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Ein neues enzyklopädisches Handbuch der arabischen Sprachwissenschaft 1

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der arabischen Sprachwissenschaft 1

Von Reinhard We ipert, München

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts haben namhafte Vertreter sämtlicher Fach¬

disziplinen, die Bezug zu den islamischen Völkern und deren Kulturen haben, in beispielhafter internationaler Zusammenarbeit erstmalig den Versuch unternommen, das gesamte Wissen in einem Korpus zusammen¬

zufassen, das unter dem Titel Enzyklopaedie des Islam/Encyclopaedia of Islam/ Encyclopédie de l'Islam in drei Sprachen 1913-1938 beim traditions¬

reichen Verlag Brill in Leiden erschien und seinem Namen alle Ehre machte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde, dem raschen Kenntniszuwachs Rech¬

nung tragend, ab 1954 die 2. Auflage diesmal nur auf Englisch und Franzö¬

sisch in Angriff genommen, die nun ein halbes Jahrhundert danach mit dem Indexband ihren Abschluß findet. Das langsame Voranschreiten der EP ydie häufige Übernahme von Artikeln der ersten Auflage in unveränderter oder leicht verbesserter Form und dynamische Entwicklungsprozesse innerhalb vieler Disziplinen haben bereits in den 80er Jahren das Entstehen anderer Enzyklopädien wie der Encyclopaedia harnea, London 1985ff., oder der En¬

cyclopédie Berbère, Aix-en-Provence 1984ff. begünstigt und fördern diese bis heute ungebrochene Entwicklung, die nicht allein der Wissenschaft, son¬

dern auch den Verlagen zugute kommt, denn Encyclopedia of ..." betitelte Werke sind kommerziell gesehen eine gute und kalkulierbare Einnahme¬

quelle. Auch Brill hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und produziert am laufenden Band „Töchter" der EI wie die gerade vollendete Encyclopaedia of the Qur'än, die Encyclopedia of Women and Islamic Cultures und als neue¬

stes Produkt die Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics (EALL) y deren erster Band hier anzuzeigen ist.

Konzeption, Aufbau und Inhalt der EALL y deren Titel wohl der Ency¬

clopedia of Language and Linguistics (10 Bde., Oxford 1994, 14 Bde., Am¬

sterdam 22006) nachempfunden ist, werden in dem von K. Versteegh und 1 Zugleich Besprechung von: Kees Versteegh et al. (Hrsg.): Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics. Bd. I: A-Ed. Leiden/Boston: Brill 2006. XIII, 671S.ISBN 90-04-14473-0. € 198,- und Bd. II: Eg-Lan. Leiden/Boston: Brill2007.VII, 716S.ISBN 90-04-14474-9. € 198,-.

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seinen Mitherausgebern M. Eid, A. Elgïbali, M. Woïoïch und A. Zabor-

SKi gezeichneten Vorwort S. VI folgendermaßen dargestellt:

The EALL is an encyclopedic handbook covering all relevant aspects of the study of Arabic and dealing with all levels of the language both synchroni- cally and diachronically. It will be published in four volumes with a total of two million words, distributed over approximately 500entries ...It is intended in the first placeas a reference tool lor linguists working with Arabic, but also for scholars from many other disciplines (Islamic studies, Arabic literature, social sciences) ... Beyond this, the EALL will also be a reference tool lor general linguists ... Perhaps the most important category of users targeted by the EALL is that of students, especially those at the graduate and the post¬

graduate levels.

Demzufolge ist die EALL als umfassendes Handbuch zum Arabischen in allen seinen Varietäten zu sehen, das als Referenzwerk dem Wissenschaftler, der die arabische Sprache oder Literatur erforscht, dem Islamkundler oder auch dem allgemeinen Linguisten dienen soll, jedoch bevorzugt für Studen¬

ten gedacht ist, die vor dem Examen stehen oder dieses bereits hinter sich haben. Die EALL ist also weder vom Umfang noch vom Anspruch her eine Enzyklopädie im strengen Sinne des Wortes, nämlich ein das Gesamtwissen

eines Fachs systematisch verzeichnendes Werk, sondern eher ein Grund¬

riß oder noch besser gesagt ein enzyklopädisches Handbuch der arabischen Sprachwissenschaft, das als solches auch ideal in die Britische Reihe ,Hand¬

buch der Orientalistik' gepaßt hätte.

Doch zunächst einmal einige Worte zu Aufbau und Inhalt dieses nach Stichwörtern alphabetisch geordneten Sachlexikons, das im Format der EI gleicht, sich aber wie die Encyclopaedia of the Qur'än dank des veränderten Satzes durch viel bessere Lesbarkeit und Übersichtlichkeit positiv von ihr abhebt. Der vorliegende Band enthält an die 100 Einträge, die Themen aus folgenden Bereichen behandeln: 1. Phonetik und Phonologie (z.B. ,Affrica- tion', ,Anaptyxis', ,Apophony', ,Assimilation', ,Di s simi lation' ). 2. Morpho¬

logie (z.B. ,Adjective s', ,Adverbs', ,Article', ,Causative', ,Collective', ,De¬

clension', ,Derivation', ,Diminutive'). 3. Syntax (z.B. ,Adjective Phrase',

,Apposition, ,Concessive Clause'). 4. Textlinguistik (z.B. /Discourse Analy¬

sis'). 5. Schrift (z.B. ,Arabic Alphabet: Origin', ,Arabic Alphabet for other Languages'). 6. Psycholinguistik (z.B. ,Cognitive Linguistics', ,Child Bi- lingualism'). 7. Soziolinguistik allgemein (z.B. ,Culture and Language', Länderartikel wie ,Algeria', ,Bangla Desh', ,Djibouti/Eritrea'), darunter Sprachkontakt (z.B. ,Aramaic/Syriac Loanwords', ,Berber Loanwords', ,Coptic Loanwords') und Mehrsprachigkeit (z.B. ,Code-switching', ,Diglos-

sia'). 8. Computerlinguistik (z.B. ,Automatic Language Processing', ,Com- putational Linguistics', ,Corpus Linguistics'). 9. Dialektologie allgemein

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(z.B. ,Dialects: Genesis, Classification', ,Dialect Geography'), Dialekte von Städten (z.B. ,Algiers', ,BaghdacT, ,Beirut', ,Cairo £) und Regionen (z.B.

