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1332 FMHZertifizierungen zur Stärkung der Qualität in der Medizin

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Schweizerische Ärztezeitung

SÄZ – BMS Bulletin des médecins suisses – Bollettino dei medici svizzeri – Gasetta dals medis svizzers

Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch

4 2 1 4. 1 0. 2 02 0 1331 Editorial von Urs Stoffel

COVID-19 hinterlässt Spuren in der praxisambulanten Versorgung

1346 FMH

Ausbildung Arzthaftung für Medizinische Gutachter in der Romandie

1382 «Zu guter Letzt»

von Hansjakob Müller

Macht die Familienanamnese bei Brustkrebs noch Sinn?

1332 FMH

Zertifizierungen zur

Stärkung der Qualität

in der Medizin

(2)

Psychotherapie Psychosomatik Psychiatrie Persönlich und diskret.

INHALTSVERZEICHNIS 1327

Redaktion

Dr. med. vet. Matthias Scholer (Chefredaktor);

Dipl.-Biol. Tanja Kühnle (Managing Editor);

Julia Rippstein (Redaktorin Print und Online);

Prof. Dr. med. Anne-Françoise Allaz, Mitglied FMH

Dr. med. Werner Bauer, Mitglied FMH; Prof. Dr. oec. Urs Brügger;

Prof. Dr. med. Samia Hurst; Dr. med. Jean Martin, Mitglied FMH;

Dr. med. Jürg Schlup, Präsident FMH;

Dr. med. Daniel Schröpfer, Mitglied FMH;

Charlotte Schweizer, Leitung Kommunikation der FMH;

Prof. Dr. med. Hans Stalder, Mitglied FMH;

Redaktion Ethik

Prof. Dr. theol. Christina Aus der Au;

Prof. Dr. phil., dipl. Biol. Rouven Porz Redaktion Medizingeschichte

Prof. Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann; Prof. Dr. rer. soc. Eberhard Wolff Redaktion Public Health, Epidemiologie, Biostatistik

Prof. Dr. med. Milo Puhan Redaktion Recht

Dr. iur. Ursina Pally, Leiterin Rechtsdienst FMH

FMH

EDITORIAL: Urs Stoffel

1331 Covid-19 hinterlässt Spuren in der praxisambulanten Versorgung 

DDQ/SAQM: Stefanie Hostettler, Esther Kraft, Christoph Bosshard 1332 Zertifizierungen zur Stärkung der Qualität in der Medizin –

Grundlagenpapier der DDQ/SAQM

ZENTRALVORSTAND DER FMH

1343 Zertifizierungen zur Stärkung der Qualität in der Medizin – die Position des FMH-Zentralvorstands

INTERVIEW MIT NICOLE OCHSENBEIN: Jeanine Glarner

1346 Ausbildung Arzthaftung für medizinische Gutachter in der Romandie

1348 Personalien

Organisationen der Ärzteschaft

VLSS: Karl-Olof Lövblad, Thomas Eichenberger, Markus Gubler

1350 Anstellungsbedingungen der Kaderärzteschaft an Schweizer Spitälern

SGAR: Guy Haller, Christof Heim, Kaspar Meier, Nicola Clerici, Christian Kern, Suzanne Reuss, Christoph Kindler, Urs Eichenberger 1358 Demografiestudie Anästhesiologie Schweiz

Weitere Organisationen und Institutionen

SUVA: Gerlinde Heil, Philipp Habegger, Regina Kunz

1364 Als Assistenzärztin bei der Versicherungsmedizin der Suva

(3)

Ozempic_Pflichttext_Inserat_186x64mm_d.indd 1 04.08.20 17:06

INHALTSVERZEICHNIS 1328

Impressum

Schweizerische Ärztezeitung Offizielles Organ der FMH und der FMH Services

Redaktionsadresse: Nina Abbühl, Redaktionsassistentin SÄZ, EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 72,

redaktion.saez@emh.ch, www.saez.ch Verlag: EMH Schweizerischer Ärzte- verlag AG, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 55, www.emh.ch

Anzeigen:

Markus Süess,

Key Account Manager EMH Tel. +41 (0)61 467 85 04, markus.sueess@emh.ch

«Stellenmarkt/Immobilien/Diverses»:

Inserateannahme, Tel. +41 (0)61 467 86 08, stellenmarkt@emh.ch

«Stellenvermittlung»: FMH Consulting Services, Stellenvermittlung, Postfach 246, 6208 Oberkirch, Tel. +41 (0)41 925 00 77, Fax +41 (0)41 921 05 86, mail@fmhjob.ch, www.fmhjob.ch Abonnemente FMH-Mitglieder:

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ISSN: Printversion: 0036-7486 / elektronische Ausgabe: 1424-4004 Erscheint jeden Mittwoch

© FMH

Die Schweizerische Ärztezeitung ist aktuell eine Open-Access-Publikation.

FMH hat daher EMH bis auf Widerruf ermächtigt, allen Nutzern auf der Basis der Creative-Commons-Lizenz

«Namens nennung – Nicht kommer- ziell – Keine Bearbeitung 4.0 inter- national» das zeitlich unbeschränkte Recht zu gewähren, das Werk zu ver- vielfältigen und zu verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen.

Der Name des Verfassers ist in jedem

ausdrück licher vorgängiger Erlaubnis von EMH und auf der Basis einer schriftlichen Vereinbarung zulässig.

Hinweis: Alle in dieser Zeitschrift pu- blizierten Angaben wurden mit der grössten Sorgfalt überprüft. Die ange- gebenen Dosierungen, Indikationen und Applikationsformen, vor allem von Neuzulassungen, sollten in jedem Fall mit den Beipackzetteln der verwende- ten Medikamente verglichen werden.

Druck: Vogt-Schild Druck AG, https://www.vsdruck.ch/

Briefe / Mitteilungen

1369 Briefe an die SÄZ

FMH Services

1370 Stellen und Praxen (nicht online)

Tribüne

1378 Spectrum

Horizonte

AUSSTELLUNG: Ewa Hess

1381 Das, was dunkel ist, erscheint hell

Zu guter Letzt

Hansjakob Müller

1382 Macht die Familienanamnese bei Brustkrebs noch Sinn?

FELMY

(4)

COVID-19 hinterlässt Spuren in der praxisambulanten Versorgung

Urs Stoffel

Dr. med., Mitglied des FMH-Zentralvorstandes, Departementsverantwortlicher Ambulante Versorgung und Tarife

Die COVID-19-Pandemie hatte und hat erhebliche Aus- wirkungen auf die praxisambulante Versorgung in der  Schweiz. Das vom Bundesrat angeordnete Verbot

«nicht dringend angezeigte medizinische Behandlun- gen» während der Dauer des sechswöchigen «Lock- downs» zu unterlassen, führte bei den Arztpraxen und ambulanten ärztlichen Zentren in diesem Zeitraum zu Verlusten von 117 Mio. CHF. Die Kurzarbeitsentschädi- gung für Angestellte ist in dieser Zahl bereits berück- sichtigt.

Fast alle Leistungserbringer wurden durch das Verbot zu massiven Vorhalteleistungen und damit zu ineffi- zienter Leistungserbringung gezwungen. Die Erwerbs- ausfallentschädigung (EO) für Praxisinhaber wurde de facto verwehrt bzw. nur für ausgesprochene Härtefälle gewährt.

Während sich die Spitäler auf eine drohende Welle von Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheits- verläufen vorbereiten mussten und dies auch her- vorragend getan haben, wurde in dieser Zeit die Grundversorgung der Bevölkerung durch die praxis- ambulanten Institutionen unter deutlich erschwerten Umständen gewährleistet und sichergestellt.

