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Wie lernt das Pferd?

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No 88 avril 2009 / Nr. 88 April 09

Beratungstelle

Wie lernt das Pferd?

Wie lernt das Pferd? Es ist essentiell für jeden Pferdeausbildner, dass er die wichtigsten Antworten auf diese Frage kennt. Wie alle Tierarten ler- nen Pferde wesentlich schneller diejenigen Aufgaben, die ihrer Natur entsprechen. Kleine Horizonterweiterung betreffend «erlernt» und «ange- boren».

Pferde kommen mit genetisch fi- xierten Merkmalen zur Welt, die sie von ihren Eltern geerbt haben, und zeigen von Geburt an bestimmte angeborene Verhaltensweisen. Ein Fohlen beispielsweise findet in- stinktiv die Zitzen seiner Mutter, um daran zu saugen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich sein Verhaltensre- pertoir aufgrund der Erfahrungen und verschiedenen Lernprozessen.

Die Lernfähigkeit ist sämtlichen Le- bewesen gemeinsam. Sie ermög- licht die Anpassung an die Umwelt und verbessert dadurch die Überle- benschancen. Bereits in den ersten Tagen setzt der Lernprozess ein und hält während des ganzen Le- bens an. Das Fohlen schaut zu- nächst viele Dinge bei der Mutterstute und den anderen Pfer- den der Herde ab, in der es auf- wächst. Adulte Pferde lehren beispielsweise das Fohlen, Gefah- ren zu erkennen, machen es mit der Verständigung unter seinen Art- genossen vertraut und bringen ihm

Respekt vor den Gruppenmitglie- dern bei. Mit der Entwöhnung ler- nen die Fohlen, für sich selber zu sorgen, und werden Schritt für Schritt erwachsen. Auch der Um- gang, den sie mit Menschen haben, ist Teil ihres Lernprozesses und prägt massgeblich ihr späteres Menschenbild. Mit dem anschlies- senden Anreiten beginnt eine Schlüsselphase, während der sich die Pferde viele Dinge mehr oder weniger schnell aneignen müssen.

Schlüssel zum Lernerfolg Pferde besitzen ein ausgezeichne- tes Gedächtnis. Der Erinnerungs- prozess erfolgt nach Grundregeln, die für alle Lebewesen Gültigkeit haben.

Dabei ist zwischen folgenden Lernweisen zu unterscheiden:

Die Gewöhnungstellt in gewissem Sinne einen natürlichen Lernvor- gang dar. Das Pferd lernt, dass etwas nicht gefährlich ist, wenn es merkt, dass ihm dabei nichts ge- schieht. Auf diese Weise gewöhnen sich die Pferde an vorbeifahrende Autos, an herannahende Traktoren usw.

Beim assoziativen Lernen stellen die Pferde eine Verknüpfung zwi- schen zwei Ereignissen her. Über Assoziation lernen sie sehr schnell, sodass sich der Mensch dessen oft gar nicht bewusst ist. Wer hat noch nie ein Pferd gegen die Boxentüre schlagen hören, wenn es Zeit für die Fütterung ist? Das Pferd hat ge- lernt, dass es gefüttert wird, wenn es gegen die Boxe schlägt. Es hat die beiden Ereignisse miteinander

verbunden. Verhaltensprobleme treten denn auch häufig auf, nach- dem verschiedene negative Vor- kommnisse miteinander in Beziehung gesetzt wurden.

Das Pferd kann lernen, eine Verbin- dung zwischen Signalen zu bilden, die in der Folge zu einer Art «Code»

(Stimme, Geste usw.) werden. Es gibt zwei Vorgehensweisen: die Erste nennt sich negative Verstär- kung. Das Pferd erfährt einen un- angenehmen Reiz, der erst dann nachlässt, wenn es eine bestimmte Handlung ausführt. In der Folge zeigt es zur Vermeidung dieses Rei- zes die gewünschte Reaktion. Ein Beispiel ist das Ziehen am Strick.

Sobald sich das Pferd in Bewegung setzt, wird der Strick gelockert.

Wenn das Pferd den Zusammen- hang erkannt hat, spricht man von Befehl oder Code. Die zweite Form ist die positive Verstärkung. Das Pferd wird gelobt oder belohnt, wenn es richtig reagiert. Auf diese Weise wird es motiviert, das ver- langte Verhalten zu zeigen. Eine Kombination der beiden Formen ist ebenfalls möglich. Je präziser und zeitgleicher die Verstärkungen er- folgen, umso schneller lernt das Pferd. Ausserdem ist es wichtig, dass die Anleitungen so lange wie- derholt werden, bis sie das Pferd begriffen hat. Die anschliessende Pause kann als Belohnung für das Pferd betrachtet werden.

Motivation

Nur ein motiviertes Pferd ist auch ein kooperatives Pferd. Das Reiten basiert häufig auf der negativen

Verstärkung, die Studien zufolge die Beziehung zwischen Pferd und Rei- ter belastet. Um das Verhältnis zu seinem vierbeinigen Partner zu ver- bessern, dürfen Belohnungen bei richtigem Verhalten nicht vergessen werden. Die negative Verstärkung kann in Grenzen gehalten werden, wenn man dem Pferd hilft, die An- weisungen über seine Instinkte zu verstehen. Damit ein Jungpferd beispielsweise lernt, auf den Schenkeldruck hin vorwärts zu gehen, kann man es hinter ein Pferd stellen und Beinhilfe geben, sobald dieses in Schritt zu gehen beginnt, und anschliessend die Be- lohnung vornehmen. Das Pferd wird dadurch den Beindruck mit dem Schrittbeginn assoziieren.

Als Fazitlässt sich festhalten, dass die oben dargelegten Lernregeln bei allen Lebewesen zur Anwen- dung kommen. Je angepasster die Übung ist, umso rascher lernt das Pferd. Es wird weniger gestresst sein und eine entsprechend grös- sere Motivation an den Tag legen.

Eine ungeeignete Trainingsweise hinterlässt hingegen beim Pferd eine schlechte Erinnerung an den Umgang mit dem Menschen und kann zu Verhaltensproblemen füh- ren. Wie die Lernregeln beim Anrei- ten anzuwenden sind, wird Thema eines nächsten Beitrages sein.

Sabrina Briefer L’utilisation d’un autre cheval durant l’appren-

tissage permet au jeune cheval d’être moins stressé.

Die Verwendung eines anderen Pferd während des Lernens ermöglicht es dem jungen Pferd, weniger Stress zu haben.

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