^Afghanistan Arabic', ,Andalusi Ar/, ,Chad Ar.'). 10. Gesamtdarstellungen und Varia (z.B. ,Abbreviations', ,Afro-Asiatic Languages', ,Biradicalism', ,Arabic Studies in Europe', ,Braille', ,Christian Middle Arabic', ,Classical Arabic'). Da auch die nationalarabische Grammatikschreibung durch Bei¬

träge wie , cÄ'id', , cAmal', , 3Asl', ,Didd' etc. repräsentiert ist, gebührt den Herausgebern für die kluge, wohl kaum Wünsche offenlassende Auswahl der Stichwörter ein großes Kompliment wie ebenso für die Vorgabe eines einheitlichen Transkriptionssystems, das im Gegensatz zur EI ein Phonem adäquat durch ein Zeichen wiedergibt und damit prinzipiell dem System der DMG folgt, bei der Transkription von g = j, h = x und z = d (bei Eigennamen wie Ibn Manzür dagegen wird z beibehalten!) jedoch davon abweicht, was mir im Fall von z weder notwendig noch sinnvoll zu sein scheint. Als über¬

aus positiv wirkt es sich ferner aus, daß den Autoren für die Beschreibung der Dialekte Struktur und Inhalt vorgegeben wurden, wodurch dem Leser der Vergleich ungemein erleichtert wird. Wenngleich Autoren wie P.J. de Pommerol (,Chad Ar.') und A. Borg (,Cypriot Maronite Ar.') eigene Wege gehen oder, wie nicht selten, Syntax und Lexikon von den Dialektologen stiefmütterlich oder gar nicht behandelt werden, z.B. von A. Bouche rix (,Algiers Ar.') und C. Holes (,Bahraini Ar.'), so bieten die Beiträge dennoch insgesamt gesehen sehr breite und zuverlässige Informationen, reflektieren durchweg den aktuellen Kenntnisstand, oft auch die langjährige, profunde Vertrautheit des Autors mit dem Dialekt wie z.B. bei M. Woidich (,B ceri Ar.', ,Cairo Ar.') oder J. Lentin (^Damascus Ar.') und bilden somit den am besten gelungenen Teil der EALL.

Ihnen gegenüber steht die große Gruppe von Artikeln, die ein Phänomen der arabischen Grammatik behandeln und je nach Art naturgemäß hinsicht¬

lich der Struktur und des Umfangs größere Unterschiede aufweisen. Jeder wird Verständnis dafür aufbringen, daß man als Herausgeber den Autoren in Bezug auf Methodik, Theoriebildung, Bewertung von Fakten etc. freie Hand lassen und als Folge davon Überschneidungen und Unzulänglich¬

keiten anderer Art in Kauf nehmen muß, doch hat es das Editionskomitee allem Anschein nach leider verabsäumt, den Autoren gegenüber den An¬

spruch der EALL yalle Formen des A rabischen ei nzubeziehen, deutlich zu machen und dessen Umsetzung konsequent einzufordern. Ohne der Frage nachzugehen, ob auch alle Mitarbeiter dazu befähigt gewesen wären, muß hier als Befund festgehalten werden, daß eine Anzahl von Artikeln entweder ausschließlich oder größtenteils nur eine Sprachstufe erfaßt, z.B. klassisches Arabisch in ,Adjectives' (W. Fischer), ,Causative' (A. Mäcelaru), Collec¬

tive' (I. Ferrando), modernes Hocharabisch in ,Agreement' und ,Copula'

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(M. Bahloul), ,Concessive Clause' (M. Langer), ,Determiners' (L. Chou™

eiri), moderne Dialekte in demonstratives' (Á. Vicente) oder nur einen modernen Dialekt in ,Binding' und ,Clitic c (J. Aoun; nur Libanesisch- Arabisch!). Die Tatsache, daß durch diese Unausgewogenheit der Leser nur einen Teil der Wahrheit erfährt, liegt meines Erachtens darin begründet, daß eine gewisse Gruppe von Arabisten mit einem recht eingeengten Blickfeld an ihre Aufgabe herangegangen ist, deren Arbeitsweise einmal A. SiMAf in einer Besprechung 2 sehr zutreffend charakterisiert hat, die ich an dieser Stelle sinngemäß und mitunter wörtlich wiedergeben möchte: Gemein ist ihnen, daß sie sich einseitig von gerade en vogue befindlichen Moden diver- ser linguistischer Strömungen in Fragestellung und Methodik leiten lassen, einschlägige arabistische Arbeiten, die nicht auf Englisch verfaßt wurden, nicht zur Kenntnis nehmen (können?), keine Primärquellen verwenden und daher ihr Material nicht nur aus der Sekundärliteratur entnehmen, sondern mit mäßigem Erfolg häufig Sätze selbst konstruieren, Banalitäten mit ihrer sonderbaren Insider-Terminologie zu Bedeutsamkeit aufblasen und in ihrer Bibliographie nur jüngere Arbeiten zitieren, sodaß der Eindruck entsteht, die arabische Sprachwissenschaft habe erst gegen Ende der 80er Jahre das Licht der Welt erblickt. Wer diese Charakterisierung für überzogen hält, vergleiche nur den Beitrag ,Copula' S. 506-511 von M. Bahloul (im Fol¬

genden B.): Eingangs erfährt der staunende Leser, daß es im Arabischen zwei Satztypen, den Verbal™und den Nominalsatz, gibt, die sich voneinan¬

der dadurch unterscheiden, daß der erste „exhibits a verbal form, the latter does not". Belegt wird diese (nicht korrekte) Behauptung mit zwei Sätzen, die B. einem in Abu Dhabi erschienenen, mir nicht zugänglichen Buch3 ent¬

nommen hat; sie lauten: yurdiu l-hütu sigärahü und al-hütu atwalu min at- timsähij die B. mit Mammals breastfeed their babies" und Mammals are taller than crocodiles" übersetzt. Es überrascht sehr, daß ein Araber nicht weiß, daß Säugetiere tadylyät heißen und mit al-hüt der Walfisch gemeint ist, und noch mehr, daß er in seinen selbst konstruierten Sätzen (18) a-c wäqifan mit „standing up" (das wäre qä'imanX) statt mit „stopping" oder

„Standing" wiedergibt, daß er in diesen allesamt ganz simplen Sätzen sogar Fehler macht, z.B. lies (18)d: ya-statV-u r-rajul-u "an ya-kün-a mudïr-an

statt y-astatï c-u can ''(ya-kün-a) r-rajul-u mudïr-an, daß für ihn cindamä, hlnamä etc. „temporal adverbs" statt Konjunktionen sind, daß von ihm 2 Rcz.von: J. Legarme et al. (Hrsg.): Researchin Afroasiatic Grammar. Papers from the 3rd Conferenceon Afroasiatic Languages, Sophia Antipolis, France, 1996. Amsterdam 2000. In: ZAL 42 (2003), S.80f.

3 Muhammad A. Assahârïn (sic): At-Tatbïqât al-lugawiyya. Ob der Name korrekt wiedergegeben wurde, scheint mir zweifelhaft zu sein, denn ichkonnte den Autor ebenso wenig wieden Verlag „Ben Mansour Publishing" (= Dar Ibn Mansür?) ausfindig machen.

