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Alles Gender – oder was?

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Academic year: 2022

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Alles Gender – oder was?

Der Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern der Projekte der 2. Förderphase im Programm

„XENOS – Integration und Vielfalt“

Kurzbericht der wissenschaftlichen Begleitung

Ulrike Richter

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Ulrike Richter

Alles Gender – oder was?

Der Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern der Projekte der 2. Förderphase im Programm „XENOS – Integration und Vielfalt“

Kurzbericht der wissenschaftlichen Begleitung

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Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist eines der größten sozialwissenschaftli- chen Institute für Forschung und Entwicklung in Deutschland in den Themenbe- reichen Kindheit, Jugend, Familie und den darauf bezogenen Politik- und Praxis- feldern. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung an der Schnittstelle zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, föderalen Ebenen, Akteurs- gruppen, Politikbereichen und Fachpraxen bietet das DJI aktuelle Erkenntnisse aus der empirischen Forschung, zeitnahe wissenschaftsbasierte Politikberatung sowie Begleitung und Anregung der Fachpraxis der Kinder- und Jugendhilfe.

Das DJI hat seinen Sitz in München sowie eine Außenstelle in Halle (Saale).

Träger des 1963 gegründeten Instituts ist ein gemeinnütziger Verein mit Mitglie- dern aus Politik, Wissenschaft, Verbänden sowie aus Institutionen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Der institutionelle Teil des Etats, der etwa die Hälfte des Gesamthaushalts ausmacht, wird überwiegend aus Mitteln des Bundesministe- riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gestellt. Einen kleine- ren Anteil finanzieren die Bundesländer. Darüber hinaus wirbt das Institut weitere Drittmittel zur Durchführung von Forschungsprojekten ein.

Der Forschungsschwerpunkt „Übergänge im Jugendalter“ steht in einer For- schungstradition des DJI, die, ausgehend von der Analyse der Übergangsbiogra- fien von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auch die Strukturen und Institu- tionen, Politiken und sozialen Folgen der Veränderungen des Übergangssystems zum Gegenstand gemacht hat. Dieses Forschungsengagement am DJI legitimiert sich nicht zuletzt aus dem im KJHG formulierten Auftrag an die Jugendhilfe, die berufliche und soziale Integration von Jugendlichen zu fördern und dabei eine Mittlerfunktion im Verhältnis zu anderen, vorrangig zuständigen und in ihren Ressourcen leistungsfähigen Akteuren wahrzunehmen.

Die wissenschaftliche Begleitung der 2. Förderrunde des Programms

„XENOS – Integration und Vielfalt“ durch das Deutsche Jugendinstitut konzen- triert sich auf die Prozessbegleitung der Projekte. Neben der jährlichen Trägerbe- fragung werden ausgewählte Adressatengruppen der Projekte untersucht. Die Befragungen werden im Längsschnitt durchgeführt, um Entwicklungen sichtbar zu machen.

„XENOS – Integration und Vielfalt“ ist Bestandteil des Nationalen Integra- tionsplans und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Impressum

© 2014 Deutsches Jugendinstitut e. V.

Forschungsschwerpunkt „Übergänge im Jugendalter“

Nockherstraße 2, 81541 München Tel.: +49 (0) 89 62306-0

Fax: +49 (0) 89 62306-162 E-Mail: info@dji.de Außenstelle Halle

Franckeplatz 1 – Haus 12+13, 06110 Halle/Saale Tel.: +49 (0) 345 68178-0

Fax: +49 (0) 345 68178-47 E-Mail: info@dji.de

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Inhalt

Einleitung ... 4

Gleichstellungsziele in den Projekten ... 5

Gleichstellungsziele nach Lernorten ... 5

Geschlechtersensible Berücksichtigung der Zielgruppe ... 7

Geschlechtersensible Ausrichtung der Angebote ... 8

Genderaspekte in den Organisationen ... 10

Zusammenfassung ... 11

(5)

Einleitung

Die Gleichstellung von Frauen und Männern nimmt im Programm

„XENOS – Integration und Vielfalt“ einen hohen Stellenwert ein. Ein wichtiges Programmziel besteht in der Förderung von Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Ausbildung und Beschäftigung.

