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Sonne, Mond und Sterne über Stonehenge Foto-Exkursion zum berühmtesten Steinkreis der Welt

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Sonne, Mond und Sterne über Stonehenge Foto-Exkursion zum berühmtesten Steinkreis der Welt

Im Mai 2010 brachen einige Mitglieder der Freunde der Volkssternwarte Recklinghausen nach Stonehenge auf.

Wie lassen sich die Steine ins rechte Bild rücken und zusammen mit der Sonne und dem Mond in Horizontnähe darstellen? - Diese Aufgabenstellung führte zu einer systematischen Suche nach geeigneten Standorten, die uns der ursprünglichen Intention der steinzeitlichen Erbauer der Anlage näherbrachte, die Lage des Steinkreises geschickt an die visuellen Möglichkeiten der Landschaft anzupassen und sie mit rätselhaften Erdwerken zu gliedern und zu gestalten.

von Rainer Sparenberg, Wolfgang Bischof und Burkard Steinrücken Westfälische Volkssternwarte und Planetarium Recklinghausen

Stadtgarten 6, 45657 Recklinghausen, www.sternwarte-recklinghausen.de

Architektur, Landschaft und Himmelserscheinungen als Gestaltungselemente

Stonehenge! - Kein anderes prähistorisches Bauwerk in Europa vermag die Phantasie der Menschen seit Jahrhunderten derart zu beflügeln, wie der berühmte Steinkreis in der Salisbury Plain in der Nähe von Amesbury / Südengland. Die astronomische Deutung dieses Bauwerks ist allerdings umstritten und wird kontrovers diskutiert. Allein was die Ausrichtung der Symmetrieachse betrifft, herrscht weitgehend Übereinstimmung, dass sich darin eine absichtliche Hinwendung zu einer Sonnenwende äußert.

Ein mysteriöses lineares Erdwerk, die "Prozessionsstrasse", erstreckt sich in der Verlängerung der Symmetrielinie und deutet in jene Richtung des Horizontes, in der der erste Strahl der Sonne am Tag der Sommersonnenwende erscheint. Aber auch die Gegenrichtung zeigt eine solstitiale Orientierung, der in jüngeren Studien sogar größere Bedeutung beigemessen wird, als der Aufgangsrichtung der Sommersonne. Steht man auf der Prozessionsstrasse auf Höhe des vorgelagerten Fersensteins und blickt in Richtung der Symmetrieachse zum Monument, so bleibt in diesem steinernen Wald nur ein einzelnes Fenster frei, welches Durchblick nach Südwesten gewährt und welches von der Wintersonne, kurz vor ihrem Untergang am Mittwintertag durchstrahlt wird (Abb. 1).

Abb. 1: Blick von der Prozessionsstrasse auf Höhe des Fersensteins (links) auf Stonehenge. In der Mitte ist das Fenster zur Wintersonne zu sehen, welches einziger Durchblick war, als noch alle Steine standen. Strasse, Zaun und das

Besucherleitsystem stören den Blick.

Foto: R. Sparenberg

Was auch immer sich vor Jahrtausenden in Stonehenge abgespielt hat, wir können es nur erahnen. Mit Recht als naheliegend gilt aber der Deutungsansatz, eine Einbindung in die Natur und ihre Zyklen, damit auch eine Hinwendung zum Himmel mit seinen zyklischen Veränderlichkeiten, habe in der Steinzeit eine zentrale Rolle gespielt. Aber die Astronomie ist nicht allein relevant und dann auch nicht in wissenschaftlicher Intention, sondern in ritueller und kalendarischer Funktion. Als weiterer wichtiger Deutungsansatz kommt die Landschaft

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hinzu, die durch die prähistorische Gesellschaft eine geometrische und visuelle Gliederung erfuhr. Die Stonehenge-Landschaft ist sehr bewusst von den Menschen der Vorzeit gestaltet worden und das offensichtlich mit der Idee, visuelle Erlebnisse durch eine zielgerichtete und geleitete Bewegung hervorzubringen.