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als „ungrammatical" bezeichnete Sätze wie (4): yakünu at-tälibu ft l-fasl durchaus einen Sinn ergeben, wenn man sie richtig mit „will be" statt „is"

übersetzt etc. Viele werden sich zudem an seiner Fixierung auf die TG- Analyse, unüberlegten Formulierungen wie „of the 8th century Arab and

(!) Muslim grammarians" oder divergierenden Schreibweisen stoßen (mal schreibt er yakünu, mal y-akün-u), ich kann damit jedoch eher leben als mit der Tatsache, daß er in seiner 14Titel enthaltenden Bibliographie zwar 4 unpublizierte amerikanische Dissertationen, aber weder die Grammatik von Wright noch die Werke Reckendorfs oder die Schriften der „Arab

and Muslim grammarians" aufführt, deren Konsultation ihm so manches Wissenswerte zu laisa, käna wa-ahawätuhä etc. vermittelt hätte, welche mit

keinem Wort erwähnt werden. Aber bevor man sich an die Syntax wagt, sollte man die Morphologie gründlich erlernen, denn daran hapert es bei B. am allermeisten. Wir haben schon gesehen, daß er die Präformative des Verbs im Präsens falsch mit y- y t- etc. statt mit ya-, ta- etc. wiedergibt, was nicht als einmaliger Lapsus, sondern als Ignoranz zu werten ist, da er in sei¬

nem Beitrag ,Agreement' genau so verfährt und auf S. 44 noch mehr Fehler macht: Bei ihm lautet die Endung der 3. Ps. m.PI. Perf. l-ul statt /-ü/ und die der 3. Ps. f. Pi. Imp erf. /t-/_/-na/ statt /ya-/_/-na/\ sehr sonderbar ist es auch, daß er neben der LPs. m.Sg. Imper f. / 3-/_/-u/ eine Femininform (!) / ?-/_/- u/

angibt.

Obwohl damit noch längst nicht alle Beanstandungen vorgebracht sind, sei hier ein Schlußstrich gezogen, um einem eventuell aufkeimenden Verdacht zu begegnen, hier würde gegen eine Gruppe jüngerer US-amerikanischer Linguisten, deren Forum die seit 1990 in Amsterdam erscheinenden Per¬

spectives on Arabic Linguistics sind, polemisiert oder einzelne Vertreter derselben stigmatisiert. Dem ist beileibe nicht so, denn Mängel vom Typus

„vermeidbare Fehler, die aufgrund von nachlässiger Arbeitsweise oder un¬

genügender Kenntnis/Vertrautheit mit Primär- oder Sekundärliteratur ent¬

standen sind" sind über das ganze Werk verstreut und lassen sich auch bei altgedienten und renommierten Vertretern ihres Fachs wie W. Fischer in ,Adjectives c nachweisen: Lies S. 16 yaqud-un und yaquda statt yaqud-un

und yaquda, S.17 sukärä statt sukära, S. 18: Der PI. sumäjä von Sg. samijun ist meines Wissens nicht belegt, sondern nur suma] au von samijun. Lies faiqu statt faiqu. Abgesehen von diesen Nebensächlichkeiten muß jedoch

fundamentale Kritik geübt werden, und zwar an folgender Aussage auf S.17: „In the syllable before the nisba-ending the vowels i, ïy and ay change to a, ... but this phonetic rule is often neglected." Wer dieses „Lautgesetz"

anwendet und dann von al-Qähiratu, masihun und sayfun die Nisben qdharïyun, masahïyun und safïyun bildet, wird nicht viel Freude erleben und spätestens durch einen Blick ins Lexikon eines Besseren belehrt, denn

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von einem Lautgesetz oder von einer für gewisse Nominalformen gültigen Bildungsregel zu sprechen, wie dies Fischer in seiner Grammatik (Wies™

baden 21987, S. 66) tut, ist sachlich nicht gerechtfertigt. Da zu diesem Phä¬

nomen noch keine gründliche Untersuchung vorliegt, sei hier - vorsichtig ausgedrückt - nur von der Beobachtung gesprochen, daß in vor™und früh™

islamischer Zeit hauptsächlich von Stammesnamen mit der Nominalformen failun, faïl(at)un und fuail(at)un die Nisben fa calïyun bzw. fualïyun ge™

bildet wurden, z.B. Namir: namarïyun, Taqïf: taqafïyun, Rabf a: raba ïyun, Sulaim: sulamïyun, Muzaina: muzanïyun, aber, wie an Ta mim: tamïmïyun und Numair: numairïyun etc. ersichtlich, diese Bildungsweise keines™

wegs obligatorisch war. Erwartungsgemäß herrscht bei normalen Wörtern die regelmäßige Bildung vor, z.B. tabVïyun, tufaïlïyun etc.; Formen wie malakïyun von malikun und qabalïyun von qabilatun sind die Ausnahme.

Zur Erklärung ihrer Entstehung ist von Nisben der /¿zW^- Substantive der tertiae wäw wie casan: "asawïyun auszugehen. Nach cas-an bildeten die alten zweiradikaligen Substantive "ab-un und "ah -un ebenfalls 'ab-awlyun und

yah-awïyun\ in Analogie dann alle anderen zweiradikaligen Substantive die Nisbe auf -awiyun wie z.B. lug-atun: lug-awiyun. Es könnte sein, daß in™

folge formaler Ähnlichkeit von nab-lyun und Qus-aiyun mit ihnen analog nab-awlyun und qus-awlyun gebildet wurden, dann natürlich auch bei glei¬

chen Wörtern der tertiae 5 wie Ai-ïyun: cal-awiyun. Schließlich haben die Schemata fa'alïyun unâ fu alïy un bei normalen dreiradikaligen fail- und /¿/^¿/-Substantiven zur Nisbenbildung gedient, allerdings nur, wenn man

as -Sir äff4 glauben darf, bei Stämmen der Tihama und in benachbarten Re¬

gionen. Wie dem auch sei, bei den Nationalgrammatikern gelten sie als sädd und sind auch in späteren Perioden des Arabischen und in der modernen Schriftsprache nicht mehr produktiv. - Ebenso ist der Aussage Fischers entgegenzutreten, daß „A nisba-ending -än-iyy- ... appeared in post- Classical Arabic", denn z.B. lihyäniyun „langbärtig" ist schon bei Ibn as™

Sikkït: I slab al-mantiq (Ed. Ahmad Muhammad Säkir und Abdassaläm Muhammad FIärön. Kairo -1375/1956, S. 369,7) belegt; s.ferner sa cränlyun y raqabäniyun etc.

