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Archiv "Maori: Stiefkinder der gesundheitlichen Versorgung" (05.04.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heinz Albrecht Stiefkinder der Maori

gesundheitlichen Versorgung

Neuseeland

GR. BARRIERINSELE

Obwohl an der Gesamtbevölke- rung gemessen kraß in der Min- derheit, stellen die Ureinwohner Neuseelands einen Großteil der sozialen und medizinischen Pro- bleme des Landes. Neuseeland, im Stillen Ozean südöstlich von Australien gelegen, hat bei einer ungefähren Größe wie die Bun- desrepublik zur Zeit rund 3,3 Millionen Einwohner; etwa 10 Prozent von ihnen sind Maori. 65 Prozent der Maori sind im Alter unter 25 Jahren, nur 4 Prozent äl- ter als 50 Jahre (1)*). Seit Jahren steigt die Zahl der Ureinwohner

D

ie Ereignisse der frühen Besiedlung Neuseelands sind auch heute noch im einzelnen nicht ganz ge- klärt (3). Ungefähr 950 n. Chr. soll ein Stammeshäuptling aus dem öst- lichen Pazifik, den jetzigen Gesell- schafts-Inseln, zum ersten Male das heutige Neuseeland entdeckt haben;

nach und nach folgten Tausende von anderen Inseln der Region. Erst 1642 aber setzte dann, wie es heißt, der erste Europäer seinen Fuß auf das bis dahin als Aotearoa (Land der langen weißen Wolke) bezeichnete Gebiet: Abel Tasman, ein Hollän- der. Er gab ihm den Namen Neu- Seeland nach seiner eigenen Hei- matprovinz. Nach verschiedenen Kämpfen mit den damals kannibali- stischen Maori zog er sich jedoch schnell zurück. Zur endgültigen Be- siedlung Neuseelands kam es dann nach der „Wiederentdeckung" durch den englischen Weltumsegler James Cook 1769. 1840 schließlich wurde

*) Die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf das Literaturverzeichnis beim Sonderdruck.

jedoch stetig, während die der Nicht-Maori, insbesondere der Neuseeländer europäischer Ab- stammung, rückläufig ist. Man schätzt, daß in 20 Jahren der An- teil der Maori an der Gesamt- bevölkerung bereits 20 Pro- zent ausmachen wird (2). Auch vor solchem Hintergrund sind die gegenwärtigen politischen Forderungen dieser Men- schen nach Aufrechterhaltung ihrer Stammesrechte und nach besonderer sozialer wie medi- zinischer Versorgung verständ- lich und ebenso gerechtfertigt.

der Vertrag von Waitangi geschlos- sen, mit dem die Maori Untertanen der britischen Krone wurden (4).

Blutige Kämpfe, von den Europäern

Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Maori ist heute noch für die Brauchtumspfle- ge zu begeistern. Hier zwei von ihnen, als Busch-Krieger ausstaffiert, mit Kriegsbema- lung, mit Speer und Vorderlader

New Plymouth Hawera GoOKSTR46,

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SEELAND

268 680 Quadratkilometer umfaßt das zum Britischen Commonwealth gehörende Neu- seeland mit seiner Doppelinsel und benach- barten kleineren Inseln. Hauptstadt des Staates mit mehr als hundert Grafschaften nach britischem Muster ist Wellington, die größte Stadt Auckland Globus-Karte

eingeführte neue Erkrankungen wie Syphilis und Masern verringerten in den fünfzig Jahren nach diesem Vertrags-Abschluß die Zahl der Maori kraß von 110 000 auf 45 000;

in der gleichen Zeit verfünffachte sich damals die Zahl der europä- ischen Einwanderer (3, 5). Briten und Holländer machten dabei den Hauptanteil aus. Dieser Zustrom führte zu einem dem Maori fremden Vorherrschen europäischen Gedan- kengutes in Erziehung, Wirtschaft, Politik und Justiz des jungen Landes.

Der Lebensstil der neuen Siedler hatte eine Verdrängung der Maori zur Folge — mit gerade in den letzten Jahrzehnten stetig kritischer wer- denden sozialen und insbesondere medizinischen Problemen.

