DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Plasmakonzentrationen von Arzneimitteln
unten verändert worden ist. Au- ßerdem muß das Zeitintervall zwi- schen letzter Tabletteneinnahme und Blutentnahme richtig gewählt werden. Bei Messung während der Resorptionsphase oder kurz nach intravenöser Gabe ist der Meßwert fälschlich zu hoch.
Für die meisten Präparate wird daher empfohlen, die Blutentnah- me vor der nächsten Tablettenein- nahme, zum Beispiel morgens, vorzunehmen. Eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel stellt das Lidocain dar, bei dem die Plasmakonzentration, die un- mittelbar nach Applikation eintritt, vor der Verteilung im Organismus wirksam ist, weshalb die Verabfol- gung der Initialdosis sehr langsam erfolgen muß. Für Lithium wird speziell ein Intervall von mög- lichst genau 12 Stunden vorge- schlagen, während die Theophyl- linbestimmung zum Zeitpunkt des Spitzenspiegels (je nach Präparat zwei bis vier Stunden nach der letzten Einnahme) erfolgen sollte.
© Die Plasmaspiegelbestim- mung sollte unter einer präzisen Fragestellung erfolgen, auf die das Meßergebnis eine Antwort ge-
ben kann. Eine Bestimmung nur zur „Routine-Kontrolle" ist in der Regel nicht indiziert.
® Die unregelmäßige Tabletten- einnahme ist häufig Ursache für einen unerwartet niedrigen Plas- maspiegel. So ist es denkbar, daß bei einer verschriebenen zu ho- hen Dosis, aber unregelmäßiger Einnahme der einmalig gemesse- ne Spiegel im „therapeutischen Bereich" liegt und den Arzt so in falsche Sicherheit wiegt. Entspre- chend sollte der Arzt bei zu niedri- gem Spiegel und unzureichen- dem therapeutischem Effekt zu- nächst eine unzuverlässige Ein- nahme durch den Patienten aus- schließen, bevor er die Dosis des Medikamentes erhöht.
® Bei einem Plasmaspiegel un- terhalb des „therapeutischen Be- reichs", aber befriedigendem Therapieeffekt, besteht häufig kein Grund zur Dosiserhöhung, da dieser Bereich keine für jeden Pa- tienten geltende „Naturkonstan- te" ist. Jedoch ist ein Auslaßver- such zu erwägen, etwa bei Patien- ten mit jahrelanger entiepilepti- scher Therapie ohne Anfall oder bei digitalisierten Patienten.
(Danksagung: Die Arbeit wurde gefördert von der Robert-Bosch- Stiftung, Stuttgart.)
Literatur (Auswahl)
Winter, M. E.: Basic Clinical Pharmacokinetics, Applied Therapeutics, San Francisco (1980) — Aronson, J. K.: Indications for the measure- ment of plasma digoxin concentrations, Drugs 26 (1983) 230-242 — Ochs, H. R.; Greenblatt, D.
J.; Bodem, G.; Dengler, H. J.: Disease-related alterations in cardiac glycoside disposition, Clin. Pharmacokin. 7 (1982) 434-451 — Binnion, P. F.: Drug interactions with digitalis glycosid- es, Drugs 15 (1978) 369-380 — Koch-Weser, J.;
Duhme, D. W.; Greenblatt, D. J.: Influence of serum digoxin concentration measurements an frequency of digitoxicity, Clin. Pharmcol.
Ther. 16 (1974) 284-287 — Bussey, H.1.; Hoff- mann, E. W.: A prospective evaluation of the- rapeutic drug monitoring, Ther. Drug Monitor 5 (1983) 245-248 — Clague, H. W.; Twu m-Bari- ma, Y., Carruthers, S. G.: An audit of the re- quests for therapeutic drug monitoring of dig- oxin: problems and pitfalls, Ther. Drug Mon- itor 5 (1983) 249-254 — Slaughter, R. L.;
Schneider, P. J.; Visconti, J. A.: Appropriate- ness of the use of serum digoxin and digitoxin assays, Am. J. Hosp. Pharm. 35 (1978) 1376-1379 — Ogilvie, R. 1.; Ruedy. J.: An ed uca- tional program in digitalis therapy, J. Am. Med.
Ass. 222 (1972) 50-55 — Richens, A.: Clinical pharmacokinetics of phenytoin, Clin. Pharma- cokin. 4 (1978) 153-169. (Das vollständige Lite- raturverzeichnis befindet sich im Sonder- druck, zu beziehen über die Verfasser.)
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med. habil.
Jürgen C. Frölich, Institut für Klinische Pharmakologie Medizinische Hochschule 3000 Hannover 61
FÜR SIE GELESEN
Intravenöse Gammaglobulin- Substitution
Intravenöses Gammaglobulin wurde mit dem britischen i.m.- Standard-Präparat für Patienten mit Hypogammaglobulinämie und chronischer Bronchitis vergli- chen. Fünf Patienten wurden sechs Monate lang wöchentlich mit 25 mg/kg KG i.m.-Präparat und dann noch einmal sechs Monate lang alle 18 Tage mit i.v. 200 mg Gammaglobulin/kg KG behandelt.
Im Verlauf der Untersuchung wur- den Infektionssymptome und Sputumvolumen festgestellt und
Krankschreibungen registriert;
während der intravenösen Thera- piephase wurden Lungenfunk- tionstests durchgeführt. Die Halb- wertzeit des i.v. IgG und Ver- änderungen im IgG-Serum und der Clq-Konzentrationen wurden ebenso bei sieben anderen Pa- tienten, die i.v. 12 Wochen lang al- le 14 Tage Gammaglobulin erhiel- ten, gemessen.
Die IgG-Konzentrationen, Spu- tum-Volumen und Infektions-An- fälligkeit während der i.v.-Thera- pie waren signifikant besser, und es gab keine Nebenwirkungen durch das i.v.-Gammaglobulin.
Die 5 Patienten waren signifikant bei besserer Gesundheit, als sie
das i.v.-Gammaglobulin-Präparat erhielten, weil das i.v.-Präparat wohl die IgG-Serumkonzentratio- nen erhöhte. Obwohl längere Un- tersuchungen erforderlich sind, sollte i.v.-Gammaglobulin-Gabe für Patienten mit schweren Lun- genaffektionen und Patienten, die aufgrund von Schmerzen oder wiederholten Reaktionen keine i.m.-Injektionen vertragen kön- nen, in Betracht gezogen wer- den. dpe
So, A.; Brenner, M. K.; Hill, 1. D.; Asherson, G.
L.; Webster, A. D. B.: Intravenous gammaglo- bulin treatment in patients with hypogamma- globulinaemia, Brit. Med. Journal 289 (1984) 1177-1178.
Dr. A. D. B. Webster, Clinical Research Centre, Harrow, Middlesex HA1 3UJ, England.
1778 (64) Heft 23 vom 5. Juni 1985 82. Jahrgang Ausgabe A