Da in vielen weiteren Fällen die Richtigstellung nur durch eine relativ ausführliche Stellungnahme zu erreichen ist, will ich, um diese Besprechung nicht allzu lang werden zu lassen, lediglich noch auf einige ausgewählte Fälle eingehen, bei denen die Fehler so offensichtlich sind, daß sich jede Dis¬

kussion erübrigt, etwa den Beitrag ,Collective' S. 433f. von I. Ferrando, in dem wie leider so oft in der Vergangenheit die Begriffe Kollektiv und Nomen

4

Zitat bei al-Astaräbädi: Sarh Säfiyat Ibn al-Hägib. Edd. Muhammad

Nur al- Hasan,

Muhammad

az-Zafzäf,

Muhammad

Muhyïddïn 'Abdalhamïd.Beirut

21395/1975, II, S.

29,-4ff.

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generis miteinander vermengt werden und dem aktuellen Forschungsstand nicht Rechnung getragen wird, da Ferrando die grundlegenden Arbeiten von M. Uli/mann 5 zum Thema nicht kennt und in seiner Bibliographie nur 3 (!) Werke zitiert, nämlich das Kitäb von Sïbawaihi, H. Fleisch: Traité de philologie arabe (Bd. I. Beirut 1961) und S. Dayf: Tay sirät lugawiyya (Kairo 1990), de facto jedoch Fleisch abschreibt, allerdings oft falsch, man lese

statt fail: jamil ... jann, aTyähüd ... yähüdiyy richtig fail: jämil ... jann, al-yahüd ... yähüdiyy. Dieselbe Vorgehensweise kennzeichnet den Beitrag ,Dissimilation' S. 653f. von P. Zemánek, in dem man als Beispiele für diesen phonologischen Prozeß Dinge findet wie: ^qäwilun > qailun, ohne daß uns mitgeteilt wird, warum dies bei den aktiven Partizipien der Stämme III und VI, z.B. muqdwiluriy oder dem Infinitiv VI, z.B. tasäwurun, nicht der Fall ist, oder völlig Abwegiges wie Ajaran > jïrân, wo doch jeder weiß, daß die Pluralform aus 'fiwrän entstanden ist! Unerwähnt dagegen bleiben unter anderem die Geminatendissimilation, z.B. iggäs > ingas, und die Tatsache, daß die alten Philologen wie Ibn as-Sikkït, Abu t-Taiyib al-Lugawï u.a. in ihren K. al-Ibdäl betitelten Werken bereits eine große Masse an Material gesammelt haben, das man mit Gewinn hätte heranziehen können. Wenn man allerdings wie Zemanek in der Bibliographie nur 2 (!)Werke (Fleisch 1961 und einen Aufsatz von J.J. McCarthy) und nicht einmal Brockel¬

manns GVG anführt, erübrigt sich jeder weitere Kommentar. Auch in sei- nem zweiten Beitrag ,Anaptyxis c S. 85f. werden seine Wissenslücken deut¬

lich, etwa wenn er die Form mararta als Anaptyxe erklärt und nicht sieht, daß marra durch Kontraktion aus *marara entstanden ist, oder wenn er als Beispiel *katab-tum-hä > katab-tum-ühä anführt, das nicht hierher gehört und zudem seiner eigenen Definition von Anaptyxe zuwiderläuft: „A. is defined as the insertion of a short/extra short (Hervorhebung durch Rez.) (non-etymological) vowel between consonants in order to make a word more easily pronounceable."

Auch bei so manch anderem Beitrag sind die Literaturangaben mehr als dürftig. Man kann sich nur wundern, wenn z.B. M. Langer in ,Concessive Clause' S. 465ff. keinerlei Sekundärliteratur angibt, d.h. weder auf wichtige Werke jüngeren Datums zum Konditionalsatz allgemein wie die vonY. Peleo 6

5 Flughühner und Tauben. München 1982 (SBAW, phil.-hist. KL,Jg. 1982, Heft 1= Beiträge zur Lexikographie des Klassischen Arabisch Nr. 3) (vgl. dazu die wichtige Be¬

sprechung von W. Heinrichs in: Zeitschrift für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften1[1984],S. 318-325); idem: Das arabische Nomen generis. Göttingen 1989 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. KL, 3. Folge, Nr. 176).

6 Conditional Structures in Classical Arabic. Wiesbaden 1992(Studies in Arabic Lan¬

guage& Literature 2).

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oder M. Ullmann 7 noch auf seinen eigenen Aufsatz „Die Konzessivsatz¬

relation im modernen Hocharabisch" (in: ZAL 32 [1996], S. 7-24) verweist, oder wenn Y. Suleiman in /Arabiyya das gleichnamige fundamentale Werk von J. Fück (Berlin 1950) übergeht. Es hat den Anschein, als ob Ver™

steegh und seine Mitherausgeber so manche Beiträge keiner kritischen Durchsicht vor der Drucklegung unterzogen haben: Wie sonst ließe sich erklären, daß sie in ihrer Einleitung (S. V) u.a. Fleisch 1961 als „outdated"

bezeichnen, aber gleichzeitig hinnehmen, daß Zemánek nur aus diesem Werk schöpft, oder daß S. Bendjaballah in ,Apophony £ die Transkrip¬

tionsvorgaben ignoriert 8 und S. 120 "kam statt richtig "atän und qana:dil statt korrekt qanddïl schreibt, die von ihr rekonstruierten Verbalformen yuaktib und ktabab nicht mit einem Asterisk versieht und die Diskussion der gebrochenen Plurale als „beyond the scope of this entry" bezeichnet und einfach wegläßt? Als Beleg für meine These der fehlenden Endkontrolle sei hier eine Auswahl von Corrigenda und Addenda präsentiert, und zwar nur um die verschiedenen Arten der Fehler aufzuzeigen und ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit: S. 14: Statt imraa hasana wajh(in) ,a hand™

some-faced woman' lies 'imraatun hasanatu l-wajhi ... S. 27: Befremdet liest man: „Notice that Classical Arabic jïm is counted by the Arab gram™

mari ans as one of the ,sun letters' since it is not involved in the assimilation of the definite article prefix /1/ with a following coronal (called ,moon let™

ter')." Umgekehrt wird ein Schuh draus! S. 33: Statt qirïna we wrote líes we read. S. 43: Statt al-hijäratu the stone (2mal!) lies the stones. S. 51: Statt waqada líes yaqi/uda. S. 77: R. Ratcliffe hat Wright, den er in Table 5 abschreibt, gründlich mißverstanden, denn Härit und Hamid sind Eigen™

namen und nicht mit ,plowman und schon gar nicht mit ,sourc (das wäre hämidl) zu übersetzen. S. 133ff.: In ,Arabic Alphabet for other Languages' fehlt das ,Berber Alphabet', das die Sulüh in Südmarokko seit dem 16. Jahr¬

hundert bis heute verwenden. S. 166ff.: Der Titel des Beitrages ,Arabic Stud¬

ies in Europe' ist zu weit gefaßt, da der Autor nur auf die Anfänge bis zum Beginn der Neuzeit Bezug nimmt und das 19.und 20. Jahrhundert gänzlich außer Acht läßt. S. 187: Statt barnämij (2mal) lies barnämaj. S. 434ff.: In ,Collocation' spricht D.M. El- Gem ei immer falsch von al-Ittiba statt von al-Itbä\ auch im Fall des Werks von Ibn Färis (das Buch gleichen Titels von Abu t-Taiyib al-LugawI kennt sie nicht). S. 439: Statt Majaila Mujam al-Luga al-cArabiyya lies Majallât Majma c... S. 544f.: Es genügt nicht, daß Versteegii nur die Werke über das däd von az-Zangäm oder des späten 7 Sätze mit lau. München 1998 (SBAW,phil.-hist. Kl, Jg.1998, Heft 1= Beiträge zur Lexikographie des Klassischen Arabisch Nr. 14).