Die verschärften Hygienemassnahmen und Abstands- regeln führen im KMU Arztpraxis auch nach Auf ebung des Lockdowns zu anhaltenden Ef- fizienzverlusten. Statistisch erreichten die Arztpraxen nach Ende des Lockdowns von Mai bis Juli lediglich 93% der früher üblichen Leis-

tungserbringung. Die Mindereinnahmen in diesem Zeitraum gegenüber dem Vorjahr betrugen weitere 147 Mio. CHF. Auch die vom BAG publizierten Zahlen des Monitorings der Krankenversicherungs-Kostenent- wicklung (MOKKE) bestätigen diese Umsatzverluste von rund 5%.

In diesem Jahr werden die erwähnten Umsatzein- bussen zu Einkommensverlusten von 20% in den Arzt- praxen und ambulante Zentren führen. Da die be- triebswirtschaftlich übliche Reservebildung bei der

Erbringung von OKP-Leistungen ausgeschlossen ist (Art 59c, Abs. b, KVV), werden die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit einer Senkung ihrer Kosten reagieren müssen.

Die COVID-19-Pandemie verursacht aber nicht nur Ein- kommensverluste in der praxisambulanten Versor- gung, sie führt auch zu erheblichen Mehrkosten.

Seit Beginn des «Lockdowns» sind Behandlungen von Patientinnen und Patienten nur unter Anwendung von besonderen Schutzmassnahmen gegen das Corona- virus zugelassen. Ebenso muss auch das Praxisperso- nal mit Schutzmassnahmen geschützt werden. Dazu hat die FMH am 22. April 2020 ein Schutzkonzept vor- gelegt, das festhält, wie Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte sowie das Praxispersonal vor ei- ner Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt wer- den müssen. Die Mehrkosten, bedingt durch zusätzli- ches Verbrauchsmaterial, verlängerte Wechselzeiten, Mehrkosten für Triage, Beratungen und Instruktionen am Telefon durch den Arzt oder die MPA und ver- mehrte Arbeitsausfälle, werden hochgerechnet für die- ses Jahr weitere rund 445 Mio. CHF ausmachen.

Aufgrund unserer Auswertungen waren – auch auf dem Höhepunkt des Lockdowns – mehr als 60% der Be- handlungen in den Arztpraxen und ambulanten ärzt- lichen Zentren dringlich und wurden entsprechend durchgeführt. Weniger als 40%, mussten – weil nicht dringlich – verschoben werden.

Wegen der Verluste infolge COVID-19-induzierter Mehrkosten (Vorhalteleistungen und Effizienzver- luste), drängt sich eine temporäre Tarifanpassung (z.B. über den Taxpunktwert) auf.

Zur Finanzierung dieser Tarifanpassung stehen einer- seits der Bund, der nicht dringend angezeigte medi- zinische Behandlungen temporär verboten hat, und andererseits die Krankenversicherer, die für unverän- derte Prämien weniger Kosten finanzieren müssen, ge- meinsam in der Pflicht.

Die praxisambulante Versorgung ist system­

relevant

COVID­19 verursacht nicht nur Einkommens­

verluste in der praxisambulanten Versorgung – sie führt auch zu erheblichen Mehrkosten.

FMH Editorial 1331

(5)

Grundlagenpapier der DDQ/SAQM

Zertifizierungen zur Stärkung der Qualität in der Medizin

Stefanie Hostettlera, Esther Kraftb, Christoph Bosshardc

a Dr. sc., ETH Zürich, Abteilung DDQ; b lic. rer. oec., Leiterin Abteilung DDQ; c Dr. med., Vizepräsident der FMH, Departementsverantwortlicher DDQ/SAQM

Zertifizierungsverfahren können die systematische und kontinuierliche Verbesserung der Versorgungs­

qualität und der Patientensicherheit fördern. Die Be­

deutung von Zertifizierungen nimmt aufgrund der zunehmenden Komplexität der Gesundheitsversor­

gung zu. Sie schaffen Transparenz bezüglich einzu­

haltender Standards, helfen Redundanzen zu vermin­

dern, Prozesse zu verbessern und damit Ressourcen zu sparen. Die normative Grundlage eines Zertifi­

zierungsverfahrens (Qualitätsindikatoren/­kriterien) soll valid, evidenzbasiert und patientenzentriert sein.

Weitere Forschung zu den Auswirkungen von Zertifi­

zierungen auf den direkten Patientennutzen und die Kosten­Nutzen­Relation von Zertifizierungsverfah­

ren ist notwendig.

1. Hintergrund

Zertifizierungsverfahren in der Gesundheitsversor­

gung sind generell bekannt als formaler Prozess, bei dem eine externe Institution ermittelt, ob eine Gesund­

heitseinrichtung die zutreffenden, vorbestimmten und etablierten Standards erfüllt [1, 2]. Die ersten offiziellen Zertifizierungsverfahren entstanden um 1950 in den USA, und ab 1970 hat die Verbreitung auch in Europa markant zugenommen. In über 70 Ländern [3] werden Zertifizierungen angewendet. Allein in den USA gibt es mehr als 80 Zertifizierungsprogramme [4].

Eines der Hauptziele von Zertifizierungen ist die syste­

matische und kontinuierliche Verbesserung der Ver­

sorgungsqualität und der Patientensicherheit [5–8].

Der Mehrwert einer Zertifizierung in der stationären und ambulanten Versorgung ist vor allem in der Pro­

zess­ und Strukturqualität1 durch standardisierte, effek tive und effiziente Abläufe und Strukturen nach­

gewiesen [9–12].

Unsicher ist, ob Zertifizierungen einen Einfluss auf die Pa­

tientenoutcomes (Ergebnisqualität) haben. Studien aus den vergangenen Jahren kamen zu unterschiedlichen Er­

gebnissen [3, 10, 13–17]. Durch gezielte Forschung verdich­

ten sich jedoch die Hinweise, dass Zertifizierungen die Er­

gebnisqualität positiv beeinflussen können [18, 19].

Unter welchen Voraussetzungen dienen Zertifizierun­

gen als wirksames Instrument zur Förderung der Qua­

lität in der Medizin? Welchen Beitrag leisten Zertifizie­

rungen bei der Forderung nach mehr Transparenz?

Dieses Grundlagenpapier bietet eine Übersicht zu der Thematik Zertifizierungen und inwiefern diese zur Verbesserung der Qualität in der Medizin beitragen

Die Abteilung Daten, Demographie und Qualität (DDQ) der FMH erstellt, basierend auf wissenschaftlicher Literatur, Grundlagenpapiere zu verschiedenen Qualitäts­

themen, die in der Schweizerischen Ärztezeitung veröffentlicht werden. Die FMH nimmt auf der Basis der erarbeiteten Grundlagen mit dem Dokument «Die Posi­

tion des FMH­Zentralvorstands» öffentlich Stellung zum Thema. Nachfolgend wer­

den das Grund lagenpapier sowie die Position des FMH­Zentralvorstands zum Thema «Zertifizierungen» präsentiert.

WAS IST BEREITS BEKANNT ZU DIESER THEMATIK?

Zertifizierungen werden international verwendet, um die Versorgungsqualität zu beurteilen und die Patientensicherheit zu gewährleisten.

Positive Einflüsse von Zertifizierungen auf die Prozess- und Strukturqualität (z.B. Patienten- versorgung, Qualitätssicherung) konnten mehrfach nachgewiesen werden.

