A3196 Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 4616. November 2007
G E L D A N L A G E
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a stellt sich doch tatsächlich die halbe Bahnprominenz vor die Mikrofone und nimmt den Spruch des Landesarbeitsgerichts so richtig persönlich. Dass die Ge- werkschafter nicht eins aufs Fell be- kommen hätten und nun das, jetzt dürfen die auch noch den Güterver- kehr bestreiken. Die Führung der Deutschen Bahn AG braucht sich weiß Gott nicht zu wundern, wenn es in diesen Tagen rund geht und die Gewerkschaft der Lokführer schon aus Prinzip zeigt, welche Drohkulis- se eine Schar stillstehender Fernver- kehrszüge und Güterwaggons dar- stellen können.Tarifkonflikte gehören nicht vor die Gerichte, sondern sind zwischen Arbeitgebern und der Gewerkschaft direkt zu lösen, nichts anderes steckt hinter der Intention des Chemnitzer Urteils. Die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG haben indes mit der Einschaltung der Gerichte
böse Geister gerufen, die sie jetzt so schnell nicht wieder loswerden.
Der volkswirtschaftliche Scha- den für den Standort Deutschland kann schnell immense Ausmaße an- nehmen. Und das alles nur, weil das Augenmaß buchstäblich auf der Strecke geblieben ist. Jetzt soll, so Bahnchef Hartmut Mehdorn, die Kanzlerin für den Staatskonzern Deutsche Bahn, der ja so gern bör- sentauglich wäre, in die Bresche springen und gut Wetter machen.
Der Mann ist einfach grandios in seiner Chuzpe. Soll er doch selbst die Karre, die er in den Dreck gefah- ren hat, wieder herausziehen.
Derweil ist andernorts das Kind bereits in den Brunnen gefallen, na ja, eigentlich waren es schon meh- rere (IKB-Fastpleite und der Raus- schmiss von Peter Wuffli bei der UBS). Die Finanzgemeinde beklagte aber jüngst im Rahmen der Finanz- krise ein weiteres veritables Opfer.
Stanley O’Neal, bis eben noch Chef der US-Investmentbank Merrill Lynch, musste gehen, zu gewaltig war der von ihm zu verantwortende Schaden. Neun Milliarden US-Dollar im Rahmen der Hypothekenkrise dahingerafft, das war einfach zuviel.
Schrieb ich gerade Opfer? O’Neal wurde von den Medien immerhin so tituliert. Wie kann jemand Opfer sein, dessen Abgang mit einem gol- denem Handschlag übersüß garniert wird. Der Mann verlässt mit sage und schreibe 160 Millionen US-Dollar seinen Arbeitsplatz, versuchen Sie doch mal, auf dem Taschenrechner die Summe anzeigen zu lassen.
Völlig zu Recht geißelt Privat- bankier Friedrich von Metzler die Gier und den Gerechtigkeitswahn von manchen Leuten. Ob er mit der Schelte auch Hartmut Mehdorn, der sich im Übrigen bei eigenen Gehalts- erhöhungen so gar nicht zurückhält, meinte, weiß ich nicht. Mehdorn wie O’Neal stehen aber meiner Meinung nach für einen wahnsinni- gen Führungsstil, der gleichwohl flächengreifend Methode hat. So sind weitere Finanzkrisen unaus-
weichlich. n
BÖRSEBIUS