Im XENOS-Programm soll Gleichstellung mit einer Doppelstrategie befördert werden. Zum einen sieht die Strategie Gender Mainstreaming vor, alle Angebote bei sämtlichen Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungs- schritten dahingehend zu prüfen, wie sich diese auf die Gleichstellung von Frauen und Männern bzw. von Mädchen und Jungen auswirken. Zum zweiten geht es um geschlechterspezifische Benachteiligungen, die mit spe- zifischen Ansätzen abgewendet werden sollen.

Mit der Doppelstrategie besteht die Chance, einerseits systematischer und andererseits zielgenauer Angebote zu konzipieren. Bereits bei der Pla- nung ist die Frage zu beantworten, welchen Einfluss das Projekt auf die Gleichstellung nehmen wird. Trägt es beispielsweise dazu bei, Rollenmuster aufzubrechen oder das Berufswahlspektrum zu erweitern? Betrachtet es Lebensplanung und Berufsorientierung im Zusammenhang oder wird Diskriminierung verstärkt, indem Stereotype reproduziert werden?

Der Einbezug von Genderansätzen trägt darüber hinaus dazu bei, die Projekte qualitativ zu verbessern. Wenn es den Trägern gelingt, die Lebens- lagen der Zielgruppen genau zu erfassen und dabei Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion und Kultur einzubeziehen, dann können sie ihre Ange- bote passgenauer zuschneiden. Es kann ihnen ermöglichen, die Adressatin- nen und Adressaten zügig anzusprechen, in den Angeboten zu halten, Ein- stellungen zu verändern oder erfolgreich zu vermitteln.

Die Projekte im XENOS-Programm waren bereits zur Antragstellung angehalten, ihre Gender-Mainstreaming-Strategie und den Beitrag des Projekts zur Gleichstellung von Frauen und Männern darzulegen.

Die wissenschaftliche Begleitung befragt einmal jährlich alle Antragstel- ler und Teilprojektträger über den Fortgang der Projektarbeit, dazu zählen ebenso Ansätze zur Gleichstellung. Ansätze zur Gleichstellung der Ge- schlechter in den XENOS-Projekten können sich auf drei Bereiche bezie- hen: auf die Zielgruppe, auf die Angebote und auf die Trägerorganisation.

Dieser Bericht bezieht sich auf die Antworten von 258 Projektträgern, die im Jahr 2013 das zweite Mal befragt wurden. Die wissenschaftliche Begleitung zieht eine Zwischenbilanz darüber, welchen Beitrag die Projekte im XENOS-Programm zur Gleichstellung der Geschlechter leisten.

4

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Gleichstellungsziele in den Projekten

Die Projekte im Programm XENOS zielen mehrheitlich darauf, gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Beschäftigung von Frauen und Männern zu ermöglichen. Die Mehrheit der Projekte setzt sich das Ziel, junge Menschen für die Vielfalt der Berufe zu interessieren.

Etwa die Hälfte der Projekte gibt an, Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe zu bieten, in- dem sie ihnen Zugang zu kulturellen und gesundheitlichen Angeboten sowie Sport ermöglichen. Mit ähnlichem Anteil sind die Projekte vertreten, die gleiche berufliche Aufstiegschancen und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowohl von Frauen als auch von Männern anstreben.

Etwas weniger als die Hälfte der Projekte nehmen sich vor, genderbezo- gene Kompetenzen bei den Teilnehmergruppen oder beim projekteigenen Personal entwickeln.

Abbildung 1: Gleichstellungsziele in Projekten (Mehrfachnennung, Anga- ben Anzahl und in Prozent zur Antwortkategorie „Trifft voll und ganz zu“)

Gleichstellungsziele nach Lernorten

Je nach Lernorten und Arbeitsfeldern variieren die Gleichstellungsziele. Die große Mehrheit der Projekte will ihren Adressaten gleiche Zugangschancen zu Bildung, Ausbildung und Beschäftigung ermöglichen. Etwas stärker heben sich die Projekte des Lernorts 2 (Schulen und Einrichtungen berufli- cher Bildung) heraus.

Die Ausweitung des Berufswahlspektrums streben vermehrt Projekte in den Lernorten 1 und 2 an. Also Projekte, die in allgemeinbildenden, berufs- bildenden Schulen und in Institutionen der Jugendsozialarbeit, der Jugend- berufshilfe und im Jugendstrafvollzug tätig sind.

