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STUDIA ROMANICA ET LINGUISTICA

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Academic year: 2022

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54 STUDIA ROMANICA ET LINGUISTICA

Steffen Heidin ger · Sekundäre Prädikation und Informationsstruktur

Steffen Heidinger

Sekundäre Prädikation und Informationsstruktur

Fokus und Informationsstatus bei spanischen Depiktiven

Dieses Buch beschreibt die informationsstrukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive (z.B. cansado in Juan llegó cansado a casa). Anhand von Experimenten und einer Korpusstudie beantwortet es die wichtigsten empirischen Fragen zu Fokus und Informationsstatus (Wie beeinflusst die Fokussierung die syntaktische Position der Depiktive? Drücken Depiktive immer neue Information aus? etc.). Weiterführende Fragen, die sich aus den Resultaten ergeben, werden ebenfalls behandelt (Welche Beziehung besteht zwischen Frequenz und Akzeptabilität im Bereich der Fokus-Syntax-Schnittstel- le? Warum unterscheiden sich syntaktische Funktionen in ihrer Fokusaffinität?

etc.). Zusammen mit dem einführenden Literaturüberblick ergibt dies eine umfassende informationsstrukturelle Beschreibung spanischer Depiktive.

Steffen Heidinger hat in Graz, Stuttgart und Paris Französisch, Geographie und Allgemeine Sprachwissenschaft studiert. Er forscht und lehrt als Assoziierter Professor an der Universität Graz im Bereich der spanischen und französi- schen Sprachwissenschaft. Seine Forschungsschwerpunkte sind Informations- struktur, sekundäre Prädikate, Valenzalternationen und die Adjektiv-Adverb- Schnittstelle.

SRL 54

www.peterlang.com ISBN 978-3-631-76926-3

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54 STUDIA ROMANICA ET LINGUISTICA

Steffen Heidin ger · Sekundäre Prädikation und Informationsstruktur

Steffen Heidinger

Sekundäre Prädikation und Informationsstruktur

Fokus und Informationsstatus bei spanischen Depiktiven

Dieses Buch beschreibt die informationsstrukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive (z.B. cansado in Juan llegó cansado a casa). Anhand von Experimenten und einer Korpusstudie beantwortet es die wichtigsten empirischen Fragen zu Fokus und Informationsstatus (Wie beeinflusst die Fokussierung die syntaktische Position der Depiktive? Drücken Depiktive immer neue Information aus? etc.). Weiterführende Fragen, die sich aus den Resultaten ergeben, werden ebenfalls behandelt (Welche Beziehung besteht zwischen Frequenz und Akzeptabilität im Bereich der Fokus-Syntax-Schnittstel- le? Warum unterscheiden sich syntaktische Funktionen in ihrer Fokusaffinität?

etc.). Zusammen mit dem einführenden Literaturüberblick ergibt dies eine umfassende informationsstrukturelle Beschreibung spanischer Depiktive.

Steffen Heidinger hat in Graz, Stuttgart und Paris Französisch, Geographie und Allgemeine Sprachwissenschaft studiert. Er forscht und lehrt als Assoziierter Professor an der Universität Graz im Bereich der spanischen und französi- schen Sprachwissenschaft. Seine Forschungsschwerpunkte sind Informations- struktur, sekundäre Prädikate, Valenzalternationen und die Adjektiv-Adverb- Schnittstelle.

SRL 54

www.peterlang.com

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Steffen Heidinger

Sekundäre Prädikation und Informationsstruktur

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STUDIA ROMANICA ET LINGUISTICA

condita a Peter Wunderli et Hans-Martin Gauger curant Daniel Jacob, Elmar Schafroth, Edeltraud Werner,

Araceli López Serena, André Thibault et Manuela Caterina Moroni

SRL 54

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Steffen Heidinger

Sekundäre Prädikation und Informationsstruktur

Fokus und Informationsstatus bei spanischen Depiktiven

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Publiziert mit Unterstützung der Universität Graz

Umschlaggestaltung:

© Olaf Gloeckler, Atelier Platen, Friedberg Gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier.

