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Syrische Inschriften aus Karjeten,
Mitgetheilt von
Eduard Sachau.
(Hierbei eine Tafel.)
Auf einem mit Rosetten verzierten Sarkophag in der Klostor¬
ruine Mär Eljän eine Viertelstimde westlich vom Dorfe Karjeten
sind Inschriften eingegraben, die mir gegenwärtig in einem von
Dr. Bernhard Moritz gemachten Papierabdruck vorliegen, während
sie bisher nur zum Theil und zwar in einer Copie meines seligen
Preundes Dr. Mordtmann iJJ! >-ts>j bekannt waren (Neue
Beiträge zur Kunde Palmyras S. 87). Auf Grund dieser Copie
gab Nöldeke eine Lesung und Erklärung (in dieser Zeitschrift
Bd. 32 S. 199. 200), welche in der Hauptsache durch den Papier¬
abdruck bestätigt wird. Dagegen seine Annahme, ' dass die Inschrift
„die plumpen Schriftzüge der christlichen Aramäer Palästina's zeigen",
bestätigt sich nicht. Die Inschrift ist nicht in der sogenannten
syro-palästinischen, sondern in rein Syrischer Estrangelo-Sehrift geschrieben.
Dr. Moritz schreibt: „Die Insohrift A befindet sich rechts,
B in der Mitte, C hnks davon und läuft von oben nach unten" '),
und bemerkt ausserdem, dass die Inschriften nur sehr flach ein¬
gegraben sind.
0.
i-A-JU '^il./
„Erinnere Dich, o Herr, des Mönches Elias des Sünders".
In dem letzten Wort ist der untere Theil des ^ nicht voll¬
ständig erhalten.
B.
Diese Inschrift besteht aus zwei Theilen, von denen der eine
links, der andere rechts von einer Rosette steht
Of.^ > ^ \ J^W-*?
}-3i.O(? J»L/ ^ ijf 6—
1) Demgemäss habe ich die drei Legenden auf dem Faesimile-Blatt zu¬
sammenstellen lassen
544 Sachau, tyrische Intchriften aut Karjeten,
„Betet für den Mönch 'Abdalläh, den Sünder, der (die^) yemalt
hat, aua dem Orte Uattäkhä".
Von dem ^ in sind nur noch matte Züge zu sehen.
A.
).>9>0) ^ ^ )-»O^V2 U'*'1 Q^j
1-..^ (für >\jQ_fc) "V-CLJt
^^^^^.^
„liefet für den Mönch Baraaumä aus dein Tür-'Abdin, gebürtig
aua Pdfän. Bitte eines Sünders um unseres Herrn Willen*.
Unter den Wörtem jaoo^ j-V*? steht noch ein Graffito in
matten Zügen, das vielleicht .f^\e^l'f\ zu lesen ist.
Alle drei Inschriften stammen aus verschiedenen Zeiten und
rühren von verschiedenen Schreibern her.
Barsauinä aus dem f'^''''Abdin (also vennuthlich ein Jacobit)
bezeichnet sich als gebürtig auf Päfän , Fäfän. Es ist mir nicbt
zweifelhaft, dass hiermit die Oitschaft dieses Namens gemeint ist,
von der Jälfüt IV, 845 sagt, sie liege am Tigris unterhalb Mejjä-
färikin und in ihrer Nähe münde das Wädi-Ezzirm in den Tigris,
dieselbe Ortschaft, welche Elmukaddesi S. 141 Teil Fäfän nennt,
die Hoffmann, Auszüge aus Syrischen Acten Persischer Märtyrer
Anra. 1359 mit der Ortschaft Teil an der Mündung der Buhtän
Sü in den Tigris identificirt hat 'j. Sie liegt auf dem linken
Tigris-Ufer, und dies widerspricht der Angabe des Barsaumä, dass
er aus dein 'f'i''''^t"^'u stamme, mit anderen Worten : dass Fäfän
nach seiner Ansicht zum 'j'ür-'Abdin gehörte, wäbrend wir den
Tigris als die Grenze dieses Gebirgslandes zu betrachten pflegen
und alles, was jenseits liegt, zu Buhtän, Arzanene oder anderen
Gebieten rechnen. Man wird nicht umhin können anzunehmen,
dass entweder Barsaumä es mit der geographischen Nomenclatur
nicht sehr genau genommen hat, oder dass die Grenzen des 'j'ür-
'Abdin nach jener Seite hin im gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht
genau bestimmt gewesen sind.
Der Schreiber von B, der Mönch und Maler 'Abdalläb stammt
ebenfalls aus einer transtigritanischen Landschaft. Sein Heimathsort
l^a^O) ist identisch mit El-hattäkh, dus nach Jäl^üt IV, 952 eine
feste Ortschaft im Gebiet von Dijärbekr nahe bei MejjäfäriVin war.
Sprenger hat es in seinen Post- und Ueise-Ilouten auf Karte nr. 15
nach Abulfeda (mich den Afwälj eingetragen. Vgl. noch Assemani,
I j Nucli der Notitia dignitatuiu »Uiideii suh dispositione viri sjia;tahilis daris Mesojfotü/iaue uusttcr underen 'l'ruppen Hucli equites scutarii indiijeuae
J'afeiises, wciclio — vuruusgeselzt die Kiclitigkeit der Lesart — wuliI ul» Kiii- geburenu dieser Ortscliaft l'afan augeselien werden dürfen. H. Otto Heeck N.