Die Datenlage zum Nutzen von Zertifizierungen auf die Ergebnisqualität wie Mortalität, Spi- talaufenthalt, Wiedereintritte etc. zeigte in den vergangenen Jahren ein uneinheitliches Bild.

Die Forschung zur Relevanz von Zertifizierungen auf die Ergebnisqualität wurde in den ver- gangenen 10 Jahren intensiviert.

WAS TRÄGT DIESER BERICHT ZUR THEMATIK BEI?

Diese Übersicht fasst die aktuellen Erkenntnisse zur Relevanz, zu den Stärken und Schwä- chen von Zertifizierungen zusammen.

Die notwendigen Voraussetzungen werden aufgezeigt, damit sich Zertifizierungen als wirk- sames Instrument zur Förderung der Qualität in der Medizin bewähren.

Der Bericht bietet medizinischen Fachgesellschaften Orientierung zum Thema Zertifizierungen.

1 Prozessqualität bezieht sich auf die Aktivitäten, welche bei der Gesundheitsversorgung durchgeführt werden.

Strukturqualität:

Material­ und Personalressourcen und Organisationsstruktur;

Ergebnisqualität: Effekt der Versorgung auf den Gesundheitszustand der Patienten.

FMH DDQ /SAQM 1332

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könnten, wo Handlungsbedarf besteht und wohin der Weg in Zukunft führen könnte.

2. Was ist eine Zertifizierung?

Die Begriffe Zertifizierung und Akkreditierung werden international uneinheitlich verwendet.2 In diesem Be­

richt wird unter Zertifizierung Folgendes verstanden:

ein Verfahren, in dem ein (unparteiischer) Dritter schriftlich bestätigt, dass ein Produkt, Prozess oder eine Dienstleistung mit festgelegten Anforderungen konform ist (aus DIN EN 45020:1998­07). Ein Zertifikat, Label oder Gütesiegel ist der nach aussen gezeigte Nachweis einer erfolgten Zertifizierung bzw. dass die Standards und Vorgaben eingehalten werden. Es gibt eine grosse Bandbreite von Zertifizierungen (krank­

heitsspezifisch oder unspezifisch, prozess­ oder patien­

tenorientiert etc.). Zertifizierungen können als ein Instru ment zur kontinuierlichen und systematischen Qualitätssicherung und Qualitätsförderung betrachtet werden (Abb. 1).

Um normative Grundlagen für das Beurteilungsverfah­

ren zu erstellen, muss vorher definiert und kontextua­

lisiert werden, was gute Qualität ist. Die Definition der Qualitätsindikatoren/­kriterien sollte aufgrund wis­

senschaftlicher Standards erfolgen und auf einem brei­

ten fachlichen Konsens mit Einbezug der medizini­

schen Fachgesellschaften beruhen. Mögliche Bereiche und Unterbereiche sind in Abbildung 2 aufgeführt. Die

Unterbereiche enthalten schliesslich die konkreten Fra­

gen/Anforderungen (nicht in Abb. 2) zu den Qualitäts­

indikatoren/­kriterien, welche die Grundlage für die Beurteilung bilden. Beispielswei se ist die systematische Blutdruckkontrolle bei Hypertonie­Patienten ein Qua­

litätsindikator, und die Anforderung ist, dass bei 90%

der Hypertoniker in den vergangenen 12 Monaten min­

destens einmal der Blutdruck gemessen wurde. Über­

prüft wird dies anhand des Patientenregisters (Beispiel von EQUAM: Zertifizierung der Behandlungsqualität bei arterieller Hypertonie).

3. Wieso braucht es Zertifizierungen?

Mit der Entwicklung neuer Technologien, zunehmen­

der Interdisziplinarität und ­professionalität sowie den steigenden Herausforderungen der Polymorbidität nimmt die Komplexität der Gesundheitsversorgung zu [20–23]. Mit dem Erfüllen von Anforderungen im Rahmen einer Zertifizierung werden Standards einge­

halten [20]. Medizinische Leistungen können zu jeder Zeit und an jedem Ort mit der gleichen Qualität und re­

produzierbar erbracht werden. Die Standards zielen darauf hin, Unterschiede in der Versorgung zu reduzie­

ren, die Patientensicherheit sicherzustellen und eine hohe Versorgungsqualität zu erreichen.

Die Forderung nach Kosteneinsparungen im Gesund­

heitswesen hat in den letzten Jahren zugenommen.

Zertifizierungen dienen als Instrumente, um kosten­

effektive Gesundheitsleistungen zu erbringen [24]. Sie schaffen Transparenz in einzu haltenden Standards, helfen Redundanzen zu vermindern, Prozesse zu ver­

bessern und damit Ressourcen zu sparen [20, 25, 26].

2 Im englischsprachigen Raum wird vor allem der Begriff «Accreditation»

verwendet, im deutschsprachigen Raum

«Zertifizierungen». Abbildung 1: Ablauf eines möglichen Zertifizierungsverfahrens.

Die Begriffe Zertifizierung und Akkreditierung werden international uneinheitlich verwendet.

FMH DDQ /SAQM 1333

(7)

4. Was ist der Nutzen von Zertifizierungen?

Zertifizierungen sind nützlich, um Standardprozesse und Rollenverteilungen klar und transparent zu defi­

nieren. Die Aussensicht durch die externen Reviewer helfen Verbesserungspotenzial aufzudecken und so­

mit auch Veränderungen von Strukturen und Prozesse einzuleiten (z.B. kürzere Wartzeiten durch effizientere Praxisorganisation) und eine Qualitätskultur im Sinne einer stetigen Verbesserungskultur zu implementie­

ren [23, 27, 28].

Zertifizierungen können einen positiven Einfluss auf die Patientensicherheit haben [17, 29–31], z.B. durch die Implementierung und das Monitoring von Präven­

tionsmassnahmen [7, 32, 33]. Untersuchungen zum Ein­

fluss von Zertifizierungen auf Patientenoutcomes er­

gaben inkonsistente Ergebnisse [14, 15]. In Anbetracht des grossen personellen und finanziellen Aufwands ei­

ner Zertifizierung verstärkte sich die Forderung nach gezielter Forschung zur Evidenz von Zertifizierungen auf den Patientennutzen [4]. Basierend auf Registerda­

ten mehren sich mittlerweile die Hinweise, dass Zerti­

fizierungen auch die Patientenoutcomes positiv beein­

flussen [34–36]. Beispielsweise in der bariatrischen Chirurgie weisen zertifizierte Spitäler eine tiefere Mor­

talitäts­ und Komplikationsrate, kürzere Spitalaufent­

halte und weniger Wiedereintritte auf [19, 30, 37].

Auch bei Hirnschlag, Herzversagen und ­infarkt, Pneu­

monie, Hüftfraktur etc. führten Zertifizierungen zu tieferen Mortalitätsraten [10, 38–42].

Weitere Vorteile werden in Zusammenhang mit Zertifi­

zierungen gebracht (Factsheet Benefits of Joint Commis­

sion Accreditation; https://www.jointcommission.org/).

Beispielsweise kann eine Zertifizierung eine Organisa­

tionskultur und Organisationsführung prägen und die Möglichkeit bieten, Werte zu pflegen und gewünschte Verhaltensnormen zu fördern. Der Austausch zwischen verschiedenen Berufsdisziplinen und Abteilungen, das gemeinsame Lernen und das Bewusstsein für die Wich­

tigkeit der Erfassung von Daten/Informationen werden gefördert [1, 3]. Die Erkenntnisse und Rückmeldungen aus dem Zertifizierungsverfahren werden eingesetzt, um das eigene Verbesserungspotenzial zu identifizieren und sich mit anderen Institutionen zu vergleichen.