8 Dies tut auch R. Ratcliffe in ,Analogy', wenn er die Langvokale durch Doppel™

Schreibung ausdrückt.

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al-Mansün anführt; viel wichtiger sind die früheren Schriften von as-Sähib b. cAbbäd und Ibn Suhail sowie das große al-Farq baina l-ah ruf al-hamsa, wa-hiya az-zä\ ad-däd, ad-dal, as-säd, as-sïn von al-Batalyausï. 9 S. 561:

Die Aussage von L. Edzard, „proper names of Canaanite origin such as

"ibrâhïmu" seien diptot, ist dahingehend zu modifizieren, daß Eigennamen fremder Herkunft generell diptot sind, aber nur dann, wenn sie aus mehr als einer Silbe bestehen, denn Nüh, Lût etc. sind immer triptot. S. 565: Lies statt ma "af cala zaydan ,what an excellent man Zayd is! 4ma "ajwada Zaydan.

S. 639: Nachzutragen sind Ko s e d imi nu ti va in vielen arabischen Dialekten nach der Nominalform fa ccüla wie cAbbúda, Fattúma etc. von 'Abdallah, Fätima. Man lese ferner qubayla und buayda statt qubayl und buayd und streiche das nicht belegte al-lladayya, ein Produkt der Philologen; vgl. dazu M. Ullmann: „Diejenige welche" (in: WO 28 [1997], S. 136-152). S. 645: A.

Rom an bezweifelt in ,Diptosis cdie opinio communis, daß Nomina propria wie Yazïdu Verbalformen zugrundeliegen und sagt: „In fact, /y/ preceed- ing the three root consonants is probably an old em-phasis (sic) marker."

Da sich jedem Araber auch heutzutage die Bedeutung alter Eigennnamen wie Yacïsu, Yahyä und Ya'ma/uru problemlos erschließt, Femininformen wie Taglibu, Tumädiru etc. existieren und sicherlich niemand beim Anblick

einer Wüstenspringmaus yarbuun in Emphase gerät, gehören derartige Aussagen gestrichen. - Aber nicht nur das Arabische, sondern auch das Ber¬

berische muß einiges aushalten, z.B. S. 296: Statt tittawin Tetouan ... lit.

,eyes £ lies ,springs' (wie arab. cuyün) und S. 292: bu tiyni ist wohl der Dat¬

telhändler, nicht der ,tailor c, denn der heißt im Taiblhit ahdyyad (wie richtig aufS. 290 V.).

Vielleicht wird es den einen oder anderen Mitarbeiter trösten, wenn er erfährt, daß auch die ,Introduction' nicht ohne Fehl und Tadel ist. Allein zur ersten Spalte von S. V ist anzumerken: Statt Brockelmanns Geschichte der arabischen Literatur lies ... Litteratur, statt Reckendorff 1898-1898 lies Reckendorf 1895-1898. Unzutreffend ist, daß Brockelm an n's Geschichte ...

has been superseeded ...by Sezgin's Geschichte des arabischen Schrifttums", da leider das große Feld der Adabliteratur, die Metrik und Reimlehre und die Philosophie unbearbeitet geblieben sind, ganz abgesehen davon, daß nur die Literatur bis etwa Mitte des 5.Jh. Ii. erfaßt wird. Einwände sind auch gegen die Aussage zu erheben, daß Reckendorfs Syntaktische Verhältnisse oder Fleischs Traité zu den „Standard reference grammars" zu zählen sind, da sie jeweils nur die Syntax bzw. nur die Phonologie und Morphologie behandeln. Wenn Versteegh (und die Koeditoren) die genannten Werke

9 Zu den Ausgaben s. R. WeIpert: Classical Arabic Philology &Poetry ... Leiden 2002, Nr. 1.1, 533.1, Nr. 113.1;man ergänze die Neuau s gabe des Werks von Ibn Suhail durch Ahmad "Abdallah Bägür AjJ, Kairo 2005.

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sowie die Grammatik von Wright 1859-1862 als outdated" bezeichnen, so ist dies ein Pauschalurteil, das nicht nur dadurch widerlegt wird, daß nicht wenige EA LL-Mitarbeiter hauptsächlich aus ihnen schöpfen, son¬

dern auch dem Sachverhalt nicht gerecht wird, daß kein Arabist mehr die

1. Auflage von Wright benützt, sondern die emendierte, fast doppelt so umfangreiche und bis heute nachgedruckte 3. Auflage von 1896-1898. Das Urteil über andere Werke, darunter auch Versteeghs eigenes Werk The Arabic Language, fällt meines Erachtens viel zu streng aus, dient aber wohl, wie man sich denken kann, allein dem Zweck, die Bedeutung der EALL gebührend herauszustreichen und ihre Wichtigkeit zu betonen. Für wenig hilfreich halte ich überdies das Statement S. VI: „The EALL ... fills the gaps", denn deren Beurteilung sollte den Lesern und Rezensenten überlassen blei¬

ben, und zwar erst dann, wenn sie abgeschlossen vorliegt, denn zum gegen¬

wärtigen Zeitpunkt, da erst die Hälfte erschienen ist, läßt sich bestenfalls viel Licht neben einigem Schatten in der EALL ausmachen, wie dies bei vie¬

len Sammelwerken der Fall ist. Diese Diagnose ist jedoch nicht als Freibrief für die Herausgeber, in dieser Art und Weise fortzufahren, sondern als Auf¬

forderung an sie zu verstehen, die in meinen Ausführungen aufgezeigten Fehler und Unzulänglichkeiten in den nächsten Bänden nach Möglichkeit nicht mehr durchgehen und keine Gelegenheit zur Optimierung ungenutzt zu lassen, denn eine Chance wie die EALL kommt so bald nicht wieder.

