Vernetzung
Vertragsabschluss an der Ostsee
Ostseeklinik Holm koope- riert mit Unikliniken.
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ie Integrierte Versorgung und die Vernetzung im norddeutschen Raum wird dichter: Zum 1. April schlos- sen die Barmer, das Uni- versitätsklinikum Schleswig- Holstein und die Ostseeklinik Schönberg-Holstein (eine Re- habilitationsklinik mit vier Indikationen) einen Vertrag zur Integrierten Versorgung nach § 140 b SGB V speziell zur Versorgung von Herzpati- enten (Kardiologie und Kar- dio-Chirurgie). Dem Vertrag ist die Kompass-Klinik Kiel beigetreten. Damit hat die Rehaklinik in Holm (Ostsee) ihr Integrationsnetz analog dem zum 1. Februar 2004 geschlossenen Vertrag mit dem Albertinen-Krankenhaus Hamburg ergänzt.Zur Versorgung von Herz- patienten sind Verträge mit fünf weiteren Krankenkassen
im Versorgungsbereich Schles- wig-Holstein abgeschlossen worden, und zwar mit der DAK, der GEK, der HEK, der HZK und der Techniker Kran- kenkasse. Bezogen auf die Region Hamburg, versorgt die Ostseeklinik Schönberg-Holm rund 50 Prozent aller Kran- kenversicherten in der An- schluss- und medizinischen Rehabilitation. HC
Deutsche AIDS-Stiftung
Internationales Engagement
Forderung nach
antiretroviraler Therapie für alle Betroffenen
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ie Deutsche AIDS-Stiftung hat während ihrer Jahres- tagung am 16. Juni den Zugang zu antiretroviralen Therapien für alle Betroffenen gefordert.Weltweit leiden 40 Millionen Menschen an HIV und Aids.
Rund drei Millionen ster- ben jährlich an der Immun- schwächekrankheit.
„Wir haben unse- ren Fokus auf interna- tionale Problemfelder erweitert“,erklärte Stif- tungsratsvorsitzender Peter Greisler. Die Deutsche AIDS-Stif- tung trägt damit der dramatischen Aus- breitung von HIV in Entwicklungsländern Rechnung.
Die AIDS-Stiftung fördert unter anderem das Projekt HOPE in Südafrika. „Ziel ist es, bis Dezember dieses Jah- res 12 000 Patienten im Groß- raum Kapstadt mit antire- troviralen Medikamenten zu versorgen“, so Initiator Pfar- rer Stefan Hippler. Ein un- zureichend funktionierendes Gesundheitswesen sowie man- gelnde Bildung,soziale Proble- me und fehlende Compliance der Betroffenen erschwerten jedoch die Arbeit.
In Deutschland werden jährlich 2 000 HIV-Neuinfek- tionen registriert. „Seit drei Jahren gibt es eine leicht steigende Tendenz“, betonte Dr. Ulrich Heide, Geschäfts- führender Vorstand. Gerade junge Menschen unterschätz-
ten die Gefahren von HIV.
Die bessere Behandelbarkeit habe eine spürbare Lebens- verlängerung Infizierter zur Folge. Mehr als die Hälfte der Antragsteller auf Einzelfall- hilfe seien mittlerweile älter als 40 Jahre. „Gerade bei älteren Erkrankten sind in Deutschland Verarmungsten- denzen erkennbar“, erklärte Heide.
Die AIDS-Stiftung unter- stützte 2004 Betroffene in Deutschland durch Einzel- fallhilfen mit 936 000 Euro.
Für nationale Projekte wurden 614 000, für internationale Projekte etwa 370 000 Euro
bewilligt. BH
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 26⏐⏐1. Juli 2005 AA1849
HIV-Infizierte in Entwicklungsländern ha- ben oft keinen Zugang zu Medikamenten.
Foto:Caro
Hepatitis C
„Labor-Viren“ bieten neue Perspektiven
M
olekularbiologen aus Tokio, Hei- delberg und Bethesda haben erst- mals ein vollständiges Hepatitis-C-Vi- rus (HCV) mittels eines neuen Zell- systems im Labor vermehren können.Damit eröffnen sich für die Entwick- lung neuer Medikamente und Impf- stoffe gegen das Virus, das weltweit etwa 170 Millionen Menschen infiziert hat, völlig neue Möglichkeiten. Einer der „Väter des Laborvirus“, Prof. Dr.
med. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie am Heidelberger Universitätsklini- kum, spricht von „einem Meilenstein in der Erforschung von Hepatitis C und im Kampf gegen die stille Seuche“. Bis- her konnten nur Teile des viralen Le-
benszyklus im Labor analysiert wer- den. Da die bisherigen Virusisolate aus Patienten nicht in der Lage waren, sich in Zellkulturen zu vermehren, konnte der vollständige Lebenszyklus des HCV vom Eindringen in die Zelle, über die Vermehrung darin bis zum Ausschleusen der Viruspartikel aus der Zelle nicht untersucht werden.
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em internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, das Erbgut ei- nes Virus, welches aus einem Patienten mit einer fulminanten Hepatitis isoliert wurde, zu klonieren und in einer Kultur aus menschlichen Leberkrebszellen zu vermehren. Sie konnten außerdem nachweisen, dass Schimpansen, die mit dem „Labor-Virus“ infiziert worden waren, tatsächlich eine Hepatitis C ent- wickelten. Damit ist die Authentizität der in den Zellkulturen gezüchteten Vi- ren bewiesen. Den Wissenschaftlern um Bartenschlager ist es gelungen, die Virusvermehrung mit Antikörpern ge-gen das zelluläre Oberflächenprotein CD81 sowie Antikörpern aus dem Blut von Infizierten – zumindest zum Teil – zu stoppen.
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as HCV war lange Jahre als Ursache der Non-A-Non-B-Hepatitis ver- mutet worden, doch erst 1989 gelang es der Firma Chiron, das Virus aufzu- spüren. In den Folgejahren konnten dann verschiedene Arbeitsgruppen das Genom des RNA-Virus entschlüsseln, das zur Familie der Flaviviridae gehört.HCV besteht aus einem einzigen Gen, das zunächst ein Polyprotein von etwa 3 000 Aminosäuren Länge kodiert. Die- ses Protein wird in der Leberzelle mit viralen und humoralen Enzymen in mehrere Teile zerlegt, die dann die Bausteine für die neuen Viren von der Größe von 55 Nanometern bilden. Die HCV-Infektion ist in hohem Maße as- soziiert mit der Entwicklung von chro- nischer Hepatitis, Leberzirrhose und -karzinom. Ingeborg Bördlein Akut