HiP – Hygiene in der Pflege, aus der Praxis für die Praxis 21. Fortbildungstagung 28. Februar 2020
AEMP – Einblicke in die Welt der Sterilgutversorgung
Jörg Schnurbusch
Leiter AEMP Universitätsspital Basel
Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung
Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte
Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte
28.02.2020 Hip AEMP - Einblicke in die Welt der Sterilgutversorgung
IN DER AEMP WIRD STERILISIERT!
Absolut korrekt, aber eben nicht nur.
Für einige Medizinprodukte und deren Verwendungszweck kann eine Desinfektion absolut ausreichend und normkonform sein.
AEMP
Auswahl des Sterilisationsverfahren
Aber, der Grossteil aller Medizinprodukte bzw. Instrumente darf beim Patienten nur in einem sterilen Zustand zum Einsatz kommen.
Aber wie dies zu geschehen hat, dafür sind als erstes einmal die Angaben des Herstellers notwendig und dann natürlich das «Gewusst wie».
Im Gesundheitswesen kommen heute diese beiden Verfahren zur Anwendung:
Dampfsterilisation (Prionenprogramm 134°C) – Thermostabiles Material
Niedertemparaturverfahren (z.B. H2O2 Sterilisation) – Thermolabiles Material
Die Prozesse und Räumlichkeiten einer AEMP
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Nass- oder Unreine Zone
• Hier wird das Material entgegengenommen und finden validierte Reinigungs- und Desinfektionsprozesse statt
Rein- oder Packraum
• Kontrolle der vorangegangen Prozesse
• Siebherstellung (Vollständigkeit, Sauberkeit, Funktionskontrolle u. Pflege)
• Packen (Vlies, Folien u. Container)
• Beladen der Sterilisatoren
Entladeseite der Sterilisatoren und Sterillager
• Finale Kontrolle nach der Sterilisation inkl. Freigabe (alle Prozesse okay?)
• Einlagerung der Sterilgüter vor Ort AEMP, ansonsten Transport zum Kunden.
Nasszone
RDG – Reinigungs- und Desinfektionsgerät
Dekontamination
Reinigung
RDG Varianten
Vom Einkammergerät bis zur Massanfertigung
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Die verschiedenen Prozessschritte einer RDG können in einer einzelnen Kammer, oder aber verteilt auf mehrere Module durchgeführt werden.
Grossreinigungsanlage - z.B. für Container, OP-Schuhe, Transportbehälter etc.
Achtung Vorsicht!
Die Instrumente sind noch kontaminiert, aber auch sehr scharf
Instrumente falls nötig demontieren und Hohlkörper korrekt andocken
Alles i.O.
Ab in die RDG
Aufbereitung der Endoskope
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Unumgänglich ist eine manuelle (Vor)Reinigung.
Im Idealfall folgt diesem Schritt eine maschinelle Reinigung und Desinfektion.
… hier wird dann auch gleich getestet, ob alles noch 100% dicht ist.
Die Aufbereitung der Endoskope ist eine Herausforderung
Wasser im Gehäuse eines Endoskops zieht in den meisten Fällen einen Totalschaden nach sich.
Generell verlangen die kostspieligen Geräte eine enorme Aufmerksamkeit und Vorsicht bei der Aufbereitung. Schäden können rasch Kosten von mehreren tausend Franken verursachen.
Entsprechend sollte nur geschultes Personal
mit der komplexen Aufbereitung betreut
werden. Das in die Weiterbildung investierte
Geld zahlt sich am Ende aus.
RDG-E
Desinfektion z.B. mit Peressigsäure
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Wie bei der «normalen» RDG und später bei den Sterilisatoren müssen die Prozesse validiert werden.
Jeder einzelne Kanal wird gespült, aber auch überwacht.
Kleinste Abweichungen führen zum einem Prozessabbruch
Jedes Endoskop wurde im Gerät mit
seinen individuellen Werten hinterlegt.
In Aktion
Transport zu den Arbeitsplätzen
Alles da, ist nichts verloren gegangen?
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Heute geschieht vieles automatisiert Gute Techniker sind daher Gold wert
Packraum / Reinzone
Die Instrumenten-Sets werden wieder zusammengestellt und verpackt
Fehlt etwas – Alles noch funktionstüchtig?
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Nachlegen falls möglich Ansonsten Meldung an den Kunden
Priorisiert oder sogar Express?
Dokumentation
Sämtliche Prozessschritte werden erfasst
Es werden verschiedenste Software-Lösungen angeboten
Packlisten Fotos Auswertungen Reparaturmanagement Rückverfolgbarkeit Prozessdateien Graphiken
Stammdaten der Sets / Instrumente Serviceintervalle
etc.