Alle möglichen Standorte, von denen man den Steinkreis sehen kann, sind zu einer rituellen Tabuzone zusammengefasst (ganz anders heute, wo dieser Kernbereich brutal von zwei vielbefahrenen Straßen durchschnitten wird, die in weniger als hundert Metern Entfernung am Monument vorbeiführen). Die Grenzen dieses Sichtgebietes werden von sehr großen

Grabhügeln gesäumt. Wandert man entlang der großen linearen Erdwerke (Prozessionsstrasse und "Cursus") durch die Stonehengelandschaft, erlebt man verschiedenste Perspektiven und Sichtverhältnisse. Die Steine scheinen dabei aus der sanft hügeligen Landschaft

emporzusteigen oder darin zu verschwinden. Nur von wenigen Standorten sieht man das Monument auch gegen den Himmel ragen. Vor allem wenn man die Prozessionsstrasse abwandert, erlebt man ein bemerkenswertes Phänomen: Befindet man sich am Anfang des linearen Stückes, das auf Stonehenge zuläuft, sieht man die Steine gar nicht, denn man

befindet sich in einer Senke des leicht welligen Geländes. Bewegt man sich nun entlang dieser Linie auf Stonehenge zu, so tauchen die Steine plötzlich auf und scheinen mehr und mehr in den Himmel zu wachsen, bis schließlich das Wintersonnenwendfenster sichtbar wird (Abb.

2). Die moderne archäoastronomische Interpretation von Stonehenge lenkt vor allem das Augenmerk auf dieses Zusammenspiel von Landschaft, Monument und Himmel.

Abb. 2: Annäherung auf der Prozessionsstrasse. Im letzten Teilstück erhebt sich Stonehenge über den Horizont und der Durchblick durch das zentrale Fenster wird frei. Foto: R. Sparenberg

Die Stonehenge-Exkursion im Mai 2010

Ziel der hier beschriebenen Exkursion war es, die Besonderheiten der Stonehenge-Landschaft zu erfahren, das horizontastronomische Potential der Landschaft zu erkunden und sich am Originalschauplatz in die steinzeitliche Gedankenwelt einzufühlen.

Die doppelt solstitial orientierte Prozessionsstrasse lässt sich allerdings in heutiger Zeit nicht mehr in der ursprünglichen Funktion erleben. Die Blickrichtungen sind verstellt, bzw. die Einnahme des richtigen Standortes ist unmöglich. Der Besuch der Mitte ist dem allgemeinen Publikum normalerweise untersagt. Zu den Sonnenwenden wird eine Ausnahme gemacht und einige zehntausend Menschen bevölkern die Anlage. Eine ungestörte Beobachtung in

Richtung der Prozessionsstrasse ist dann nicht möglich und schon gar nicht die stille Zwiesprache mit der Natur.

Will man die ursprünglichen Stimmungen einfangen, muss man sich einen Ort in der

Landschaft zu suchen, der ähnliche Möglichkeiten wie einst die Prozessionsstrasse bietet, aber auch möglichst entlegen ist. Man benötigt freie Sicht auf das Monument ohne Strassen,

Verkehrschilder und Zäune im Blickfeld, wobei die Steine natürlich auch gegen den Himmel ragen müssen. Idealerweise wählt man den Standort und die Exkursionszeit so, dass Auf- oder Untergänge von Sonne und Mond hinter der Stonehengekulisse erlebt werden können. Bei der Exkursion im Mai 2010 wurde ein solcher Ort erkundet und die Untergänge von Sonne,

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Mondsichel und Venus hinter der Stonehengekulisse beobachtet und fotografiert. Es waren wunderbare Schauspiele, die die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließen. So kam der Gedanke auf, anderen interessierten Sternfreuden eine Hilfe zu bieten,

Vergleichbares in der Stonehenge-Landschaft selbst zu erleben.

Während der Reise vom 13.-16. Mai 2010 lag die Deklination der Sonne bei +18,5°. Der Mond besaß als zunehmende Sichel bei seinem Untergang am 15. Mai (zwei Tage nach Neumond) eine topozentrische Deklination von +24,2°. Der Sonnenuntergang erfolgte bei einem Nordazimut von 300°, der Monduntergang bei 311°.