Mami und Medizin

Die gesundheitliche Versorgung der Maori in der Vergangenheit war auf der Idee der Betreuung durch die Großfamilie aufgebaut (6). Diese Großfamilie bestand aus „te riko" — der direkten Familie — selbst, aus „ti- puna" — verstorbenen Angehörigen — und schließlich aus „whanui", den

Neuseelands Ureinwohner wollen Benachteiligungen überwinden

A-1092 (34) Dt. Ärztebl. 87, Heft 14, 5. April 1990

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weiteren Stammesmitgliedern (7).

Kam es zu einer als sehr ernst beur- teilten Erkrankung eines der drei Grundelemente in der Gesundheit der Maori — Leib („tinana"), Seele („wairun") und Lebenskraft („mau- ni") —, so wurde einer der Stammes- Älteren, der „Tohunga", zu Rate ge- zogen. Er versuchte meist, durch Kräuter und religiöse Rituale zu hei- len. Bei Nicht-Erfolg wurde ein „ta- pu" ausgesprochen: man verbannte den Erkrankten an den Rand des Versammlungsortes der Stammesge- meinde des „Marae", wo er in vielen Fällen unversorgt starb (8).

Die als „mate Maori" bezeichne- te allgemeine und ernste Erkran- kung galt als Bestrafung durch die Götter; der Maori selbst sah sich als Zwischenglied zwischen der Natur und ihnen (9). Symptome vieler in westlichen Ländern als klassisch be- zeichneter Erkrankungen haben da- her auch heute noch für den Maori eigene Bedeutungen, was eine schnelle Diagnose und Behandlung nach den Regeln westlicher Medizin oftmals erschwert.

Eine besondere Rolle spielt da- bei die enge Verbindung zwischen dem Maori und seinem Stammes- land. Die Vergrabung der Plazenta nach der Geburt wird als ein Symbol dieser Verbindung angesehen. Nach Verlust seines Landes durch Verträ- ge und Verkäufe in der Vergangen- heit fühlt sich der Maori heute oft im wahren Sinne des Wortes entwur- zelt: „whenua" bedeutet sowohl Pla- zenta als auch Land; dieses „whe- nua" gibt ihm ein „turangawaewae", eine tiefe Wurzel. Damit wird ein Großteil der heutigen sozialen und daraus häufig folgenden medizini- schen Probleme verständlich.

Heutige Probleme

Obwohl die westliche Medizin selbstverständlich auch hier die be- sonderen biologischen, psychologi- schen und sozialen Gegebenheiten bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten berücksichtigt, fin- det sich der Maori beim Arztbesuch und im Krankenhaus oftmals in einer völlig fremden Situation (10). Neben der mehr traditionell als kulturell an-

gesehenen „mate Maori"-Erkran- kung nehmen seit einigen Jahren auch klassisch „westliche" medizini- sche Probleme zu: Hepatitis B ist endemisch, in manchen Gebieten sind bis zu 75 Prozent der Maori be- troffen (11), Diabetes und Lungen- krebs sind dreimal häufiger, Herzer- krankungen viermal, Asthma sechs- mal und Cervix-Karzinom zehnmal häufiger als unter Nicht-Maori (1, 4, 12, 13, 14). Bei Maori-Kindern soll eine achtmal höhere Wahrschein- lichkeit gegeben sein, an rheumati-

Hier ein mit kunstvollen Schnitzarbeiten ge- schmücktes ehemaliges Maori-Vorrätehaus.

Solche alten Bauten sind heute bereits ver- hältnismäßig selten geworden; dieser wur- de daher von seinem Standort in ein Frei- lichtmuseum „verpflanzt"

schem Fieber zu erkranken oder an den Folgen von Unfällen zu sterben;

bei ihnen werden neunmal häufiger Ohrinfektionen und Taubheit festge- stellt.

Während in der Gesamtbevölke- rung Neuseelands Selbstmord nach Herzerkrankungen die zweithäufig- ste Todesursache ist — seit 1955 bei Männern mit einer Steigerung von 400 Prozent, bei Frauen von 130 Pro- zent —, haben die Maori bereits dop- pelt so hohe Suizid-Raten zu ver- zeichnen (15).