Sterilverpackungen – Die gängigen Varianten
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Folien Container
Vlies
Kerngeschäft Sterilisation
Dampfsterilisatoren (Autoklav, da eine Druckkammer)
Ladekapazität in diesem Fall ist 18 STE – Sterilguteinheit 30x30x60cm
Der Dampfsterilisator
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Für thermostabile wiederverwendbare Medizinprodukte kommt die Dampfsterilisation mit gesättigtem (Qualität) Dampf zur Anwendung. Dies bei 134°C über die Dauer von 18 Minuten.
Der Umgebungsdruck bestimmt den Siedepunkt einer Flüssigkeit.
Je niedriger der Druck, desto niedriger die Siedetemperatur.
Auf dem Mount-Everest beträgt die Siedetemperatur nur etwa 70°C Bei den von uns benötigten 134°C muss der Druck entsprechend hoch sein.
Dieser liegt bei 3.05 bar abs.
Niedertemperatur Sterilisationsverfahren
H2O2 Wasserstoffperoxid
Temperatur während der Sterilisation liegt bei ca. 55°C
Sehr kurze Prozesszeiten – Einfache Beladungen benötigen nur noch 16 Minuten
Parametrische Freigabe
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Diese eigentliche Schlusskontrolle beinhaltet:
o Korrekter Prozess o Indikatoren okay o Trocken
o Verpackung unversehrt o Beladung vollständig
und korrekt o Dokumentieren
Unterschrift / Einloggen
Sterillager
Vor Ort OP, oder Teil der AEMP (eher die Ausnahme)
Normkonforme Lagerhaltung o Abstand zum Boden o Nicht der Sonne aussetzen o Luftqualität ISO Raumklasse 8 o Konstante Temperatur
und nicht höher als 25°C
o Luftfeuchtigkeit (40 – 75%)
Lagerbewirtschaftung
Transporterfassung – Wo befindet sich das Material
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Geschlossener Kreis. Ein Dokumentations-System für die AEMP - OP - Stationen - Kunden
Logistik
MTA – Mitteltransportanlage und STA Spontantransportanlage
MTA STA
Medien - Dosieranlage
Reinigungs- und Desinfektionsmittel
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200l Fässer im Drumtainer
Drumtainer – Transportbehälter und gleich auch Auffangwanne
Reparaturmanagement
Dies kann eine Dienstleistung der AEMP sein
Aus- und Eingangskontrolle Einholen von Offerten
Ersatzbestellung od. Rep.ersatz Info Fehlbestand an den Kunden Kundenberatung
Siebe vervollständigen
MEHRWEG- ODER EINWEGPRODUKTE
Das Dilemma eines Betriebs zwischen Ökologie und Ökonomie
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Der Jahresbedarf an Einwegscheren der Stationen ist enorm. In grösseren Häusern können dies 120‘000 Stück und mehr sein.
Studien, Zahlen und Überlegungen zum Thema
Die Frage ob Einweg oder Wiederaufbereitung Mündet oft spontan in einer Kostenanalyse
Wirtschaftlichkeits-Überlegungen über den gesamten Prozess – oder: Die Wegwerf-Praxis ist günstiger. Trifft dies überhaupt zu?
Kennen wir unsere Aufbereitungskosten?
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Umweltbelastung – Welche Faktoren sind bei einem Vergleich relevant?
− Rohmaterialien
− Produktionsstätten
− Produktion
− Transport
− Dekontamination und Desinfektion
− Medien
− Sterilisationsverfahren (Lebensdauer Mehrweg / Anzahl Sterilisationen)
− Verwendung
− Wiederverwertung
− Nachgebrauchsmanagement
− Materialrückgewinnung
Wie bewerten und vergleichen? Zum Beispiel:
− Umweltbelastungspunkte - Methode der ökologischen Knappheit
− Datenbasis Ecoinvent
− KBOB «Ökobilanzdaten im Baubereich»
− Klimalabel CO 2
Fokus auf die Instrumente. Bei den Textilien stellen sich natürlich ähnliche Fragen.
Werkstoffe:
− Instrumente aus Metall sind immer noch die Regel.
− Produkte aus Kunststoff wie z.B. Hochleistungspolymere kommen bereits vermehrt zum Einsatz. Dies erfordern eine andere Fragestellung. Auch aufgrund der vom Hersteller vorgegeben max. Anzahl an möglichen Aufbereitungszyklen.
Herkunft der Werkstoffe:
− Welche Qualitätsvorgaben existieren?
− Entspricht das gelieferte Rohmaterial diesen Standards?
− Neben den ökologischen Themen - Wie steht es um die sozialen Themen. (Dies betrifft allerding auch die Mehrwegprodukte bezüglich Vorproduktion)
− Transportwege – Produktion von rund 1700 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr, davon 850 Millionen Tonnen in der Volksrepublik China.
… die Produktionsstätten in Tuttlingen kennen wir, was aber wissen wir über die
Aktuell sieht es so aus, dass…
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