Darin sind die Beiträge der HZB gut vertreten. Oft wird auch das „Monatsthema“ des Wissens- letters genutzt, um neue Fort- und Weiterbildungsange- bote der Zentralbibliothek an dominanter Stelle zu offe- rieren.

Wissen ist wissen, wo es steht – Werbung ist also wichtig!

Und so hält die HZB auch zurAbteilung Public Relation/

Marketingenge Verbindung, indem sie die Instrumente der PR-Abteilung nutzt und im Gegenzug Materialien zur Verfügung stellt. In der Mitarbeiterzeitung „HELIOS aktu- ell“ wird über wichtige Neuigkeiten informiert, und es werden Annoncen geschaltet, um das Bibliotheksportal bekannt zu machen. Das Ziel ist auch hier, die Mitarbeiter zum Lesen von Fachliteratur zu animieren und somit zur Weiterbildung. Demselben Zwecke dienen Poster und Flyer, die in Zusammenarbeit mit der PR-Abteilung im Corporate Design gestaltet werden und die ebenfalls für die Nutzung der Bibliothek werben.

Mit Aufklärungskampagnen und Broschüren informieren die HELIOS Kliniken die Öffentlichkeit über Gesundheits- themen und vorbeugende Maßnahmen. Dabei geht es beispielsweise um wirkungsvolle Schmerzbekämpfung oder den sicheren Schlaf von Babys, eine Kampagne gegen den plötzlichen Kindstod. Diese Initiativen begleitet die Bibliothek mit der Ermittlung und Bereitstellung aktu- eller Literatur, um die Aussagen und Empfehlungen der Kampagne immer auf dem neuesten Stand zu halten.

Den Mitarbeitern muss es ermöglicht werden, Lernprozes- se in den Arbeitsalltag zu integrieren. Dafür müssen sie komfortablen Zugang zu den Quellen für die Wissensan- eignung haben. Deshalb zeigt die HZB auch im Intranet und Internet deutliche Präsens. Das Bibliotheksportal ist

Johannsmeyer et al.: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans durch Weiterbildung: ...

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über Links imIntranetan verschiedenen Stellen zu errei- chen. Die aktuellen Informationen der HZB sind einmal in einem eigenen Kasten verzeichnet und locken von hier aus ins Bibliotheksportal. Aber auch über die Navigation erreicht man die Plattform der HZB mehrmals: einmal unter „Wissen“, dann unter „Medizin“ und auch unter den „Quick Links“. Auch imInternetist die HZB vertreten.

Dort finden die Mitarbeiter den Zugang zum Biblio- theksportal, der ihnen die Nutzung auch von zu Hause aus ermöglicht. Von den Nutzern gewollter und vom Ar- beitgeber freudig begrüßter Nebeneffekt ist die Tatsache, dass Weiterbildung seit der Bereitstellung des Biblio- theksportals über das Internet vermehrt in den Abend- und Nachtstunden geschieht.

Zurzeit gibt es bei HELIOS 22Fachgruppen, die alle im Konzern vorhandenen medizinischen Fachdisziplinen vertreten. Aufgabe der Fachgruppen ist es, medizinische Entwicklungen und Innovationen sinnvoll in die Kliniken- Gruppe einzubringen. Sie unterstützen die Geschäftsfüh- rung bei medizinischen Fragestellungen und erarbeiten Standards und Behandlungsleitlinien, die für alle HELIOS Standorte empfohlen werden bzw. verbindlich sind. Die Fachgruppen tragen ebenfalls Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung, und über sie erfolgt die interne fach- spezifische Kommunikation. Sie sorgen also für externen und internen Wissenstransfer. Dazu benötigen sie Kenntnisse über die neuesten Entwicklungen in der Me- dizin und dafür brauchen sie Fachliteratur. Darüber hin- aus sind die Fachgruppen eine wichtige Anlaufstelle, um den Bestand an elektronischen Zeitschriften bedarfsge- recht zu optimieren. Die Fachgruppen beraten die HZB, welche Zeitschriften abonniert werden sollten und auf welche verzichtet werden kann. In Anlehnung an die Fachgruppenstruktur werden im Bibliotheksportal Fach- portale mit der jeweils spezifischen Literatur zur Verfü- gung gestellt. Weiterhin nutzt die HZB die Treffen der Fachgruppen, um ihre Dienstleistungen und Angebote vorzustellen und erzielt damit eine mannigfaltige Weiter- gabe der Informationen über die Weiterbildungsmöglich- keiten im Bibliotheksportal.

