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Die neueren Resultate der sumerischen Forschung,

Von Dr. Friti Hommel.'}

Was zunächst den Namen sumerisch betrifft, so unterhegt es

nach den Auslassungen Oppert's, denen in jüngster Zeit durch

Friedrich Dehtzsch neue Beweisstützen gegeben worden, keinem

Zweifel mehr, dass derselbe, und nicht der Name akkadisch, die

allein richtige Benennung der in Rede stehenden Sprache ist. Diese

Beweisgründe hier anzufüliren ist heute nicht meine Aufgabe.

Die literarischen Quellen, aus denen die Keilschriftforscbung das Material für die sumerischen Studien schöpft, sind folgende:

1. die sumerisch-assjrrischen Nationallexica, beinahe den ganzen n. Band des Rawlinson'scben Inschriftenwerkes (von Tafel 5 an) füllend.

Beispiele: II Rawl. 27, 10 ff. HAL | ga-ra-ru fliessen

HAL.HAL j garäru sa m{-i fliessen

j des Wassers

OUR') \ garäru sa avili dahin-

laufen des Menschen

OUR.GUR na-gar-ru-ru" schnelles

fliessen (heftiges laufen)

n Rawl. 48, 21 ef GALA') bi-iz-zurra Blösse

MUG») ü-ru Blösse

MURUB^) ü-ru-u Sa zinniSti Blösse

(Scham) des Weibes

Davon zu unterscheiden sind die blossen Syllabare , die nur

zur Erklärung der Scbriftzeichen dienen, von welchen aber das

umfangreichste, das sogenannte grosse dreispaltige Syllabar, zugleich

eine sumerisch-assyrische Wörterliste bildet. Beispiele :

«. aus dem gi-ossen Syllabar II Rawl. 1,2 (in der Mitte steht

das zu erklärende Zeichen, links seine sumerische Aussprache in

rein phonetischer Schreibweise, und rechts das entsprechende Aequi¬

valent dieses sumerischen Wortes im Assyrischen; ich theile den

1) Vorgetragen auf der Generalversammlung zu Wiesbaden am 28. Sep¬

tember 1878. D. K.

2) Im Original: (gur) KIL; diese (kleiner geschriebene) Glosse bedeutet aber, dass KIL hier 6UK zu sprechen ist.

3) Geschrieben SAL (od. RAK). X,A, aber nach den Glossen gala, mug und murub auszusprechen.

Bd. xxxn. 12

(2)

17B ttommel, die neueren Resultate der sumerischen Forschung.

Anfang desselben, wie es in D e 1 i t z s c b's assyiischen Lesestücken herausgegeben ist, hier in Transscription mit. Etwa vierthalbbundert . Zeicben werden dort in ihrer sumerischen und assyrischen Bedeutung erklärt.)

(1) ANA -4- äamil (Himmel) [Assyr. öilbenzeichen an}

(2) DINGH»' — T ilu" (Gott) 4—41 ist abgebrochen

(42) GIBIL ' -I^ kiliitw (Veroreimung)

EN I-^" Siptu" (Beschwörung) [kommt im Ass. nur

als Idebgramm in ir^r Bedeutung

siptu vor]

äUHUB Irr'""?-, suhuppatu" (Farre) [kommt im Ass. nur

als Ideogramm in der Bedeutung

paru oder suhupputuY&rre und dann gewöhnlich mit vorgesetztem Determ.

von

ß. aus dem eigenthchen Syllabar, welches aUein der lautlichen

Erklärung der Scbriftzeicben ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung

gewidmet ist, II Rawl. 3, vollständig bei Dehtzsch, Ass. Lesest., 2. Aufl.

S. 35 fi'. (in der Mitte steht das Zeichen, links seine Werthe, und

rechts der stets mit der Nominativendung u [oder uf] versehene

Name des Zeichens): z. B.

RI -|T<f taüu"

TAL -TT<T , ,

BI K käsu

KAh ^ , ,

■Ass. Silbenzeichen ri und tal

■Ass. Silbenzeichen In und Icas

y. aus dem 4 spaltigen Syllabar IV EawL 69, 70, welches

dem eben besprochenen dreispaltigen Syllabar gleicht, nur dass in

der dritten Columne sehr oft statt des Namens des Silbenzeichens wie in der zuletzt mitgetheilten Zeile jenes Syllabars eine graphische

Erklärung versucbt wird '), und dass noch eine vierte Columne an¬

gereiht wird, welche die Bedeutungen, die das betreffende Zeichen

(oder richtiger sumerische Wort — denn nicht immer kommen

diese Bedeutungen dem Zeichen als Ideogramm in assyr. Texten

zu, sondem oft finden sie sich nur in rein sumerischen Texten —)

hat, gewissermassen als eine Reihe assyrischer Synonyma aufführt.

