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Archiv "Therapie der akuten Salizylatintoxikation" (23.09.1994)

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einbar scheinender Verfahren ver- hindert, weil es eine besondere Art der Wahrnehmung von Wirklich- keit schafft." In der praktischen Medizin wird die Wirklichkeit vor allem durch den Patienten geprägt.

Ihm zu helfen, ist oberstes Ziel. So ist es verständlich, daß vor allem diejenigen Verfahren akzeptiert werden, die klinische Effizienz für sich belegen können.

Daß die heutige Medizin „viele Beschwerdebilder insuffizient ab- deckt", ist unbestritten. Diese Kri- tik bedeutet nichts weiter, als daß wir weiterhin hart um Fortschritt kämpfen müssen. Als Argument ge- gen irgend etwas ist der genannte, viel gehörte Satz jedoch unbrauch- bar: Es gibt (auch historisch gese- hen) keine bessere Alternative.

Das Warum (wechseln Patien- ten zur Alternativmedizin) ist eine faszinierende Frage, die sehr viele, komplexe Antworten hat, vom

„letzten Strohhalm" bis zum menschlichen Hang zum Mysti- schen, vom Mangel an Zuwendung bis zur Suche nach einfachen, Laien verständlichen Lösungen. Hier ist weitere Forschung zur Klärung not- wendig.

Der Unterschied zwischen Krankheit und Kranksein beinhal- tet interessante Aspekte. Sie sind (oder sollten) Medizinern aller Richtungen am Herzen liegen. Kein Bereich (Schule oder Alternative) kann behaupten, hier mehr als der andere zum Verständnis beigetra- gen zu haben; dies ist ein Anliegen der gesamten Medizin.

Herr Schmidt meint, daß die Schulmedizin den Begriff „Plazebo- effekt" mißbraucht. Ich glaube er irrt sich, wenn er meint, daß zwi- schen spezifischem Therapieeffekt und Plazeboeffekt nicht differen- ziert werden kann. Eine, wie ich fin- de, sehr intelligente Definition von unwissenschaftlicher Medizin ist

„diejenige Medizin, die jeglichen Behandlungserfolg dem spezifi- schen Therapieeffekt zuschreibt".

So gesehen ist Schul- und Außen- seitermedizin fast gleichermaßen unwissenschaftlich. Die Konse- quenz dessen kann, meine ich, nur sein, das existierende Instrumenta- rium (sprich randomisierte, plaze-

DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT

bokontrollierte Studien) zur Diffe- renzierung zwischen Plazebo- und Therapieeffekt vermehrt einzuset- zen. Der Nachholbedarf in allen Be- reichen der Medizin erscheint im- mens, im Bereich der Alternativme- dizin ist er jedoch das Charakteristi- kum schlechthin.

Dies bedeutet keinesfalls, daß der Plazeboeffekt irrelevant ist.

Derjenige Arzt, der nicht fähig ist, einen solchen bei seinen Patienten hervorzurufen, hat seinen Beruf verfehlt. Der Bereich „Plazebo" ist auch heute noch zu wenig beforscht (1), und wir sollten keine Anstren- gung unterlassen, ihn wissenschaft- lich zu beleuchten, um ihn praktisch zu maximieren.

Seit Erscheinen meiner kurzen Arbeit „Urteile und Vorurteile zur Alternativmedizin" habe ich im Englischen Exeter die ehrenvolle Aufgabe übernommen, den 1.

Lehrstuhl für Komplementärmedi- zin aufzubauen. Klinische For- schung wird ein Schwerpunkt sein, die Lehre ist der andere. Schon heute bieten wir (auch für Nicht- Engländer) universitäre Kurse bis zum Abschluß mit PhD (wird bei uns als Habilitation anerkannt) an, die alle hier genannten Bereiche abdecken. Mir erscheint es wichtig, daß derartige Aktivitäten auch an- derorts ins Leben gerufen werden.

Vielleicht noch wichtiger ist, daß bei alledem ein hohes Maß an Skepsis, Kritik, Kritikfähigkeit, aber auch Offenheit an den Tag ge- legt wird. Ich bin sehr froh darüber, daß meine Zeilen so viele Denkan- stöße geliefert haben, die von Of- fenheit und Skepsis ein beredtes Zeugnis ablegen.

Literatur

1. Ernst, E.: Placebo forte. Wien Med. Wschr.

142 (1992) 217-9

Prof. Dr. med. Edzard Ernst Postgraduate Medical School University of Exeter

Barrack Road Exeter, U. K.

Therapie der akuten Salizylatintoxikation

Salizylatvergiftungen sind rela- tiv häufige Ereignisse, mitunter mit tödlichem Ausgang. Die Autoren berichten über eine 70jährige Frau, die in suizidaler Absicht 120 Tablet- ten Aspirin ä 500 mg eingenommen hatte und die 22 Stunden nach Aspi- rineinnahme trotz intensivmedizini- scher Maßnahmen verstarb. Emp- fohlen wird die Verabreichung von.

Aktivkohle (1 g pro kg Körperge- wicht), um die weitere Resorption zu verhindern. Mittels intravenöser Bicarbonattherapie wird der azido- tischen Stoffwechsellage entgegen- gewirkt. Eine Magenspülung als primäre Dekontaminationsmaßnah- me ist nur begrenzt wirksam und verliert mit zunehmender Latenz- zeit zwischen Tabletteneinnahme und Hospitalisation an Effektivität.

Sie sollte mit der Verabreichung von Aktivkohle vor und nach der Magenspülung kombiniert werden.

Ferner empfiehlt sich die orale Ga- be von Glyzin, um Salicylat zur Sali- zylursäure zu konjugieren. Idealer- weise werden 8 g peroral initial und dann 4 g alle zwei Stunden über 16 Stunden gegeben.

Wirken die vorgeschlagenen Maßnahmen unzureichend, sollte frühzeitig eine Hämodialyse oder Hämoperfusion zum Tragen kom- men.

Herren, T., E Como, S. Krähenbühl, P.

A. Wyss: Die Therapie der akuten Sali- zylatintoxikation. Schweiz. Med. Wo- chenschr.; 1993; 123: 1775-1783 Schweizerisches Toxikologisches Infor- mationszentrum, Klosbachstraße 107, CH-8030 Zürich

A-2508 (64) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 38, 23. September 1994

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