SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 14/99
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SERIE «FIT MIT OBST»
Fit mit Obst
HELGABUCHTER, RÖDERSHEIM
W
ie bei der Erdbeere, sind den Verwendungs- möglichkeiten von Himbeeren kaum Grenzen gesetzt. Dank ihrer Aromafülle schmecken sie frisch unübertroffen, aber auch in verarbeiteter Form be- sticht ihr Geschmack: Kuchen, Milchspeisen, Kalt- schalen, Mischgetränke, Konfitüren und Säfte, aber auch Liköre und Edelbrände tragen das edle Himbeer- aroma in sich. Mit stets neuen, raffinierten, aber ein- fach durchführbaren Rezepten lassen sich Kunden mit der Himbeere vertraut machen oder zu höherem Verbrauch anregen. Informationen über den Gesund- heitswert können diesbezüglich noch wirkungsvoller sein.Aromareicher Mineralstoffspender
Wie gesund und unersetzbar Obst- und Gemüse- erzeugnisse sind, halten uns Magazine, Werbeplaka- te, Gesundheits- und Ernährungsorganisationen in
den letzten Jahren ständig vor Augen. Was hat die Himbeere an beziehungsweise in sich, dass es sich
lohnt, trotz des vergleichsweise hohen Preises reichlich von dieser Frucht zu essen? Sie ist si- cher das aromareichste «Mineralstoffpräparat», verbindet aber auch im Hinblick auf weitere Inhaltsstoffe in idealer Weise Genuss- und Ge- sundheitswert.
Viele Beerenarten sind gute Mineralstoffträ- ger. Der Grund: die Kerne oder Samen werden mit- gegessen und gerade sie enthalten viele dieser Stof- fe. Auffallend hoch ist der Gehalt an Magnesium. Nur Nusskerne liefern höhere Mengen als die Himbeere, allerdings in Verbindung mit weitaus mehr Kalorien.
Auch bei Kalzium wird die Himbeere unter den Obst- arten kaum übertroffen. Die Kaliumwerte können sich ebenfalls sehen lassen.
Wie essenziell Mineralstoffe und Spurenelemente für unseren Organismus sind, erläutern zahlreiche Broschüren und Ratgeber. Kalium reguliert den Was- serhaushalt, das Säure-Basen-Gleichgewicht, die Ner- ven-Muskel-Reizleitung und die Verdauungssäfte. Kal- zium ist Bestandteil von Knochen und Zähnen, wirkt aber auch mit bei Blutgerinnung, Nervenreaktionen und Stoffübertragung von Zelle zu Zelle. Magnesium beeinflusst die Muskelkontraktion, den Knochen- und Sehnenaufbau, viele Enzyme des Eiweiss- und Kohlenhydratstoffwechsels und die Nervenreizbar- keit.
Der besondere Gesundheitswert
Abgesehen von dem einzigartigen Mineralstoffreich- tum enthält die Himbeere so viele Gesundheitsförde- rer, dass bereits unsere Vorfahren diese Obstart zu medizinischen Zwecken nutzten. Getrocknete Früch- te kamen als Schweisstreiber bei fiebrigen Erkran- kungen zum Einsatz. Sie galten als Helfer bei Be- schwerden des gesamten Verdauungstraktes: Linde- rung bei Sodbrennen, Aufbau einer gesunden Darm- flora und – in Form von Blättertee – Abhilfe bei Durchfall.
Mineralstoffe pur: die Himbeere
Die Gute-Laune-Frucht Erdbeere beherrscht als beliebter Fitmacher den Beerenmarkt: in der
Schweiz verkauft der Grosshandel zehnmal soviel inländische Erdbeeren als heimische
Himbeeren. Der deutlich höhere Preis unterstreicht den elitären Charakter der Delikatessfrucht
Himbeere. Mit der leicht anzubauenden Herbsthimbeere Autumn Bliss hat sich die Himbeer-
fläche so stark ausgeweitet, dass sich Grenzen bei der Nachfrage und damit beim Absatz zei-
gen. Umso wichtiger ist es, den Konsumenten Kaufargumente zu liefern. Die Himbeere bietet
hier zahlreiche Ansatzpunkte: Sie enthält eine solche Fülle an wertgebenden Inhaltsstoffen,
dass sich immer wieder neue, verkaufsträchtige Schlagworte und Gesundheitsinformationen
rund um diese Frucht finden lassen.
SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 14/99 357 Ernährungswissenschaftler und Mediziner förder-
ten in den letzten 10 Jahren weitere Gesundheitswir- kungen der Himbeere zu Tage. Sie beruhen auf den reichlich enthaltenen bioaktiven Substanzen. Dazu zählen zunächst die Ballaststoffe. Hier schlägt die Himbeere unter den Obstarten nahezu alle Rekorde.
Nur Wildobstarten wie Holunder und Hagebutte lie- fern mehr. Diese weitgehend unverdaulichen Obst- bestandteile regulieren die Verdauung, reinigen den Organismus, binden Giftstoffe und sorgen für einen gleichmässigen Nährstoff-Übertritt aus dem Darm.
Bioaktiv sind auch die sekundären Pflanzenstoffe.
Dazu zählen 10 Stoffgruppen. Himbeeren enthalten besonders viele Flavonoide (Pflanzenfarbstoffe) und Polyphenole. Sie schützen nicht nur die Pflanze vor allerlei negativen Einflüssen, sie fördern auch unsere Gesundheit. Die in Himbeeren reichlich vertretenen Phenolsäuren und Flavonoide sind wirksame Bakte- rien- und Virenkiller, zugleich beugen sie Krebs wirk- sam vor. Hier hat sich die in Himbeeren, Erdbeeren und Brombeeren vorkommende Ellagsäure als be- sonders wirksamer Krebshemmer erwiesen.
Die sekundären Inhaltsstoffe der Himbeere ver- hindern zudem, dass sich Cholesterin an den Arte- rienwänden ablagert. So beugen sie Bluthochdruck und Infarkten vor. Zugleich hemmen sie Blutgerinn- sel.
Gesundheit, die schmeckt
Fasst man die Gesundheitswirkungen der Himbeere in Stichworten zusammen, ergibt sich eine erstaunli- che Liste: Himbeeren als Nahrungsbestandteil
● Wirken antibiotisch, töten also Bakterien und Viren ab
● Hemmen Tumore
● Beugen Infarkten und Schlaganfällen vor
● Verhindern Thrombosen
● Senken den Cholesterinspiegel
● Regulieren die Verdauung
● Helfen bei fiebrigen Erkrankungen
● Machen die Haut elastisch
● Verleihen dem Haar Glanz
● Lindern Nieren- und Blasenbeschwerden
● Bremsen Blutungen (Nase, Zahnfleisch, Monats- regel).
Und das alles verbunden mit dem köstlichen Him- beeraroma! Himbeeren demonstrieren, dass sich ge- sunde Ernährung und genussvolles Essen nicht wider- sprechen.
SERIE «FIT MIT OBST»
Inhaltsstoffe von Himbeere und Apfel im Vergleich 100 g Frischfrucht enthalten: Himbeere Apfel
kcal/kJ 35/146 50/209
Wasser g 84 85
Kohlenhydrate g 8 12
Eiweiss g 1,3 0,3
Fett g 0,3 0,4
Rohfaser g 5,3 1,0
Fruchtsäure g 1,4 0,7
Vitamin C mg 25 15
Vitamin E mg 0,1 0,5
Vitamin B1 mg 0,02 0,04
Vitamin B2 mg 0,05 0,03
Vitamin B3 mg 0,3 0,4
Vitamin B6 mg 0,08 0,05
Kalium mg 170 150
Kalzium mg 40 10
Magnesium mg 30 5
Phosphor mg 45 15
Eisen mg 1 0,5