IV. Rawl. 69, 6 flf. GIR -^fff giru eukakibu (Skorpion)^^

patru (Dolch) pculanu

birku (Blitzstrahl;

1) So besonders die Formel: ia ana (z. B. bei obigem J«-^ :

Sa anna) idu. „welches zu (dem Zeiclien su) noch (das Zeichen an) kennt".

2) In dem Täfelchen K 4213 Synonym von akrabu.

(3)

Hommelf die neueren HetuUate der sumerischen Forschuno. 179

Ergänzungen zu diesen drei Arten von Syllabaren bilden die

deu sumeriscben Wörtem (resp. sum«riech-assyr. Scbriftzeicben) so

.oft in den Nationallexicis in kleineren Charakteren beigeschriebenen

Olossen, welche fiir die richtige Lesung sumerischer Texte von

tmsohatzbarem Werthe sind, da es vorkommen kann, dass man in

solchen ein Zeichen seiner Bedeutung nach ganz genau kennt,

also auch, wenn alle andern Wörter bekannt sind, den Satz voll¬

kommen richtig übersetzen kann, nur aber die Aussprache des

betreflFenden Zeichens zunächst noch unbekannt ist, und uns dann

solche Glossen in vielen Pällen die richtige Aussprache an die

Hand geben.

2. die gi'ammatikaüschen Paradigmen, welche von den assy¬

rischen Gelehrten angefertigt wurden, und von denen' sich eine

grosse Anzahl im H. Band des Inschriftenwerkes (H Rawl. 8, 45

—70 cd. 9. 11. 12 und 13. 14 und 15. IG., sowie einige Prag¬

mente auf Tafel 33 und 36) abgedrackt findet.

Ich wähle hier ein bereits von Schräder aus II B. 12,

42—47 cd mitgetheiltes Täfelchen, um dort einen Pehler, der schon

manche an der Richtigkeit der sumerischen Entzifferungen irre¬

gemacht hat, zu verbessem:

Kl.NI.Tji iUiSu mit ihm

KI.NE.NE.TA') Utiäunu mit ihnen (im sumer. einfach

durch Verdopplung der 3. sine,

ausgedrückt)

KI.MU.TA iuija mit mir

KI.MI.TA inini nüt uns

KI.ZU.TA ktika mit dir

KI.ZU.NE.NE.TA*) iUikunu mit euch (im sumer. 2. sing. -|-

3. pL = 2. plur).

TA ist sumerische Postposition und entspricht dem assyr. uUu

»aus, von", aber auch der ass. Präposition ina ,in", z. B. IV R. 9,

11 -f 12b älÖ.ZU.TA ina ahilea »bei demem Brader"; und KI

wird von den Nationallexicis nicht blos durch irsitu Erde, in

welcher Bedeutung es auch als Ideogramm in den assyr. Texten

vorkommt (z. B. KL-^*"* = ir^iti"), sondem auch durch aSru

Ort erklärt. Es heisst also KI.NI.TA wörtlich ina asariu »an

seinem Ort", wie maa im Sumerischen für »nüt ihm" sich ausdrückte.

3. die bihnguen Texte, einige Tafeln im H. Band und ausser¬

dem beinahe den ganzen IV. Band des Londoner Inschriftenwerkes

ausfüllend. Sie sind meist religiösen nnd mythologischen Inhalts

1) Scnrader KI. BIL .BIL .TA. ^.^I^)f ist aber in den sumer. reiten nur NE und (wenn es Feuer bedeutet) GIBIL , woraus der ass. Werth l/il wie der von den Syllabaren angegebene «umer. Werth PIL (nnd BIL) erst abgekürzt zu sein scheint.

2) Schräder: KI . ZU BIL . BIL . TA.

12»

(4)

180 Hommel, die neueren Resultate der sumerischen Forschung.

und so geschrieben, dass immer eine Zeile sumerisch und die

folgende assyriscbe Interlinearübersetzung ist. In kleineren Texten

kommt es auch vor , dass links das sumerische , recbts die assyr.