Es ist ihnen daher anzuraten, ihrer großen Verantwortung als Herausgeber dadurch Rechnung zu tragen, daß sie von nun an mehr Sorgfalt auf die Aus¬

wahl kompetenter Autoren sowie auf die Korrektheit, Vollständigkeit und Aktualität der Beiträge verwenden, und zu ihrer Entlastung nach erfahrenen

und arbeitswilligen Mitherausgebern Ausschau halten, denn im Falle von A.

Elgibali, der sich gerade durch die völlig unzulängliche „Herausgabe" von Investigating Arabic. Current Parameters in Analysis and Learning (Leiden 2005 [Studies in Semitic Languages and Linguistics 42]) 10selbst diskredi¬

tiert hat, scheinen wesentliche Voraussetzungen für diese verantwortungs¬

volle Aufgabe zu fehlen. Bei der Auswahl der Autoren, für deren Auswahl dieselben Kriterien gelten, sollte man besonders an diejenigen denken, die bereits durch ihre hervorragenden Beiträge im ersten Band ihre Kompetenz unter Beweis gestellt haben, etwa R. Baalbaki (, 5AsL u.a.), P. Behnstedt (,Dialect Geography' u.a.), L. Bettini (,Didd') 5 B. Gruendler (,Arabic Alphabet: Origin ), P. Larcher (,Derivation), H. Palva (,Dialects: Classifi¬

cation'), M. Walt is berg (^Conjunctions'), A. Zaborski (,Biradicalisrn u. a.), T. Zewi ^Diminutive'), und all denjenigen, die wie etwa N. Boussofara-

10 Vgl. dazu die ausführliche Besprechung von A.A. Ambro s in: JSS 51/1 (2006),

S.225-229.

(11)

Omar ihre Weisheit nur aus englischsprachiger Sekundärliteratur schöpfen, 11 dringend ans Herz legen, sich an der Arbeitsweise der genannten Gelehrten zu orientieren.

Der Leser wird bemerkt haben, daß ich in den vorangegangenen Aus¬

führungen ausschließlich Bezug auf den ersten Band genommen und den zweiten unberücksichtigt gelassen habe. Grund hierfür ist, daß ursprüng¬

lich für Bd. I ein Besprechungsaufsatz und für Bd. II eine normale Rezen¬

sion vorgesehen war, ich aber den freundlichen Vorschlag des Herausgebers Florian C. Reiter, beide Beiträge in einem Aufsatz zu vereinen, mit Dank

annahm und so in der glücklichen Lage bin, vieles nicht wiederholen zu müssen und mich kürzer fassen zu können, was diesen zweiten, genau ein Jahr nach dem ersten erschienenen Band angeht. Er enthält über 130 Artikel

zu Themen aus folgenden Gebieten: 1. Phonetik und Phonologie (z.B. ,Eli- sion', ,Glide', ,Hamza, ^Intonation'). 2. Morphologie (z.B. ,Elative', ,Ener- gicus', ,Gender c, ,Impersonal Verb 4, ,Inflection'). 3. Syntax (z.B. ,Fronting', government', ,Indirect Speech', ,Interrogative Sentences'). 4. Pragmatik (z.B. jEllípsís', ,Focus', Junctional Grammar'). 5. Schrift (z.B. ,Epigraphy (Islamic)', ,Kufic'). 6. Psycho- und Neurolinguistik (z.B. ,First Language Acquisition', ,Language Pathology'). 7. Soziolinguistik allgemein (z.B.

,Ethnicity and Language', ,Interference', Jargon', ,Language and Gender',

,Language Attitudes', ,Language Contact', ,Language Loss', ,Language Poli¬

cies and Planning'), Länderartikel (z.B. ,India', ,Indonesia', ,Iran', ,Israel') und Sprachkontakt (z.B. ,IIausa', ,Himyaritic', ,Kanuri', ,Kurdish', Eng¬

lish, French, Greek, Ivrit etc. Loanwords'). 8. Dialektologie allgemein (z.B.

,Gahawa-Syndrome', ,Labiovelarization'), Dialekte von Städten (z.B. Je¬

rusalem Arabic', Jordanian Ar.' [Amman], ,Khartoum Ar.') und von Re¬

gionen (z.B. ,Egypt', ,Gulf States', ,Hassäniyya Arabic', Jraq', ,Khuzestani Ar.', ,Kuwaiti Ar.'), Sonderformen des Arabischen (z.B. ,Gypsy Arabic', Juba Ar.', ,Ki-Nubi'). 9. Gesamtdarstellungen und Varia (z.B. grammatical

Tradition: Approach', ,idem: History', ,History of Arabic', Jnterface Lin¬

guistics', Jnternet', Judaeo-Arabic', ,Language Academies'). 10. National¬

arabische Grammatik (z.B. ,Fä cil', ,Fasïh', ,FiT, ,Häl', Jiarf, ,Tbdäl',

, 5Idäfa', ,Tdgäm', ,Tlla', , 5Imäla', ,Träb', ,Ism', ,Tsnäd', ,Istiqäq', Jstitnä 5', Jumla', ,Kaläm', ,Kalima').

Angesichts der Vielzahl der Beiträge und ihrer so unterschiedlichen The¬

matik ist es für den Rezensenten kein Leichtes, deren Qualität adäquat zu beurteilen. Da sich mir in manchen Fällen, z.B. ,Fulfulde', ,Kanuri', ,Hausa' und ,Kurdish', auf Grund fehlender Sprachkenntnisse jedwede Aussage

11 Ihr Beitrag ,Diglossia' leidet unter anderem darunter, daß sie den gerade in der

2.Auflage erschienenen Klassiker von W. Diem: Hochsprache und Dialekt im Arabischen (Wiesbaden 1974[AK M 41,1]) nicht zu kennen scheint.

(12)

294 Reinhard We i

pert

von vornherein verbietet, sei hier nur ganz generell der sehr positive Ein¬

druck hervorgehoben, den eine oft kursorische, manchmal aber auch recht gründliche Lektüre dieses Bandes hinterlassen hat. Demnach darf man ge¬

trost die allermeisten Artikel als gut oder sehr gut bezeichnen; nicht wenige, darunter etwa ,Egypt' von D. Wilmsen und M. Woidich, ,Grammatical Tradition: History' von M.G. Carter, ,Hassäniyya-Arabic' von C. Taine- Cheikh, ,Ibero-Romance Loanwords' von F. Corriente, ,Tmälac von A.

