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Archiv "Dokumentation einer Pressemitteilung der Bundesärztekammer: An die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West)" (11.07.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Dokumentation einer Pressemitteilung der Bundesärztekammer

An die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West)

Das Unglück im Kernkraftwerk Tschernobyl/UdSSR hat uns als Bür- ger der Bundesrepublik Deutschland betroffen. Damit sind wir durch einen Kernkraftwerksunfall in einem ande- ren Land in Mitleidenschaft gezogen worden. Viele Bürger machen sich daher verständliche Sorgen um ihre Gesundheit.

Nach dem zuverlässigen Urteil von Experten, insbesondere Nuklearmedi- zinern, Strahlenschutzärzten, Strah- lenbiologen und Kernphysikern, hat in unserem Lande durch die erhöhte Strahlenexposition kein Bürger ge- sundheitliche Schäden erlitten. Die Wahrscheinlichkeit, daß solche Schä- den in den kommenden Jahren auf- treten, wird aufgrund wissenschaft- licher Erkenntnisse und vorliegender Meßdaten als äußerst gering angese- hen.

Die biologischen Auswirkungen der Radioaktivität auf den Menschen und seine Umwelt sind weitgehend be- kannt. Aus ihnen wurden u. a. die Grenzwerte für eine Strahlenexposi- tion abgeleitet. Bei Einhaltung dieser Grenzwerte kann nach derzeitigem Wissen eine Schädigung der Gesund- heit ausgeschlossen werden. Die Strahlenschutzkommission beim Bundesminister des Innern, der auch in Gremien der Bundesärztekammer tätige Experten angehören, hat sich bei der Festsetzung der in den Medien bekanntgegebenen Richtwerte an die- sen Erkenntnissen orientiert. Die auf- grund dieser Empfehlungen von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maßnahmen entsprachen internatio- nalem Sicherheitsstandard und waren der Situation angemessen. Die Bun- desärztekammer begrüßt nachhaltig die vorsorglichen Empfehlungen der Strahlenschutzkommission, die dem

Schutz des Lebens und der Gesund- heit den eindeutigen Vorrang vor an- deren Überlegungen geben.

Die Wirkungen ionisierender Strah- lung sind dem Laien nur schwer ver- ständlich zu machen. Da Auftreten und Wirkung einer solchen Strahlung mit den Sinnen zunächst nicht erfaß- bar sind, stellt sich oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Angst ein. Den mit der Kernforschung und der Nut- zung der Kernenergie im weitesten Sinne befaßten Wissenschaftlern kommt deshalb besondere Verant- wortung für eine sachkundige, ange- messene Aufklärung der Bevölkerung zu. Die Ärzte in der Bundesrepublik Deutschland sollten ihre Patienten ausschließlich auf der Grundlage wis- senschaftlicher Erkenntnisse aufklä- ren, um unsinnigen Spekulationen, Unsicherheit der Bürger und Hysterie zu begegnen, zumal bei der Erken- nung und Behandlung zahlreicher Er- krankungen die Anwendung ionisie- render Strahlung unverzichtbar ist.

Bei der Planung zukünftiger Maßnah- men zum Schutz gegen eine erhöhte Strahlenexposition muß der Sachkun- de der Vorrang vor allen anderen Überlegungen, insbesondere kurz- sichtigem Parteienstreit eingeräumt werden.

Die Strahlenschutzkommission beim Bundesminister des Innern hat wie- derholt fundierte Beurteilungen der vorliegenden Fakten der Öffentlichkeit mitgeteilt. Ihre detaillierte Empfeh- lung vom 15. und 16. Mai 1986, die sich mit besonders drängenden Fra- gen befaßt, sollte in weitaus größe- rem Umfange als bisher beachtet werden, um die Diskussion über die gesundheitlichen Folgen von Tscher- nobyl/UdSSR zu versachlichen. Diese Empfehlung wird im Deutschen Ärzte-

blatt veröffentlicht*), so daß alle Ärzte ihre Patienten nach dem Stand neue- ster Erkenntnisse beraten können.

Die Bundesärztekammer regt an, kri- tisch zu prüfen, wie in Zukunft die Be- achtung der von der Strahlenschutz- kommission festgelegten Richtwerte durch die politisch Verantwortlichen gewährleistet werden kann. Die in Bundesländern und Kommunen un- terschiedliche Festsetzung von Grenz- werten und die sich teilweise wider- sprechenden Empfehlungen nach dem Kernkraftwerksunglück haben zu einer erheblichen Beunruhigung der Bevölkerung geführt. Gerade auf dem schwierigen Gebiet des Strahlen- schutzes sind aber für die Bevölke- rung klare Angaben und Aussagen unerläßlich.

Als wichtigste Konsequenz aus dem Kernkraftwerksunfall in der UdSSR ergibt sich die Forderung, die Sicher- heitsvorkehrungen bei der Nutzung der Kernkraft sorgfältig zu überprüfen und — wo immer nötig und möglich — weiter zu verbessern. Die jetzt erfolg- te Konzentration der Zuständigkeit in dem neugeschaffenen Bundesmini- sterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ist dafür eine wich- tige Voraussetzung in der Bundesre- publik Deutschland. Die Bundesärzte- kammer unterstützt ferner uneinge- schränkt den Vorschlag des Bundes- kanzlers, auf einer internationalen Konferenz aller kernkraftnutzenden Staaten die notwendigen Sicherungs- maßnahmen verbindlich zu vereinba- ren.

gez. Dr. Karsten Vilmar 9. Juni 1986

*) dies ist in Heft 23, Seite 1704, erfolgt

Jahren auftreten, wird aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und vorliegender Meßdaten als äußerst gering angesehen. Rein statistisch ist die Gefahr, durch Zigarettenrauchen oder Inhalie- ren anderer Stoffe an Krebs zu erkranken, ungleich größer, ebenso wie die Gefahr einer

Krebserkrankung durch zu in- tensive Sonnenbestrahlung oder durch den Besuch von Sonnen- studios.

Mit der allgemein verständ- lichen Pressemitteilung an die Bevölkerung der Bundesrepu- blik Deutschland und Berlin

(West) hat die Bundesärztekam- mer die Beurteilung der Lage nach der Kernkraftwerkskata- strophe in Tschernobyl/UdSSR erleichtert, unbegründete Äng- ste abgebaut und seelische Bela- stungen vieler Menschen verrin- gert. Die Bundesärztekammer hat damit der Gesundheit der Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 28/29 vom 11. Juli 1986 (27) 2007

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