Uebersetzung steht, und es sei hier der Kürze halber so ein klei¬

neres Stück, nämhch ein sumerisches Sprichwort, als Beispiel eines

bilinguen Textes gewählt:

II Rawl. 16, 14—17 cd

IZ.-DU IZI.-MU.UN.-IL tal-Hk tas-sa-a

... G ») (MULU-) KUR . RA . KIT {-ki-ü nak-ri

NI.-DUUN-IL il-lik iä-äa-a

...G.-ZU (MULU-)KUR.RA i-ki-il-ka nak-m

d. i. du gingst (hier nicht DU . A - ZU, sondem der reinen Verbal¬

wurzel DU, gehen, wird hier IZ vorgesetzt zum Ausdmck der

2. Sing.), du nahmst (im Sumerischen wörtlich ,du nahmst es"

mit incoi-porirtem n; IL, nicht GA . TU zu sprechen, heisst nehmen;

vorgesetztes IM bildet neben IN - und BA - den Perfectstamm ;

wenn das im voraus auf das noch genannte Object hinweisende

und dann zwischen das den Perfectstamm bildende Präfix und die

reine Wurzel gesetzte Pronomen der 3. Pers. Sing, in den m-stamm,

wie ihn Delitzsch zum Unterschied vom n- imd b-stamm nennt,

treten soll, so wird es dem m mittelst des diesem labialen Con¬

sonanten homogeneren u-Vocals angehängt, der vor dem m gewesene

Vorschlags- oder Hilfsvocal i aber als nun nicht mehr nöthig ab¬

geworfen, so dass wir die Porm MU-N-IL bekommen, die an und

für sich, da die 3. Sing, im sumerischen nicht besonders bezeichnet wird, ,er nahm" heissen würde, mit vorgesetztem IZI") aber „du

nahmst" bedeutet) das Feld des Feindes (oder, wenn man MULU

„Mensch" nicht, wie ich es hier thue, als blosses Determinativ, was dann nicht gesprochen wird, betracbtet: „des feuidlichen Mannes";

KIT ist eine den Genitiv bezeichnende Postposition des Sumerischen,

wahrscheinhch entstanden aus KI.TA); es gieng (NI-DU der reine

Perfectstamm und zwar der n-Reihe ; mit NI- wechselt nicht nur

IN- sondern auch UN-), es nalim (UN-IL) dtdn Feld der Feind.

4. die nur in sumerischer Sprache geschriebenen Texte. Von

dieser Art sind bis jetzt nur kleinere Inschriften bekannt, welche

von den ältesten babylonischen Königen herrühren und in den

sogenannten hieratischen Keilscbriftcharakteren geschrieben sind.

Ohne die grammatikalischen und lexicalischen Arbeiten der As¬

syrer wie die bihnguen Texte wäre eine Entzifferung dieser In¬

schriften natürhch nie möglich gewesen; vor der Hand ist von

ihnen daher auch keine reicbe Ausbeute sondem meist nur Be¬

stätigung der dort gemacbten Porschungen und Entdeckungen zu

erwarten, zumal sie fast alle nur geringen Umfanges sind.

1) yj ^yyi (nicht A , SÄ zu sprechen, sondern auf G endigend, vgl. II B.

11, 73 ef); iklu Feld, ein in den Texten sehr oft vorkommendes Wort.

2) Zu dieser Aussprache des Zeichens ^-^^T vgl. II R. 3, 47 Iff.

(5)

Hommel, die neueren Restdtate der sumerischen Forschung. Igl

5. die Verwendung sumerischer Wörter als Ideogramme in

assyrischen (resp. babylonischen) Texten.

