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Der zweite Teil behandelte ein Forschungsdesideratum, die Frage nach den näheren Zusammenhängen des Sumerischen und des Akka¬ dischen in der Form eines "Sprachbundes"

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SEKTION II. KEILSCHRIFTFORSCHUNG

Sektionsleiter Burkhart Kienast, Freiburg

DER GEGENWÄRTIGE STAND DER AKKADISTIK (1975)

UND IHRE AUFGABEN

Von D.O. Edzard, München

Der hier verkürzt wiedergegebene Vortrag war in zwei Teile gegliedert.

Im ersten suchte der Referent den Anschluss an Erica Reiner in Current Trends

in Linguistics 6: Linguistics in South-West Asia and North Africa (1970) S. 274-

303: "Akkadian" (l). Der zweite Teil behandelte ein Forschungsdesideratum,

die Frage nach den näheren Zusammenhängen des Sumerischen und des Akka¬

dischen in der Form eines "Sprachbundes". Das zweite Thema wird hier nur

in Stichworten umrissen; es soll in AfO 25 näher ausgeführt werden (2).

I.

Wenn der akkadische Wortschatz demnächst, wie man hofft, von A bis Z in

modernen Wörterbüchern greifbar ist, können systematisch auswertende Stu¬

dien beginnen, wie W. von Soden sie schon öfters angeregt hat. Man denkt z.B.

an die Untersuchung fremdsprachiger Wörter im Akkadischen und umgekehrt

an lexikalische Ausstrahlung des Akkadischen; an neue Übersichten über Nomi¬

nalformen oder an Studien zur verbalen Rektion; die vergleichende Semitistik

wird zweifellos profitieren. Vor allem aber sollte es demnächst leichter fest¬

stellbar sein, was einen bestimmten Dialekt lexikalisch besonders kennzeich¬

net, positiv wie auch negativ durch das Fehlen bestimmter Wörter (3). Im Üb¬

rigen laufen revidierende und erweiternd-präzisierende lexikalische Arbeiten

nebenher (4). Wie sehr unsere Wörterbücher auch in der weiteren Nachbar¬

schaft des Faches Früchte tragen, zeigte kürzlich wieder O. Szemerenyis

Aufsatz (1974) über cdtorientalische Wörter im Altgriechischen (5).

Über das Akkadische hinausgehend hat von Soden (1973) grundsätzliche Er¬

wägungen zu einem semitischen Wur zel Wörterbuch vorgetragen (6). Eine wich¬

tige neue Studie zum Onomastikon stammt von C. Saporetti (1970) (7).

Eine Sprachgeschichte des Akkadischen ist noch ein fernes Ziel. Die Vorge¬

schichte hat in einem kühnen Entwurf I.J. Gelb (1969) zu zeichnen versucht.

In seiner "Sequential Reconstruction of Proto- Akkadian" ( = AS 18) finden

wir das Modell einer agglutinierenden Sprache reinsten Wassers mit der säu¬

berlichen Verteilung einzelner Funktionen auf einzelne Morpheme (8). I.M.

Diakonoff hat zuerst 1965 (9), dann erneut 1967 (lO) die Entwicklungsstufen

des Akkadischen in Beziehung zum Entwicklungsstand anderer semitischer

Sprachen gesetzt (alte, mittlere Stufe). 1970 hat er in "Problems of Root

Structure in Protosemitic" versucht, ältestmögliche Wurzelformen zu rekon¬

struieren und Gesetzmässigkeiten für das Verhalten der akkadischen Wurzel

zu finden (11).

Einen ausführlichen Abriss der akkadischen Grammatik gab Diakonoff 1969 (l2)

Aus dem Jahre darauf stammt - leider erst im Manuskript (dem Referenten

durch die Freundlichkeit des Verfassers bekannt) und nicht allgemein zugäng¬

lich - eine sehr ausführliche "Structural Grammar of Babylonian" von G.

