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Vorbeugung durch Medikamente?

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DEGAM Patienteninformation

Thromboembolie

DEGAM

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

© DEGAM 2018

Autor Dr. med. H. Prautzsch

(Der Autor hat keine Interessenkonflikte bezüglich des Themas.) Konzeption und wissenschaftliche Redaktion

SLK-Leitungsteam

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

© DEGAM 2018 Stand Juli 2018

Liebe Patientin, lieber Patient!

Bei Ihnen wurde ein arthroskopischer Eingriff am Knie (Kniespiegelung) vorgenommen oder Sie müssen wegen eines Eingriffs oder einer Verletzung einen ruhigstellenden Ver- band (wie Gips) unterhalb des Knies tragen. Manchmal wird dabei die Vorbeugung einer Thromboembolie mit Hilfe des „blutverdünnenden“ Medikaments Heparin empfohlen.

Was ist eine Thromboembolie?

Kann ein Bein nicht bewegt werden, führt dies zu einem verminderten Blutfluss in den Adern, was das Auftreten von Thrombosen begünstigen kann. Ein Blutgerinnsel in einer Vene nennt man Thrombus bzw. Thrombo- se („ose“ steht für „Krankheit“). Die meisten Thrombosen sind klein, bleiben meist unbe- merkt und sind harmlos. Schwerere, soge- nannte symptomatische Thrombosen können aber Schwellungen und Schmerzen verursa- chen. Sind größere Gefäße betroffen, die in der Tiefe der Beine verlaufen, spricht man von tiefen Beinvenenthrombosen. Nach Jah- ren können diese zu Verhärtungen und Ge- schwüren an dem betroffenen Bein führen. In seltenen Fällen kann sich ein Thrombus lösen, durch die Venen in die Lunge gespült werden und dort eine „Lungenembolie“ verursachen.

Sie kann plötzlich oder unbehandelt zum Tod führen. Anzeichen sind plötzliche Atemnot, Brustschmerzen oder Blutdruckabfall. Sehr selten treten Lungenembolien auf, ohne dass man die genaue Ursache oder eine Thrombo- se findet. Welcher Zusammenhang zwischen häufig harmlosen kleineren Thrombosen und Lungenembolien besteht, ist wissenschaftlich umstritten. Bei alten Menschen sind schwere Thromboembolien häufiger als bei jüngeren.

Vorbeugung durch Medikamente?

Manchmal werden Medikamente zur „Blut- verdünnung“ empfohlen. Medikamente, die man als Tabletten einnehmen kann, können

für diesen Zweck nicht empfohlen werden, da sie nicht ausreichend untersucht sind. Die meisten Erfahrungen hat man mit dem Sprit- zen von NMHeparin ins Unterhautfettgewe- be (NMH steht für: Heparin mit niedrigem Molekülgewicht, im Folgenden „Heparin- spritzen“ genannt). Trotz der Anwendung dieser Medikamente kommt es immer wie- der zu Thrombosen und Lungenembolien.

Bekannte Nebenwirkungen von NMHeparin sind Schmerzen und Entzündungen am Ein- stichort, ein Anstieg des Kaliumspiegels im Blut, langsamer Puls und Blutungen. Weitere Nebenwirkungen werden durch Antikörper des Immunsystems verursacht. Ihr Auftreten ist zwar sehr selten, aber auch bei niedriger Dosis und kurzer Anwendung möglich, dazu gehören: die starke Verringerung der Anzahl von Blutplättchen, eine verschlechterte Blut- gerinnung mit vermehrter Blutungsgefahr und sehr selten ein allergischer, eventuell le- bensbedrohlich verlaufender Schock (Kreis- laufstörung). Genauere Angaben entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel des Medikaments.

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Thromboembolie

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Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

© DEGAM 2018 Stand Juli 2018

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© DEGAM 2018 Sie wird überreicht durch:

Helfen Heparinspritzen?

Medikamente zur Vorbeugung von seltenen Erkrankungen können wegen der Seltenheit der Erkrankung auch nur selten helfen. Im Gegensatz dazu müssen alle, die vorbeugend Medikamente einnehmen, mit ihren Neben- wirkungen rechnen. Ob Nebenwirkungen oder der Nutzen bei Heparin überwiegen, ist schwer einzuschätzen. Im Jahr 2016 wurden erste große Studien1 zu dieser Fragestellung veröffentlicht. Ergebnis: Es fand sich kein er- kennbarer Unterschied bei der Zahl der sym- ptomatischen Thrombosen mit und ohne Heparinspritzen. Etwa bei einem von 150 be- handelten Patienten nach arthroskopischen Eingriffen und bei einem von 60 mit Gips am Unterschenkel kam es zu einer Thrombose.

Behandlung ja oder nein?

Da eine medikamentöse Vorbeugung mit He- parin in den vorliegenden Studien nicht effek- tiv war, kann sie derzeit nach arthroskopischen Eingriffen am Knie sowie bei immobilisieren- den Verbänden (Gips) unterhalb des Knies nicht empfohlen werden. Diese Empfehlung gilt allerdings nur für Patienten, die noch kei- ne schwere Thrombose oder Lungenembolie hatten oder kein aus anderen Gründen sehr hohes Risiko für Thrombosen haben. Patien- ten mit einem möglicherweise stark erhöhten Thromboserisiko sollten sich in einer individu- ellen Aufklärung über das Für und Wider einer medikamentösen Behandlung beraten lassen.

Selbstverständlich stehen wir Ihnen für weite- re Auskünfte und Fragen sehr gerne zur Ver- fügung.

Einverständniserklärung der Patientin/des Patienten

Name Datum

Mein Wunsch:

n

Ich möchte keine Spritzen zur Blutverdünnung.

n

Ich möchte Spritzen mit NMHeparin zur Blutverdünnung für Tage.

n

Ich möchte:

n

Ich wurde von meiner(m) Ärztin/Arzt ausreichend aufgeklärt und habe keine weiteren Fragen.

Unterschrift der Patientin/des Patienten

1 Adrichem und Nemeth et. al.; Thromboprophylaxis after Knee Arthroscopy and Lower-Leg Casting; NEJM; 2016. http://www.nejm.

org/doi/full/10.1056/NEJMoa1613303 (letzter Zugriff 20.10.2018)

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