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Archiv "Neurochirurgie: Prognose heute besser abschätzbar" (19.08.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 33–34

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19. August 2013 A 1561

M E D I Z I N R E P O R T

NEUROCHIRURGIE

Prognose heute besser abschätzbar

Differenzierte Behandlungskonzepte erhöhen heute die Erfolgschancen neurochir urgischer Eingriffe bei Hirnaneurysmen, Hirntumoren und -metastasen.

A

nders als lange angenommen, wachsen auch Hirnmetasta- sen nicht lokal begrenzt, sondern weisen eine Infiltrationszone von mehreren Millimetern über die in der Bildgebung zu erkennende Tu- morgröße hinaus auf. „Das ist bei der Operation zu berücksichtigen, denn sie sind die Quelle für Rezi - dive“, betonte Prof. Dr. med. Ga- briele Schackert, Universitätsklini- kum Dresden, bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neu- rochirurgie (DGNC) in Düsseldorf.

Deshalb versuche man heute, Hirn- metastasen mit einem Sicherheits- abstand von fünf Millimetern zu re- sezieren – wenn nicht funktionelle Areale wie das Sprachzentrum da- durch gefährdet würden.

Fluoreszenzgesteuerte Resektion von Hirntumoren

Das radikalere Vorgehen biete Vor- teile: „Wir gehen davon aus, dass sich dadurch die Rezidivrate senken lässt und vielen Patienten eine an- schließende Ganzhirnbestrahlung erspart werden kann“, sagte die DGNC-Vorsitzende. Damit entfalle das mit der Radiatio verbundene Risiko des langfristigen demenziel- len Abbaus, wovon vor allem Lang- zeitüberlebende profitieren dürften.

Dass diese Hoffnungen realis- tisch sind, dokumentiert eine Studie aus Südkorea mit 94 Patienten, bei denen singuläre Hirnmetastasen mit einem Sicherheitsabstand von fünf Millimetern entfernt wurden. Es

zeigte sich auch ohne nachgeschal- tete Radiotherapie ein deutlich ver- mindertes Rezidivrisiko. Die Ergeb- nisse müssen noch in weiteren Studi- en bestätigt werden, sind Schackert zufolge aber vielversprechend.

Auch bei der Resektion primärer Hirntumoren gibt es nach Angaben von Prof. Dr. med. Walter Stummer vom Universitätsklinikum Münster Fortschritte. Die Operation erfolge zunehmend fluoreszenzgesteuert, was eine radikalere Resektion ermöglicht.

Denn die Verabreichung des Farb- stoffs 5-Aminolävulinsäure, der sich im Tumor aufgrund des hö heren Zellstoffwechsels anreichert, lässt das kanzerogene Gewebe unter Fluoreszenzlicht rot leuchten. „Wir können so die Begrenzung des Tumors sehr viel besser erkennen und das Tumorgewebe entspre- chend entfernen“, erklärte Stummer.

Bessere OP-Ergebnisse seien zu- dem durch intraoperative Untersu- chungen mittels Magnetresonanz - tomographie (MRT) sowie durch Wachkraniotomie zu erzielen. Hier- bei werde der Patient während des Eingriffs aus der Narkose erweckt, um bestimmte Aufgaben (Rechnen) zu erfüllen. Die intraoperative funk- tionelle Prüfung erlaube oft eine radi- kalere Resektion, ohne das Sehfeld oder andere wichtige Strukturen zu beeinträchtigen. Die neuen Konzepte spiegeln sich laut Stummer in deut- lich verbesserten Überlebensraten der Patienten mit Gliom wider und betra- gen bei Grad IV etwa drei Jahre, bei Grad II sogar mehr als zehn Jahre.

Durch die weite Verbreitung der bildgebenden Verfahren werden im- mer mehr Hirnaneurysmen als Zu- fallsbefunde entdeckt. Entsprechen- de Gefäßveränderungen findet man bei drei Prozent der Erwachsenen,

wobei jährlich circa 10 000 Hirn- blutungen durch eine Aneurysma- ruptur auftreten, 50 Prozent davon mit letalem Ausgang. Noch aber ist Prof. Dr. med. Hans-Jakob Steiger, Universitätsklinikum Düsseldorf, zufolge kaum abzuschätzen, wel- cher Aneurysmapatient gefährdet ist und wann eine vorsorgliche Operation oder Katheterbehand- lung notwendig ist. Die Ärzte wa- ren bisher auf vage Hinweise wie Größe, Form und Lage der Gefäß- fehlbildung angewiesen.

Hirnaneurysmen: Rupturrisiko besser abschätzen

Eine amerikanische Pilotstudie deu- tet nunmehr an, dass eine rasche Anreicherung des Kontrastmittels Ferumoxytol eine erhöhte Ruptur- gefahr im MRT anzeigt. In der Stu- die wurde 30 Patienten mit zufällig entdecktem Hirnaneurysma Feru- moxytol verabreicht (Stroke 2012;

43[12]: 3258–65). Bei einer Kon- trolle 24 Stunden später wurde ge- prüft, ob sich der kolloidale Eisen- Kohlenhydrat-Komplex in der Ge- fäßwand angereichert hat. Bei sieben Patienten war dies der Fall, vier von ihnen wurden operiert, die übrigen drei weiter beobachtet. „Alle nicht- operierten Patienten entwickelten innerhalb von sechs Monaten eine Hirnblutung“, berichtete Steiger.

In der Patientengruppe, die das Kontrastmittel nur langsam im Verlauf von drei Tagen anreicherte, wurde ebenfalls jeder zweite ope- riert, die übrigen engmaschig über- wacht. Keiner dieser Patienten erlitt in den folgenden sechs Monaten eine Aneurysmaruptur. Monozentrische Studien sollen das Ergebnis dieser Pilotstudie nun verifizieren.

Christine Vetter Tumormarkierung

während der Ope- ration: Unter nor- malem Licht ist das

Tumorgewebe nur schwer, unter blau-

em Licht hingegen präzise erkennbar.

Fotos: Stummer, Klinik für Neurochirurgie am Universitsklinikum Münster

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