Buccellati, die sich u.a. durch eine besonders liebevolle Pflege der Syntax

(2)

auszeichnet. Die durch von Soden angeregten "Dialektgrammatiken", von de¬

nen E. Reiner einige herb kritisiert hat (1973) (l3), konnten unser Bild vom

Akkadischen noch keineswegs voll abrunden. Hervorzuheben sind K. Heckers

umfangreiche altassyrische Grammatik (1968) (l4), W. Mayers Beiträge zum

Mittelassyrischen (l97l) (15) und G. Wilhelms Versuch über das Akkadische

auf nichtsemitischem Substrat (1970), die "Untersuchungen zum Hurro-Akka-

dischen von Nuzi" ( = AOAT 9). Nach freundlicher Mitteilung von J. Renger

hätte die Chicagoer Dissertation von R. Whiting über frühaltbabylonische Brie¬

fe aus Elnunna das aufregende Ergebnis erbracht, daß das dortige Akkadisch

dem "hymnisch-epischen Dialekt" äußerst nahe stünde (l6).

Preise müßten ausgeschrieben werden für brauchbare Darstellungen des

Neubabylonischen und Neuassyrischen . J. Greenfield (1974) hat wieder auf

die betrübliche Tatsache hinweisen müssen, daß der Aramaist, der Auskunft

über das Verhältnis Neubabylonisch-Aramäisch sucht, nach wie vor auf E.

Rimalts "Wechselbeziehungen" (1932) (17) angewiesen ist (18). E.Y. Kut¬

scher hat in Current Trends in Linguistics 6 (1970) S. 356-358 ebenfalls un¬

terstrichen, wie nötig es sei, das Neubabylonische aramaistisch aufzuschlies-

sen. Von Soden (1966; 1968) hat die Untersuchung aramäischer Lehnwörter

im Neubabylonischen begonnen (19) und M. Dietrich (1969) die Subjunktionen

dieser Sprachstufe behandelt (2o). Doch die Gesamtdarstellung fehlt, und man

vermißt sie nicht minder schmerzlich im Neuassyrischen !

Alles in allem ist die Syntax nicht mehr Stiefkind der Forschung wie früher.

So schrieb G. Buccellati über den Stativ als Nominalsatz (1968) (21) und über

die "Nominalisierung" finiter Verbalformen durch Infinitiv nach _sa (1972) (22);

Joan Westenholz untersuchte "Use and Function of the Pronouns" im Altbaby¬

lonischen, Hauptkapitel ihrer Chicagoer Dissertation (l97l) (23).

W. von Soden hat (1973) wieder zum sog. Subjunktiv Stellung genommen und

vorgeschlagen, ihn überall dort, wo er als reiner Indikativ fungiert, "Subor-

dinativ-Subjunktiv" zu nennen (24). Im selben Jahr versuchte Edzard, den Be¬

griff des Modus in der akkadischen Grammatik überhaupt zu revidieren (25).

Er ging von der sprachwissenschaftlichen Definition des Modus aus und von

seiner Funktion ohne Primäre Rücksicht auf die Form. So wurde der "Affir¬

mativ" stärker als bisher hervorgehoben und der sog. Subjunktiv dem Indika¬

tiv zugewiesen, soweit er nicht eindeutig eine andere Funktion hat. Auf die¬

sem Wege wurde es auch möglich, die verbalen Ausdrucksmittel für den po¬

sitiven und negativen, promissorischen und assertorischen Eid dem Modus¬

system einzugliedern und unterzuordnen. Bisher waren die "Ausdrucksmittel

für den Eid" als eine gesonderte Kategorie behandelt worden (26).

Eine der schwierigsten Fragen der akkadischen Grammatik - schwierig,

weil nicht am lebenden Informanten nachprüfbar - ist nach wie vor, das ge¬

naue Verhältnis von subjektivem Verbal aspekt und der Zeitstufe zu bestimmen,

wobei der Referent sich grundsätzlich der Meinung anschließen möchte, daJ3

der Aspekt den Primat im Gemeinten hat (27). Neue Ergebnisse sind vielleicht

nur dann zu erzielen, wenn man das akkadische Verbalsystem zusammen mit

dem sumerischen betrachtet, womit von Soden (1965) den Anfang gemacht

hat (28).