DerEinkaufist ein elementarer Bestandteil bei der Ver- netzung der HELIOS Krankenhäuser untereinander. Das Einkaufsmanagement bündelt klinik- und fachübergrei- fend das Wissen der Anwender, Ökonomen und Fachex- perten. Dieses Wissen fließt in alle Beschaffungsentschei- dungen ein. Fachexperten beim Einkauf von Fachliteratur sind die Bibliothekare. Deshalb erfolgt für alle Kliniken des Konzerns der Kauf von Medien für den dezentralen Literaturbestand über die HZB. An jedem Standort gibt es einen verantwortlichen Mitarbeiter des Einkaufs, der berechtigt ist, über das Bibliotheksportal die Anforderung zur Weiterbearbeitung durch die HZB abzusenden. Mit der zentralen Erwerbung wird unter anderem sicher ge- stellt, dass Medien, die online über das Bibliotheksportal zur Verfügung stehen, nicht mehrfach erworben werden.

An derHELIOS Jahrestagungnehmen wichtige Führungs- kräfte und Entscheidungsträger, Chefärzte, Fachexperten und Mitarbeiter aller Pflegeberufe teil. Hier bringt sich die HZB durch Seminare im Vorprogramm und Posterprä-

sentationen ein. Bewährt haben sich auch Informations- stände, an denen sich die Nutzer und die Bibliothekare der virtuellen Bibliothek einmal über den regen E-Mail- Verkehr und die Telefonate hinaus auch persönlich ken- nen lernen können. Diese direkten Kontakte ermöglichen einerseits die Beantwortung von Fragen zur Nutzung des Bibliotheksportals und geben andererseits wichtige Hin- weise zur weiteren Optimierung sowohl in Bezug auf den Bestandsaufbau als auch auf die virtuelle Darbietung.

Am Beispiel der HELIOS Zentralbibliothek wurde gezeigt, welche Verbindungen, welche gemeinsamen Aktivitäten und welche gegenseitigen Dienstleistungen zwischen den Wissensstrukturen im Konzern bestehen und im Beson- deren wie das Netz zur HZB geknüpft ist. Die Arbeit und die Interaktionen der genannten Abteilungen haben ein Ziel: Wissen im Konzern nicht nur zu produzieren, bereit zu stellen und zu bewerten, sondern transparent und auffindbar zu machen, gezielt zu transferieren und zur Nachnutzung anzubieten, also Wissen an den „Hans“ zu bringen. Um das zu erreichen müssen die vorgestellten einzelnen Wissensträger zu einem Wissens-Netzwerk verknüpft werden, das komfortabel, übersichtlich und effektiv Informationen aus allen Arbeitsbereichen des Konzerns miteinander verbindet und über eine einheitli- che Plattform zugänglich macht. Mit helios-wissen sind erste Schritte in Richtung Wissensvernetzung erfolgt. Die Bemühungen der Bibliothek, neben bedarfsgerechter Fachliteratur und -information auch für interne Informati- on zu sorgen und mit den anderen Wissensanbietern zusammen zu arbeiten, haben zu einer kontinuierlichen Zunahme der Nutzung des Bibliotheksportals geführt. Im Jahr 2005 wurden rund 50.000 Besuche verzeichnet.

Mit zurzeit mehr als 10.000 Besuchen pro Monat ist am Ende des Jahres 2008 ein Rekord von weit über 120.000 Besuchen zu erwarten. Diese Zahlen zeugen von der Ak- zeptanz des Bibliotheksportals und verweisen auf die Notwendigkeit bibliothekarischer Angebote im Arbeitsall- tag einer Klinik. Die stetige Zunahme der Portalbesuche und das positive Feedback der Nutzer belegen, dass es der Bibliothek gelungen ist, sich erfolgreich in die Wis- sensstrukturen des Konzerns zu integrieren.

Schlussfolgerungen

In der Wissensgesellschaft besteht die Notwendigkeit und Verpflichtung, sich ein Leben lang weiter zu bilden.

Was „Hänschen“ einst lernte, reicht schon beim Eintritt ins Berufsleben für eine erfolgreiche Arbeit nicht mehr aus, sondern muss kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht werden [7]. Unternehmer sind gut beraten, wenn sie auf vielfältige Weise dafür sorgen, dass sich die ein- zelnen Mitarbeiter und das Unternehmen als Ganzes ständig weiterbilden können, dass Informationen fließen und dass das Wissen eines Unternehmens nützlich und komfortabel für die Arbeit aller bereit steht. Dabei sollten diese Bestrebungen nicht dem Selbstlauf überlassen werden, sondern Weiterbildung muss durch die Unterneh-

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mensführung gewollt sein und durch aktives Wissensma- nagement erfolgen.

Wie das Beispiel der HZB zeigt, eröffnen sich für die bi- bliothekarischen Berufsgruppen neue Tätigkeitsfelder.