Auf gleichberechtigte Teilhabe fokussieren in großem Umfang Projekte des Lernorts 4. Also Projekte, die in städtischen Quartieren und ländlichen

75 65 57 54 52 45 43

188 162 143 134 129 113 108

0 20 40 60 80 100

Gleiche Zugangschancen zu Bildung, Ausbildung, Beschäftigung Abbau geschlechterstereotyper Berufswahl

Gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe

Gleiche berufliche Aufstiegschancen Gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit Aufbau von Gender-Kompetenz bei der

Zielgruppe

Aufbau von Gender-Kompetenz beim Projektpersonal

Antworten "Trifft voll und ganz zu" als Häufigkeit in Prozent

5

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Räumen mit verschieden Partner zusammen wirken, um vor allem öffent- lichkeitswirksam für die Region aktiv zu werden. Für gleichberechtigte berufliche Aufstiegschancen setzen sich stärker Projekte im Lernort 3 ein, also Projekte, die in Verwaltungen, Unternehmen und betriebsnahen Insti- tutionen tätig sind. Die Hälfte der Projekte in allen Lernorten möchte in ähnlichem Maß wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen und Männer erreichen.

Gender-Kompetenz zu entwickeln ist ein Ziel, welches die Projekte ins- gesamt weniger häufig nennen. Jedoch treten die Projekte im Lernort 4 her- vor. Sie verfolgen häufiger das Ziel Gender-Kompetenz sowohl bei den Adressaten als auch bei den projektinternen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern zu entwickeln.

Abbildung 2: Gleichstellungsziele nach Lernorten (Mehrfachnennung, Angaben in Prozent zur Antwortkategorie „Trifft voll und ganz zu“)

71 61

79 48

50 57

59

70 59 42

61 51 45 39

84 73 55

52 50 40

46

76 69 59 51

54 39 36

0 15 30 45 60 75 90

Gleiche Zugangschancen zu Bildung, Ausbildung, Beschäftigung Abbau geschlechterstereotyper

Berufswahl

Gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe

Gleiche berufliche Aufstiegschancen Gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit Aufbau von Gender-Kompetenz bei

den TN

Aufbau von Gender-Kompetenz beim Projektpersonal

LO1 ÜM JSA/ JBH/JSV

LO2 ÜM Schulen/ Einrichtungen

LO3 Interkult. Öffnung Betrieb, Verwaltung LO4 Sensibilisierung kult. Vielfalt im Raum

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Geschlechtersensible Berücksichtigung der Zielgruppe

Zur Beschreibung, wie die Projektträger die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen berücksichtigen, werden folgende Antwortkategorien hinzugezogen:

„Angebote für Mädchen und Jungen gleich konzipiert“, „individuelle Ange- bote, nicht am Geschlecht orientiert“, „Angebote exklusiv für Mädchen bzw. für Jungen“ und „gleichgeschlechtliche Ansprechpartner/innen für die Zielgruppe“.

Die Mehrheit der Projekte konzipiert individuell an den Problemlagen ausgerichtete Angebote. Das Geschlecht bleibt dabei unberücksichtigt.

Ebenso gestaltet die Mehrheit ihre Angebote für Mädchen und Jungen gleich. Das betrifft in größerem Maß Projekte aus dem Lernort 2, die an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen tätig sind. Mädchen wie Jungen einen gleichberechtigten Zugang zu den Angeboten zu gewähren, gilt allgemein als Grundvoraussetzung koedukativer Didaktik. Diese Projek- te wollen den Zugang für alle offen halten und ihn nicht von vornherein auf ein Geschlecht beschränken.

Insgesamt gibt es nur wenige Projekte, die gezielt ausschließlich Aktivitä- ten für Mädchen oder für Jungen anbieten. Projekte, die sich ausschließlich an Jungen bzw. junge Männer richten sind stark im Lernort 1 in den Justiz- vollzugsanstalten vertreten.

In über der Hälfte der Projekte stehen gleichgeschlechtliche Ansprech- partner für die Teilnehmer/innen zur Verfügung. Aus den Daten ist nicht zu entnehmen, ob dies zufällig oder als pädagogisches Konzept geplant geschieht. Projekte im Lernort 3 (Betriebe und Verwaltungen) geben an, am wenigsten gleichgeschlechtliche Ansprechpartner für die Adressaten zu ha- ben.