Am Ende dieses Abschnittes sei kurz das Verhältnis von Schrift und Sprache

gestreift. Sowohl I.J. Gelb (1970) (29) als auch E. Reiner (1973) in einem

Aufsatz mit dem provozierenden Titel "How we read Cuneiform Texts" (3o)

haben nahegelegt, daß sich der Leser die Diskrepanz zwischen Orthographie

(3)

und Sprachwirklichkeit stärker vergegenwärtigen solle. Gewarnt wird vor ei¬

ner zu schnellen Manipulierung unseres Umschriftsystems mit dem Zweck,

neuesten Erkenntnissen auf dem Gebiet des Lautstandes gerecht zu werden.

E. Reiner bezieht sogar unsere Rekonstruktion des akkadischen Phonemin¬

ventars in ihre skeptische Betrachtung ein (31). Auf der anderen Seite wird

den Verfechtern einer möglichst nahe am Zeichenbestand des Originals haf¬

tenden Umschrift immer wieder vorgehalten, daß sie einen akkadischen Text

für Fernerstehende unverständlich machen. Der - allerdings aufwendige -

Kompromiss besteht in einer doppelten Textumschrift: Eine auf notwendigste

Kontraste beschränkte Transliteration und daneben die Ausdeutung durch den

Bearbeiter (32).

Mit diesen Fragen hängt ein Desiderat zusammen, die neue Untersuchung

von Vokal-Pleneschreibungen . Soweit sie der von uns angenommenen Norm

zuwider laufen, hatte J. Aro sie (19 53) behandelt (33). Aber die Pleneschrei¬

bung eines Vokalzeichens an Stellen, wo wir einen langen Vokal erschließen,

ist seltener, eQs man vermutet, und selbst bei Verben tertiae vocalis in sog.

Kontraktionsformen (ib-nu-ü = ibnu) nicht voll voraussagbar. Auch die Er¬

klärung als prosodische Erscheinung (Vokallängung in Fragestellung, im Af¬

fekt) (34) reicht nicht immer aus (35). Von einer neuen Untersuchung, haupt¬

sächlich anhand altbabylonischer Texte darf man sich auch interessante Er¬

gebnisse für die Beurteilung plene geschriebener Vokalzeichen in der Prä¬

fixkette des sumerischen Verbums (neusumerische und frühaltbabylonische

Texte) versprechen (36).

II.

Im zweiten Teil des Vortrages suchte der Referent unter dem Titel "Sume-

risch-akkadischer Sprachbund - Theorie oder Wirklichkeit?" das in der Fach¬

literatur verbreitete Bild zu modifizieren, demzufolge das Akkadische anfäng¬

lich starkem sumerischen Einfluss unterworfen war, um dann seinerseits das

Sumerische immer stärker zu attrahieren. J. Cooper rechnet damit, daß das

Sumerische vielleicht schon in der sargonischen Zeit nicht mehr gesprochen

wurde (37). Für wahrscheinlicher halte ich eine jahrhundertelange Konver¬

genz beider Sprachen, bei der das Ubergewicht des Akkadischen eine sehr

späte Erscheinung war.

Es wurden folgende Kriterien für einen "Sprachenbund" gesammelt:

1. Lautstand.

2. Pronominale Elemente.

3. Kasussystem (sind der akkadische Lokativ- und Terminativ-Adverbialis

Erbgut eines umfangreicheren und produktiven protosemitischen Systems

oder Innovation unter sumerischem Einfluss?); Circumposition und er¬

weiterte Präposition ( sä-uru-ka = ina libbi älim ).

4. Wortstellung (Genitivverbindung, Endstellung des Prädikats, die Ver¬

bindung abi_atta^ (38), PN Iddin-Sin versus Sin-iddinam/Nanna-mansum ).

