Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Gruppe II, und zwar aus medizini- schen wie aus persönlichen Grün- den. Das hätte die Autoren bewegen müssen, die Zahl der Versuchsab- brüche auch in ihren Sterbetafeln zu berücksichtigen; das ist jedoch nicht geschehen. Wie in allen kon- trollierten klinischen Studien müs- sen wir bei der Auswertung der the- rapeutischen Effekte die vorzeitigen Versuchsabbrüche außer acht las- sen; wenn wir das tun, erhalten wir jedoch keine entscheidenden Unter- schiede zu den Testergebnissen der Autoren.
Ergebnisse
Die Ergebnisse bestätigen im we- sentlichen, daß die streng zufällige Zuteilung nicht funktioniert hat.
Über die Mortalität haben wir bereits gesprochen. Ein Unterschied in der Krebsmortalität zwischen Gruppe I und II läßt sich statistisch nicht nachweisen; wer dennoch auf die absoluten Zahlen sieht, muß an die vermengten Effekte denken. Der Un- terschied in der Häufigkeit der Cho- lezystektomien ist nur für Edinburg gesichert; hier besteht sicher ein vermengter Effekt zwischen Clofi- bratwirkung und höherem Lebensal- ter. Bei den allgemein viel höheren Cholesterinwerten in Prag wundert es niemand, daß in Edinburg im Lauf der Studie nur 12 Männer an Diabe- tes erkranken, in Prag jedoch 162. In Prag müssen mehr Männer der Gruppe I wegen ihres Diabetes vor- zeitig aus der Studie ausscheiden; in Gruppe I liegt der Cholesterinspie- gel eben auch wesentlich höher.
Wir können (mit dem Summen-Chi- Quadrattest) zeigen, daß eine dreifa- che Wechselwirkung zwischen Le- bensalter, Zentrum und der Inzidenz ischämischer Herzkrankheiten be- steht. Damit bestätigen wir erneut die Altersabhängigkeit wie die Zen- trumsunterschiede.
Bei einem Sechstel aller Männer aus Gruppe I und II verändert sich der Cholesterinspiegel im Laufe der Stu- die nicht. Diese offensichtlich kon- stitutionell) bedingte Starre kann al- so auch Clofibrat nicht durchbre-
chen. Die Daten, welche den Einfluß des Clofibrates auf den Cholesterin- spiegel zeigen sollen, haben die Au- toren so verschlüsselt und mit so ungebräuchlichen Methoden darge- stellt, daß sich niemand ein klares Bild machen kann.
Schluß
Die Clofibratstudie ist also an der fehlenden streng zufälligen Zutei- lung gescheitert. Daher kann nie- mand eindeutige, unbezweifelbare Aussagen machen, ob Clofibrat die lnzidenz ischämischer Herzkrank- heiten herabsetzt oder ob es den Cholesterinspiegel senkt. Genauso- wenig kann man eindeutig und un- bezweifelbar nachweisen, daß Clofi- brat die Mortalität erhöht. Folgt man jedoch der naheliegenden These, daß die Unterschiede zwischen Gruppe I und II nur durch das. Le- bensalter und die Hypercholesterin- ämie vorgetäuscht sind, dann müßte man die Theorie, daß eine Senkung des Cholesterinspiegels zu einer herabgesetzten lnzidenz isch- ämischer Herzkrankheiten führt, neu überdenken.
Abschließend bestätigt die Clofi- bratstudie die alte Erfahrung: Die unabdingbare Voraussetzung kon- trollierter klinischer Studien, näm- lich die streng zufällige Zuteilung (Randomisation), darf nur vom Stati- stiker vorgenommen werden.
Literatur
Heady, J. A.: A co-operative trial an the primary prevention of ischaemic heart disease using clofibrate: design, methods, and progress. Bul- letin WHO 48 (1973) 243-256 — Oliver, M. F.;
Heady, J. A.; Morris, J. N.; Cooper, J.: A co- operative trial in the primary prevention of is- chaemic heart disease using clofibrate. British Heart J. 40 (1978) 1069-1118
Anschrift des Verfassers:
Professor
Dr. med. Herbert Immich Institut für
Medizinische Dokumentation, Statistik und Datenverarbeitung der Universität
Im Neuenheimer Feld 325 6900 Heidelberg
Tamoxifen
bei fortgeschrittenem Brustkrebs
Das metastasierende, inkurable Mammakarzinom kann mit dem Östrogenantagonisten Tamoxifen, besonders bei positivem Nachweis von Östrogenrezeptoren, behandelt werden. Insbesondere in der Post- menopause stellt Tamoxifen eine Al- ternativbehandlung bei fortgeschrit- tenen Krebsfällen dar. In der Präme- nopause wird es nach erfolgreicher Ovarektomie und erneutem Rezidiv gegeben. Weiterhin dient es als Ad- juvans zu Strahlen- und Chemothe- rapie. Die Tabelle der Nebenwirkun- gen reicht von Wallungen und ga- strointestinalen Beschwerden bis zur selten vorkommenden Epilation.
Hyperkalzämiesyndrom und Throm- bopenie werden durch entsprechen- de Untersuchungen erkannt. In der Studie von Szepesi und Czech wur- de Tamoxifen vom 1. Oktober 1975 bis zum 1. Oktober 1976 einer klini- schen Kontrolle unterzogen. Es konnte eine objektive Remission von 41 Prozent nach drei Monaten Be- handlungsdauer erzielt werden. Ein- drucksvoll ist das Sistieren von Kar- zinomschmerzen, besonders bei ge- neralisierter Knochenmetastasie-
rung. Ptr
Szepesi, T.; Czech, W.: Klinische Beurteilung der Antiöstrogensubstanz Tamoxifen in der Behandlung des metastasierenden Mamma- Karzinoms, Wien. klin. Wschr. 90 (1978), 133-141, Strahl.-Ther. Klin., Inst. Klin. Strahl.- Biol., Radio-Onkol. Ambulanz, Rö.-Diagn. Inst., Univ. Wien
Berichtigung
Valoron-N®
In der Arbeit „Pharmakokinetische Grundlage eines möglichen Miß- brauchs von Valoron-N 8 ", Heft 15/
1979, Seite 1003 ff., sind auf Seite 1005 die Zeichnungen vertauscht.
Die obere Zeichnung ist Darstel- lung 2, die untere Zeichnung ist Dar- stellung 1. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. DÄ
FÜR SIE GELESEN Clofibratstudie
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 21 vom 24. Mai 1979 1443