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Archiv "Die Daten der Tamoxifen-Studie" (01.05.1998)

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A-1084 (32) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 18, 1. Mai 1998 Die Breast Cancer Prevention Trial

(BCPT) hat untersucht, ob die Einnah- me von Tamoxifen die Entstehung von Brustkrebs bei Frauen verhindert. Es wurde auch untersucht, ob es ähnlich wie unter der Hormontherapie mit Östrogen zu weniger Herzinfarkten kommt und ob die Zahl der Knochen- brüche reduziert werden kann. Die Stu- die wurde im April 1992 begonnen. Bis September 1997 wurden neue Patienten aufgenommen.

Insgesamt nahmen 13 388 Frauen im Alter ab 35 Jahren teil (40 Prozent im Alter von 35 bis 49 Jahren, 30 Prozent von 50 bis 59 Jahren, 30 Prozent 60 Jah- re oder älter). Die Forschergruppe des National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project (NSABP) führte die Stu- die in mehr als 300 Zentren in den USA und Kanada durch. Finanziert wurde sie vom National Cancer Institute (NCI).

Es handelte sich um eine Doppelblind- Studie. Die Hälfte der Patientinnen er- hielt täglich 20 mg Tamoxifen, die ande- ren Plazebo.

An der Studie nahmen nur Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko teil: Zur Definition gehörte unter ande- rem ein Alter von über 60 Jahren. In die- ser Gruppe entwickelten 17 von 1000 Frauen innerhalb von fünf Jahren ein Mamma-Ca. Zum zweiten waren Frau- en zwischen 35 und 59 Jahren einge- schlossen, die aufgrund der Anamnese ein gleich hohes Risiko hatten wie die über 60jährigen.

Bei den 35- bis 59jährigen bestan- den folgende Einschlußkriterien: alle Frauen mit einem lobulären Carcinoma in situ. Darüber hinaus berechnete ein Computer nach einem noch nicht offen- gelegten Algorithmus, welche Frauen außerdem teilnehmen durften. Dabei wurde berücksichtigt:

lAnzahl der Verwandten ersten Grades mit der Diagnose eines Brust- krebses

lZahl der Kinder und Alter bei der ersten Entbindung

lAnzahl der Biopsien wegen kno- tiger Veränderungen der Brust (vor al- lem bei atypischer Hyperplasie)

lAlter der Frau bei der ersten Menstruation.

Eingeschlossen war beispielsweise eine 35jährige Frau mit zwei oder meh- reren Verwandten ersten Grades mit Brustkrebs und wenigstens einer Biop- sie oder einer Diagnose eines lobulären

Carcinoma in situ. Ein anderes Beispiel ist eine 45jährige Frau mit einer oder mehreren Verwandten mit Brustkrebs und wenigstens einer Biopsie oder einer Diagnose eines lobulären Carcinoma in situ. Ein weiteres Beispiel ist eine 55- jährige Frau mit einer oder mehreren Verwandten mit Brustkrebs oder wenig- stens einer Biopsie oder einer Diagnose eines lobulären Carcinoma in situ. Diese Einschlußkriterien waren damit relativ straff.

Bei den unter 60jährigen käme Ta- moxifen nur für eine kleine Minderheit von Patienten in Frage:

0,3 Prozent im Alter von 35 Jahren 2,7 Prozent im Alter von 40 Jahren 7,1 Prozent im Alter von 45 Jahren 9,3 Prozent im Alter von 50 Jahren 12,5 Prozent im Alter von 55 Jahren 100 Prozent im Alter über 60 Jahre.

Ausschlußkriterien der Studie wa- ren: erhöhtes Thromboserisiko; postme- nopausale Hormontherapie, orale Kon- trazeptiva (Medikamente mußten drei Monate vor Studienbeginn abgesetzt werden), Schwangerschaft und Frauen mit Kinderwunsch. Prämenopausale Frauen mußten eine sichere Verhü- tungsmethode praktizieren, dabei wa- ren orale Kontrazeptiva ausgeschlossen, da sie die Tamoxifenwirkung und das Brustkrebsrisiko beeinflussen könnten.