5. Satzstellung, Unterordnung, Nominalisierung.

6. ' Zustandssatz' (39).

7. Modussystem.

8. Produktivwerden bzw. Bedeutngsänderung eines ererbten Morphems x

in der Sprache A unter dem Einfluss der Funktion von Morphem y in

Sprache B (z.B. sum. ba- / akk. -ta- (4o); die Frage des Ventivs)(41 ).

(4)

9. Gemeinsamkeit der Phraseologie.

10. Die Möglichkeit unkomplizierten Hin- und Zurückübersetzens ("inter-

translatability") (42).

Anmerkungen

1. Im Folgenden ist keineswegs ein vollständiger Uberblick über seither er¬

schienene Literatur angestrebt. Vgl. dafür die Keilschriftbibliographie

in Orientalia jeweils in den Abschnitten 331, 332 und 333. Vor E. Reiner

hatte 1961 W. von Soden eine Synthese zum Forschungsstand des Akka¬

dischen geboten; Linguistica semitica: Presente e futuro ( = Studi Semi¬

tici 4) S. 33-57.

2. Die Begriffe "Sprachbund" bzw. "Sprachbunderscheinungen" haben kürz¬

lich auf Sprachen des Alten Vorderen Orients W. von Soden, Festschrift

Heinrich Otten (1973) S. 315, und D.O. Edzard, Or. 42 (1973) S. 141,

angewendet. Auf die umfangreiche, aber doch überschaubare Literatur

zu "Sprachbund", "language area", "convergence area" etc. gehe ich

hier nicht ein, möchte jedoch meinem Münchner Kollegen H.-J. Sasse

sehr für seine ausführliche Beratung danken.

3. Für die Entdeckung von K. Deller, daß das Neuassyrische für "lassen"

fast nur noch rammu, nicht aber ezebu/ezabu gebraucht (Or. 3o (l96l)

S. 345-354, lassen sich vermutlich viele Parallelen finden.

4. Als ein Beispiel sei F.R. Kraus, "Akkadische Wörter und Ausdrücke",

RA 64 (1970) S. 53-61, 141-147, 65 (1971) S. 97-112, genannt.

5. "The Origins of the Greek Lexicon: Ex Oriente Lux": JHS 94, S. 144-157, bes. S. 147 ff.

6. Or. 42, S. 142-148.

7. Onomastica medio-assira = Studia Pohl 6.

8. Der Versuch wurde mit grosser Skepsis aufgenommen; vgl. W. von Soden,

JNES 29 (1970) S. 2o2-2o7.

9. Semito-Hamitic Languages, S. 11 ff.

10. Jazyki drevnej Perednej Azii, S. 18o ff.

11. ArOr. 38, S. 453-480.

12. Vgl. Anm. 10, S. 263-328, allerdings unter ständiger Berücksichtigung

des übergeordneten Themas, eines historisch-typologischen Uberblicks,

geschrieben.

13. Language 49, S. 500.

14. Grammatik der Kültepe-Texte = AnOr. 44.

15. Grammatik des Mittelassyrischen = AOATS 2. Vgl. die Rezension von

K. Hecker, WO 7 (1973) S. 166-169.

16. Vom gleichen Verfasser stammt die wichtige Erkenntnis, daß das Alt¬

akkadische noch über Personal- und Possessivpronomina im Dual ver¬

fügte: JNES 31 (1972) S. 331-337.

17. "Wechselbeziehungen zwischen dem Aramäischen und dem Neubabyloni¬

schen": WZKM 39, S. 99-122.

18. Actes du Premier Congres International de Linguistique Semitique et

Chamito-semitique, Paris 1964 (1974) S. 285 f.

19. Or. 35, S. l-2o; 37, S. 261-271.

20. "Untersuchungen zur neubabylonischen Grammatik: I. Die neubabyloni¬

schen Subjunktionen": AOAT 1, S. 65-99.

