Pharmazeutische Industrie:
Forschungsaufwand leicht gestiegen
Der Anteil der For- schungs- und Entwicklungs- Aufwendungen (F + E) an den Gesamtkosten der phar- mazeutischen Unternehmen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen. Die Pharmaher- steller mit einem Umsatz von mehr als 150 Millionen DM pro Jahr geben durchschnitt- lich 20,6 Prozent ihrer Ge- samtaufwendungen für F
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E aus. Insgesamt ist die Kosten- struktur bei den Unterneh- men der pharmazeutischen Industrie im Jahr 1985 (letzte repräsentative Erhebungen des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, Frankfurt) gegenüber 1982 nahezu konstant geblieben.Allerdings ist der Anteil der Herstellungskosten um 1,3 Prozentpunkte gefallen, da- gegen ist der Anteil der Auf- wendungen für Forschung und Entwicklung um 2,4 Pro- zentpunkte leicht gestiegen.
Auch ein anderer seit Jahren konstanter Trend ist in der neuen Untersuchung bestä- tigt worden: Der Anteil der F + E-Aufwendungen an den Gesamtkosten steigt mit wachsender U ntemehmens- größe. Bei den kleineren Fir- men mit einem Jahresumsatz bis zu 15 Millionen DM liegt der Anteil der F + E-Auf- wendungen bei 3,6 Prozent.
Unternehmen, deren Umsatz zwischen 15 und 45 Millionen DM beträgt, haben einen F
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E-Kostenanteil von 5,9 Pro- zent. Firmen mit einem Um- satz bis zu 150 Millionen DM/
Jahr weisen für F
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E einen Kostenblock von 10,3 Pro- zent aus, der sich bei for- schungs- und innovationsin- tensiven Großfirmen auf über 20 Prozent erhöht.Nach der Kostenstruktur- erhebung des BPI (sie wurde im April 1987 veröffentlicht) ergibt sich folgendes Bild:
..,. Für Herstellung und Qualitätskontrolle: 43,6 Pro- zent; Forschung und Ent- wicklung: 14,7 Prozent; Li- zenzen: 1,5 Prozent; wissen- schaftliche Information (Bü-
ros, Zeitschriften, Fachta- gungen): 13,3 Prozent; Wer- bung (Anzeigen u. a.): 4,7 Prozent; Vertrieb: 9,1 Pro- zent; Verwaltung: 7,2 Pro- zent; kalkulatorische Zinsen:
1,9 Prozent; Kostensteuern:
1,2 Prozent und Sonstige Aufwendungen: 2,8 Prozent.
Inländische Firmen wen- den durchschnittlich 18,1 Prozent für Forschung und Entwicklung auf, dagegen in- vestieren Niederlassungen ausländischer Unternehmen in der Bundesrepublik nur 5,1 Prozent für Forschung und Entwicklung. Grund:
Die Forschungsaktivitäten und Entwicklungskosten wer- den weitgehend im Stamm- haus-bei ausländischen Un- ternehmen also im Ausland - getätigt. Von den gesamten Forschungskosten werden 98,8 Prozent aus eigenen Umsatzerlösen direkt finan- ziert. Der Rest von 1,2 Pro- zent der F
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E-Aufwendun- gen resultiert aus Zuschüssen und Dritten (Forschungsauf- träge im Auftrag staatlicher und halbstaatlicher For- schungseinrichtungen). Bei den großen forschenden Fir- men ist die Relation noch deutlicher: Sie bestritten,,Selbstmedikation'' A-1668 (84) Dt. Ärztebl. 84, Heft 23, 4. Juni 1987
1985 rund 99,1 Prozent der Forschung und Entwicklung aus Eigenmitteln und nur 0,9 Prozent auf Kosten anderer.
Zum Vergleich: Im Flugzeug- bau werden lediglich 32 Pro- zent der F
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E-Kosten aus ei- genen Mitteln bestritten, wo- hingegen der Löwenanteil dieser Kosten durch Dritte, das heißt durch den Staat (Steuergelder) subventioniert wird.Eine Analyse der "Ver- triebswege" ergibt folgendes Bild: Der Apothekenmarkt, der weitgehend über den pharmazeutischen Großhan- del beliefert wird, ist etwa vier- bis fünfmal so groß wie der Klinikmarkt, der zum größten Teil über eigene Krankenhausapotheken ver- sorgt wird. Vom Gesamtum- satz mit pharmazeutischen Spezialitäten werden 78 Pro- zent im Apothekenmarkt er- zielt. 16 Prozent des Gesamt- umsatzes entfallen auf den Krankenhausmarkt. 5,9 Pro- zent machen "Verkäufe an andere" aus.
Der Apothekenmarkt wird zu 94,2 Prozent über den pharmazeutischen Groß- handel beliefert. 5,8 Prozent werden im Direktgeschäft unmittelbar zwischen Her- steller und Apotheker abge- wickelt. Das Direktgeschäft ist also relativ unbedeutend
Zeichnung: Jutta Karras
und tendenziell abnehmend. Den Klinikmarkt beliefern die Pharmaunternehmen zu 76,8 Prozent über Kran- kenhausapotheken, 23,2 Pro- zent des Umsatzes laufen über "Versorgungsapothe- ken", also über öffentliche Apotheken, die auf der Basis
eines Versorgungsvertrages
Krankenhäuser mit Arznei- mitteln versorgen.
..,. Bei den deutschen Arzneimittelherstellern be- trägt das Verhältnis zwischen Inlandsumsatz und Export et- wa 3:2. Das Auslandsge- schäft konzentriert sich stark auf den EG-Raum sowie auf
Nordamerika. HC
Brillen: Für junge Leute häufiger
Normalerweise bezahlen die gesetzlichen Krankenkas- sen eine neue Brille frühe- stens drei Jahre nach dem Kauf der letzten. Nur wenn sich die Sehstärke verändert hat, gibt es eine neue Sehhil- fe auch schon früher. Bei jun- gen Leuten sind die Kassen aber großzügiger: Für Mäd- chen und Jungen wird eine neue Brille immer dann be- zahlt, wenn das alte Gestell nicht mehr zu gebrauchen ist - also auch mehrmals inner- halb von drei Jahren.
Allerdings haben die Krankenkassen enge Vorstel- lungen davon, wer zu den
"jungen Leuten" gehört:
Ausgenommen von der Drei- jahres-Regel sind nämlich nur Mädchen und Jungen, die noch nicht 15 Jahre alt sind. Etwas Erfreuliches gibt es jedoch noch auf dem Bril- lensektor: Die Krankenkas- sen tragen für Schüler und Schülerinnen, die zum Sport- unterricht eine spezielle Sportbrille benötigen, die Kosten zusätzlich zu denen der normalen Brille. Zu die- ser Regelung hat es aber erst eines Urteils des Bundes- sozialgerichts bedurft.
Inwieweit private Kran- kenversicherungen Kosten für Brillen übernehmen, er- gibt sich aus dem jeweiligen Versicherungsvertrag. WB