Zur Beobachtung der Untergänge wurde eine Böschung im bewirtschafteten Bereich der Stonehenge-Landschaft als Standort gewählt, die durch ein Rapsfeld entlang von

Treckerspuren ohne Beschädigung von Pflanzen erreicht werden konnte. Sie bietet einen erheblichen Bewegungsspielraum in nord-südlicher Richtung, so dass ein großer Bereich von Standorten zur Verfügung steht, der Stonehenge im Deklinationsbereich von +17° bis +25°

bzw. im Azimutbereich von 297° bis 312° zu verschieben gestattet. Von dort aus sieht man Stonehenge in ca. 700 Metern Entfernung und es erhebt sich vollständig über den Horizont (Abb. 3). Es gibt in heutiger Zeit keinen zweiten Ort in der gesamten Landschaft, von dem aus die Untergänge der Gestirne hinter den Steinen derart ungestört und stimmungsvoll

beobachtet werden können. Wer ebenfalls eine solche Reise plant, möge sich vorher gerne bei den Autoren melden, wenn er Informationen zu diesem Standort wünscht.

Abb. 3: Blick vom Beobachtungsstandort auf Stonehenge. Rechts ein markanter Grabhügel innerhalb des Stonehenge-Dreiecks.

Foto: R. Sparenberg

Astrofotografische Ergebnisse

Nachdem im ersten Teil des Exkursionsberichts die Architektur und Umgebung von

Stonehenge sowie die Wahl eines geeigneten Beobachtungspunktes im Vordergrund standen, soll nun über die astrofotografischen Ergebnisse berichtet werden.

Bereits am 13. und 14. Mai konnten die Sonnenuntergänge hinter der Stonehengekulisse sehr schön beobachtet und fotografiert werden, eine Ausbeute, mit der im Vorfeld niemand gerechnet hatte. In der mondlosen Nacht des 14.5. gelang auch eine Aufnahme des Sternenhimmels über Stonehenge. Dabei wurde eine Canon EOS 5D MK II mit

Canon 1,4 / 24mm-Objektiv (abgeblendet auf f/2,2) bei ISO1600 verwendet. Es handelt sich um eine Einzelaufnahme mit 20s Belichtungszeit. Sie zeigt im Sternfeld zwischen

Coma Berenices, Virgo und Leo Sterne bis 9 mag (Abb. 4).

Das alles trat jedoch am Abend des 15. Mai in den Hintergrund. An diesem Abend bot sich ein Schauspiel, dessen Erlebniswert an den vorhergehenden Abenden bei weitem nicht erreicht werden konnte. Deshalb sollen im Weiteren nur die Ergebnisse des letzten Abends vorgestellt werden.

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Abb. 5, Rainer Sparenberg Abb. 6, Burkard Steinrücken

Zur Aufnahme des Sonnenuntergangs wurde der bereits in Teil 1 beschriebene

Beobachtungsstandort aufgesucht. Der recht große Abstand von 700m zum Monument ist fotografisch von Vorteil, denn der Winkeldurchmesser der Sonne entspricht in etwa der Höhe der Steine. Dafür benötigt man jedoch langbrennweitige Optiken. Aber auch mit sehr

einfacher Ausrüstung (hier eine 4 MPix Pentax Optio S45 Compakt-CCD) und mit wenig Aufwand lassen sich schöne Bilder von Sonnenuntergängen erzielen. Man nehme einfach eine handelsübliche kleine Digitalkamera und fotografiere freihändig durch ein kleines Fernglas (hier ein Zeiss-Hensold 7 x 30) die untergehende Sonne. Dabei kann auch der optische Zoom und der Autofokus der Kamera verwendet werden. Die besten Aufnahmen werden ausgewählt und etwas beschnitten, um zumindest die ärgsten Vignettierungseffekte in den Bildecken zu beseitigen. Fertig ist das Erinnerungsfoto an einen unvergesslichen Stonehenge-

Sonnenuntergang (Abb. 6)!