Nicht zuletzt dienen Zertifizierungen dazu, um nach aus sen zu zeigen, dass sich die Institution verpflichtet, etablierte Qualitätsanforderungen einzuhalten und ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern [26, 38, 43–46].

5. Wo liegen die Schwächen und Grenzen von Zertifizierungen?

Die Qualität von Zertifizierungen ist variabel. Es gibt Anbieter von Zertifizierungen/Labels, die nicht trans­

Abbildung 2: Ein Beispiel von Bereichen und Unterbereichen einer Zertifizierung (in Anlehnung an das European-Practice- Assessment-Modell für Grundversorgerpraxen).

Zertifizierungen sind nützlich, um Standard- prozesse und Rollenverteilungen klar und transparent zu definieren.

FMH DDQ /SAQM 1334

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parent aufzeigen, auf welcher wissenschaftlichen Basis die Qualitätskriterien beruhen, und die Qualitätsrele­

vanz nicht nachvollziehbar darlegen [43].

Die unterschiedlichen Ergebnisse zum Nutzen von Zer­

tifizierungen auf Patientenoutcomes hängen auch mit der Schwierigkeit zusammen, die Kausalität von Zerti­

fizierungen auf den Patientennutzen nachzuweisen [2, 13–15, 25, 43, 47, 48]. Zahlreiche Einflussfaktoren und Massnahmen, welche im Prozess miteinander agieren, erschweren die Messung des Nutzens von Zertifizie­

rungsverfahren [2].

Zur Unsicherheit des Patientennutzens kommt hinzu, dass die Kosten­Nutzen­Relation von Zertifizierungsver­

fahren nicht ausreichend evaluiert ist [6, 43]. Grace Moe et al. 2019 [27] haben die Einführungskosten eines Zerti­

fizierungsprogramms von einer Gesundheitseinrich­

tung beziffert und zeigen, dass 95% der Kosten Personal­

aufwand ist (davon sind 76% Dokumentvorbereitung).

Die totalen Kosten für die erstmalige Zertifizierung be­

trugen 158 000 bis 214 000 Dollar und hingen hauptsäch­

lich von der Praxisgrösse oder der Spitalgrösse ab. Stai­

nes et al. 2000 [26] beziffern die Entwicklung und Implementierung eines Qualitätssystems in eine m mittelgrossen Schweizer Regionalspital, das dem ISO­9001­Standard entsprach, auf CHF 120 000.

Zertifizierungsverfahren bedeuten eine Zusatzbe­

lastung für das Personal [34]. Der administrative Auf­

wand nimmt während dieser Zeit zu, reduziert die Zeit für die Patienten und kann vom Fokus auf die klini­

schen Aufgaben/Ziele ablenken [9, 13, 27].

Eine Studie aus Dänemark zeigt, dass Spitäler zwar ihre Versorgungsqualität (104 Standards zur Organisation, zu Patientenpfaden, zur spezifischen Erkrankung) mit einer Zertifizierung verbessern können, diese Verbes­

serungskurve aber mit der Zeit abflachte, sobald ein bestimmtes Niveau erreicht ist [38]. Auch ist nicht ein­

deutig nachgewiesen, dass eine Zertifizierung mit der Patientenzufriedenheit korreliert [11, 49].

6. Ausgewählte Beispiele aus der Schweiz

Die Zertifizierungskommission Intensivstationen der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin be­

urteilt in einem hochstrukturierten Prozess, ob die Ressourcen (Personal, Ausrüstung, Gebäude und Ein­

richtung), Strukturen sowie die Organisation einer Intensivstation den modernen Anforderungen an die Intensivmedizin entsprechen. Die Zertifizierung ist eine Voraussetzung für die Anerkennung von Intensiv­

stationen und besteht bereits seit 1976. Die Erhebung des minimalen Datensatzes der SGI (MDSi) ist obliga­

torisch für die 90 anerkannten Intensivstationen.

Hirnschlagpatienten, die in Stroke Units nach struktu­

rierten Behandlungsrichtlinien behandelt werden, ha­

ben eine höhere Wahrscheinlichkeit, zu überleben und ihre Selbständigkeit wiederzuerlangen (SFCNS Con­

cept). 2012 hat die Swiss Federation of Clinical Neuro­

Societies (SFCNS) im Rahmen der hochspezia lisierten Behandlung von Hirnschlägen ein Zertifizierungsver­

fahren für Stroke Units / Centers3 entwickelt. Diese Zer­

tifizierung trägt zur Qualitätssicherung bei und gilt als

Voraussetzung für die Aufnahme auf die HSM­Spital­

liste bzw. zur Durchführung von komplexen Behand­

lungen bei Hirnschlag.

Die Krebsliga zeichnet Brustzentren (Qualitätslabel für Brustzentren) aus, die bei der Behandlung und der Be­

treuung von Frauen mit Brustkrebs einen Katalog von klar definierten Kriterien erfüllen. Das Qualitätslabel schafft mehr Transparenz und reduziert regionale Un­

terschiede bei der Versorgung von Frauen mit Brust­

krebs in der Schweiz.

Die Stiftung SanaCERT zertifiziert unter anderem Qua­

litätsmanagementsysteme von Spitälern und Kliniken.

Tabelle 1: ISAQua-Grundprinzipien für die Entwicklung, die Messung, die Struktur und den Inhalt von Standards.

Entwicklung der Standards Die Standards sind anhand eines definierten Prozesses geplant, entwickelt und evaluiert.

Messung der Standards Die Gesundheitseinrichtungen und Reviewer verwenden eine transparente Mess- und Bewertungsmethode, um die Zielerreichung zu beurteilen.

Organisatorische Rolle, Planung

und Leistungsfähigkeit Die Standards beurteilen die Kapazität und die Effizienz einer Gesundheitsorganisation.

Sicherheit und Risiko Die Standards beinhalten Prozesse, um das Risiko zu handhaben, und zum Schutz der Sicher- heit von Patienten/Leistungsnehmern, Mitarbeitenden und Besuchern.

Personenzentrierter Ansatz Die Standards sind personenzentriert, spiegeln die Kontinuität der Versorgung und ermuti- gen die Zusammenarbeit zwischen Patienten/Leistungsnehmern und dem Fachpersonal.

Qualitätsleistung Die Standards verlangen von den Gesundheitseinrichtungen, dass die Qualität der Leistun- gen evaluiert, monitorisiert und verbessert wird.

ISQua Guidelines and Principles for the Development of Health and Social Care Standards 2018, 5th Edition.

Die Zertifizierung ist eine Voraussetzung für die Anerkennung von Intensivstationen und besteht bereits seit 1976.

3 Eine Stroke Unit ist eine örtlich abgegrenzte und funktionell einheitliche Behandlungseinheit eines Spitals, die für Hirnschlagpatienten konzipiert ist. Sie verfügt über monitorisierte und nichtmonitorisierte Behandlungsplätze. Die Leistungen werden alle an einem Standort erbracht.

Ein Stroke Center umfasst eine Stroke Unit und erweitert das Konzept der Stroke Unit um spezielle strukturelle, neuroradio­

logische und neurochirur­

gische Leistungen.

FMH DDQ /SAQM 1337

(9)

Auditoren und Auditorinnen beurteilen, inwieweit die Qualitätsstandards erfüllt sind und wo das Soll nicht erreicht ist. Das Auditteam formuliert bei Nichtkonfor­

mität mit den Standards präzise Auflagen und Empfeh­

lungen. Im Weiteren führt SanaCERT Suis se, als unab­

hängige Stelle, Audits im Auftrag von Organisationen (wie Krebsliga Schweiz, SFCNS, palliative ch, Swiss Can­

cer Network) oder von kantonalen Behörden durch.