Es ist keineswegs der Fall, dass die assyrischen Texte so von

Ideogrammen wimmeln, wie es etwa scheinen möchte. Viele der¬

selben sind bis jetzt äna^ XtyOfitvct, unzfthhge andre kommen

seltner oder nur in ganz speciellen Arten von Texten (wie astro¬

nomischen) vor, imd wenn man solche ausnimmt, so kann man

getrost sagen, dass es nur die gewöhnlichsten Begriffe der Sprache

sind, weicbe ideogrammatisch in der Schrift ausgedrückt werden,

so z. B. fast stets irsitu Erde, malu Land, wt*« Mann, iairu

König, haläku gehen, Assur Assyrien, Istar Astarte u. s. w.,

welche KL KUR, UN oder MULU, LUGAL, DU, — DUG,

XV geschrieben, aber in ihren eben angegebenen assyrischen (semi¬

tischen) Werthen gelesen werden. Zur Erleichterung setzen die

Assyrer hier öfter sogenannte phonetische Complemente *) dem

betreffenden Ideogramm nach, z. B. ud in KUR-urf As. Sm. 85, 51,

tim in KI- ti" passim , um zu bezeichnen , dass hier ikhid er er¬

oberte *), irsiti" der Erde — kur-ud und ki-ii" würden gar keine

Worte sein — gelesen werden muss.

Seltner vorkommende Ideogramme richtig assyrisch lesen zu

können, würden wir manchmal in Verlegenheit sein, wenn wir eben

nicbt die sumerisch-assyrischen Syllabare und Nationallexica hatten,

die uns hier fast stets das richtige an die Hand geben. Aber neben

diesen unschätzbaren Hilfsmitteln muss hier noch eines erwähnt

werden, welches uns oft auch schon ohne dieselben zur richtigen

Lesung gelangen lässt, ich meine die zahlreichen Varianten der

Paralleltexte zu den historischen und andern Inschriften. Da

kommt es oft vor, dass in der einen Fassung des Textes ein Wort

ideogrammatisch gescbrieben ist, was in der andem Fassung an der¬

selben ganz gleichlautenden Stelle phonetisch wiedergegeben wird ; so bietet uns, um nur einige Beispiele zu nennen, die erste Hälfte der von

Smith herausgegebenen Inschriften Asurbanibals (p. 1—151) neben

einer Eeihe von sehr oft begegnenden Ideogrammen, zu denen die

Varianten die phonetische Lesung geben (oder umgekehrt), — wie

arlea-nu^) (Var. ar-ka-a-nu) „nachher", tibtu (Var. to-ab-tu) „Wohl¬

that", zi-kar sap-ti-ja (Var. eikar Sapti-ja) „die Worte meiner Lippe", niri-ja (Var. ni-ri-ja) „mein Joch", ^{ru-us-su (Var. si-ru- uS-äu) »gegen ihn", a-di mah-ri-ja (Var. a-di uiahri-ja *) „zu meiner

1) Nicht mit der sogenannten Nominalverlängerung zu verwechseln, welche blos in sumerischen Texten vorkommt.

2) Vgl. zur Bestätigung die Variante der betreffenden Stelle , welehe ik- Su-ud phonetisch geschrieben darbietet.

3) Ich könnte natürlich hier wie in den folgenden Beispielen gerade so gut die sumerischen Werthe einsetzen, also hier EGIR- nu (—arkann), beim 2.

MUN (= tabtu), beira 3. EME- ja (= sapti-ja) u. s. w. transscribiren.

4) a-di -ja geschrieben.

(6)

J82 Bommel, die neueren Resultate der sumerischen Forschung.

Gegenwart', turtanu (Var. tur-ta-nü) „Statthalter", umman-su (Var.

um-man-Su „sein Heer", ina Tea-bal (Var. ina kahat) in „der Mitte von", Istar (Vax. Jä-tar) „Astarte" und ta-ka-ei (Va,r. tahqei) „Schlacht"

— auch zwei Ideogramme, die uns sonst aus den Nationallexicis

und Syllabaren wie aus den übrigen assyr. und sumerischen Texten,

soweit sie durchforscht sind, noch nicht oder nur in wenigen

Fällen bekannt waren, nämhch As. Sm. 105, 60 "^ITT} f<«

DIRIG . gwie die Variante zu aem im Haupttext stenenaen ma-

lu-u-tt „reichüche" (von »b'a füllen) bietet, und 123, 49 m<T^|

„Gnade" (var. ri-t-mu, vgl. Dni), was zwar auch sonst in assyr.