Zu den Eingangsuntersuchungen gehörten: Blutlabor, Beckenuntersu- chung, Mammographie, körperliche Untersuchung und EKG (Frauen über 55 Jahre). Alle Frauen, die nach Okto- ber 1994 aufgenommen wurden, mußten eine diagnostische Abrasio als Scree- ning auf Endometriumkarzinom durch- führen lassen; eine jährliche Wiederho- lung wurde zwar empfohlen, war aber nicht zwingend vorgeschrieben.

Zu den Ergebnissen (31. 1. 1998):

lUnter Tamoxifen wurden 45 Pro- zent weniger invasive Mammakarzino- me diagnostiziert (85 versus 154 Fälle).

Acht Frauen starben an Brustkrebs: drei in der Tamoxifengruppe, fünf in der Pla- zebogruppe

lWeniger nichtinvasive Brust- krebse (31 versus 59 Fälle)

lWeniger Frakturen in Schenkel- hals, Handgelenk und Wirbelsäule (47 versus 71 Fälle)

lKeine Senkung der Zahl der Herzinfarkte

lDemgegenüber erhöht Tamoxi- fen das Risiko von drei Erkrankungen:

1. Endometriumskarzinom (33 ver- sus 14 Fälle). Hierbei ist zu berücksichti- gen, daß 37 Prozent der Frauen hysterek- tomiert waren. Ein Todesfall an Endome- triumskarzinom in der Plazebogruppe.

2. Lungenembolie (17 versus sechs Fälle). Es kam zu zwei Todesfällen in der Tamoxifengruppe.

3. Tiefe Venenthrombose (30 versus 19 Fälle). Risikofaktoren waren: Hyper- tonus, Diabetes, Rauchen, Übergewicht.

Dies sind relative Kontraindikationen.

Zu anderen Nebenwirkungen: Un- ter Tamoxifen kam es vermehrt zu Hitze- wallungen (Hot flashes) und vaginalem Ausfluß. Augenprobleme und Katarakte, die als Folge der Tamoxifengabe disku- tiert werden, traten nicht vermehrt auf.

In beiden Gruppen wurden ange- geben: Trockenheit, Juckreiz und Blu- tungen der Vagina, Dysmenorrhö, De- pression, Appetitlosigkeit, Nausea und/

oder Vomitus; Schwindelgefühl, Kopf- schmerzen und Müdigkeit.

Die Studie wurde regelmäßig vom unabhängigen Endpoint Review, Safety Monitoring, and Advisory Committee (ERSMAC) überwacht. Auf der regel- mäßigen Sitzung am 24. März 1998 emp- fahl das ERSMAC, das Protokoll aufzu- heben. Das NSABP präsentierte dem NCI am 26. März die Ergebnisse. For- scher vom NSABP und vom NCI disku- tierten die Ergebnisse und stimmten den ERSMAC-Empfehlungen zu.

Auch in den USA hat Tamoxifen derzeit keine Zulassung für die Primär- prävention im Sinne der Einschlußkrite- rien der Studie. Die Autoren raten dazu, die Entscheidung individuell zu treffen und die betroffene Frau mitentscheiden zu lassen.

Es wird davon abgeraten, die Be- handlung länger als fünf Jahre durchzu- führen. Hier wird auf die Ergebnisse ei- ner anderen NSABP-Studie verwiesen, dem sogenannten B-14 trial, der einen negativen Trend bei längerer Einnahme von Tamoxifen gezeigt hatte. Die Er- gebnisse sind bisher noch nicht publi- ziert. Interessierte sind auf den Inhalt der Pressemeldungen angewiesen:

(http://207.121.187.155/NCI_CAN CER_TRIALS/zones/PressInfo/1b.htm l und 2a.html.

Die Graphiken der Pressekonfe- renz sind im Internet abrufbar unter:

http://207.121.187.155/NCI_CANCER_

TRIALS/zones/PressInfo/PressKit/press/

slides/. Rüdiger Meyer

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Die Daten der Tamoxifen-Studie

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