SCHLAFFORSCHUNG
Smarte Schlafanalyse
Bislang werden für Schlafstudien speziell entwickelte, teure Spezial- uhren eingesetzt. Die aufgezeichne- ten Daten werden in der Regel wö- chentlich im Forschungslabor aus- gelesen, was eine Analyse verlang- samt. Forscher vom Fraunhofer-In- stitut für Graphische Datenverar- beitung (IGD) haben eine Software für handelsübliche Smartwatches entwickelt, die den Einsatz solcher Uhren in der Schlafforschung er- möglicht. Der von den Forschern entwickelte Algorithmus zur
Schlaferkennung hilft, Anomalien im Schlaf zeitnah zu erkennen. Da- zu werden Informationen wie Bett- zeiten, Länge und Qualität des Schlafs aus den Sensordaten der Uhr abgeleitet und analysiert. Der Algorithmus erkennt Bewegungen und vergleicht diese mit bereits be- kannten Schlaf- und Wachmustern.
Dabei werden sowohl durch Atmen oder den Pulsschlag ausgelöste Mi- krobewegungen als auch Makrobe- wegungen wie Zucken der Beine registriert. Die aufgezeichneten Da- ten können Patienten von zu Hause aus über das Funkmodul der Smart- watch direkt an das Labor senden.
Der behandelnde Arzt erhält über ein solches digitales Schlaftage- buch ein wichtiges Mittel zur Diag- Mit einer speziellen
Software lässt sich die Smartwatch für die Schlafanalyse nutzen.
nose von Schlafstörungen und für die Wahl der richtigen Therapie.
Künftig wollen die IGD-Forscher zudem auch Bewusstlosigkeit im Schlaf erkennen. Davon sind Dia- betiker oder Epileptiker betroffen.
Diabetes-Typ-1-Patienten geraten nachts häufiger in den Zustand der Unterzuckerung, der in ein lebens- bedrohliches Zuckerkoma münden kann. Die Smartwatch mit der in- stallierten Software würde in dieser Situation einen Alarm auslösen und Familienangehörige oder den be- handelnden Arzt informieren.
Derzeit sind die Forscher im Ge- spräch mit Krankenhäusern, um schon bald Testdaten von Komapa- tienten und somit reale Vergleichs- daten als Muster zu erhalten. EB
Foto: Fraunhofer-IGD