Texten vorkommt (und deshalb aucb von Dehtzsch, Schrifttafel

seiner Ass. Lesest., 2. Atifl. Nr. 147 genannt wird), aber wozu uns

die Syllabare und Nationallexica bis jetzt die sumerische Aussprache

noch nicht haben finden lassen. Ich wählte letzteres Beispiel hier

deshalb, um zu zeigen, dass diese Varianten für die sumerische

Sprachforschung nur insofem Nutzen bringen, als sie uns zwar die

Bedeutung, aber nicht die Aussprache, wenn wir diese nicht andfers

woher erfahren, der sumerischen Wörter kennen lehren. Da aber

dieser sekundäre Nutzen für das Sumerische immerhin ein Nutzen

bleibt, so musste auf den Werth jener Ideogramme und ihrer

Varianten, der für das Assyrische freilich ein grosser ist, auch hier

bei Aufzäblung des hterarischen Quellenmaterials der sumerischen

Forschung hingewiesen werden. — Was nun noch den Zweck jener

Verwendung von Ideogrammen anlangt, so sieht man deuthch, die

Assyrer brauchten bei sehr oft vorkommenden Begriffen, um Raum

zu sparen und um hier nicht ibre stets etwas längeren weil drei¬

consonantigen semitischen Wörter schreiben zu müssen, die viel

kürzeren, weil meist einsilbigen und mit eineni Zeichen geschrie¬

benen sumerischen Wörter "). Die assyrische Schrift ist ja über¬

baupt eine dem semitischen Assyrisch erst augepas'ste nichtsemitische

Schrift, die Schrift des alten Cultui-volkes der »umener — dies

hat Oppert lange bevor man sumerisch-assyrische Texte hatte, er¬

kannt —, und nur aus ihrem nichtsemitischen Ursprung ist es zu

erklären, dass die assyrische Schrift z. B. az, as und as, iz, is

und is, uz, us und us, da und ta, di und ti, va und ma mit

einem Zeichen ausdrücken muss. Ein Glück für uns ist es, dass

in den assyrischen Priesterschulen noch bis m die späteste Zeit

1) So transscribire icli das Pluralzeichen !<<< (sum. MES = mahdütu Menge, wns, nebenbei bemerkt in sumer. Texten nie den Plural bildet, sondern mir in ass. Texten nebeu Ideogrammen dem Auge den Plural derselben an¬

zuzeigen gesetzt wird).

2) Hier ist besonders zu beachten, dass iu den Keilschrifttexten jede ZeUe mit einem vollständigen Wort sehliessen muss und eine Abtlieilung desselben in solchen Fällen nie vorkommt, also schon deshalb oft Haushaltung in der W'ahl der Zuiclieu geboten war.

(7)

Homtnel, <iie neueren Resultate der sumerischen Forschung. X83

des assyrischen Beiches die sumerische Sprache erlernt werden

musste, in dieser Sprache immer noch die Hymnen auf das ur¬

sprünglich von den Sumeriem überkommene Götterpantheon ab¬

gesungen wurden, und uns so jenes unschätzbare Hüfsmittel der

assyrischen Philologie, die erwähnten sumerisch-assyr. Nationallexia,

Syllabare und grammaticalischen Paradigmen wie die Interlinear¬

versionen der sumerischen Texte mit der übrigen Literatur der

Assyrer erhalten bheben.

Was nun die neuesten Besultate der assyriologischen Wissen¬

schaft für das Sumerische, zumal über seine Stellung innerhalb der

■ans bekannten Sprachen betrifft, so sind dieselben folgende:

a. Das Sumerische trägt in der Anfügung der Bildimgseie-

mente einerseits den Charakter der sog. agglutinirenden ^rächen

an sich — man vergleiche nur die Anwendung der Postpositionen

statt der Präpositionen, die lose Aufleimung der Suffixe z. B.

