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Archiv "Krankenhäuser: „Wer Menge anreizt, kriegt Menge“" (25.10.2013)

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A 2002 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 43

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25. Oktober 2013

KRANKENHÄUSER

„Wer Menge anreizt, kriegt Menge“

Deutsche Krankenhäuser sind im internationalen Vergleich vorne – bei der Zahl der Betten und der Behandlungsfälle. Bei der Qualität gibt es allerdings Nachholbedarf, wenn man aktuelle OECD-Daten dahingehend interpretiert.

H

at Deutschland zu viele Krankenhäuser? Und wenn ja, wo müssen Einrichtungen ge- schlossen werden? Im europäischen Vergleich zeigt sich: Wenn es um die Krankenhausbetten bezogen auf die Einwohnerzahl geht, ist Deutschland klar an der Spitze.

Auch die Zahl der Behandlungsfäl- le ist hoch (Kasten). „Wir sind nicht dabei, uns dem europäischen Schnitt anzunähern“, sagte Prof. Dr.

med. Reinhard Busse, Technische Universität Berlin, beim Europäi- schen Gesundheitskongress Mitte Oktober in München. Während die Zahl der Krankenhausfälle in Deutschland seit 1993 um 15 Pro- zent gestiegen sei, sei sie beispiels- weise in Dänemark um 32 Prozent gesunken. „Man kann die Versor- gung ganz anders steuern, als wir das heute tun“, betonte Busse.

Spitzenreiter bei Gelenkersatz und Koronarangioplastien

Besonders bei den Hüft- und Knie- gelenksendototalprothesen sowie bei den Koronarangioplastien ist die Bundesrepublik weit vorne.

Fände die Versorgung in Deutsch- land auf dem Niveau der Niederlan- de statt, dann gäbe es nicht 500 000 Koronarangioplastien jährlich, son- dern lediglich 140 000, erläuterte Busse. Für ihn steht fest: Die Kran- kenhäuser in Deutschland machen zu viel, aber nicht immer gut.

Denn mit der Qualität deutscher Kliniken steht es offenbar nicht im- mer zum Besten. Busse stützte sich auf noch unveröffentlichte Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach ist die Herzin- farktletalität in deutschen Kranken- häusern deutlich höher als im OECD-Schnitt. Deutschland liegt auf dem fünftletzten Platz – vor

Südkorea und Chile. Nachholbedarf gibt es auch beim Personalschlüs- sel: Hierzulande kommt im Schnitt eine Pflegekraft auf zehn Patienten.

In Norwegen sind es vier Patienten.

„Wir vernachlässigen die wichtigen Dinge“, kritisierte Busse. Sein Vor- schlag: 30 Prozent weniger Kran- kenhäuser, 20 Prozent weniger Bet- ten, zehn Prozent weniger Fälle – bei gleichem Personal. Das erhöhe Patientensicherheit und Qualität.

„Es gibt die berechtigte Frage, ob wir 2 000 Akutkrankenhäuser brauchen“, sagte Prof. Dr. med.

Frank Ulrich Montgomery, Präsi- dent der Bundesärztekammer. Er warnte aber davor, Krankenhäuser in ländlichen Regionen zu schlie- ßen, in denen die wohnortnahe Ver-

sorgung gefährdet sei. Hier müsse es eher Zuschläge geben. Ebenso für Einrichtungen, mit einem be- sonderen Auftrag wie Unikliniken (siehe auch „Es ist fünf vor zwölf“

in diesem Heft).

Die Kritik an der Qualität der deutschen Krankenhäuser wollte Montgomery so nicht stehen lassen.

Dass etwa viele Menschen mit Herzinfarkt im Krankenhaus stür- ben, könne auch an der gut funktio- nierenden Rettungskette in Deutsch- land liegen. In anderen weniger dicht besiedelten Ländern erreich- ten die Patienten möglicherwei- se das Krankenhaus nicht. Die Gesundheitssysteme verschiedener Länder seien in ihren Strukturen nicht vergleichbar. Man müsse die gesamten Systeme – ambulant und stationär – differenziert betrachten.

Gleichwohl stellte Montgomery klar: „Wo wir schlechte Daten ha- ben, müssen wir hinschauen.“

Krankenhausfinanzierung in sich nicht schlüssig

Die Krankenhäuser sind Sache der Bundesländer. Sie legen in Landes- krankenhausplänen die stationären Kapazitäten fest. Diesem Verfahren staatlicher Daseinsvorsorge stehen ein beschränkter Finanzrahmen und die Diagnosis Related Groups (DRGs) gegenüber. „Das ist ein in sich nicht schlüssiges System“, be- tonte Montgomery. Dass die derzei- tige Finanzierung zu Fehlentwick- lungen führt, gilt als unstrittig.

„Wer Menge anreizt, bekommt Menge“, sagte Prof. Dr. h.c. Her- bert Rebscher von der DAK. Auch er plädierte für einen differenzier- ten Umgang mit den internationalen Daten. Zunächst einmal seien es Statistiken, die nicht die Frage nach der Kausalität beantworteten.

Dr. med. Birgit Hibbeler Im Jahr 2012 gab es in Deutschland 2 017 Krankenhäu-

ser. Zehn Jahre zuvor waren es noch 2 221. Die Zahl der Betten sank von rund 547 000 auf circa 501 000. Im glei- chen Zeitraum ging die durchschnittliche Verweildauer von 9,2 auf 7,6 Tage zurück. Die Zahl der Krankenhausfälle stieg hingegen von 17,4 auf 18,6 Millionen jährlich.

Gemessen an anderen Ländern der Europäischen Uni- on (EU), sind die Kapazitäten in Deutschland weiterhin groß. Im EU-15-Vergleich liegt die Bundesrepublik bei den Krankenhausbetten pro 100 000 Einwohner an der Spitze

− 60 Prozent über dem Durchschnitt. Bei den Fällen ist sie auf Platz zwei hinter Österreich. Zu den EU-15 gehö- ren die Mitgliedstaaten vor der Ost-Erweiterung 2004.

VIELE BETTEN, VIELE FÄLLE

Foto: iStockphoto

P O L I T I K

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