Eines der vielen Probleme des Gesundheitswesens liegt in der rela- tiven medizinischen Unterversor- gung in Gebieten mit hohem Maori- Bevölkerungsanteil: in Süd-Auck- land zum Beispiel gibt es zur Zeit nur einen Arzt pro 7000 Einwohner, während im wohlhabenden „europä-

ischen" Nord-Auckland statistisch ein Arzt auf jeweils 900 Personen kommt (17).

Ein weiterer gravierender Man- gel neben den Problemen in der me- dizinischen Versorgung: die oftmals inadäquat ausgestatteten Schulen dieser Gegenden führen zu oft nur als zweitklassig angesehener Ausbil- dung; häufig gehören Arbeitslosig- keit und weitere soziale Schwierig- keiten, insbesondere Kriminalität, zu den Folgen. 60 Prozent aller Maori verlassen die Schule vor einem for- mellen Abschluß; 80 Prozent der Maori haben keine geregelte Berufs- ausbildung (9, 17). Vor 90 Jahren sprachen noch 90 Prozent aller Maori ihre eigene Sprache; bis heute ist dieser Anteil auf 26 Prozent ge- schrumpft (17). Obwohl nur sechs Prozent der berufstätigen Bevölke- rung von Neuseeland Maori sind, ist fast jeder fünfte von ihnen arbeitslos, während der Arbeitslosen-Anteil bei Nicht-Maori bei nur drei Prozent liegt (18).

Maori werden sechsmal häufiger straffällig als alle anderen Bevölke- rungsgruppen; 1946 waren 19 Pro- zent aller Gefängnisinsassen Maori, heute sind es mehr als 50 Prozent (19, 20).

20 Prozent aller Zwangseinwei- sungen in psychiatrische Kranken- häuser betreffen Maori; sie stellen im allgemeinen einen Anteil zwi- schen 20 und 30 Prozent aller Patien- ten in stationärer psychiatrischer Be- handlung (21, 22, 23).

Die Zukunft

Neuseeland ist in der Vergan- genheit von vielen Ländern als füh- rend in der allgemeinen Behandlung seiner Ureinwohner angesehen wor- den. Die aufgezeigten Probleme deuten heute auf eine andere Rea- lität. Für die Zukunft hat die Regie- rung daher durchgreifende Regelun- gen geplant; bestehende Mißstände sollen beseitigt, die Erhaltung der ei- genen Kultur und Lebensweise der Maori sichergestellt werden. Ein Großteil der seit dem Vertrag von Waitangi an die britische Krone ab- getretenen Länder- und Fischereien soll von der jetzigen Regierung zu- Dt. Ärztebl. 87, Heft 14, 5. April 1990 (37) A-1093

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Die internationalen

Fortbildungskongresse 1990 der Bundesärztekammer

MERAN*) (8. bis 20. April 1990 — Ostern: 15./16. April)

— 22. Internationaler Seminarkongreß für praktische Medizin, veranstaltet von der Bundesärztekammer und der Österreichischen Ärztekammer

MONTECATINI TERME*) (20. Mai bis 1. Juni 1990)

—24. Internationaler Fortbildungskongreß der Bundesärz- tekammer und der Österreichischen Ärztekammer

GRADO*) (3. bis 15. Juni 1990 — Pfingsten: 3./4. Juni)

—38. Internationaler Fortbildungskongreß der Bundesärz- tekammer und der Österreichischen Arztekammer

BERLIN (5. bis 9. Juni 1990) — 39. Deutscher Kongreß für ärztliche Fortbildung / 23. Deutscher zahnärztlicher Fortbildungskongreß / 21. Fortbildungskongreß für Krankenschwestern mit Programm für MTA und Arzt- helferinnen, veranstaltet von der Kongreßgesellschaft für ärztliche Fortbildung e. V. in Verbindung mit der Bundesärztekammer

GRADO*) (26. August bis 7. September 1990) — 24. In- ternationaler Seminarkongreß für praktische Medizin, veranstaltet von der Bundesärztekammer und der Öster- reichischen Ärztekammer

MERAN*) (9. bis 15. September 1990) — 38. Internatio- naler Fortbildungskongreß der Bundesärztekammer und der Österreichischen Arztekammer

AUGSBURG (26. bis 28. Oktober 1990) — 19. Zentral-.

kongreß für Medizinische Assistenzberufe (ZMA), ver- anstaltet von der Bundesärztekammer (im zeitlichen und räumlichen Zusammenhang mit dem 81. Augsburger Fortbildungskongreß für praktische Medizin)