ADDA Vater, ADDA.NA sem Vater, ADDA.NA.EA ana abi-su

zu seinem Vater, die Nominalcomposition (welche sonst auch noch

den indogerm. Sprachen eigenthümlich ist) z. B. H1D.KA..A.NA

Mündungen der Ströme (HID Strom, KA Mündung), SAG.GIG

Kopfweh, AN . KI . SAE . A . NA Schaaren des Himmels und der Erde

(AN Hünmel, KI Erde, .^AE Schaar, ANA Pluralsuffix; ass. kiBsA

Sami u irsiti") und endhch der deutUch genug im Sumerischen

ausgeprägte. Ansatz zur Vokalharmonie, welcher sich besonders

auffallend im Bau der zweisilbigen Nomina zeigt (vgl. U§U idissu

aUem, UEU aiu Stadt, LUGUD sarku, DUGUD kabtu schwer,

UEUD iru Bronze, SUgUB paru Farre, SAIIAR ipru Staub, ALAD

stdu Stiercoloss, AMAE büni Glanz, AZAG illu glänzend, DAMAL

rapäu breit, DIEIG atru, lEIM sabu Soldat, EME lisanu Zvmge

u. a. m.), so dass man hier schon mehr von regelmässiger Durch¬

führung sprechen kann, während die Vokalharmonie nur als Ansatz

bei der Anfügung von Suffixen an die Wurzel betrachtet werden

muss, z. B. beim Pluralsuffix -ANA, -ENE, z. B. ÖAR.A.NA

Schaaren, KA . A . NA Mündimgen, §U . BU seine Hand (statt §U . BI),

§ÄGA.-NA sein Herz (statt §ÄGA-NI), DINGIE.RA.NA sein Gott

(statt DINGIERA . NI , was auch vorkommt), DAM . NA ihren Mann,

DINGIE.E.NE Götter, IN.ZU.US sie lernten (statt IN.ZÜ.E§;

ZU heisst „lernen"), dagegen IN.LAL.E.NE sie wägen, E.A.NI

sein Haus (vgl. oben DAM.NA ihren Mann), KA.BI sein Mimd

(nicht KA.BA) u. a. Wenn man nun noch die Identität der Prono-

minalsuifixe, bes. der 1. und 2. Person Sing, mit denen des tür¬

kisch-tatarischen Sprachstamms dazu ninunt, wenn man sich femer

erinnert, dass eine systematisch durchgeführte Vokalharmonie sich

nur in den ural-altaischen Sprachen findet, und endlich die frappante

üebereinstimmung von einigen ganz gewöhnlichen Begriffen wie

DINGIR Gott (alttürk. tofigra), TAK Stein u. a. ins Auge fasst,

so scheint nach oberflächlicher Betrachtung die Zusammengehörigkeit

des Sumerischen mit jener Sprachfamilie ohne aUen Zweifel zu

(8)

184 Hommel, die neueren Retultate der sumerischen Forschung.

sein. Trotzdem würde ich nie zu behaupten wagen, das Sumerische

wäre etwa die Mutter irgend einer dieser Sprachen, weil wir ja

keine derselben weiter als einige Jahrhimderte zurück verfolgen

können, und das Sumerische in so grauem Alterthum die einzige

von Sprachen solchen Baues wäre, welche wir kennen. Im Gegen¬

theil, meine Ansicht war stets, dass eine solche Verwandtschaft,

auch wenn sie wahrschemlich erschiene, niemals mehr, selbst mit

Herbeiziebung des ohne Zweifel mit dem Sumerischen verwandten

noch unentzifferten Elamitischen, wissenschaftüch bewiesen werden

könnte , eben wegen des zu grossen Zeitraums , der zwischen den

uns bekannten ural-altaischen Sprachen und dem Sumerischen in

dem Stadium, in dem es uns vorliegt, sich befindet. Aber bei

näherer Betrachtung der Dinge eröfl&iet sich eine Kluft zwischen

beiden, welche die obengenannten allerdings fi-appanten Aehnlich¬

keiten eben doch als Zufall erscheinen lässt imd eine Vergleichung

geradezu unmöglich macht Diese Kluft wird durch folgende eben¬

falls gesicherte Besultate der sumerischen Forschung, welche ich

an zweiter Stelle anführe, in klares Licht treten.

b. Das Sumerische hebt sich andrerseits durch den Bau seiner

Verbalstämme und seiner Conjugation, welcher, wie aus schon an¬

geführten Beispielen ersichtlich, hauptsächlich in Prä- und Infigirung

besteht, durch die in ihm gewöhnhche Nachsetzung der Adjectiva

wie der ein Wort näher bestimmenden Substantiva (z. B. E-GAL

grosses Haus, EN.DUGUDDA der angesehene Herr; GIS.TIN

Wein, wörtl. Holz des Lebens, KI.BIL Kohlenbecken, wörtl. Ort

des Feuers , E . MA Kajüte , wörtl. Haus des Schiffs) und endlich

durcb Präfigirung sonstiger näher bestimmender Elemente, wie z. B.

des zu Abstracten erhebenden NAM (z. B. NAM. DU Sohnschaft),

einiger neben den gewöhnlichen Postpositionen vorkommender Prä¬

positionen (so stets MUIJ ,auf, z. B. MUH . NA auf ihn ; auch EN

adi, z. B. HB. 15,83 ab EN . E . KUBABBAE . RA adi kaspi) u.a.

scharf von dem ganzen Charakter der ural-altaischen Sprachen ab,

und nacb meiner Ansicht wären nicbt einmal Jahrtausende, selbst

bei den sich relativ so schneU verändernden turanischen Sprachen,

im Stande gewesen, so tief einschneidende, den ganzen Sprachtypus

umdrehende Veränderungen zu bewirken, eine solche Kluft, die

durch die oben mitgetheüten Differenzen ') zwischen dem Sumerischen und jenen Sprachen in Wirkhchkeit besteht, zu überbrücken.