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ISSN 0170-9216

ISBN 978-3-631-76926-3 (Print) E-ISBN 978-3-631-76927-0 (E-PDF) E-ISBN 978-3-631-76928-7 (EPUB)

E-ISBN 978-3-631-76929-4 (MOBI) DOI 10.3726/b14723

Peter Lang – Berlin · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Warszawa · Wien

Diese Publikation wurde begutachtet.

Open Access: Dieses Werk ist lizensiert unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0

International (CC BY-NC-ND 4.0). Den vollständigen Lizenztext finden Sie unter: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de

©Steffen Heidinger, 2018

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Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung und Danksagung ix

Abkürzungen und Konventionen xi

1 Einleitung 1

2 Grundlagen 5

2.1 Depiktive . . . 5

2.1.1 Kanonische vs. nichtkanonische Depiktive . . . 5

2.1.2 Verwandte Konstruktionen . . . 13

2.1.2.1 Resultative sekundäre Prädikate . . . 14

2.1.2.2 Sekundäre Prädikate mit Argumentstatus . . . 15

2.1.2.3 Kurzadverbien . . . 16

2.1.2.4 Mente-Adverbien mit Subjektsbezug . . . 19

2.1.3 Syntaktische Position . . . 19

2.1.3.1 Vorbemerkung . . . 19

2.1.3.2 Subjektsbezogene Depiktive . . . 23

2.1.3.3 Objektsbezogene Depiktive . . . 31

2.1.3.4 Desiderata und Ausblick . . . 34

2.1.4 Semantische Eigenschaften . . . 36

2.1.4.1 Ereignisbindung der Prädikation . . . 36

2.1.4.2 Welche Prädikate können als Depiktiv fungieren? . . . 39

2.1.4.3 Zusatzsemantik und Zirkumstantialität . . . 43

2.2 Informationsstruktur . . . 45

2.2.1 Begriffsklärung . . . 45

2.2.2 Fokus . . . 48

2.2.2.1 Charakterisierung . . . 48

2.2.2.2 Formale Reflexe . . . 52

2.2.2.2.1 Vorbemerkung: Markierung vs. formaler Reflex 52 2.2.2.2.2 Formale Reflexe des Informationsfokus im Spa- nischen . . . 54

2.2.2.2.3 Formale Reflexe des Kontrastfokus im Spani- schen . . . 65

2.2.2.3 Fokusaffinität . . . 67

2.2.3 Informationsstatus . . . 75

2.2.3.1 Charakterisierung . . . 75

2.2.3.2 Formale Reflexe . . . 80

2.2.3.2.1 Prosodie . . . 81

2.2.3.2.2 Form . . . 83

2.2.3.2.3 Lineare Abfolge . . . 89

(8)

2.2.3.3 Diskursprofil . . . 91

3 Depiktive und ihre Informationsstruktur: Forschungsstand und For- schungsfragen 95 3.1 Intrinsische und extrinsische informationsstrukturelle Eigenschaften . . 95