Die Stiftung EQUAM zertifiziert Arztpraxen und Zentren auf Basis der Indikatoren des European Practice As­

sessment. Die EQUAM Stiftung begleitet Gesund­

heitsprofis, misst und zertifiziert ihre Qualität. Das Zertifizierungsset besteht aus Indikatoren und Stan­

dards der Struktur­ und Prozessqualität und wird er­

gänzt mit Indikatoren aus der Performance­ und Out­

come­Qualität.

Informationen zu weiteren Zertifizierungen, die in der Schweiz existieren, sind in einer einheitlichen Struk­

tur auf der der Website der FMH unter Online­Platt­

form für Qualitätsinitiativen in der der Medizin doku­

mentiert (die Liste ist nicht abschliessend).

Eine Analyse der SAQM­Inventarerhebung hat erge­

ben, dass die Qualitätsaktivitäten der Ärzteorgani­

sationen zunehmen und Zertifizierungen/Qualitäts­

managementsysteme von 55% der Fachgesellschaften und kantonalen Ärzteorganisation empfohlen werden.

22% der Ärzteorganisationen haben selbst ein Zerti­

fikat oder Qualitätslabel entwickelt [50].

7. Wohin führt der Weg?

Zertifizierungen können Verbesserungspotenzial auf­

zeigen, sind jedoch mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden. Damit möglichst qualitativ hochstehende Zertifizierungen genutzt werden, sind verschiedene Aspekte zu beachten.

7.1 Anforderung an Zertifizierung/Entwicklung Das Ziel und die Bedeutung einer Zertifizierung müs­

sen klar beschrieben sein. Eine Zertifizierung soll den Empfehlungen «Zertifizierung im medizinischen Kon­

text» der Schweizerischen Akademie der Medizini­

schen Wissenschaften und den Grundprinzipien von The International Society for Quality in Health Care (ISQua) (Tab. 1) entsprechen. Die Standards sind evi­

denzbasiert, stützen sich auf aktuelle Guidelines und decken Variabilität in der Versorgungsqualität auf. Be­

sonderes Augenmerk liegt auf der Patientensicherheit, dem starken Einbezug der Patienten, der nachhaltigen Zusammenarbeit aller Beteiligten und auf der Konti­

nuität der Versorgung (z.B. das Verfahren ist interdiszi­

plinär und interprofessionell) [25, 51].

Es gibt ein transparentes und definiertes System, wie

die Ergebnisse zur Einhaltung der Standards gemessen werden. Die erhobenen Daten werden analysiert und dazu verwendet, die Standards zu verbessern (Feed­

backsystem).

7.2 Implementierung

Untersuchungen zeigen, dass Vorgesetzte und Mitar­

beitende einer Gesundheitseinrichtung gegenüber Zer­

tifizierungsverfahren grundsätzlich positiv eingestellt

sind [23]. Um den Zusatzaufwand von Zertifizierungs­

verfahren möglichst gering zu halten, sollen diese mit den Behandlungsprozessen abgestimmt sein [6, 22].

Hinchcliff et al. 2013 [14] identifizierten unter anderem folgende Faktoren für die erfolgreiche Implementierung eines Zertifizierungsverfahrens: Das Zertifizierungs­

programm ist gemeinschaftlich, valide und basiert auf relevanten Standards; Gesundheitsfachpersonen sind gegenüber der Zertifizierung positiv eingestellt, das Zer­

tifizierungsprogramm ist mit anderen regulatorischen Vorgaben abgestimmt und wird durch entsprechende Anreize unterstützt.

Verschiedene Abstufungen von Zertifizierungsmodu­

len können den Einstieg für eine Gesundheitseinrich­

tung vereinfachen [22]. Das Beispiel des «Hernien Cen­

ter Programm» sieht drei Stufen vor: 1. Teilnahme am Register, die eigenen Resultate werden gegen Daten von anderen verglichen (Benchmark). 2. Das Kompe­

tenzzentrum sichert die Erfüllung von strukturellen und klinischen Vorgaben sowie eine bestimmte Min­

destfallzahl. 3. Das Referenzzentrum erfüllt die Vorga­

ben des Kompetenzzentrums und weist zusätzlich Ak­

tivitäten in der Forschung und Aus­ und Weiterbildung von Chirurgen aus [22].

Ein Beispiel, das ausdrücklich auf den Patientennutzen ausgerichtet ist, ist das Modell des American Board of Inter nal Medicine (ABIM), wo Krankenakten auditiert wer­

den. Diese werden zusammen mit einem Patienten­

fragebogen und einem Fragebogen zum Praxissystem ein­

gereicht. Der Arzt / die Ärztin erhält einen ausführlichen Bericht mit möglichen Verbesserungsmassnahmen [52].

7.3 Outcome- und Versorgungsforschung

Die Forschung zu den Auswirkungen von Zertifizierun­

gen auf die Gesundheitsversorgung und dazu, was tat­

sächlich bei den Patienten ankommt, ist unerlässlich [53, 54]. Es braucht auch mehr Erkenntnisse zu den öko­

nomischen Aspekten und zum Nutzen von Zertifizie­

rungen im Vergleich zu anderen Qualitätssicherungs­

massnahmen [13, 54, 55]. Für die Datenerhebung sind

Das Ziel und die Bedeutung einer Zertifizierung müssen klar beschrieben sein.

FMH DDQ /SAQM 1338

(10)

validierte Qualitätsindikatoren entscheidend. Medizi­

nische Register [22] eignen sich besonders für die Erfas­

sung der Daten. Anhand dieser kann beispielsweise gezei gt werden, dass evidenzbasierte Guidelines imple­

mentiert sind, oder es ist anhand der Registerdaten möglich herauszufinden, welche Komponenten der Zertifizierung zur besseren Patientensicherheit führen [13]. Besonders entscheidend ist, dass sowohl positive als auch negative Ergebnisse publiziert werden.

7.4 Relevanz und Sicht der Stakeholder

Die Bedeutung der Behandlungsqualität und Patienten­

sicherheit im Gesundheitswesen ist in den vergangenen Jahren gestiegen, nicht zuletzt auch aufgrund der Forde­

rung nach mehr Transparenz für die Öffentlichkeit. Zertifi­

zierungen zeichnen sich durch eine hohe Verbindlichkeit aus [20] und decken umfangreiche Aspekte der Versor­

gung ab. Sie können beispielsweise Gesundheitseinrich­

tungen dabei unterstützen, spezifische Behandlungspfade zu implementieren, die Compliance mit definierten Gui­

delines zu erreichen oder valide Daten zu erheben. Die Date n und die Aussensicht können genutzt werden, um Verbesserungen einzuleiten (Zertifizierungen als Instru­

ment für ein «Lernendes Gesundheitssystem»).

In der Schweiz bestehen beträchtliche Unterschiede zwi­

schen Bestimmungen, Regulierungen, Indikatoren, An­

reizen, Finanzierungssystemen und Qualitätssicherungs­

mechanismen [55]. Die Transparenz zur Qualität der Gesundheitsversorgung und zu den gesundheitsbezoge­

nen Kosten wird auch aus Patientensicht immer wichti­

ger, um die wachsenden Zahlen von Patientinnen und Patienten mit chronischen Mehrfacherkrankungen zu

bewältigen. Gefragt sind Programme und Rahmenbedin­

gungen (z.B. bezüglich Gewährung des Datenschutzes), welche die relevanten und bestehenden Datenbanken und Behandlungspfade zwischen Spitälern und Grund­

versorgung, zwischen somatischer und psychiatrischer Versorgung und zwischen Spitalversorgung, stationärer Langzeitpflege und häuslicher Pflege vernetzen [55].