Zum Schluss sei noch auf die Wichtigkeit des Sumerischen,

wie es uns in den lexicalischen und grammatischen Listen und den

zweisprachigen Texten vorliegt, für das Assyrische, welche weit

grösser als man gewöhnlich glaubt, hingewiesen. Die assyrische

1) Die von mir genannten Unterscliiede führt Lenormant in seinen „Etudes sur quelques parties etc." p. XIII allerdings gewissenhaft auf, ohne aber zu er¬

kennen, dass sie es gerade sind, welche der ganzen Theorie des turanischen Charakters des Sumerischen den Todesstoss geben.

(9)

Hommel, die neueren Resultate der sumerischen Forschung. 185

Philologie hat hier von den Assyrern seihst Hilfsmittel überkommen, um welche sie manche andere Philologie, deren Material Inschriften

oder geschriebene Literatur ist, beneiden darf Gestatten Sie mir

an zwei Beispielen aus den Annalen Asarhaddon's zu zeigen, wie

wir in den Stand gesetzt sind, oft mathematisch genau die Be¬

deutung eines assyrischen Wortes mit Hülfe der sumerisch-assyrischen

Texte und Nationallexica zu bestimmen. Asarh. 1, lo steht säpinu

gimir dadmiäu „wegfegend die Gesammtheit ihrer rfarfnw''); . dies

Wort dadmi übersetzte man, an 0"i Blut denkend, bisher stets

durch „Menschen", während uns jetzt eine bilingue Hymne (IV Rawl.

19, 9 -}- 10 a), wo dem dadmi der assyr. Columne in der sumerischen

das gewöhnhche sumerische Wort UBU Stadt, Wohnsitz entspricht,

lehrt, dass an allen Stellen der assyr. historischen Inschriften, wo

dies dadmi steht, „Wohnsitze, Wohnungen" zu übersetzen ist. Als

zweites Beispiel wähle ich Asarh. 6, 89. 40 fiurra-Sun Saman leak-

kadi Samna gtilä muhha-Sunu uSa{k)la „ihr (der Thiere) surru,

das Fett (NI daranu Fett) des Kopfes, das grosse (?) Fett, (und)

ihr Him hess ich opfem". Aus den Nationallexicis (HB. 36, 52 e f) ersehen wir aber, dass ^rru ein Theil des Herzens, wahrscheinhch

der Herzbeutel (IIIS-umscbliessen, einengen?) ist. — Und so gibt

es hunderte von Fällen, wo uns die semitische Wortvergleicbung

im Stiche lässt, wir aber theils aus sorgfiiltig abwägender Ver¬

gleichung der übrigen Stellen, wo das betreffende Wort in den

assyr. Texten voikommt , theils durch die Zuratheziehung des

Sumerischen das richtige und sichere finden. Die Vergleichimg von

Wörtem anderer semitischer Sprachen hat dann höchstens zu be¬

stätigen, als Wegfährerin aber ist sie meist zu entbehren, oft sogar

irreleitend (wie oben bei dadmi), zumal wenn einer nur schlechte

Lexica, weicbe keine Belegstellen geben, benutzen muss, und

die betreff'ende semitische Sprache nicht aus eigenen Forschungen kennt.