3.2 Intrinsische informationsstrukturelle Eigenschaften . . . 96

3.2.1 Kanonische Depiktive . . . 96

3.2.1.1 Informationsstrukturelle Charakterisierung . . . 96

3.2.1.2 Konsequenzen . . . 98

3.2.1.3 Kritik . . . 109

3.2.2 Nichtkanonische Depiktive . . . 112

3.2.2.1 Zirkumstantiale Depiktive . . . 112

3.2.2.2 Detachierte Depiktive . . . 118

3.2.2.3 Detachierung und Zirkumstantialität . . . 126

3.2.3 Ausblick auf empirische Studien . . . 129

3.3 Extrinsische informationsstrukturelle Eigenschaften . . . 130

3.3.1 Hinweise in der Literatur . . . 130

3.3.2 Ausblick auf empirische Studien . . . 134

3.4 Forschungsfragen . . . 135

4 Datengrundlage und Methoden 139 4.1 Vorbemerkung . . . 139

4.2 Experimentelle Studien . . . 140

4.2.1 Produktionsexperiment Córdoba . . . 140

4.2.2 Auswahlexperiment Cáceres . . . 146

4.2.3 Akzeptabilitätsexperiment Cáceres . . . 149

4.2.4 Experiment Fokusaffinität Cáceres . . . 152

4.3 Korpusstudie: Informationsstatus und Diskursprofil . . . 154

5 Fokus und die syntaktische Position spanischer Depiktive 161 5.1 Informationsfokus . . . 161

5.1.1 Ergebnisse Produktionsexperiment Córdoba . . . 161

5.1.2 Ergebnisse Auswahlexperiment Cáceres . . . 169

5.1.3 Ergebnisse Akzeptabilitätsexperiment Cáceres . . . 172

5.1.4 Spanisch als mildeEdge-Sprache . . . 175

5.2 Kontrastfokus . . . 177

5.3 Diskussion . . . 181

5.3.1 Grundwortstellung und die syntaktische Position spanischer De- piktive . . . 181

5.3.1.1 Problemstellung . . . 181

5.3.1.2 Allgemeines zur Grundwortstellung . . . 181

5.3.1.3 Spanische Depiktive und die Grundwortstellung als Prä- ferenz . . . 184

5.3.1.4 Vergleich mit der bestehenden Literatur . . . 188

5.3.2 Optionalität und Präferenzen . . . 190

5.3.2.1 Problemstellung . . . 190

(9)

5.3.2.2 Optionalität und Präferenzen in der Stochastischen Op-

timalitätstheorie . . . 191

5.3.2.3 Modellierung der experimentellen Daten . . . 195

5.3.2.3.1 Input . . . 195

5.3.2.3.2 Beschränkungen . . . 195

5.3.2.3.3 Reihung der Beschränkungen . . . 199

5.3.2.3.4 Nachtrag zur Beschränkung STAY . . . 204

5.3.3 Fokuspositionen: Frequenz und Akzeptabilität . . . 207

5.3.3.1 Problemstellung . . . 207

5.3.3.2 Markierte und unmarkierte Positionen . . . 209

5.3.3.3 Frequenz . . . 210

5.3.3.4 Akzeptabilität . . . 215

5.3.3.5 Beziehung zwischen Frequenz und Akzeptabilität . . . 219

5.3.4 Fokusmarkierung und postverbale Wortstellungsvariation . . . . 220

5.3.4.1 Problemstellung . . . 220

5.3.4.2 Was ist eine gute Markierung? . . . 221

5.3.4.3 Geringe Eindeutigkeit der Abfolgen . . . 223

5.3.4.4 Größere Eindeutigkeit der syntaktisch-prosodischen Kon- figurationen . . . 226

5.3.4.5 Einordnung . . . 228

6 Fokusaffinität spanischer Depiktive 235 6.1 Problemstellung . . . 235

6.2 Negationstest und Fokusaffinität . . . 236

6.2.1 Fokus und Negation . . . 236

6.2.1.1 Skopus der Negation und Fokus der Negation . . . 236

6.2.1.2 Negation und positive Implikatur . . . 238

6.2.1.3 Informationsstruktureller Fokus und Fokus der Negation 239 6.2.2 Ergebnisse . . . 240

6.2.2.1 Syntaktische Funktion . . . 240

6.2.2.2 Weitere getestete Faktoren . . . 246

6.3 Unmarkierte Wortstellung und Fokusaffinität . . . 251

6.3.1 Contreras (1978) . . . 251

6.3.2 Wortstellungsbasierte Bestimmung der Fokusaffinität des Depik- tivs . . . 257

6.3.2.1 Vorbemerkung . . . 257

6.3.2.2 Daten und Reihung der syntaktischen Funktionen . . . 259

6.3.3 Negation vs. Wortstellung: Unterschiedliche Ergebnisse . . . 261

6.4 Diskussion: Was bestimmt die Fokusaffinität syntaktischer Funktionen? . 263 7 Informationsstatus und Diskursprofil spanischer Depiktive 271 7.1 Korpusdaten zum Informationsstatus . . . 271

7.1.1 Allgemeines . . . 271

7.1.2 Informationsstatus . . . 272

7.1.3 Detachierung, Zirkumstantialität und Fokus . . . 281

(10)