(5)

21. "An Interpretation of the Akkadian Stative as a Nominal Sentence": JNES 27, S, 1-12.

22. "On the Use of Akkadian Infinitive after 'SA' or Construct State": JSS 17,

S. 1-29.

23. The University of Chicago Library, Microfilm, Thesis No. T 22587, S.

6-169; Kapitel II: "Intra-Sentence Composition" S. 170-214.

24. ZA 63, S. 56-58.

25. Or. 24, S. 121-141. Dort S. 127 zum angeblichen altbabylonischen i-Mo-

dus, den F.R. Kraus sehr viel ausführlicher in Symbolae ... F.M. Th.

de Liagre Böhl (1973) S. 253-265, behandelt hat: "Ein altbabylonischer 'I-Modus' ?" und den er als 'Modus' "aus der Welt geschafft" hat.

26. Vgl. W. von Soden, GAG §§ 83 fund 185; K. Hecker, AnOr. 44 (1968)

§§ 131-132.

27. Anders seinerzeit J. Aro, StudOr. XXV/4 (i960) S. 20. I.M. Diakonoff

gebraucht für akk. "Präteritum" und Präsens" die gängigen russischen

Ausdrücke vid (ne) sever äennij "(un)vollendeter Aspekt" (vgl. Anm. 10,

S. 286).

28. "Das akkadische T-Perfekt in Haupt- und Nebensätzen und sumerische

Verbalformen mit den Präfixen BA-, IMMA- und U-": AS 16, S. 103-110.

29. "Comments on the Akkadian Syllabary": Or. 39, S. 516-546, bes. S. 530ff.

30. JCS 25, S. 1-58, bes. S. 33 ff.

31. Ebenda S. 2328.

32. Ein Beispiel bei I.J. Gelb, MAD 5 (1970) Nr. 8.

33. "Abnormal plene Writings in Akkadian" = StudOr. XIX/ll.

34. Besonders instruktiv z.B. TIM 4 Nr. 36,10 us-zi-za-an-ni-i-ma , 11

it-bu-u-ku , 14 ad-di-i-nu etc.Eidesprotokoll ).

35. Vgl. z.B. sü-qü-ü-um f ür suqum "Strasse" CT 48 Nr. 14,4 (Grenzbe¬

zeichnung für Hausgrundstück, altbab. Sabi'um)^ als Kontrastfall 'de¬

fektiv' it-mu "haben geschworen" für itmu ( it-mu-u) CT 48 Nr. 3 Rs.

9 (beide Belege verdanke ich C. Wilcke).

36. Vgl. vorläufig J. Krecher, AOAT 1 (1969 ) S. 169 f.

37. Or. 42 (1973) S. 243 (Tabelle).

38. S. schon A. Poebel, AS 3 (1932) S. 84 f., zur Stellung des prädikativ

oder appositioneil verwendeten Personalpronomens, übereinstimmend

mit der sumerischen Kopula.

39. S. schon Edzard, ZA 61 (1971) S. 23o'^^; das dort gegebene Textbeispiel

ist allerdings nicht ganz glücklich gewählt.

40. W. von Soden, s. hier Anm. 28. Von Sodens Erkenntnis bleibt voll gül¬

tig, auch wenn man nicht jedes seiner Beispiele für beweiskräftig hält.

41. Vgl. M. Yoshikawa, A Study of Neo-Babylonian Grammatical Terms.

Sushurtum and Riätum ( = Hiroshima University Studies Faculty of

Letters, Vol. 33, Special Publication No. 3, 1974) S. 148 (englisches Re¬

sümee des japanischen Textes), wonach im-ma-, im-mi- ( ri'ätum )

"non-ventive", ba-, bi- (sushurtum ) "ventive" wäre. Aueh W. Heimpel

operiert in einer noch unveröffentlichten Arbeit mit einem sumerischen

"Ventiv"-Element, für das er allerdings im Gegensatz zu Yoshikawa ge¬

rade -m- ansetzt.