Dass die sumerische Forschung nocn sehr viele Lücken in

der Erkenntniss aufzuweisen hat, ist nicht zu verwundem und muss

von jedem, der sich mit sumerischen Texten beschäftigt, ohne dass er

sich dessen zu schämen brauchte, zugestanden werden. Diese Lücken

immer mehr auszufüllen, ist ja der Zweck unserer Forschungen und

muss bei dem reichen Materiale endlich auch ziemlich vollständig

gelingen. Mancbmal, ja man kann sagen, in der grösseren Hälfte

der Fälle, sind diese Lücken jedoch der Art, dass wir ein sume¬

risches Wort (oder assyrisches Ideogramm) nur nicht der richtigen

Aussprache nach lesen, wol aber genau übersetzen können. So ist

z. B. das Ideogramm für Esel (dann zahmes Hausthier überh.) bis

jetzt noch unbekannt, denn die Lesung PAZ oder PAS ist nur eine

1) Der Bildung nach von einer Wurzel 0173*1; vgl. darUber Delitzsch Ass.

Stad. I 143.

1 i

(10)

IgQ Hommel, die neueren Resultate der sumerischen Forschung.

conventionell angenommene, um nicht stets X oder Y transscribiren

zu müssen. Sehr oft dient uns als Wegweiser zur richtigen Lesung

eine Art phonetischer Ergänzimg, die aber in der Sprache selbst

beruht und daher besser Nommalverlängerung genannt wird. So

wusste man schon längst (oder vielmebr hätte schon längst wissen

können), dass das Ideogr. für Pluss, f| , da ihm gewöhnlich

in den sumerischen Texten DA folgt, einen auf d auslautenden

Werth gehabt haben müsse (die Lesung ARI erwies sicb also schon

desbalb als eine irrig angenommene). Nun gibt aber eine Glosse in

den Nationallexicis für )[{ St-f die Lesung hid an die Hand, und

wir wissen jetzt sicber, dass HID ■) die allein mögliche und richtige

Lesung des sumerischen Wortes für Pluss ist. Vergleiche noch

~-)f-RA Gott, was natürlich, da uns das grosse Syllabar AN.NA

) Samü Himmel , DINGIR . RA ( ilu Gott bietet , nur

DINGIR.RA, und nicht, wie Oppert noch in seinem neuesten

Werk: Documents juridiques thut, AN.RA, gelesen werden kann;

femer <^-GA = DUG.GA (nicht HI.GA) gut, ►f-i}-LA =

GAL . LA (nicht IK . LA Oppert ebendas. !) sein, besitzen.

1) Damit ist endlich auch Hid- in Hiddekel (ass. Di gia tu) erklärt.

1 t

(11)

187

Zur semitischen Epigraphik.

Von

K. BohlottmMn. ')

y.

Metrum und Beim auf einer ägyptisch-aramäischen

Inschrift. *)

Es erklärt sich aus den eigenthümhchen Schwierigkeiten der

semitischen Epigraphik, dass Forscher, deren Verdienste auf diesem

Gebiet allgemein anerkannt' sind, auf Inschriften, die nichts als

trockene Namen enthielten, schwungvolle Poesie zu finden meinten.

Umgekehrt sind auf dem vielbesprochenen Stein von Carpentras

Metrum und Reim unbemerkt geblieben bis auf Joseph Derenbourg,

dessen Scharfsinn wir so manche werthvolle Wahrnehmung ver¬

danken Auch er hat aber von den dort beabsichtigten sechs

Reimen nur zwei erkannt. Und auch sein erster Versuch, das

Metrum zu bestimmen, ist, wie mir scheint, nicht ganz gelungen,

sondem leidet an einigen gezwungenen Annahmen, in Folge deren

es auch geschehen sein dürfte, dass die interessante Entdeckung

nicht die verdiente allgemeine Anerkennung gefunden hat. Hier¬

von überzeugte ich mich auf der letzten Orientalistenversammlung in Tübingen und finde mich dadurch veranlasst, meine Bemerkungen

über den Gegenstand den Fachgelehrten vorzulegen.

Höchst interessant ist doch gewiss der Nachweis von metrischen

und gereimten aramäischen Versen aus der Ptolemäerzeit. In diese

nämlich werden von Aegyptologen und semitischen Paläograpben

aus Gründen, die schwerlich antastbar sind, die bis jetzt bekannt

gewordenen vier Inschriften gesetzt, welche in aramäischer Sprache

und einer eigenthümlich ausgeprägten aramäischen Schriftart ab¬

gefasst sind und sich auf ägyptischen Cultus beziehen. Unter ihnen

1) Vgl. Band XXV S. 149—195.

2) Mitgetheilt auf der Oeneralversammlung zu Wiesbaden am 28. Sep¬

tember 1877. p. B.

3) Journal asiatique. 6<ac aiiiv tome XI p. 277 ff.

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