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Archiv "Mit der „Aron“ auf der Ostsee" (08.05.1975)

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REISE

Ein Zweimaster, der Klüverbaum kragt neun Meter aus, legt am Sa- torikai in Kiel an. Unter den Zu- schauern stehen ein paar mit See- säcken bei Fuß: Die „Aron" holt die neue Crew für ihren nächsten Törn. Wieder wollen ein paar Land- ratten „Arons" werden, wollen ein paar Stubenhocker auf der Ostsee segeln und kreuzen, Seeleute wer- den, um ihren Alltag zu vergessen.

Die „Aron", 1906 auf Bagges Werft in Marstal als Zweimast-Gaffel- schoner gebaut, mißt 23 Meter zwi- schen den Loten. Der Klüverbaum hat seine neun Meter, und der Großmast ist mit Stenge 23 Meter hoch. Zur Takelage gehören vier Vorsegel, zwei Gaffelsegel, zwei Topsegel und ein Breitfock, mit zu- sammen mehr als 300 Quadratme- ter Segelfläche. Kojen sind da, Du- schen und ein Salon. Er ist zu- gleich Messe für die Backschaft.

Seit siebzig Jahren kreuzt die

„Aron" auf der Ostsee. Sie fuhr Fracht zwischen den Inseln und der Küste, bis sie von Kristian Lund zur Yacht umgebaut wurde.

Zugleich wurde sie auch äußerlich in ihren Urzustand zurückversetzt.

Seither sieht sie wieder aus wie 1906, nur Radar und Funk erinnern an 1975.

Auf Fahrt braucht sie jeden Mann, der an Bord geht. Das weiß auch Bootsmann Hermann, wenn er bei der Begrüßung jeden mit dem un- ter der Mannschaft üblichen Du vertraut macht. Bei der Arbeit an den Segeln ist die Anrede „der Herr Professor möge gefälligst et- was härter zufassen" zu umständ- lich. Überhaupt Bootsmann Her- mann — kein Profi, in Hagen hat er eine Werbeagentur, wenn er auch an Segelschiffen jedes Detail kennt

—, er ist die Seele des Ganzen und

hält mit Schnurren und Schwärme- reien in Rundbriefen die „Aron"- Segler auch außerhalb der Fah- renszeit zusammen. Klar, daß er die Idee vom „kreativen Segeln"

mitgeformt hat und mitträgt.

Manchmal spricht er auch vom

„Rekreationsprogramm" — er meint damit die Besuche bei Ma- lern, Bildhauern und Keramikern, die auf den oft sehr kleinen Inseln der südfünischen Ostsee ihre Ate- liers haben und deren Lebensart manchen dazu bringt, darüber nachzudenken, ob das Hetzen und Jagen und die Terminnot unseres Alltags wirklich das Leben ausma- chen. Nachts, wenn die leichte Dü- nung des Hafens den Takt an die Bordwand schlägt, ist mancher ge- neigt, seinem bisherigen Leben ab- zuschwören. Später an Land sieht die Sache wieder anders aus. Aber

Die „Aron", ein Zweimast-Gaffelscho- ner, kreuzt zwischen den südfünischen

Inseln Foto: Neusch

ein Hauch der Vorstellung, sich auch befreien zu können, bleibt doch zurück. Und allein das ist schon viel wert.

Kapitän Kristian Lund, an Bord nur „Kristian" gerufen, Marine- kampfschwimmer, Fallschirmsprin- ger, Kapitän mit Patent für große Fahrt und Seemann aus Leiden- schaft, kreuzt mit seinen Gästen im letzten Revier ursprünglicher Se- gelschiffe in der südfünischen Ost- see. Wenn Gäste Glück haben, fährt Kristian auch eine Regatta mit und gewinnt vielleicht sogar, natürlich mit Hilfe der ganzen Crew. Das Erleben der Inselwelt dieses Teils der Ostsee und der Stil des Kapitäns formen aus ei- nem Haufen zusammengewürfelter Gäste schnell eine Crew. Kristian ist eine Autorität unverbildeter Art.

Ob er in der Takelage turnt oder in der Küche dänisches Essen zube- reitet, immer bleibt er der gleiche Könner. Findet sich die richtige Crew und hat sie die nötige Zeit, führt die Route der „Aron" bis nach Schweden — selbst das Eis- meer ist schon ins Auge gefaßt worden.

Wer im Frühjahr oder im Herbst eine Reise auf der „Aron" bucht, muß für 14 Tage zweitausend Mark auf den Tisch legen. Das scheint ein stolzer Preis zu sein. Dafür hat der Gast allerdings auch was von seinem Geld. Tabak und Getränke kosten nichts an Bord. Jeder greift zu, als ob er zu Hause wäre. Ma- chen der Kapitän und seine Crew einen Ausflug, zahlt der Kapitän das Taxi, und mag Kristian nicht kochen, lädt er zum Essen in ei- nem Restaurant ein.

Wenn der Gast — neu aufgemöbelt und quicklebendig — in Kiel wie- der von Bord geht, stellt er im Geist vielleicht eine Crew für einen neuen Törn zusammen. Kapitän Kristian hat nichts dagegen, er fährt jede Route, hat er eine ent- sprechende Besatzung beisammen.

fl

Auskunft und Buchung: Bootsmann Hermann Landefeld, 58 Hagen, Am

Höing 33. WN

Mit der „Aron" auf der Ostsee

Ein Zweimaster kreuzt zwischen den südfünischen Inseln

1388 Heft 19 vom 8. Mai 1975

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