8. Fazit

Zertifizierungen sind Instrumente, die einen wichtigen Beitrag zur Transparenz und zur Stärkung der Qualität und Qualitätsentwicklung in der Medizin leisten. Wich­

tig ist, dass die Qualitätsindikatoren nachweislich einen Nutzen für die Patienten bringen. Der Nutzen und das Kosten­Nutzen­Verhältnis von Zertifizierungen müssen

Die Bedeutung der Behandlungsqualität und Patientensicherheit im Gesundheitswesen ist in den vergangenen Jahren gestiegen.

laufend überprüft und wenn nötig angepasst werden, getreu dem gesetzlich geforderten WZW­Prinzip (wirk­

sam, zweckmässig, wirtschaftlich). Die Zertifizierung muss den Bedürfnissen der Gesundheitseinrichtungen entsprechen, und der administrative Aufwand darf nicht zu Lasten der Patientenversorgung anfallen.

Bildnachweis Abbildung 1 und 2: FMH

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FMH DDQ /SAQM 1341

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FMH DDQ /SAQM 1342

(12)

Die Position des FMH-Zentralvorstands

Zertifizierungen zur Stärkung der Qualität in der Medizin

Zentralvorstand der FMH

Die Ausgangslage

Zertifizierungen sind nützlich, um Standardprozesse und Rollenverteilungen klar und transparent zu defi- nieren. Die Aussensicht hilft, Verbesserungspotenzial aufzudecken und somit auch Verbesserungen von Strukturen und Prozessen einzuleiten (z.B. kürzere Wartzeiten durch effizientere Praxisorganisation, Pandemievorbereitung), und sie unterstützt eine Qua- litätskultur. Die Bedeutung des Nachweises der Be- handlungsqualität im Gesundheitswesen ist in den

vergangenen Jahren gestiegen, nicht zuletzt auch auf- grund der Forderung nach mehr Transparenz durch die Öffentlichkeit und Politik. Zertifizierungen sind ein Instrument, welches einen wichtigen Beitrag zur Transparenz und zur Stärkung der Qualität in der Medizin leisten kann. Zentral dabei ist, dass die Quali- tätsindikatoren nachweislich einen Nutzen für die Patienten bringen. Der Nutzen von Zertifizierungen muss laufend überprüft und wenn nötig angepasst werden.

Die Argumente

Für die Unterstützung von Zertifizierungen stehen aus Sicht des Zentralvorstands der FMH folgende Aspekte im Vordergrund.

Die Qualitätsrelevanz ist ausgewiesen

Das Ziel und die Bedeutung einer Zertifizierung müssen klar beschrieben und deklariert sein. Eine Zertifizierung soll den Empfehlungen «Zertifizie- rung im medizinischen Kontext» der Schweizeri- schen Akademie der Medizinischen Wissenschaften entsprechen. Die Zertifizierungsstelle ist nachweis- lich für ihre Aufgabe qualifiziert und unabhängig.

Die Standards sind evidenzbasiert, beziehen sich auf die aktuellen in der Schweiz anerkannten Guidelines und decken unbegründete Abweichungen in der Ver- sorgung auf.

Feedbacksystem

Es gibt ein transparentes und definiertes System, wie die Einhaltung der Standards gemessen werden (Feed- backsystem). Die erhobenen Daten werden analysiert, validiert und gegebenenfalls im Sinne eines PDCA (Plan, Do, Check, Act)-Zyklus dazu verwendet, die Er- gebnisse zu verbessern. Ebenfalls sollen die Auswir-

Zertifizierungsverfahren bestätigen, dass eine Gesundheitseinrichtung vorbestimmte Standards erfüllt. Standards zielen darauf hin, ungerechtfertigte Unterschiede in der Versorgung zu reduzieren, die Patientensicherheit zu gewährleisten und schliesslich eine hohe Versorgungsqualität zu unterstützen. Die Bedeutung von Zertifizierungen nimmt aufgrund der zunehmenden Komplexität der Gesundheitsversorgung zu. Der FMH-Zentralvorstand begrüsst Zertifizierungsverfahren, die auf einer validen und evidenzbasierten Grundlage aufbauen, die ärztliche Organisationen miteinbeziehen und patientenzentriert sind. Weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit von Zertifizie- rungen müssen zeigen, welchen Nutzen die Patienten davon haben und wie dieser in Relation zu den Kosten steht, gemäss dem gesetzlich geforderten WZW-Prinzip.

Zertifizierungen können einen wichtigen Beitrag zur Transparenz und zur Stärkung der Qualität in der Medizin leisten.

FMH Zentralvorstand 1343

(13)

kungen von Zertifizierungen auf die Gesundheits- versorgung im übergeordneten Sinne und schliesslich bezüglich des Mehrwerts an der Patientenschaft aufge- zeigt werden. Der Früherkennung vulnerabler Regio-

nen und Gruppen kommt eine zunehmend grosse Bedeutung zu. Der ergebnisoffene und reflektierte Um- gang mit den Resultaten unter Einbezug der Beteilig- ten ist entscheidend.

Implementierung

Um den Aufwand von Zertifizierungsverfahren mög- lichst effizient gestalten zu können, sollten diese auf bereits erhobenen und verfügbaren Daten des Behand- lungsprozesses basieren. Zentrale Erfolgsfaktoren für eine Zertifizierung sind die positive Einstellung der Gesundheitsfachpersonen sowie die  – über Hierar- chien hinweg – partizipative Ausgestaltung des Zerti- fizierungsprogramms, welches auf für die Beteiligten relevanten Standards basiert. Zertifizierungsverfah- ren sollten mit regulatorischen Vorgaben abgestimmt und durch entsprechende Anreize und Finanzierung unterstützt werden.

Patientenzentriert, interprofessionell und interdisziplinär

Besonderes Augenmerk liegt auf der Patientensicher- heit und damit dem zentralen Einbezug der Patien- ten, der nachhaltigen Zusammenarbeit aller Beteilig- ten und auf der Kontinuität der Versorgung (z.B. ist das Verfahren interdisziplinär und interprofessio- nell, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten sind definiert und umgesetzt). Gefragt sind Programme,

welche die Behandlungspfade und diese abbildenden relevanten Datenbanken zwischen Spitälern und Grundversorgung, zwischen somatischer und psychi- atrischer Versorgung und zwischen Spitalversorgung, stationärer Langzeitpflege und häuslicher Pflege ver- netzen.

Qualitätssicherung

Zertifizierungen unterstützen eine hohe Verbindlichkeit und können umfangreiche Aspekte der Versorgung abdecken. Sie können beispielsweise Gesundheitsein- richtungen dabei unterstützen, spezifische Behandlungs- pfade zu implementieren, die Compliance mit definierten Guidelines zu erreichen oder valide Daten zu erheben.

Unsere Empfehlungen

– Der Zentralvorstand der FMH begrüsst Zertifizie- rungsverfahren, die auf einer validen und evidenz- basierten Grundlage basieren und deren Qualitäts- relevanz ausgewiesen ist.

– Die Wahl des Zertifizierungsverfahrens muss auf die Zielsetzung und die Herausforderungen der jeweiligen Patientinnen und Patienten, Gesund- heitsfachpersonen und Gesundheitseinrichtungen abgestimmt sein. Ein Top-down-Ansatz ist nicht zielgerichtet. Die Eignung von Zertifizierungen kann je nach Fachrichtung unterschiedlich ausfal- len. Die Expertise der ärztlichen Organisationen ist miteinzubeziehen.

