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Archiv "KLEINER UNTERSCHIED: „Kleine Bitte“" (07.05.1982)

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Die Information:

Bericht und Meinung

BRIEFE AN DIE REDAKTION

POCKENIMPFUNG

Zu der Stellungnahme der Bundesärztekammer „Von ei- ner ersatzlosen Aufhebung des Gesetzes über die Pocken- schutzimpfung wird dringend abgeraten", in Heft 6/1982:

Berechtigte Sorge

. Ich habe Jahre in Indien und in zwei Ländern Afri- kas gearbeitet und gese- hen (und auch verstehen gelernt), wie manches ge- handhabt wird. Dabei habe ich auch erfahren, wie er- folgreich vereinzelte Pok- kenfälle verschwiegen wer- den können. Dabei müßte man auch an Nichterken- nen von Abortivfällen den- ken. Einmal habe ich in ei- nem Kleinstdorf eine Pok- kenepidemie miterlebt, bei der Kinder (wie ja bekannt) mit 41 Grad Fieber starben, ohne bzw. vor dem Aus- bruch der Hautläsionen.

Bei meiner Frage: „Habt Ihr Pocken in Euerem Dorf?"

wurde mir gesagt: „Nein".

Man fürchtete die Einliefe- rung in ein Krankenhaus.

Bis mir dann eine andere Frage einfiel: „Habt Ihr mehr als 10 oder 20 Fälle?"

War diese Frage unerwar- tet: „Nein, soviel nicht, nur drei". Dabei fiel mir auf, daß in dem einen Dorf nur die Mädchen starben oder erkrankten, bis ich hörte, daß die Jungen in der Dorf- schule geimpft worden wa- ren. Das ist schon lange her. Vor etwa 20 Jahren.

Und ich kannte das Krank- heitsbild der Pocken gut.

Einmal wäre fast eine sehr beleibte Dame auf dem OP- Tisch gelandet wegen

„akuter Gallenkolik" mit hohen Leukozyten und Fie- ber — zum Glück taten wir's nicht, denn am nächsten Tag waren die Pocken sichtbar, Leberhaemorrha- gien...

Vor etwa 12 Jahren in Afri- ka: in einer Ambulanz (et- wa 200 Patienten pro Tag) tauchte ein mit Pocken übersäter Mann auf und

wollte etwas für seine Au- gen und wollte dann wie- der in sein Dorf zurück. Ich meldete es der zuständigen Gesundheitsbehörde. Ein Ein- oder Zwei-Mann-Be- trieb, der die nötigen Schritte unternehmen mußte, u. a. Meldungen an die Hauptstadt (5 Stunden Busfahrt). 2-3 Wochen da- nach hörte ich von ihm, es seien Windpocken (!) ge- wesen (und damit alle We- ge, Formulare und Papier- kram erledigt . ..). Noch 1970 einige tausend Fälle von Pocken in einem Land Afrikas. Dank wohlorgani- sierter Großeinsätze von WHO schnelles Durchimp- fen der Bevölkerung (Ein- heimische hatten sich im Busch selbst geimpft, mit einem spitzen Gegenstand Material aus der Pustel ent- nommen und Nichtbefalle- ne damit geritzt — einfach so, ohne daß es ihnen je- mand beigebracht hätte, leider stimmte die „Dosie- rung" nicht, so daß auch selbst-induzierte „Epide- mien" entstanden.) Fach- gemäße völlig integre Teams zur Pockenimpfung z. T. mit riskanten Hub- schrauberflügen in das In- nere des Landes. Nach der Revolution gingen die Imp- fungen weiter. Aber die Länder sind verarmt und das Benzin knapp, und ich frage mich, wie es mit den Meldungen steht an die Be- hörden. Und die unerkann- ten Abortivfälle? Und wenn ich noch daran denke, mit welcher Sicherheit mir zum Beispiel von einem Europä- er, der an einem Gesund- heitsamt in Afrika in der Hauptstadt bestritt, daß es in der Gegend, in der ich arbeitete, Malaria gäbe, da dort noch nie eine Anophe- les gesichtet wurde und kein Fall von Malaria gese- hen oder gemeldet wurde.