Saehau, syrische Insehriften aus Karjeten. 545
Bibliotheca Orientalis II, natitia episeopatuum Jacobitarum u. d. W.
Hatacha. Die Ortschaft gehörte zur Provinz Arzanene, zur Kirchen¬
provinz Mesopotamien oder Armenia Quarta: Ka(iT()ov 'Arrayccg
KXifiatüs Afj^aviy.ijii , s. Parthey, Hieroclis Synecdemus S. 89
nr. 938.
Wir haben es also mit Geistlichen aus den Tigrisländern zu
thun, welche das Heiligengrab bei Karjetßn besuchten, schmückten
und sich dort verewigten. Dass der hier genannte Maler grade
aus dem Yür-'Abdin gebürtig ist, erinnert mich an den ümstand,
dass die wenigen illuminirten Syrischen Handschriften, von denen
ich bisher erfahren habe und deren einige sich jetzt in meiner
Sammlung befinden , ohne Ausnahme ira für-'Abdin geschrieben
und geraalt worden sind. Byzantinisch-Syrische Malerei scheint
sich unter den Mönchen dieses Gebirgslandes länger erhalten zu
haben als in anderen Syrer-Ländern.
Rücksichthch der Schrift ist zu bemerken, dass C und A das
gewöhnliche Estrangelo ohne besonders characteristiscbe Merkmale
bieten. Dagegen sind in B die Formen des Alef und Tau insofern
beachtenswerth, als die erstere bereits die Stufe des Ser^o, der
Jacobitischen Cursive, darstellt'), die zweite genau in dieser Art
einstweilen wohl überhaupt nieht nachzuweisen ist ; sie ist so ent¬
standen, dass die Schleife im unteren Theil des Buchstaben zuerst
zu einera Punkt und weiterhin zu einer graden Linie geworden
ist. Die nächst verwandte Form des Tau ist diejenige, die in
dera Colophon der Handschrift des Britischen Museum's Add.
14,582 (bei Wright, Catalogue HI pl. IVj vora Jahre 509 n. Clir.
Geb. erscheint,
Da die Inschriften kein Datum enthalten, so können wir ein
Urtheil über ihr Alter nur aus der Schrift ableiten. Während
nun aber die Kriterien der Schrift für die Beurtheilung von Hand¬
schriften relativ sichere Schlussfolgerungen ermöglichen, halte icii
es für bedenklich dieselben in gleicher Schärfe auf Inschriften an¬
zuwenden, weil wir hier der Controle durcb ein umfangreiches
Vergleichs-Material ermangeln und immerhin die Möglichkeit iin
Auge behalten müssen, dass für Inschriften die ältere Schrift länger
im Gebrauch geblieben sein kann als im Gebrauch der Schreiber
von Handschriften. Auf alle Fälle dürften A und C älter seia
als das 9. christhche Jahrhundert, B dagegen etwas jünger.
Berlin 20. Juli 1884.
11 Das Alef Imt in der Cursiv« sclion früh dio Ooatalt eines seiilirecliten Schafts angeiiüinnieii, hereils um .OO'J (s. Wright, CHtulogue of llie Syriae .Maimscriiits III lll IV/ in dir lluiidaelirirt des Hritischen Museums Add 14,.042 Iiier und in einer Ilds. vum .Jahr 7IMJ (s. Wriglit a. a I<1 VUI; eiselieint die jiiii(.'ero I'orm liehen der äUeroii , wählend in einer Notiz einer llaiidseliiil't vom Juhre 72U is. Land, Anecdota l tub. Xll iir. .'>!); nur die cursive Form aulliiu.
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A Buddhistic Sanskrit Inscription from Kota.
By E. HnltzBch.
The subjoined Nagarl-inscription is edited from a shghtly
damaged paper-rubbing, which I owe to the kindness of Professor
Bühler, who received it from Dr. Burgess. A label attached to
the rubbing states , that the inscription is engraved 'on a stone
built into a recess under a flight of stairs on the right hand as
one enters the „Barkhäri Gate' of the inner wall of the town of
Shergadh in Kota'.
The inscription consists of 20 Sanskrit stanzas in various
metres and in a very turgid style. It professes to be a Prasasti
or eulogy and records the building of a Buddhistic temple and
monastery to the east of mount Kosavardhana by the feudal
chief (sämantä) Devadatta, whose genealogy is given as follows.
Bindunaga I Padmanaga
I
Sarvaiiaga, married to Sri Devadatta
■^his pedigree and the doubtful date Samvat 841 are not
sufficient to connect the Nagas here mentioned with the Näga
kings discovered by General Cunningham or with the Näga
family of the Gurjara grants '').
Both the composer of the Prasasti, Jajj aka, and its en¬
graver, Chan aka, have done their work so conscientiously, that
there are almost no mistakes to be found throughout the inscrip¬
tion. In spite of this the deciphering and the translation of this
small Kävya has not been an easy task. To Professor Bühler
1 am indebted for several kind suggestions.
1) Archseological Survey of India, Reports, vol. II, p 310.
2) Indian Antiquary, vol XIII, pp. 82 and 88.