7.2 Korpusdaten zum Diskursprofil . . . 284

7.2.1 Informationsstatus . . . 285

7.2.2 Form . . . 288

7.2.3 Zusammenschau . . . 292

7.3 Vertiefung: Evozierte Depiktive . . . 292

7.3.1 Problemstellung . . . 292

7.3.2 Bridging und evozierte Nominalphrasen . . . 295

7.3.3 Adversativa . . . 298

7.3.4 Evozierte Zustände als Kontrastoren für Depiktive . . . 300

7.3.5 Aktivierung und Rekonstruktion . . . 306

7.3.6 Zusammenschau . . . 312

8 Schluss 315 Literaturverzeichnis 319 Anhang 355 Stimuli für das Auswahlexperiment Cáceres . . . 355

Stimuli für das Akzeptabilitätsexperiment Cáceres . . . 357

Stimuli für das Experiment zur Fokusaffinität Cáceres . . . 359

(11)

Vorbemerkung und Danksagung

Bei der vorliegenden Monographie handelt es sich um die überarbeitete Version mei- ner Habilitationsschrift, die ich im März 2017 unter dem Titel „Spanische Depiktive im Kontext: Fokus und Informationsstatus“ an der Universität Graz eingereicht habe. Ei- nige der Daten und Überlegungen, die ich in dieser Arbeit präsentiere, habe ich dem Fachpublikum bereits in Vorträgen und Publikationen vorgestellt. Die empirischen Da- ten aus Abschnitt 5.1.1 wurden in Heidinger (2014a) verwendet, jene aus Abschnitt 5.1.2 in Heidinger (2013) und jene aus Abschnitt 5.2 in Heidinger (2014b). Die Überlegungen in Abschnitt 5.3.2.3 wurden als Vorversion in Heidinger (2015) veröffentlicht, jene in den Abschnitten 5.3.4.3 und 5.3.4.4 als Vorversion in Heidinger (2016a). Abschnitt 7.3 wurde mit inhaltlichen Abweichungen und in englischer Sprache als Heidinger (2016b) veröf- fentlicht. Die Rückmeldungen zu den Vorträgen und Publikationen haben mir geholfen, mein Verständnis der informationsstrukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive zu verbessern. Auch abseits der Vorträge und Publikationen habe ich vom Austausch mit Kolleginnen und Kollegen profitiert. Ihnen allen, nah und fern, sei herzlich gedankt.

Besonderem Dank verpflichtet bin ich folgenden Personen: Ich danke den externen Gutachtern meiner Habilitationsschrift Eva-Maria Remberger, Andreas Dufter und Da- niel Jacob für ihre ernsthafte Auseinandersetzung mit meiner Arbeit und für die zahlrei- chen wertvollen Hinweise, die auch in meine Überarbeitung Eingang gefunden haben.

Dina El Zarka hat das Grundlagenkapitel zur Informationsstruktur vor der Einreichung der Habilitationsschrift gelesen und mit mir diskutiert. Martin Hummel hat nicht nur das Grundlagenkapitel zu Depiktiven und den Forschungsbericht zur Schnittmenge zwi- schen Depiktiven und Informationsstruktur mit mir besprochen, sondern auch meine sprachwissenschaftliche Arbeit über viele Jahre unterstützt und mit Interesse begleitet.

Christoph Gabriel hat mir großzügig die Materialien seiner Produktionsexperimente zur Verfügung gestellt und mir damit den Einstieg in die experimentelle Datenerhebung er- leichtert. Verschiedene Aspekte der experimentellen Datenerhebung haben auch Mela- nie Uth und Aria Adli mit mir diskutiert. Bei der Erstellung der Stimuli geholfen haben mir Minerva Peinador Pérez, Hans Fernández Benítez, Anna Sánchez Rufat und Francis- co Jiménez Calderón; die beiden Letztgenannten haben mich auch während der Date- nerhebung in Cáceres und Córdoba unermüdlich unterstützt. Helga Klösch-Melliwa hat sich als Korrektorin darum bemüht, dass es möglichst wenige Fehler in die Druckversion schaffen. Fedor Daghofer hat mich bei der statistischen Datenauswertung beraten.

Den Herausgebern der ReiheStudia Romanica et Linguisticadanke ich für ihr Interesse und für die Aufnahme in die Reihe.