Aber wir fanden sie im Blut.

Und dann starben in den Dörfern sicher einige hun- dert, und man schleppte malariakranke Kinder zu uns ins Krankenhaus, nachdem schon Vater und

Mutter in der Grashütte ge- storben waren .

Wenn aus Prestigegründen in einem Land Cholera nicht existieren darf und Hunderte daran sterben, frage ich mich, ob es nicht auch einmal mit Pocken so gehen könnte. Oder wäre es nicht eine weitere teufli- sche Art der Kriegsführung . . . Auf jeden Fall: solange sich der Westen weiterhin auf Mond und Rüstung konzentriert und die 3. Welt in allem nachhinkt, ist die Sorge, zumindest in Euro- pa die Pockenimpfschutz- herstellung einzustellen, berechtigt, auch wenn gro- ße Prämien für Sichtung ei- nes einzelnen Falles ausge- setzt werden. Und: so lan- ge ist es noch nicht her, daß Touristen Pocken nach Deutschland brachten.

Dr. med. Agathe Amon Antonienallee 1 4300 Essen 14

KLEINER UNTERSCHIED

Präsident oder Präsidentin?

Zu der Meldung über die Wahl von Frau Dr. Retzlaff zur Präsi- dentin (zum Präsidenten) der Ärztekammer Schleswig-Hol- stein (Heft 10/1982):

„Kleine Bitte"

Ein Patient, der mir beson- ders am Herzen liegt und dessen Krankheitszeichen mir beim Lesen immer wie- der Kummer machen, ist unsere gute alte Sprache.

Daher heute an Sie diese kleine Bitte: Denken Sie doch einmal darüber nach, ob man einer Kollegin, der man doch immerhin den Begriff „Frauenärztin" oh- ne weiteres einräumt, in dem Augenblick, wo sie uns Männern als Präsiden- tin vor die Nase gesetzt wird, die Weiblichkeit be- streiten — und sie zum Prä- sidenten „befördern" darf!

Dr. med. Hellmut Jebens Diesterwegstraße 4 2000 Hamburg 60

KODEIN/HEROIN

Nochmals zu dem Leserbrief von Dr. H. Hoffmeister, Heft 49/

1981:

15, 16, 17

Auf diese Zuschrift, die Kodein als ambulantes Ent- zugsmittel bei Drogenab- hängigkeit empfiehlt, ist bereits von Beil (Heft 7/

1982) und Täschner (Heft 8/

1982) geantwortet worden.

Den 14 Punkten von Täsch- ner, denen ich mich rück- haltlos anschließe, möchte ich der Vollständigkeit hal- ber die folgenden anfügen:

15) Kodein wird im Stoff- wechsel zu 10 (5-20) Pro- zent in Morphin umgewan- delt. Tatsächlich wird also über den Umweg des Kode- ins auch Morphin verab- folgt.

16) Zwischen Morphin, He- roin und Kodein besteht Kreuztoleranz. Nach Aus- bildung einer Herointole- ranz benötigt der Heroin- abhängige abnorm hohe Dosen von Kodein, um sein Entzugssyndrom zu neu- tralisieren. In vielen Fällen würde dazu eine unstatt- haft hohe Dosis Kodein notwendig sein.

17) Wegen der Umwand- lung in Morphin handelt es sich bei der Kodeinmedika- tion hier de facto um ein Erhaltungsprogramm mit allen bekannten Unzuläng- lichkeiten. Selbst die Me- thadonprogramme der USA werden von Spezial- einrichtungen betrieben, niedergelassene Ärzte ha- ben dort aus gutem Grund nicht das Recht zur Substi- tutions-„Therapie". Die in- direkte Morphinvergabe durch Kodein allein schon zeigt die Ungesetzlichkeit einer solchen . Verschrei- bung an Suchtkranke.

Prof. Dr. med. W. Keup Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren J.-Schauer-Straße 16 8039 Puchheim

16 Heft 18 vom 7. Mai 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

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