93. Deutscher Ärztetag

vom 15. bis zum 19. Mai 1990 in Würzburg*)

Auskunft und Anmeldung: Kongreßbüro der Bundesärz- tekammer, Postfach 41 02 20, D-5000 Köln 41, Telefon (02 21) 40 04-2 22 bis -2 24

*) Reise und Unterbringung: Deutsches Reisebüro GmbH, Ärztliche Kongreßreisen, Postfach 10 07 01, D-6000 Frankfurt 1, Telefon (0 69) 15 66-3 83 bis -3 85 DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

A-1094 (38) Dt. Ärztebl. 87, Heft 14, 5. April 1990

Isoptin® KHK retard

Zusammensetzung: 1 Retardtablette enthält 120 mg Verapamilhydrochlorid. Indikationen: Koronare Herz- erkrankung: chronische stabile Angina pectoris (klas- sische Belastungsangina); Ruheangina, einschließlich der vasospastischen (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina) sowie der instabilen Angina (Crescendo-, Präinfarkt- Angina); Angina pectoris bei Zustand nach Herzinfarkt.

Hypertonie. Prophylaxe tachykarder Rhythmusstörungen supraventrikulären Ursprungs und ischämiebedingter ventrikulärer Extrasystolen. Kontraindikationen: Absolute:

Herz-Kreislauf-Schock; komplizierter frischer Herzinfarkt (Bradykardie, ausgeprägte Hypotonie, Linksinsuffizienz);

AV-Block II. und III. Grades, sinuatrialer Block; Sinus- knotensyndrom (Bradykardie-Tachykardie- Syndrom ).

Relative: AV-Block I. Grades; Sinusbradykardie < 50 Schläge/min; Hypotonie <90 mm Hg systolisch; Vorhof- flimmern/Vorhofflattern bei gleichzeitigem Vorliegen eines Präexzitationssyndroms, z. B. WPW-Syndrom (hier besteht das Risiko, eine Kammertachykardie auszulösen);

Herzinsuffizienz (vor der Behandlung mit Isoptin KHK retard ist eine Kompensation, z. B. mit Herzglykosiden, erforderlich). Während einer Schwangerschaft (beson- ders im ersten Drittel) und in der Stillzeit ist die Verord- nung von Isoptin KHK retard kritisch abzuwägen. Neben- wirkungen: Verschiedene Herz-Kreislauf-Effekte von Verapamil können gelegentlich, insbesondere bei höherer Dosierung oder entsprechender Vorschädigung, über das therapeutisch erwünschte Maß hinausgehen: AV- Blockierung, Sinusbradykardie, Hypotonie, Verstärkung von Insuffizienzsymptomen. Über Obstipation wird des öfteren berichtet; selten kommt es zu Übelkeit, Schwindel bzw. Benommenheit, Kopfschmerz, Flush, Müdigkeit, Nervosität, Knöchelödemen. Einige Einzelbeobachtungen über allergische Hauterscheinungen (Exanthem, Pruritus, Urtikaria) liegen vor, ferner über eine reversible Erhöhung der Transaminasen und/oder alkalischen Phosphatase, wahrscheinlich als Ausdruck einer allergischen Hepatitis.

Bei älteren Patienten wurde in sehr seltenen Fällen unter einer oralen Langzeittherapie Gynäkomastie beobachtet, die nach bisherigen Erfahrungen nach Absetzen des Medikamentes voll reversibel ist. Äußerst selten kann es unter längerer oraler Behandlung zu Gingivahyperplasie kommen, die sich nach Absetzen völlig zurückbildet. Die Behandlung des Bluthochdrucks mit Isoptin KHK retard bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch indi- viduell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden.

Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol

Dosierung und Anwendungsweise: Erwachsene erhalten morgens und abends je 1-2 Retardtabletten im Abstand von ca.12 Stunden. EineTagesdosis von 4 Retardtabletten sollte als Dauertherapie nicht überschritten werden; eine kurzfristige Erhöhung ist möglich. Bei Patienten mit ein- geschränkter Leberfunktion wird in Abhängigkeit vom Schweregrad wegen eines verlangsamten Arzneimittel- abbaus die Wirkung von Verapamil verstärkt und verlän- gert. Deshalb sollte in derartigen Fällen die Dosierung mit besonderer Sorgfalt eingestellt und mit niedrigen Dosen begonnen werden (z. B. bei Patienten mit Leberzirrhose zunächst 3mal täglich 1 Filmtablette Isoptin mite). Kinder- dosen: s. Fachinformation. Wechselwirkungen: Bei gleich- zeitiger Gabe von Isoptin KHK retard und Arzneimitteln, die kardiodepressorisch wirken bzw. die Erregungsbil- dung oder -leitung hemmen, z.B. Betarezeptorenblocker, Antiarrhythmika sowie Inhalationsanästhetika, kann es zu unerwünschten additiven Effekten kommen (AV- Blockie- rung, Bradykardie, Hypotonie, Herzinsuffizienz). In Kom- bination mit Chinidin sind bei Patienten mit hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie einzelne Fälle von Hypo- tonie und Lungenödem beschrieben worden. Die intrave- nöse Gabe von Betarezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Isoptin KHK retard unterbleiben.

Isoptin KHK retard kann die Wirkung von Antihyperten- siva verstärken. Erhöhungen des Digoxinplasmaspiegels bei gleichzeitiger Gabe von Verapamil sind beschrieben.

Deshalb sollte vorsorglich auf Symptome einer Digoxin- überdosierung geachtet, gegebenenfalls der Digitalis- spiegel bestimmt und nötigenfalls eine Reduzierung der Glykosiddosis vorgenommen werden. Des weiteren wurden in der Literatur vereinzelt Wechselwirkungen mit Carbamazepin (Wirkungsverstärkung durch Verapamil), Lithium (Wirkungsabschwächung durch Verapamil, Erhöhung der Neurotoxizität), Cyclosporin, Theophyllin (Plasmaspiegelerhöhung durch Verapamil) und Rifampicin (Wirkungsabschwächung von Verapamil) beschrieben.

Die Wirkung von Muskelrelaxanzien kann verstärkt werden. Handelsformen: 20 Retardtabletten (N 1) DM 14,69, 50 Retardtabletten (N 2) DM 30,84, 100 Retardtabletten (N 3) DM 54,02. Stand: September1989 Knoll AG • D-6700 Ludwigshafen

BASF Gruppe

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rückgegeben werden (19). Maori- Aktivisten fordern Eigenständigkeit im Erziehungs-, Verwaltungs-, Ju- stiz- und Gesundheitswesen.

Die mittlerweile recht häufig ge- wordenen und auch manchmal ge- walttätigen Demonstrationen haben im sonst Ruhe und Frieden gewohn- ten Neuseeland zu ungewöhnlich heftigen Diskussionen mit als rassi- stisch bezeichneten Untertönen ge- führt (19). Ein Großteil der Auswan- derer nach Australien gibt denn auch Rassenprobleme als einen der Gründe für das Verlassen des Lan- des an; zur Zeit hat Neuseeland ei- nen Netto-Verlust von mehr als 10 000 Menschen jährlich durch Auswanderung (19, 24, 25).

Angesichts dieser politischen Probleme hat die jetzige Regierung ein eigenes Ministerium für Maori- Angelegenheiten ins Leben gerufen;

bei der Zusammensetzung der parla- mentarischen Vertretung hat sich je- doch nichts verändert (9): Zur Zeit sind nur vier Maori im 70-Personen- Parlament; nach hiesigen Regelun- gen stünden den Maori eigentlich 20 Sitze zu.

Auf wirtschaftlichem Gebiet ge- nießen Maori bereits eine gewisse besondere finanzielle Familien- und.

Berufs-Unterstützung; diese Projek- te sollen die sozio-ökonomische Kluft zwischen ihnen und anderen Bevölkerungsgruppen nach und nach beseitigen. Zur Zeit befinden sich allerdings noch 77 Prozent aller Maori-Familien mit einem Kind un- ter einem Jahr in der untersten Ein- kommenstufe; Maori verdienen im Schnitt 50 Prozent weniger als Nicht- Maori-Familien (9). Die Anzahl der Fürsorge-Empfänger ist bei den Maori im Verhältnis zu allen ande- ren Bevölkerungsgruppen doppelt so hoch (2).