Levin, ,Tnsä5i von P. L arc her, ,Iraqcvon O. Jastrow und Judaeo -Arabic' von G. Khan, um nur einige herauszugreifen, verdienen sogar das Prädi¬

kat ,hervorragend c. Vor lauter Weizen darf aber auch die Spreu nicht un¬

erwähnt bleiben, die dieser Band in einem sehr viel geringeren Maß als der erste enthält. Als Beispiel möge das Lemma ,Gemination' dienen, in dem sich S. Rosenthall nur in der eigenartigen Welt der prosodie morphology von John J. McCarthy bewegt, dessen Sichtweise in der ihm eigenen Ter¬

minologie referiert und dadurch, daß er in seiner Bibliographie lediglich auf vier Werke seines Meisters verweist, zeigt, daß er entweder die relevan¬

ten Arbeiten der westlichen Arabistik oder der einheimischen Grammati¬

ker nicht kennt oder sie zur Gattung pro nihilo hab en da zählt. Dabei hätte er bei ihrer Lektüre eine Menge lernen können, z.B. daß es nicht nur eine medial gemination gibt, sondern daß auch der dritte Radikal im IX. und XL Stamm geminiert wird und Substantive wie sibittun ,Dill cund Adjektive wie timirrun ,schnell und feurig (Pferd)' existieren. Da überrascht es nicht,

daß auch bei der Darstellung der Gemination des zweiten Radikals Adjek¬

tive der Nominalformen fi ccïlun yfu cülun und fa ccülun wie siddiqun ,überaus wahrheitsliebend', quddüsun hochheilig' und qayyümun ,ewig bestehend' und Substantive wie sullamun ,Leiter' oder gummaizun ,Sykomore' nicht besprochen werden und die Beispiele für fa ccälun und fu'älun als Plural vom Partizip aktiv I der Korrektur bedürfen: Man lese kawwa statt kawwäy und "ubbäq statt "abbäq. Ferner ist seine Aussage „Gemination also occurs with the prefix /al/" dahingehend zu verbessern, daß al- kein Präfix, son¬

dern der bestimmte Artikel ist und die Gemination als Ergebnis einer to¬

talen regressiven Assimilation zu sehen ist. Hier hätte ein Verweis auf das Lemma ,Assimilation' genügt; da dieser nicht erfolgt ist, muß sich der Autor fragen lassen, warum er dann Fälle wie min mä > mimmä y"an lä > "alla oder die Assimilation im VIII. Stamm der primae wäw nicht anführt.

Handwerklich äußerst mangelhaft ist auch der Beitrag ,Kaskasa and Kas- kasa' von M. A. al-Azraqi, an dem zu bemängeln sind: 1. Zahlreiche Tran¬

skriptionsfehler allein bei sämtlichen Stammesnamen auf der Karte S. 556 wie 5Asd, Rabï?ah, Häwazin, Tamim und Baker Bin-wa'il, die "Asad, Rabï'ah, Hawäzin, Tamïm und Bakr ibn 5il zu lesen sind. 2. Falsche oder unvoll¬

ständige Angaben bei fast jedem Werk in der Bibliographie auf S. 556f.: Man

(13)

lese z.B. Äl Gunaym, Säliha Räsid Gunaym ... Mecca: Umm al-Qurä Univ.

statt Gunaym, Sälha al- ... Jeddah: Dar al-Madanï, bei Ibn Jinnï Xasä'is Cairo: Dar al-Kutub al-misriyya statt Beirut: Dar al-Kutub al- carabiyya, bei Ibn Manzür Muhammad ibn Mukarram statt Mukarram ibn Mukarram, 12 bei Ibn Yaïs fÄlam al-kutub statt cÄlam al-kitäb, 13 bei Zamaxsan Bagdad 1976-82 statt n.p., n.d. und so fort. 3. Mangelnde Sachkenntnis. Der Auto¬

rin, die nur J.C.E. Watsons Artikel in ZAL 24 (1992),S. 60-81 zitiert, sind sämtliche ältere Studien zum Thema wie Ii. Kofi er: „Reste altarabischer Dialekte" (in: WZKM 47 [1940], S. 61-130, 233-262; 48 [1941], S. 52-88, 247-274; 49 [1942], S. 15-30), C. Rabin: Ancient West-Arabian (London 1951) oder W. Fischer: „K > S in den südlichen semitischen Sprachen" (in:

MSS 8 [1956],S. 25-38) anscheinend unbekannt, was eventuell hinnehmbar gewesen wäre, hätte sie nicht vorzugsweise aus al-Lahajät al- carabiyya ft t- turät eines von ihr immer Jindï genannten Ahmad A. al-Jundï geschöpft, die bereits Kairo 1974 erschienen sind (die von al-Azraqi benutzte Aus¬

gabe Tripoli 1983 ist ein Nachdruck), sondern sich selbst in der klassisch¬

arabischen Literatur umgesehen und versucht, die widersprüchlichen An¬

gaben dort zusammenzustellen und etwas Klarheit in die Sache zu bringen.

Dazu war siejedoch offensichtlich nicht in der Lage, denn es fehlen Verweise auf wichtige alte Quellen wie Halïl Ain I 91 und V 269,14 Gähiz Bayan III 212f., Mubarrad Kämil II 223, Ta lab Magälis I 81, Balädun Ansäb IV A 19,6 etc., die kaskasa mal den Rabfa (Halïl Ain, TaMab Magälis, b. Abbäd Muhït VI 121), den Tamïm (b. Qutaiba Garïb al-hadït II 404, Mubarrad Kämil, b. Duraid Gamhara I 42), den Asad (Balädun Ansäb, Gauhan Sihäh III 1018) oder den Bakr b. Wa il (Sïrâfï Sarh K. Sïbawaih II 194f.) nach- sagen und kaskasa bei den Bakr b. Wä'il (Gähiz Bayän, b. Qutaiba Garïb, Mubarrad Kämil, Balädun Ansäb, b. cAbbäd Muhït VI 126), den Hawäzin (Ta lab Magälis, b. Ginnï Hasä'is II 11) oder den Rabï ca (b. Färis Sâhibï 53) finden wollen; Aussagen wie S. 555: „Neither Sïbawayhi nor Ibn Yacïs men¬

tions (sic!)" oder „Ibn Färis ... and as-Suyüti ... conclude" (b. Färis Sâhibï ist Quelle von as-Suyútí Muzhir!) machen zudem deutlich, daß ihr die Ab¬

hängigkeit der Quellen voneinander nicht bewußt und eine kritische Eva¬

luation deren Aussagen daher nicht möglich war. Damit genug, denn wer sich über den aktuellen Kenntnisstand zu kaskasa informieren will, findet

12 Derselbe Fehler findet sich auch in anderen Bibliographien, s.S.197,281, 364 und 582.

13Verlesungen und Verschreibungen dieser Art sind über den ganzen Band verstreut, man lese z.B. S. 93 und 95: al-Lablï statt al-Liblï, S. 182: Geburtstag statt Geburstsdag, S.364: Dar Sädir statt Dar Sädek, S.428: Matba at at-Taraqqï statt Matba'at az-Zaqï, Dar al-Garb al™3islämi statt Dar al-cÄrab al-lslärm und so fort. Die Herausgeber täten gut daran, dem Abschlußband eine Liste der Corrigenda beizugeben.