Der Bibliothekar von heute kann es sich längst nicht mehr leisten, sich über Tugenden wie Ordnung und Genauigkeit zu definieren. Vielmehr muss sein berufliches Engage- ment dahin gehen, sich mit seinem Wissen mehr denn je als Teilnehmer am Wissensmanagement seiner Einrich- tung einzubringen. Seine Aufgaben sollte er vor allem darin sehen, den Nutzern im Unternehmen bei der Aus- wahl, Bewertung und Einbindung von Literatur, von Lern- objekten, von Informationen und von weiteren Quellen zur Wissensaneignung behilflich zu sein. Dass die Biblio- thek sich hierzu in das gesamte Know-how des Unterneh- mens integrieren und sich modernster IT-Strukturen und Kommunikationswege bedienen muss, ist bei der ver- meintlichen Konkurrenz von Google & Co. unbedingte Voraussetzung. Im Gegensatz zu Google ist der Bibliothe- kar in der Lage, genau zu ermitteln, welches Wissen und welche Quellen die Mitarbeiter seines Unternehmens brauchen. Wenn es ihm gelingt, diese Insider-Kenntnisse und seine Fähigkeiten zur Strukturierung und zur Darbie- tung der Quellen gezielt anzuwenden, wird er letztendlich für den Nutzer einen echten Mehrwert schaffen, indem er zum Lotsen durch die Informationsflut wird [8]. Damit ist er in der Lage, entscheidend dazu beizutragen, dass

„Hans“ – um zum Schluss noch einmal die Titelfigur der Arbeit zu bemühen – dass „Hans“ sich weiterbilden und ein Leben lang lernen kann.

Literatur

1. Erl HP, Huchler U. Die Informationsflut steigt.

Wissensmanagement wird immer wichtiger. Krankenhaus Umschau. 2003;72(4):276-81.

2. Fischer H. Nachhaltig führen lernen: das ganzheitliche Führungskonzept PENTA für nachhaltige Führungswirkung. Zürich:

vdf, Hochsch.-Verl. an der ETH; 2004. 304 S. (vdf Management) ISBN 3-7281-2930-5.

3. Wiater W. Fehlannahmen zum Wissensmanagement. In: Wiater W. Wissensmanagement: eine Einführung für Pädagogen.

Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss.; 2007. S. 249-52. ISBN 978- 3-531-14884-7.

4. Killich S, Kopp R. Wirksames Wissensmanagement in Netzwerken. In: Becker T, et al., eds. Netzwerkmanagement: mit Kooperation zum Unternehmenserfolg. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 2005. S. 49-61. ISBN 978-3-540-20976-8.

5. Senge PM. Die fünfte Disziplin: Kunst und Praxis der lernenden Organisation. Stuttgart: Klett-Cotta; 2006. 562 S. ISBN 978- 3608913798.

6. Probst G, Raub S, Romhardt K. Wissen managen: wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen. 5., überarb. Aufl. Wiesbaden: Gabler; 2006. 312 S. ISBN 3-8349- 0117-2.

7. Faulstich P. Weiterbildung: Begründungen lebensentfaltender Bildung. München, Wien: Oldenbourg; 2003. 321 S. (Hand- und Lehrbücher der Pädagogik) ISBN 3-486-27326-4.

8. Raffelt A, Sühl-Strohmenger W. Neue Informationsinfrastruktur an den Universitäten? Gedanken zur Rolle der Bibliothek im Kontext von Informations- und Wissensmanagement. B.I.T.

Online. 2002;5(3):233-44. Verfügbar unter: http://www.b-i-t- online.de/archiv/2002-03/fach3.htm

Korrespondenzadresse:

Betty Johannsmeyer

HELIOS Zentralbibliothek, Karower Str. 11, Haus 214, 13125 Berlin

betty.johannsmeyer@helios-kliniken.de

Bitte zitieren als

Johannsmeyer B, Pfob S, Schröder A. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans durch Weiterbildung: Die Bibliothek eines

Gesundheitsunternehmens als kompetenter Partner beim lebenslangen Lernen. GMS Med Bibl Inf. 2008;8(3):Doc27.

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/mbi/2008-8/mbi000124.shtml Veröffentlicht:18.12.2008

Copyright

©2008 Johannsmeyer et al. Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen

(http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.

Johannsmeyer et al.: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans durch Weiterbildung: ...

Abbildung

Abbildung 1: Das lernende Unternehmen
Abbildung 2: Wissen als eine Dimension der HELIOS Strategiematrix
Abbildung 3: Wissensstrukturen der HELIOS Kliniken Gruppe

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