42. Dieser Terminus findet sieh bei J.J. Gumperz / R. Wilson, "Convergence

and Creolization. A Case from the Indo-Aryan / Dravidian Border": (ed. )

Dell Hymes, Pidginization and Creolization (l97l)S. 151-167; s.S. 154.

(6)

RANDBEMERKUNGEN ZUR TRILINGUE VON XANTHOS

Von R. Gusmani, Udine

Die Entdeckung im August 1973 durch die französischen Archäologen, die

unter der Leitung von Henri Metzger an den Ausgrabungen im Letbon von Xan¬

thos in Lykien teilnehmen, einer in lykischer, griechischer und aramäischer

Sprache verfassten Stele wird wohl Aufsehen erregen und einen wichtigen Fort¬

schritt für die Erforschung der einheimischen Sprache Lykiens bedeuten. Nach

der Pionierarbeit von Torp, Thomsen, Pedersen und anderen und nach der ent-

scheidenen Wende, die in den Dreissiger Jahren dank Meriggis Erkenntnis des

indogermanischen Charakters der Sprache erfolgte, hat in letzter Zeit vor al¬

lem Laroche zur Aufhellung der Beziehungen zwischen Lykisch und den südana-

tolischen Sprachen beigetragen. Laroche selbst verdanken wir jetzt die recht¬

zeitige (wenn auch provisorische) Veröffentlichung des neuen Denkmals, das

eine Reihe von früheren Deutungen bestätigt, andere dagegen umstürzt und

zahlreiche interessante, wenn auch vorerst unlösbare Probleme aufwirft.

Die Trilingue, die man anhand des aramäischen Teils genau auf das erste

Regierungsjahr des persischen Königs Artaxerxes Ochos (358 v. Chr. ) da¬

tieren kann, weist eine ungewöhnliche Länge auf: der lykische Text besteht

aus 41 Zeilen. Die griechische Fassung, die 35 Zeilen lang ist, entspricht

der lykischen im ersten Abschnitt fast Wort für Wort: sonst ist der griechi¬

sche Text eine getreue Zusammenfassung des lykischen Teils, der an mehreren

Stellen sich reicher an Details und wohl genauer in der Ausdrucksweise er¬

weist. Die erheblich kürzere aramäische Version hilft bei der Deutung des

lykischen Textes im Gegensatz zur griechischen Fassung nur wenig: es han¬

delt sich um die offizielle Urkunde, durch die die Kanzlei des persischen Sa¬

trapen den Beschluss der Bürgerschaft von Xanthos, einen neuen Kult zu er¬

richten, zur Kenntnis nimmt; sie fasst den Inhalt dieses Beschlusses nur ganz

kurz zusammen und lässt mehr Raum für Androhungen gegen mögliche Zuwi¬

derhandlungen.

Inhaltlich ist der neue Text auch sehr interessant: es handelt sich nicht um

eine der üblichen Grabinschriften, die wir schon seit längerer Zeit einiger¬

massen verstehen können, sondern - wie angedeutet - um eine Art "lex

sacra", die die Errichtung ei^er Kultstätte vorsieht und eine Reihe von damit

zusammenhängenden finanziellen Angelegenheiten regelt. Somit wird unsere

Kenntnis des lykischen Wortschatzes erheblich bereichert, während das neue

Denkmal auf einige schon bekannte, aber wegen des Fehlens von geeigneten

Anhaltspunkten falsch interpretierte Texte neues Licht wirft.

Um einen Eindruck zu vermitteln, in welchem Masse die Trilingue unsere

Kenntnis der Sprache fördern kann, werde ich hier einige Fälle herausnehmen,

die mir bezeichnend genug scheinen. Ich möchte allerdings nachdrücklich be¬

tonen, dass die angeführten Beispiele nicht unbedingt zu den interessantesten

gehören: die Auswahl wurde vielmehr durch die hier zur Verfügung stehende

Zeit bestimmt.

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