Die Ansätze tragen dann zur Gleichstellung der Geschlechter bei, wenn die Bedarfe der Zielgruppe genderspezifisch hinterfragt werden und sich die Konzeptionierung der Angebote an diesen Erkenntnissen orientiert.

Zwei Drittel der Träger richten ihre Angebote nach den individuellen Bedarfslagen ihrer Zielgruppen aus. Das Geschlecht spielt dabei eine unter- geordnete bzw. keine Rolle. Die Antworten verweisen darauf, dass die Akteure individuellen Bedarfslagen höhere Priorität als genderspezifisch begründeten Benachteiligungen einräumen. Dies weist darauf hin, dass ge- schlechterbezogene Ungleichheiten in den Zugängen, in der Ansprache und in der Konzeption der Angebote noch zu wenig Beachtung finden.

7

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Abbildung 3: Berücksichtigung der Zielgruppe (Mehrfachnennung, Anga- ben in Prozent)

Die Antworten stimmen insgesamt bedenklich: Die Projekte nehmen sehr häufig an, dass individuell bezogene Angebote geeignet seien, um Gleichstellung zwischen den Geschlechtern herzustellen. Es bleibt unbe- rücksichtigt, dass Integration, Exklusion, Berufswahlentscheidungen oder soziale Beteiligung – sie bilden die Aktionsfelder des XENOS-Programms – unterschiedlich nach dem Geschlecht ausfallen. Das soziale Geschlecht ist eine Konstruktion, die veränderbar ist und fortwährend rekonstruiert wird.

Hingegen können ignorierte Unterschiede oder reproduzierte Stereotype Ungleichheiten verschärfen. Die XENOS-Projekte sind stärker noch als bisher angehalten, Verhaltensmuster, Modelle, Verteilungen eben nicht als gegeben anzunehmen, sondern diese nach den Gründen zu analysieren und Lösungen anzubieten. Wenn viele Projekte das Geschlecht als soziale Kate- gorie als unwesentlich für die Arbeit mit den Zielgruppen einschätzen, agieren die Projekte weder im Programmsinn noch nutzen sie die Chance, die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern.

Geschlechtersensible Ausrichtung der Angebote

Die Projekte geben an, etwa ein Drittel (32 Prozent) der Angebote für ihre Zielgruppen gendersensibel zu gestalten. Die Grundgesamtheit bilden in dieser Auswertung nicht die Projekte, sondern die Zielgruppen. Insgesamt wurden Daten für 510 Adressaten ausgewertet. Die Antworten variieren etwas, je nachdem welchem Lernort die Projekte angehören. Häufig sind gendersensible Angebote demnach im Lernort 1 (Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe und Jugendstrafvollzug) und im Lernort 2 (Schule, Be- rufsschule und außerbetriebliche Einrichtungen), gefolgt vom Lernort 4 (Städte, ländlicher Raum und europäische Grenzregionen) anzutreffen.

Lediglich nur jedes vierte Projekt im Lernort 3 gibt an, die Angebote gen- dersensibel zu konzipieren.

Nach der Zielstellung des XENOS-Programms wäre zu erwarten, dass nahezu alle Projekte genderbezogene Inhalte in ihre Angebote integrieren.

62,4 60,6 52,8 17,1 10,2

22,4 23,9 32,4 26,4

22,9

15,2 15,5 14,8 56,5

66,9

0% 25% 50% 75% 100%

Individuelle Angebote nicht am Geschlecht orientiert (n=250)

Angebote für Mädchen und Jungen gleich konzipiert (n=251)

Gleichgeschlechtliche Ansprechpartner (n=250)

Angebote exklusiv für Mädchen (n=246) Angebote exklusiv für Jungen (n=245)

Trifft voll und ganz zu Trifft teilweise zu Trifft nicht zu

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Zwei Drittel der Angebote arbeiten demnach nicht im Sinne der Gleichstel- lungsziele des Programms.

