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Gute Rahmenbedingungen für den Handel im Wandel | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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32 Die Volkswirtschaft  8–9 / 2016

DER STANDPUNKT

Der Detailhandel als grösste privatwirtschaftliche Branche mit 370 000 Mitarbeitenden und einem direkten BIP-Anteil von 4 Prozent steckt mitten im Strukturwandel.1 Dieser ma- nifestiert sich beispielsweise in den Innenstädten, wo ins- besondere Kleider- und Schuhläden vermehrt schliessen.

Die Hauptursache dafür ist der Trend zum Onlineshopping, das weder Öffnungszeiten noch Grenzen

kennt und grösste Sortimente zu tiefsten Preisen anbietet. Ein weiterer Grund ist der wachsende Einkaufstourismus. Das Aus- land rechnet auch künftig mit Schweizer Kundschaft und baut in Grenznähe grosse Einkaufscenter.

Angesichts dieser Herausforderungen setzt der Detailhandel auf seine Innova- tionskraft. Die Digitalisierung nutzt er, um selbst ein Schweizer Onlineangebot auf- zubauen. Diese Onlineplattformen dienen als Ergänzung zu den stationären Läden:

Multi-Channel-Angebote ermöglichen es etwa, ein Produkt nachts zu bestellen und dieses tagsüber in einem Laden ab- zuholen. Und schliesslich ist es dank Big Data möglich, die Bedürfnisse der einzelnen Konsumenten mit personifizier- tem Marketing besser zu erfüllen.

Doch um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, braucht es auch politische Massnahmen. Schliesslich ist die Branche nicht nur hinsichtlich ihres Stellenangebots, sondern auch durch ihre Milliardeninvestitionen relevant für den Ar- beits- und Werkplatz Schweiz.

Handlungsbedarf besteht beispielsweise bei den Laden- öffnungszeiten. Leider hat das Parlament in der Sommer- session eine nationale Lösung abgelehnt. Die geplante, moderate Regelung wäre eine gute Basis gewesen und hät- te die Wettbewerbsfähigkeit des stationären Handels ge-

stärkt gegenüber dem Ausland und dem Onlinehandel.

Beim Umweltschutz gilt es, ein gesun- des Augenmass zu wahren: Der De- tailhandel ist der Nachhaltigkeit ver- pflichtet, er zeichnet sich aus durch freiwillige, wirksame Massnahmen. Ein Beispiel ist die Rücknahme von soge- nannten Polyethylen- Flaschen, die etwa für Milch und Putzmittel verwendet wer- den. Ein solches freiwilliges Engagement ist bei neuen Gesetzesanpassungen zu berücksichtigen.

Abschottung schadet dem Handel

Damit sich der Detailhandel weiterhin gegen die ausländi- sche Konkurrenz behaupten kann, ist er auf konkurrenz- fähige Beschaffungskosten angewiesen, wie dies beispiels- weise bei Elektronikgeräten bereits der Fall ist. So werden Laptops und Handys kaum im Ausland gekauft, weil die Einkaufspreise europaweit etwa gleich sind. Doch in anderen Bereichen ver- teuern nicht tarifäre Handelshemmnis- se die Beschaffung. Viele Konsumenten besorgen zum Beispiel Arzneimittel günstig im nahen Ausland. Deshalb sol- len unproblematische Heilmittel auch bei uns frei verkäuflich sein.

Nach der Zulassung von Parallelim- porten patentgeschützter Güter und der Einführung des Cassis-de-Dijon- Prinzips schwingt das Pendel nun wie- der in die andere Richtung: Mehrere Volksinitiativen – etwa jene des Bauernverbandes und die Fair-Food- Initiative der Grünen – haben das Ziel, den Schweizer Agrarmarkt noch mehr abzuschotten, was die Konkurrenzfähigkeit der Branche zusätzlich schwächt.

Die Politik muss diesen Entwicklungen Leitplanken setzen.

Ihre Aufgabe ist es, mit mass-, aber wirkungsvollen Regu- lierungen gute Rahmenbedingungen zu bieten. Von einem Rückgang des Einkaufstourismus profitieren nicht zuletzt auch die Bundesfinanzen, indem die Einnahmen bei der Mehrwert- und der Mineralölsteuer wieder steigen. Wenn wir auch in Zukunft über einen florierenden Handel ver- fügen wollen, gilt es, die Rahmenbedingungen jetzt wirt- schafts- und konsumentenfreundlich zu gestalten.

1 BAK Basel (2015). Die Bedeutung des Detailhandels für die Schweizer Volkswirtschaft.

Der Detailhandel wird digitaler und globaler. Die Politik muss die Rahmenbedingungen entsprechend anpassen.

Gute Rahmenbedingungen für den Handel im Wandel

Damit sich der Detail- handel weiterhin gegen die ausländische

Konkurrenz behaup- ten kann, ist er auf

konkurrenzfähige Beschaffungskosten

angewiesen.

Gabi Buchwalder

Fachverantwortliche Binnenmarkt, Interessengemein- schaft Detailhandel Schweiz (IG DHS), Direktion Wirt- schaftspolitik Migros Genossenschaftsbund, Zürich

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