Im Bereich des Gesundheitswe- sens haben die Bemühungen der Re- gierung zu ersten Erfolgen geführt:

die Zahl der Herzerkrankungen mit tödlichem Ausgang ist im letzten Jahr schneller als bei Nicht-Maori gefallen; die Kindersterblichkeit ist — nach einem Anstieg von über 25 Pro- zent in den letzten Jahren — jetzt auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der statistischen Erfassung (4, 12, 14, 15). Zur Bekämpfung der endemi-

Keine Angst vor der Totemfigur, die böse Geister abhalten soll, zeigen die beiden Maori-Jungen vom Stamm der Te-Awara, Im Hintergrund eine Maori-Hütte

schen Hepatitis B wird eine Schutz- impfung der gesamten Bevölkerung diskutiert; private finanzielle und personelle Unterstützung von multi- nationalen Groß-Konzernen ist in Aussicht gestellt (26).

Die jahrelange

Verschuldung bremst

Zu den weiteren nennenswerten Bemühungen gehört zur Zeit die Schaffung spezieller Krankenhaus- Einrichtungen, die dem kulturellen Gedankengut der Maori Rechnung tragen (27, 28). In der Vergangen- heit hat es besonders in der westlich orientierten Chirurgie und auch in der Pathologie besondere Schwierig- keiten gegeben. Da bei vielen Maori im allgemeinen nur im Kampf erlit- tene Verletzungen als versorgungs- würdig angesehen werden, entstan- den häufig rechtliche und ethische Auseinandersetzungen um chirurgi- sche Eingriffe — viele Maori lehnten die Behandlung ab. Nach ihrem Glauben soll die Seele eines Gestor- benen für drei Tage frei über Land wandern — ein Festhalten des Kör- pers in einem geschlossenen Raum wie der Pathologie aber würde es dem Maori unmöglich machen, spä- ter zum Land seiner Vorfahren zu gelangen (29).

Um die geplanten Veränderun- gen noch effektiver zu gestalten, wird eine Umstrukturierung der obersten Krankenhaus-Verwaltung mit angemessener Repräsentation gewählter Maori-Vertreter ange- strebt. Der Durchführung stehen derzeit jedoch massive wirtschaft- liche Probleme entgegen: Aufgrund der jahrelangen Verschuldung und des finanz-technischen Bankrotts der obersten Krankenhaus-Verwal- tung hat der Gesundheitsminister diese am 22. März 1989, gestützt auf einen Sonderparagraphen des Ge- sundheitsgesetzes, in Auckland auf- gelöst; eine Kommission aus Vertre- tern der freien Wirtschaft ist zur Zeit geschäfts- und federführend (31).

Das etwa 600 Millionen DM betra- gende jährliche Budget ist seit JA-.

ren um mehr als 23 Millionen DM überzogen worden; Einsparungen sind nicht zuletzt angesichts von jährlich rund 60 000 neuen Zuwan- derern (mit entsprechenden medizi- nischen Problemen) in Auckland kaum möglich. In der Vergangenheit haben Einsparungen zudem vor al- lem die „stillen" Minderheiten wie ältere Bevölkerungsgruppen und so- zial Benachteiligte wie die Maori ge- troffen. Es scheint nun, daß sämt- liche nicht-akuten Dienstleistungen der Krankenhäuser massiv zusam- mengestrichen und lediglich akute Dienste — nicht zuletzt wegen des Einflusses der Medien — funktionsfä- hig ausgebaut werden sollen.

Die dargestellten Probleme der Maori in Neuseeland sind nur ein Teilausschnitt. Politische und sozio- ökonomische Faktoren haben vieler- orts zu einer schwierigen Lage dieser Bevölkerungsgruppe geführt; neue Regelungen der jetzigen Regierung versprechen jedoch merkliche Ver- besserungen für einen Großteil die- ser Menschen. Deren Skepsis indes umschreibt auch jenes Maori-Sprich- wort: „Selbst wenn das Wetter besser wird, wundert man sich, was die Zu- kunft wohl bringen mag" (32) Te Paki o Hewa.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Heinz Albrecht Carrington Hospital Pt. Chevalier

Auckland/New Zealand

Fotos (3): dpa/Bauer

A-1096 (40) Dt. Ärztebl. 87, Heft 14, 5. April 1990

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