(12)
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Abkürzungen und Konventionen

A-B A steht vor B in linearer Konstituentenabfolge Fettdruck Position des Satzakzents bei Abkürzungen (Bsp.

dO-LOK)

MAJUSKELN Position des Satzakzents (Bsp.in GRAZ) kapitälchen 1. Beschränkung in Optimalitätstheorie

2. Diskursentität

# pragmatisch unpassend

* 1. ungrammatisch

2. Verletzung einer Beschränkung (Optimalitätstheorie)

? markiert

?? stark markiert

[...]F Ausdruck in Klammern ist Fokus

[...]IF Ausdruck in Klammern ist Informationsfokus [...]KF Ausdruck in Klammern ist Kontrastfokus [...]H Ausdruck in Klammern ist Hintergrund [...]K Ausdruck in Klammern ist Kommentar [...]T Ausdruck in Klammern ist Topik [...]IS-F Ausdruck in Klammern ist

informationsstruktureller Fokus

[...]N-F Ausdruck in Klammern ist Fokus der Negation [...]N-Skopus Ausdruck in Klammern ist Skopus der Negation

< ’ist seltener als, niedriger gereiht als, dispräferiert gegenüber’

> ’ist häufiger als, höher gereiht als, präferiert gegenüber’

’dominiert’ (Optimalitätstheorie)

= ’ist gleich, entspricht’

6= ’ist nicht gleich, entspricht nicht’

≈ ’entspricht ungefähr’

∅ Nullelement

∆ Änderungswert

σ Silbe

3SG 3. Person Singular aK abgespaltene Konstituente

AP Adjektivphrase

ARG Argument

ASP Kopf einer Aspektphrase

C Constraint (= Beschränkung in Optimalitätstheorie)

(14)

CRS Constraint Ranking Scale

DEF definit

DEP Depiktiv

DEPO objektsbezogenes Depiktiv DEPS subjektsbezogenes Depiktiv

dO direktes Objekt

e Ereignis, Ereignisvariable EPP Extended Projection Principle

F Fokus

f final (Position in linearer Konstituentenabfolge)

F0 Grundfrequenz

FHG Fokus-Hintergrund-Gliederung

i initial (Position in linearer Konstituentenabfolge) INST Instrumentadjunkt

iO indirektes Objekt

IP 1. maximale Projektion von Kopf I (basierend auf engl.inflection phrase)

2. Intonationsphrase

ip Intermediärphrase

IS-Fokus informationsstruktureller Fokus

K1 erstes Konjunkt in Adversativkonstruktion Ka aber-Konjunkt in Adversativkonstruktion

KL Klitikon

KOP Kopulaverb

LOK Lokativadjunkt

mADV Modaladverb

N 1. Grundgesamtheit (Bsp.N = 56) 2. Nomen

NP Nominalphrase

N-Fokus Fokus der Negation

O 1. Objekt

2. Option (O1, O2, On)

OT Optimalitätstheorie

p 1. Signifikanzniveau

2. präfinal (Position in linearer Konstituentenabfolge)

PROG Verlaufsform

QM Quantitätsmaxime

REL Relativsatz

RES resultatives sekundäres Prädikat

S Subjekt

Si Subjekt eines intransitiven Satzes Sk Subjekt eines Kopulasatzes St Subjekt eines transitiven Satzes

t 1. Zeitpunkt

(15)

2. syntaktische Spur (basierend auf engl.trace)

TEMP Temporaladjunkt

V Verb

V’ Zwischenprojektion von V

VP Verbalphrase

z Zustand

z_a Zustand, der von Depiktiv inaber-Konjunkt ausgedrückt wird

z_e Zustand, der mit Ereigniseverbunden ist, aber nicht overt ausgedrückt wird

ZIRK zirkumstantial

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1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit behandelt die informationsstrukturellen Eigenschaften spani- scher Depiktive. Der BegriffDepiktivbezeichnet dabei Konstituenten wieencantadoin (1.1), das den Zustand des SubjektsClaudiowährend des vom Verb bezeichneten Ereig- nisses beschreibt.

(1.1) Claudio aceptó encantado su misión.

(Alfaya 1991; CREA; meine Hervorhebung)

Spanische Depiktive weisen eine Reihe von Merkmalen auf, die mit der Informations- struktur in Zusammenhang stehen und die eine Untersuchung der informationsstruk- turellen Eigenschaften von Depiktiven nahelegen. Diese Merkmale werden nachfolgend kurz skizziert und in Abschnitt 2.1 und Kapitel 3 ausführlich beschrieben.