Bei den weiteren Aufnahmen kamen zum Einsatz:

a) Pentax SDHF 75/500 mit einer Canon EOS 5D MK II. DSLR (21 MPix CMOS Vollformatchip).

b) 2,8 / 80-200mm Nikon Teleobjektiv mit einer Nikon D70 DSLR (6 MPix CCD-Sensor im APS-C-Format).

Zunächst wurde mit beiden Ausrüstungen der Sonnenuntergang in Serienaufnahmen dokumentiert. Dies ermöglicht die spätere Bearbeitung zu einer Collage oder auch einer Animation. Aus der Fülle der Aufnahmen sei hier nur eine Aufnahme der Sonne hinter den Steinen gezeigt, zwischen denen sich gerade eine Person des Wachpersonals befindet (Abb.

7). Das Bild wurde mit dem Pentax-Refraktor bei ISO 200 1/8000s belichtet.

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Abb. 7, Rainer Sparenberg Abb. 8, Wolfgang Bischof

Nach diesem grandiosen Sonnenuntergang um 20.44 Uhr zeigte sich am Himmel die am Vortag noch unsichtbare knapp zwei Tage alte Mondsichel, gefolgt von Venus. Die Situation ist in Abbildung 8 zu erkennen.

Sofort entstand der Wunsch, auch deren Untergänge hinter den Steinen zu beobachten. Dazu musste zunächst der Beobachtungsort verlegt werden.

Da der Mond erheblich lichtschwächer als die Sonne ist, benötigt man Belichtungszeiten, bei denen der Tagesgang der Gestirne nicht mehr unerheblich ist. Für die Mondaufnahmen am Pentax-Refraktor wurde deshalb mit einer Belichtungszeit von 2,5 s bei ISO 1600 eine leichte Bewegungsunschärfe in Kauf genommen.Wie schon bei der Sonne wurde der gesamte

Verlauf des Monuntergangs mit Aufnahmeserien dokumentiert. Abbildung 9 zeigt die Zusammenfassung in einer Collage.

Abb. 9, Rainer Sparenberg Abb. 10, Wolfgang Bischof

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Es war ein ungewöhnliches Schauspiel, die im Erdschein leuchtende dunkle Mondseite noch über dem Horizont erkennen zu können, als die Sichel bereits untergegangen war. Die Collage zeigt außerdem sehr schön die mit der Extinktion zunehmende Rötung der Mondsichel und deren Verformung durch die Refraktion.

Eine halbe Stunde nach dem Monduntergang erfolgte der Untergang der Venus. Nach einer weiteren Korrektur des Beobachtungsstandorts wurde mit dem Nikon-Objektiv bei 200mm Brennweite, Blende 2,8 und ISO 800 eine Serie von Bildern jeweils 30 s lang belichtet. Diese wurden anschließend zu einer Strichspuraufnahme kombiniert. Auch hier erkennt man die Extinktion an den zum Horizont schwächer werdenden Strichspuren (Abb. 10).

Die Fotoexkursion nach Stonehenge ist mit diesen Ergebnissen zu einem außergewöhnlichen Erfolg geworden. Gerade an diesem Abend mit Sonne, Mond und Venus in idealer

Konstellation war der Himmel außergewöhnlich klar. Durch die zeitweise durchziehenden Schleierwolken wurde der Anblick noch stimmungsvoller. Man war einen Augenblick zurückversetzt in längst vergangene Zeiten.

Abbildung

Abb. 1: Blick von der Prozessionsstrasse auf Höhe  des Fersensteins (links) auf Stonehenge
Abb. 2: Annäherung auf der Prozessionsstrasse. Im  letzten Teilstück erhebt sich Stonehenge über den  Horizont und der Durchblick durch das zentrale  Fenster wird frei
Abb. 3: Blick vom Beobachtungsstandort auf  Stonehenge. Rechts ein markanter Grabhügel  innerhalb des Stonehenge-Dreiecks

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