Abbildung 4: Gendersensible Angebote für die Zielgruppen nach dem Lernort (Angaben in Prozent)

Die große Mehrheit der Projekte hat gleichstellungsbezogene Inhalte (79 Prozent) in ihren Angeboten integriert. Dazu zählen: Informationen zur geschlechterspezifischen Berufswahl, Benachteiligungen am Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt, Zusammenhänge zwischen kultureller Herkunft und Geschlecht oder Reflexionen über geschlechtertypisches Verhalten oder kommunale Strategien zur Integration von Arbeitslosen in den Arbeits- markt, die aus geschlechterspezifisch ausgewerteten Daten abgeleitet wer- den. Etwa ein Drittel der Projekte gibt an, Genderaspekte vollständig als Inhalte in die Angebote zu integrieren. Bei 43 Prozent der Projekte ge- schieht dies teilweise. Die Projekte verfolgen meist mit einem Mix aus ver- schiedenen Methoden und Ansätzen ihre Ziele, so dass in den Abläufen Gleichstellungsaspekte neben anderen Inhalten ihren Platz einnehmen.

Hingegen verzichtet jedes fünfte Projekt vollständig darauf, in den Angebo- ten Unterschiede und die Benachteiligung zwischen Männern und Frauen zu diskutieren.

88 Prozent der Projekte reflektieren mit ihren Adressatengruppen Geschlechterrollen und Geschlechterstereotypen. Dies betrifft etwas stärker Projekte in den Lernorten 1 und 2, die sich vorzugsweise an Schüler/innen und unversorgte Jugendliche richten und deren Übergänge in eine Ausbil- dung begleiten.

Annähernd alle Projekte (93 Prozent) setzen als Methode zur Gleichstel- lung auf einen gleichberechtigten Zugang zum Angebot. Junge Frauen wie Männer werden gleichermaßen in das Projekt aufgenommen. Jedoch ist dieser Aussage nicht zu entnehmen, ob die Projekte selbst aktiv werden, um die Zugänge so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen von Mädchen und Jungen gerecht werden. Konkret bieten im Vergleich wenige Projekte Un- terstützung z.B. Kinderbetreuung an, um Familie und berufliche Aufgaben

64,5 74,2 67,3 61,0

35,5 25,8 32,7 39,0

0% 25% 50% 75% 100%

LO4 Sensibilisierung kult. Vielfalt im Raum (n=57)

LO3 Interkult. Öffnung Betrieb/Verwaltung (n=73)

LO2 ÜM Schulen/Einrichtungen (n=78) LO1 ÜM JSA/JBH/JSV (n=45)

Angebote nicht gendersensibel ausgerichtet Angebote gendersensibel gestaltet

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vereinbaren zu können (39 Prozent). Besonders Projekte aus dem Lernort 4 forcieren stärker Aktivitäten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Abbildung 5: Gleichstellungsbezoge Inhalte und Zugang zu den Angebo- ten (Mehrfachnennung, Angaben in Prozent)

Genderaspekte in den Organisationen

An das Projektpersonal stellen die Träger hohe Anforderungen: 95 Prozent der Projektträger erwarten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gender-Kompetenzen. Projekte im Lernort 3 sind etwas weniger an- spruchsvoll. Gearbeitet wird fast vollständig in geschlechtergemischten Teams. Die Hälfte der Projekte bietet Fortbildungen und Gendertraining für ihre Mitarbeiter/innen an. Einige Projekte holen sich Unterstützung von Expertinnen und Experten oder binden Gleichstellungsbeauftragte in die Projektarbeit ein. Besonders häufig kommt dies bei Projekten im Lernort 3 und 4 vor. So entwickeln jene Projekte Diversity-Konzepte, um benachteilige Gruppen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Über die Hälfte der Projekte gibt an, dass Gender Mainstreaming als Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter beim Träger implementiert sei. Ein weiteres Drittel der Projekte sieht die Strategie beim Träger erst teilweise umgesetzt. Bei etwa jedem zehnten Projekt existiert Gender Main- streaming nach Aussage der Projektleiter/innen als administrative Strategie nicht.