Depiktive sind im Spanischen syntaktisch mobil. Für Satz (1.1) ist u.a. die alternative Abfolge in (1.2) möglich, in der das Depiktiv dem direkten Objekt folgt.

(1.2) Claudio aceptó su misión encantado.

Da im Spanischen eine enge Beziehung zwischen Informationsstruktur und Wortstel- lung besteht, kann die syntaktische Position von Depiktiven ohne die Berücksichtigung der Informationsstruktur nicht zufriedenstellend beschrieben werden.

Depiktive können im Spanischen sowohl in den Kernsatz integriert (vgl. (1.1) und (1.2)) als auch vom Kernsatz detachiert (vgl. (1.3)) vorkommen.

(1.3) Claudio aceptó su misión, encantado.

Detachierungen werden in der Literatur – ebenso wie andere Herausstellungskonstruk- tionen (z.B. die Dislokation) – als informationsstrukturell relevant eingestuft.

Depiktive tragen mit ihrer an das verbale Ereignis gebundenen Prädikation eine sehr spezifische Information zur Ereignisbeschreibung bei: Sie beschreiben nicht nur einen Zustand eines Ereignisbeteiligten, sondern einen Zustand, der an das betreffende Ereig- nis gebunden ist. Sie zählen deshalb innerhalb des Satzes zu den Fokuskandidaten.

Depiktive können anhand ihrer semantischen Beziehung zum verbalen Ereignis in zirkumstantiale und nichtzirkumstantiale Depiktive unterteilt werden. Bei zirkumstan- tialen Depiktiven kommt zur zeitlichen Überlappung zwischen verbaler und depiktiver Prädikation noch eine logisch-semantische Relation hinzu. In (1.4) beschreibt das Depik- tivhúmedas(bzw. die Prädikationhúmedas(estas telas)) die Bedingung für die primäre Prädikationse limpian bien(estas telas).

(1.4) Estas telas se limpian bien húmedas.

(Martínez Linares 2003: 439; meine Hervorhebung)

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Wie der Unterschied zwischen detachierten und integrierten Depiktiven wird auch jener zwischen zirkumstantialen und nichtzirkumstantialen Depiktiven in der Literatur mit informationsstrukturellen Unterschieden in Verbindung gebracht.

Depiktive sind Prädikate. Da strittig ist, ob prädikative Ausdrücke überhaupt Diskurs- entitäten bezeichnen, stellt sich die Frage, ob prädikative Ausdrücke in gleicher Weise über Informationsstatus verfügen wie nominale (und referentielle) Ausdrücke.

Depiktive können als lexikalische Form (vgl.encantadoin (1.1)) oder als Proform vor- kommen (vgl.asíin (1.5), das den vontristeausgedrückten bzw. vonengordarevozierten Zustand aufnimmt).

(1.5) (a) Te he visto hablando con mi hijo. Tengo miedo de lo que tú puedas decirle ...

Está triste hace tiempo y no querría verle así. ¿De qué le hablaste?

(Ortega 1996; CREA; meine Hervorhebung)

(b) En julio, volvió la doctora Waters, de Bristol. Ann había engordado aún más desde su última visita, de modo que el horror de la inspectora al verla así, fue manifiesto.

(Pardo de Santayana 2001; CREA; meine Hervorhebung)

Im nominalen Bereich ist der Unterschied zwischen lexikalischer und pronominaler Form informationsstrukturell relevant. Ich nehme an, dass dies auch für den Unterschied zwi- schen lexikalischer Form und Proform bei Depiktiven gilt.

Spanische Depiktive weisen demnach eine Reihe von Merkmalen auf, die eine Unter- suchung ihrer informationsstrukturellen Eigenschaften nahelegen. Sowohl die Depik- tive als auch die Informationsstruktur sind ausführlich behandelte Themen innerhalb der sprachwissenschaftlichen Forschung zum Spanischen (vgl. Abschnitte 2.1 und 2.2).