14Zu den benutzten Ausgaben s. Weipert 2002, Nr. 262.1a, 169.1a, 366.3b, 612.2, 102.le, 1.6, 140.3b, 175.2, 529.4, 462.4, 181.4, 154.20.

(14)

296 Reinhard We i

pert

in S. Hopkins: „Kaskasa" (in: JSAI 29 [2004], S. 17-34) einen Aufsatz vor, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann.

Zuweilen machen die Beiträge bei erstmaliger Benutzung einen guten Eindruck, der sich jedoch bei nochmaliger gründlicher Lektüre zu relati¬

vieren beginnt. So ging es Rez. beim Artikel ,Gender cvon A. H achí Mi, der an sich von Aufbau und Inhalt her kaum zu wünschen übrig läßt und zu loben wäre, stieße man da nicht immer wieder auf Kleinigkeiten, die einem die Freude trüben. Dies sind vor allem ungeschickte Formulierangen, die den wahren Sachverhalt verschleiern wie z.B. S. 156: „The feminine suffix is also used to build ... diminutives and intensives." Richtig ist jedoch, daß bei der Bildung eines Diminutivs von einem femininen Substantiv maskuliner Form das Genus durch die Femininendung bezeichnet werden muß. Was

die Intensiva angeht, so ist die Aussage auf S. 157: Another very impor¬

tant function of -at is intensification" einfach falsch, denn die Nominalform ist die Intensivbildung bei den angegebenen Beispielen maddäh, nawwäh, rahhäl usw.; die Funktion des gelegentlich oder wie bei "allämatun fast immer antretenden -atun bedarf noch der Klärung. Auch die Feststellung auf S. 157: „... the suffix -at is also used to derive collectives out of partici¬

ples" kann so nicht stehenbleiben; gemeint ist, wie an den Beispielen kafir/

kafarat- und sähir/saharat- ersichtlich, daß beim Partizip aktiv neben dem normalen Plural fu'älun eine Pluralform fa'alatun gebildet werden kann, die Kollektivbedeutung hat. Hier hätte Hachimi auch auf Plurale der Form

fi calatun yz.B. qirdun ,Affe £:PL qiradatun sowie auf fuülatun und fi cälatun„

z.B. fahlun ,Kamelhengst': PL fuhülun und fihälun, danach fuhülatun und fihälatun, verweisen müssen, für die dasselbe gilt. Nicht unwidersprochen

bleiben darf auch ihre auf S. 159 geäußerte Meinung, daß es eine „large number of inanimate feminines without an overt feminine marker" gebe, denn die paar Dutzend Wörter machen viel weniger als ein Promille des Wortschatzes aus, was in den K. al-Mudakkar wa-l-muannat genannten Werken der Nationalgrammatiker 15nachzulesen ist, von denen Hachimi

kein einziges in ihrem Literaturverzeichnis anführt! Unbekümmerte For¬

mulierungen gehen bei ihr Hand in Hand mit oberflächlichem Umgang be¬

züglich der Wortbeispiele und deren Übersetzung; so lese man auf S. 156:

lämiya statt lamiya; S. 157: ward ,rose £ statt ,flower'; streiche yimmä cat- y das richtig "imma'atun oder "imma'un charakterloser Mensch* lautet und nicht zum Typus fa ccälatun gehört; streiche cumdat- ,mare, das mir in dieser Bedeutung nicht nachweisbar ist, ebenso müsä und %sä als nichtarabische Personennamen und ridä, da dessen -ä keine Femininendung ist! S. 158:

q is sat- ,she-monkey' ist ganz unsicher; nach Halïl Ain V 6 bedeutet das

15 Weipert 2002, Nr. 46.8,154.15, 156.4, 181.10, 238.5, 366.5,370.4 und 608.1.

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Wort eine Art Mistkäfer, bei b. Duraid Gamhara I 139 das weibliche Affen- junge; man streiche turmulat- ,she-wolf\ da das Wort die Füchsin bezeich™

net. S. 159: Lies riß ,footcstatt ,leg c.

Derlei Mängel finden sich natürlich auch zuweilen in anderen Lem¬

mata, doch diese hier aufzulisten würde zu weit führen, da ja auch der des Libanesisch-Arabischen wenig Kundige Fehler wie etwa ma Jul ,opened' (2mal!) statt Jocked' auf S. 368 erkennt, ja vielleicht auch byikun in bikün verbessern kann. Es sei daher nur noch auf eine Art Fehler hingewiesen, die

man gewöhnlich nicht so leicht entdeckt, und zwar falsche Zahlenangaben.

Eher zufällig mußte Rez. feststellen, daß in grammatical Tradition: Ap¬

proach 4 von J.-P. Guillaume fast alle Daten auf S. 181 zu verbessern sind: Das Todesjahr von Ibn Madä5 ist nicht 606/1208, sondern 592/1196, as-Suhaylï starb nicht 581/1192, sondern 581/1185 und az-Zamaxsarî nicht 539/1143, sondern 538/1144. Es überrascht auch, daß auf S. 352 D.E. Kou- LOUGHLi im Wörterbuch von Wehr entdeckt haben will, daß „49 types of pattern realize the plurals of all triconsonantal nouns", wo doch Wright für das Klassisch-Arabische nur knapp 30 verzeichnet, und daß „27 percent of nouns of the type R 1aR 2aR 3 have a plural of the type aR 1R 2äR 3 <<kann ebenso nicht stimmen, da der af ¿r/-Plural sehr oft von einem Singular der Form fa alun gebildet wird. - Zu guter Letzt sei der Leser noch auf ein be¬

sonders ärgerliches Versäumnis aufmerksam gemacht, das die Tabelle 1 auf S. 450 betrifft. Dort fehlen die Zahlenangaben der in den Lexika at-Tahdïb, al-Muhkam, Lisän al- cArab und al-Qämüs vorkommenden drei-, vier- und fünfradikaligen Wurzeln sowie deren Gesamtzahl, die nachzutragen sich der Rez. außerstande sieht.

Auf die Präsentation weiterer Lesefrüchte sei hier verzichtet, damit nicht beim Leser der falsche Eindruck entsteht, Rez. wolle seine anfangs ge¬

äußerte, überaus positive Wertung von Bd. II modifizieren und relativieren, die durch gewisse Schwachstellen keine Beeinträchtigung erfährt, denn jeder Wissenschaftler weiß, daß wie bei jedem Sammelwerk auch hier nicht alles Gold sein kann, was glänzt, und wie bei jedem anderen Buch eine Lektüre mit Bedacht und eine Benutzung mit kritischer Vorsicht nie verkehrt ist.

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