86,1 43

36,5 13,9

6,8 43,4

43 24,7

7,2 13,7 20,5 61,4

0% 25% 50% 75% 100%

Gleichberechtigter Zugang zum Angebot (n=251)

Reflexion der Geschlechterrollen/

Stereotypen (n=249) Gleichstellung/ Gender-Aspekte sind Inhalte

der Angebote (n=249)

Maßnahmen zur Vereinbarkeit Familie und Beruf (n=251)

Trifft voll und ganz zu Trifft teilweise zu Trifft nicht zu

10

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Abbildung 6: Gleichstellung in der Organisation (Mehrfachnennung, An- gaben in Prozent)

Zusammenfassung

Je nach Lernort legen die Projekte unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Gleichstellungszielen. Entsprechend wählen sie unterschiedliche Methoden und Ansätze zur Erreichung der Ziele. Projekte der Lernorte 1 und 2 wol- len, dass beide Geschlechter den gleichen Zugang zu Ausbildung, Bildung und Beschäftigung erhalten, und sie wollen das Berufswahlspektrum erwei- tern. Im Lernort 3 liegen die Schwerpunkte sowohl auf dem gleichen Zugang zu Ausbildung, Bildung und Beschäftigung als auch auf den gleich- berechtigten Aufstiegschancen. Im Lernort 4 geht es um gleichberechtigte Partizipation und um den gleichen Zugang zu Ausbildung, Bildung und Beschäftigung.

Die meisten Angebote richten sich gleichermaßen an Mädchen und an Jungen. Konzeptionell wird auf geschlechtsspezifische Bedürfnisse kaum eingegangen. Individuellen Problemlagen ist scheinbar direkter zu begegnen als geschlechterspezifischen Benachteiligungen.

Nur jedes dritte Angebot ist gendersensibel ausgerichtet. Und jedes fünf- te Projekt gibt an, dass Genderaspekte als Vermittlungsinhalte in ihren Pro- grammen für die Zielgruppen keine Rolle spielen.

Mehrheitlich verweisen die Träger darauf, dass sie mit ihren Angeboten stark auf die individuelle Problemlage ihrer Adressatengruppen eingehen.

Das ist ein Hinweis darauf, dass ihnen der Einfluss indirekter Diskriminie- rung wenig bewusst ist. Es hat den Anschein, dass die Träger in dem Bemühen, die angestrebten Teilnehmerzahlen zu erreichen, Genderaspekte vernachlässigen. Zu berücksichtigen ist darüber hinaus, dass die Projekte bei Zuweisungen durch andere Institutionen keinen Einfluss darauf haben, ob junge Frauen oder Männer an ihren Angeboten teilnehmen.

Wie die Antworten zu interpretieren sind, in denen konstatiert wird, dass nicht nach Geschlecht differenziert wird, weil die Angebote für alle offen sein sollten, können erst qualitative Nachfragen zeigen. In der Wiederho-

75,1 72,7 57,5 18,9

16,7

20,1 20,5 30,6 36,5

37,1

4,8 6,8 11,9 44,6 46,2

0% 25% 50% 75% 100%

Gender-Kompetenz der Mitarbeiter/innen (n=249)

Geschlechtergemischte Teams (n=249) Gender Mainstreaming als Strategie des

Trägers (n=252)

Fortbildungen/ Gendertrainings für Mitarbeiter/innen (n=249) GM-Expertinnen/Experten werden

beratend hinzugezogen

Trifft voll und ganz zu Trifft teilweise zu Trifft nicht zu

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lung der Fallstudien, ebenfalls von der wissenschaftlichen Begleitung durchgeführt, wird Gender Mainstreaming einen Schwerpunkt bilden.

Insgesamt zeigt die Zwischenbilanz ein ernüchterndes Ergebnis: Von ei- ner durchgängigen Anwendung von Gender Mainstreaming im XENOS- Programm ist man weit entfernt. Einerseits werden hohe Anforderungen an die Gender-Kompetenz des Projektpersonals gestellt, die sich andererseits in der Projektarbeit nur unzureichend wiederfindet. Gender-Kompetenz muss, wie jede andere Fähigkeit, im beruflichen Handeln sichtbar werden.

Gender-Kompetenz zeigt sich in gendergerechten Konzepten für die Ad- ressatengruppen und in der konkreten vorurteilsfreien Arbeit mit den Menschen. Diese Kompetenz lässt sich in den Daten zum Fortgang der Projektarbeit leider nicht deutlich herauslesen.

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Deutsches Jugendinstitut Nockherstr.2

81541 München

Telefon +49(0)89 62306-0 Fax +49(0)89 62306-162 Gefördert / Finanziert durch:

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