Für die informationsstrukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive, d.h. die Schnitt- menge der beiden BereicheDepiktivundInformationsstruktur, gilt dies jedoch nicht. Ob- wohl in der Literatur immer wieder auf informationsstrukturelle Eigenschaften spani- scher Depiktive hingewiesen wird (vgl. Kapitel 3 für eine genaue Darstellung), fehlt eine systematische und empirisch fundierte Beschreibung dieser Eigenschaften. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine solche systematische und empirisch fundierte Beschrei- bung zu geben. Mit dem Informationsstatus und der Fokus-Hintergrund-Gliederung be- rücksichtige ich dabei zwei der drei Ebenen der Informationsstruktur (vgl. Abschnitt 2.2.1). Zusätzlich berücksichtige ich mit der Fokusaffinität und dem Diskursprofil zwei Phänomene, die mit der Fokus-Hintergrund-Gliederung (im Fall der Fokusaffinität) bzw.

mit dem Informationsstatus (im Fall des Diskursprofils) eng verbunden sind. Die Topik- Kommentar-Gliederung, als dritte informationsstrukturelle Ebene, bespreche ich in Ab- schnitt 3.2.2 aus Gründen der Vollständigkeit; ich werde jedoch keine eigene empiri- sche Untersuchung dazu durchführen. Die konkreten Fragestellungen zu den informa- tionsstrukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive, die in dieser Arbeit beantwortet werden sollen, werde ich aus der Beschreibung des Forschungsstandes in Kapitel 3 ent- wickeln und am Ende dieses Kapitels im Abschnitt 3.4 gesammelt anführen. In dieser Einleitung beschränke ich mich deshalb auf die folgenden knappen Hinweise.

Hinsichtlich der informationsstrukturellen KategorieFokuswerde ich u.a. untersu- chen, inwiefern die syntaktische Position spanischer Depiktive durch die Fokus-Hinter- grund-Gliederung und unterschiedliche Fokustypen beeinflusst wird. Zudem werde ich

(19)

untersuchen, ob Depiktive in den Äußerungen, in denen sie vorkommen, typischerweise den Fokus bilden, d.h., ob sie über eine hohe Fokusaffinität verfügen. Ich werde auch un- tersuchen, ob sich zirkumstantiale und nichtzirkumstantiale Depiktive hinsichtlich der Fokusaffinität unterscheiden. In Bezug auf den Informationsstatus spanischer Depiktive werde ich u.a. erheben, wie häufig Depiktive neue, gegebene und evozierte Information ausdrücken. Ich werde untersuchen, ob sich detachierte und integrierte Depiktive hin- sichtlich des Informationsstatus unterscheiden und ob sich Depiktive mit unterschied- lichem Informationsstatus hinsichtlich der syntaktischen Positionen unterscheiden. Bei vielen der zu untersuchenden Phänomene ist zu erwarten, dass sie sich als Präferen- zen und nicht als kategoriale Unterschiede manifestieren. Dementsprechend werde ich Methoden verwenden und mich auf Datengrundlagen stützen, die neben kategorialen Unterschieden auch Präferenzen erfassen können: Daten aus Textkorpora und Daten aus unterschiedlichen Typen von Experimenten (Produktion, Auswahl, Akzeptabilität).

Ebenso wichtig wie die empirischen Forschungsfragen sind die weiterführenden Frage- stellungen, die sich aus den Ergebnissen der empirischen Studien ergeben. Diese werden ebenfalls in den Kapiteln 5, 6 und 7 behandelt. Als Beispiele seien an dieser Stelle 1) die Modellierung von Präferenzen und Optionalität im Bereich der spanischen postverbalen Wortstellung im Rahmen einer Stochastischen Optimalitätstheorie, 2) die Frage, wes- halb sich syntaktische Funktionen hinsichtlich ihrer Fokusaffinität unterscheiden, und 3) der Zwischenstatusevoziert, den Depiktive haben, wenn sie weder neue noch gege- bene Information ausdrücken, genannt. Aus der Beantwortung der empirischen und der weiterführenden Fragestellungen ergibt sich eine umfassende Beschreibung der infor- mationsstrukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive.