– Zertifizierungsverfahren sollen so in den Praxis- alltag integriert werden, dass sie den Arbeitsfluss idealerweise unterstützen, zumindest jedoch nicht behindern.

– Es gibt ein transparentes und definiertes System, wie die Ergebnisse betreffend Einhaltung der Stan- dards gemessen, validiert und interpretiert werden (Feedbacksystem). Die Resultate werden analysiert und dazu verwendet, nebst deren Einhaltung auch die Standards selbst zu verbessern.

– Besonderes Augenmerk liegt auf der Patienten- sicherheit, dem zentralen Einbezug der Patienten, der nachhaltigen Zusammenarbeit aller Beteilig- ten und auf der Kontinuität der Versorgung (z.B. ist das Verfahren interdisziplinär und interprofessio- nell, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten sind bruchfrei definiert und umgesetzt).

– Weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit von Zer- tifizierungen sollen zeigen, welchen Nutzen die Pat- ienten davon haben und wie dieser in Relation zu den Kosten steht, getreu dem gesetzlich geforderten WZW-Prinzip, welches auch hier anzuwenden ist.

FMH Verbindung der Schwei- zer Ärztinnen und Ärzte Abteilung DDQ Postfach CH-3000 Bern 16 Tel. 031 359 11 11

Besonderes Augenmerk liegt auf der Patienten- sicherheit.

Der ergebnisoffene und reflektierte Umgang mit den Resultaten unter Einbezug der Beteilig- ten ist entscheidend.

FMH Zentralvorstand 1344

(14)

Ausbildung Arzthaftung für Medizi- nische Gutachter in der Romandie

Das Interview führte: Jeanine Glarner

Kommunikationsspezialistin Abteilung Kommunikation der FMH

Die FMH führt gemeinsam mit der Swiss Insurance Medicine SIM ein Arzthaf- tungsmodul für medizinische Gutachter durch. Im August 2020 fand das Seminar in der Deutschschweiz statt. Im November folgt nun das Seminar für Teilneh- mende aus der Romandie. Wir haben bei der Teilnehmerin Prof. Dr. med. Nicole Ochsenbein-Kölble nachgefragt, ob sich diese Ausbildung für sie gelohnt hat.

Sie haben an der Veranstaltung «Neues Arzthaftungs- modul der FMH und SIM für medizinische Gutachter»

teilgenommen. Mit welcher Erwartung haben Sie sich dafür angemeldet?

Nicole Ochsenbein-Kölble: Obwohl ich bereits seit über 10 Jahren als Gutachterin tätig bin, habe ich mir vom Arzthaftungsmodul erhofft, anhand von praktischen Beispielen verschiedene Aspekte der Haftung disku- tieren zu können und ein Bewusstsein für wichtige Aspek te der Arzthaftung zu entwickeln bzw. weiterzu- entwickeln.

Was nehmen Sie aus dieser Veranstaltung für Ihre Gutachtertätigkeit mit?

Meine Erwartungen haben sich vollauf erfüllt. Einmal mehr wurde bestätigt, dass in meiner täglichen Arbeit eine gute Kommunikation mit den Patientinnen und Angehörigen sehr wichtig ist, um es gar nicht zu einem Arzthaftungsfall werden zu lassen. Und es wurde ein- gehend dargelegt, wie wichtig die Dokumentation im Einzelfall ist, um alle relevanten Informationen bei einer allfälligen Haftungsfrage verfügbar zu haben.

Würden Sie diese Veranstaltung weiterempfehlen?

Auf jeden Fall. Ich empfehle die Veranstaltung v.a. mei- nen Berufskolleginnen und -kollegen in der Gynäko- logie. Die Veranstaltung ist gut geeignet für Gutachte- rinnen und Gutachter, die bereits langjährig tätig sind.

Aber auch Ärztinnen und Ärzte, die noch keine Erfah- rung in der Gutachtertätigkeit haben und sich diese Aufgabe vorstellen können, profitieren, da die Arzthaf- tungsfrage anhand von konkreten, praktischen Bei- spielen aufgezeigt wird.

Gutachterausbildung Arzthaftung der FMH/SIM für medizinische Gutachter

Für Teilnehmende aus der Romandie findet dieses Ausbildungsmodul am 5. November 2020 im Spital Riviera-Chablais in Rennaz statt.

Ärztinnen und Ärzte verschiedener medizinischer Fachgebiete und Juristinnen und Juristen mit Erfahrung auf dem Gebiet der Arzt- haftung werden – aus theoretischer Sicht und anhand praktischer Beispiele – spezifische Fragen dieses Bereichs behandeln, wie z.B.

die Sorgfaltspflicht von Ärztinnen und Ärzten und ihre Verpflichtung zur Information der Patientinnen und Patienten. Ebenso werden die wesentlichen Elemente der Gutachtertätigkeit, das Verfassen von Gutachten für die FMH und der Ablauf eines gemeinschaftlichen Gutachtens thematisiert. Ein Vortrag wird sich mit der Kommunikation beschäftigen, die bei einem medizinischen Zwischenfall von grosser Bedeutung ist. Geplant ist zudem eine interdisziplinäre Diskussionsrunde, bei der die Teilnehmenden ihre Erfahrungen als Gut- achterinnen und Gutachter austauschen können.

Weitere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie auf der FMH-Website: www.fmh.ch → Dienstleistungen → Gutachteraus- bildung Arzthaftung der FMH/SIM für medizinische Gutachter. Die Anmeldung ist bis zum 26. Oktober möglich. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Kurzporträt

Prof. Dr. med. Nicole Ochsenbein- Kölble ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie hat einen Fähig- keitsausweis in Schwangerschafts- ultraschall und den Schwerpunkt feto- maternale Medizin sowie operative Gynäkologie/Geburtshilfe. Die 48-Jäh- rige ist als Leitende Ärztin an der Kli- nik für Geburtshilfe am Universitäts- Spital Zürich und seit über 10 Jahren als Gutachterin tätig.

Aussergerichtlichte Gutachterstelle der FMH Valérie Rothhardt Nussbaumstrasse 29 CH-3000 Bern 16 valerie.rothhardt[at]fmh.ch

FMH Inter view 1346

(15)

Todesfälle / Décès / Decessi Nicola Alexander-David (1942), † 02.03.20, Spécialiste en chirurgie, 6500 Bellinzona

Christian Aus der Au (1965), † 30.04.20, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 8400 Winterthur

Ludwig Bernays (1924), † 05.09.20, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 8052 Zürich

Peter Walther (1942), † 05.09.20, Facharzt für Chirurgie, 3626 Hünibach

Gret Arregger (1942), † 14.09.20,

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, 9602 Bazenheid

Jean-Marie Tschopp (1948), † 20.09.20, Spécialiste en médecine physique et réadaptation, Spécialiste en pneumologie et Spécialiste en médecine interne générale, 3963 Crans-Montana

Ärztegesellschaft des Kantons Luzern Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion Stadt hat sich gemeldet:

Karim El-Hag, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Facharzt für Pneumologie, ab 01.11.2020 Lungenpraxis Hirslanden Klinik St. Anna, Lützelmattstrasse 1, 6006 Luzern Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion Gäu hat sich gemeldet:

Susanne Krieg, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, FMH, ab 01.12.2020:

Kinderarztpraxis Fidibus, Riedmattstrasse 3a, 6030 Ebikon

Paolo Tonella, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, FMH, ab 01.12.2020:

Kinderarztpraxis Fidibus, Riedmattstrasse 3a, 6030 Ebikon

Einsprachen sind innert 20 Tagen nach der Publikation schriftlich und begründet zu richten an: Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern

Ärztegesellschaft Thurgau

Zum Eintritt in die Ärztegesellschaft Thurgau haben sich gemeldet:

Baktash Aqtashi, Herrenwiesstrasse 11, 8356 Ettenhausen, Facharzt für Oto-Rhino- Laryngologie, FMH

Heike Scholz, Sierenmoosstrasse 58, D-78464 Konstanz, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, FMH

Wiebke Wesemüller, Blarerstrasse 48, D-78462 Konstanz, Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin, FMH

Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug Zur Aufnahme in die Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug als ordentliches Mitglied hat sich angemeldet:

Rolf Gerber, Facharzt für Psychiatrie und Psy- chotherapie, FMH, Baarerstrasse 75, 6300 Zug (ab 01.01.2021)

Einsprachen gegen diese Kandidatur müssen innerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffent- lichung schriftlich und begründet beim Sekretariat der Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist entscheidet der Vorstand über Gesuch und allfällige Einsprachen.

FMH Personalien 1348

Personalien

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unter Personalien

(16)

VLSS-Mitgliederbefragung 2019

Anstellungsbedingungen der Kader- ärzteschaft an Schweizer Spitälern

Karl-Olof Lövblada, Thomas Eichenbergerb, Markus Gublerc

a Prof. Dr. med., Präsident VLSS; b Dr. iur., Geschäftsleiter VLSS; c Sekretariatsleiter VLSS

Der Verein der Leitenden Spitalärzte der Schweiz (VLSS) ist in der FMH die Basis­

organisation für die in der Schweiz tätigen Chefärztinnen und Chefärzte sowie die Leitenden Spitalärztinnen und Spitalärzte. Seit Jahren evaluiert er dank Mitglieder­

befragungen, wie sich die Anstellungsbedingungen an den Spitälern entwickeln.

Der VLSS interessiert sich für die Arbeitsverhältnisse der Chefärztinnen und ­ärzte sowie der Leitenden Spi­

talärztinnen und ­ärzte und führt deshalb regelmässig Befragungen durch. Die erste Erhebung datiert vom Herbst 2003. Damals hat die Private Hochschule Wirt­

schaft PHW Bern im Auftrag der SDK (heute GDK) so­

wie des VLSS eine umfangreiche Befragung bei der Schweizer Kaderärzteschaft sowie bei einigen öffent lichen Spitälern durchgeführt [1]. Die Erhe­

bung erreichte eine hohe Rücklaufquote. Sie zeich­

nete so ein relativ verlässliches Bild der damaligen Situation an den Spitälern.

Im Jahr 2011 führte der VLSS eine kurze Online­Umfrage beim gleichen Adressatenkreis durch, insbesondere um die Entwicklung der Einkommensverhältnisse weiter­

zuverfolgen. Vor vier Jahren befragte der VLSS seine Ver­

einsmitglieder erneut. Im Fragebogen wurden bewusst bestimmte Fragen aus früheren Erhebungen wieder­

holt. So lassen sich die Ergebnisse besser vergleichen. Im Jahr 2019 hat der VLSS seine Be fragung zum dritten Mal wiederholt. Es nahmen insgesamt 318 Personen teil, was einer Rücklaufquote von 32,4 Prozent entspricht [2].

Durchschnittlich arbeiten die Befragten 59,8 Stunden pro Woche. Während 86 Prozent der Chefärztinnen und Chefärzte Vollzeit arbeiten, praktizieren etwas we­

niger als 2 von 3 Leitenden Spitalärztinnen und ­ärzten

Grafik 1: Entwicklung der Gesamteinkommen von Chefärztinnen und Chefärzten sowie von Leitenden Ärztinnen und Ärzten.

Im Jahr 2019 hat der VLSS seine Befragung zum dritten Mal wiederholt.

ORGANISATIONEN DER ÄRZTESCHAFT VLSS 1350

(17)

Vollzeit (62%). Beim Beschäftigungsgrad lassen sich ge­

schlechterspezifische Unterschiede feststellen. Chef­

und Kaderärztinnen sind häufiger Teilzeit angestellt als ihre männlichen Kollegen (47 vs. 21%).

Der VLSS erhebt mit seinen Befragungen nicht den An­

spruch, wissenschaftlich fundierte Angaben zur Ent­

wicklung der Einkommenshöhe sowie der Anstellungs­

bedingungen der Kaderärzteschaft in der Schweiz zu machen. Die Umfrage dient primär internen Zwecken.

Mit der vorliegenden Publikation wollen wir aber auf eini ge unseres Erachtens signifikante Trends hinweisen.

Es geht uns auch darum, das in den Medien vielfach kol­

portierte Bild einer stark unabhängig agierenden Chef­

und Kaderärzteschaft zu korrigieren [3]. In den meisten Fällen können sie nicht mehr eigenständig Budgets ver­

walten. Ihre eigenen Gesamtbezüge sowie die Löhne der Mitarbeitenden sind heute streng reguliert und werden meistens vom Kanton und/oder von den Verwaltungs­

räten der Spitäler hoheitlich festgelegt. Oft stehen gar keine Mittel, wie z.B. Poolgelder, mehr zur Verfügung, um autonom ärztliche Ziele erreichen zu können.

Weil die genannten Umfragen auf ähnlichen Frageras­

tern basieren und ähnlich erhoben wurden, konnten wir den folgenden Fragestellungen vertieft nachgehen und dabei auch Entwicklungen über die Zeitachse be­

leuchten.

1. Wie haben sich die Gesamteinkommen Chefärztin­

nen und Chefärzte sowie der Leitenden Ärztinnen und Ärzte entwickelt?

2. Wie bedeutend sind variable Einkommensbestand­

teile?

3. Haben sich die Arbeitsbedingungen verändert?

4. Wie verbreitet sind Management­Qualifikationen unter den Kaderärzten?

5. Wie sieht es mit der Berufszufriedenheit aus?

Entwicklung der Gesamteinkommen

Wir haben die Einkommen der Kaderärztinnen und

­ärzte unabhängig von ihrer medizinischen Fachrich­

tung erhoben. Zwischen 2002 und 2019 haben sich die Einkommen relativ stabil entwickelt. Während die Chefärztinnen und Chefärzte in den letzten drei Jah­

ren wieder leicht mehr verdienten, sanken die Ein­

kommen der Leitenden Kaderärztinnen und ­ärzte leicht auf das Niveau von 2002 (siehe Grafik 1). Daraus einen für die Schweiz geltenden Trend abzuleiten ist aus unserer Sicht nicht zulässig. Die Datenlage lässt keine repräsentativen Ergeb nisse zu.

Werden die Einkommen der Kaderärztinnen und

­ärzte nach Regionen unterteilt, zeigen sich unter­

schiedliche Entwicklungsmuster (siehe Grafik 2). Wäh­

rend die Gesamteinkommen in der Region 2 (Kantone FR, GE, JU, NE, TI, VD und VS) im Zeitraum von 2002 bis 2019 anstiegen, blieben sie im gleichen Zeitraum in den Regionen 1 (BE, BL, BS, AG, SO) und 4 (LU, NW, OW,

Grafik 2: Gesamteinkommen der Kaderärztinnen und -ärzte nach Regionen.

Mit der vorliegenden Publikation möchte der VLSS auf einige signifikante Trends hinweisen.

ORGANISATIONEN DER ÄRZTESCHAFT VLSS 1352

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