Obwohl die vorliegende Arbeit nicht varietätenlinguistisch ausgerichtet ist, werde ich dem ausdifferenzierten Varietätenraum des Spanischen (vgl. Oesterreicher 2001) zumin- dest in der folgenden Weise Rechnung tragen. Im Grundlagenkapitel 2 und in Kapitel 3 zum Forschungsstand werde ich Hinweise aus der Literatur aufgreifen, wenn ein Phä- nomen mit einer bestimmten Varietät assoziiert ist und diese Information relevant für den Untersuchungsgegenstand ist. In meinen eigenen empirischen Studien in den Kapi- teln 5, 6 und 7 werde ich Transparenz hinsichtlich des Varietätenraums gewährleisten, indem die Beschreibungen der Datenquellen stets die entsprechenden Merkmale ent- halten (z.B. die muttersprachliche Varietät bei Teilnehmern der Experimente). Da die Arbeit synchron auf das heutige Spanisch ausgerichtet ist, sind Aussagen ohne weitere Angaben auf den gegenwärtigen Sprachzustand zu beziehen.1

Studien zu den informationsstrukturellen Eigenschaften einzelner syntaktischer Funk- tionen machen innerhalb der umfangreichen Literatur zur Informationsstruktur einen sehr geringen Anteil aus. Dennoch ist die Konzentration auf eine ausgewählte syntakti- sche Funktion kein Alleinstellungsmerkmal der vorliegenden Arbeit. Exemplarisch ver- wiesen sei in diesem Zusammenhang auf Dalrymple & Nikolaevas (2011) Monographie zum Objekt (bzw. zum Einfluss der Informationsstruktur auf die Objektmarkierung), auf Li & Thompson (1976) und Wandruszka (1985) zur Beziehung zwischen Subjekt und To- pikfunktion, des Weiteren auf Eckardt (2003) und Göbbel (2007) zu Adverbialen der Art

1 Vgl. Suárez Fernández (1997, 1998), Báez Montero (1998a, 1998b), Lapesa (2000), Azpiazu Torres (2006), Álvarez Medina (2011), Blasco Mateo (2013) und Masih (2014) zu spanischen sekundären Prädikaten in früheren Sprachstufen und zur diachronen Entwicklung.

(20)

und Weise, Combettes (1998) zu detachierten Adjektiven, Schoenke (1992) zum finiten Verb sowie Winkler (1997) und Rodríguez Espiñeira (1992) zu sekundären Prädikaten.

Trotz der Konzentration auf das Depiktiv werde ich in dieser Arbeit häufig den Be- zug zu anderen syntaktischen Funktionen herstellen. Zum Beispiel berücksichtige ich im Hinblick auf die Beziehung zwischen Fokus-Hintergrund-Gliederung und der syntakti- schen Position des Depiktivs auch andere postverbale Konstituenten (direktes Objekt und Lokativadjunkt). Denn die Variation der Position des Depiktivs ist v.a. im Kontext von anderen postverbalen Konstituenten relevant. Auch für die Frage nach der Fokusaf- finität der Depiktive werden weitere syntaktische Funktionen berücksichtigt. Die Fokus- affinität einer syntaktischen Funktion ist nämlich keine absolute Größe, sondern kann nur im Vergleich mit anderen syntaktischen Funktionen ermittelt werden; deshalb wer- de ich das Depiktiv mit Instrumentadjunkt, Lokativadjunkt und direktem Objekt ver- gleichen. Infolgedessen können nicht nur Aussagen zur Fokusaffinität von Depiktiven, sondern auch zu jener der genannten weiteren Konstituenten getroffen werden. Schließ- lich werde ich beim Diskursprofil der Depiktive neben dem Depiktiv selbst auch dessen Prädikationsziel, d.h. Subjekt oder Objekt, berücksichtigen. In dieser Weise sind die Stu- dien nicht auf das Depiktiv beschränkt, auch wenn diesem mein Hauptinteresse gilt.

Die Arbeit gliedert sich in sechs Hauptkapitel (Kapitel 2 bis 7), die eingerahmt sind von dieser Einleitung und den Schlussbetrachtungen in Kapitel 8. In Kapitel 2 werde ich zunächst getrennt voneinander die Grundlagen zu den beiden BereichenDepiktivund Informationsstrukturerarbeiten. Hierbei geht es mir nicht um eine exhaustive Darstel- lung der Literatur zu diesen Bereichen. Stattdessen treffe ich sowohl bei den Depikti- ven als auch bei der Informationsstruktur eine Auswahl, die sich an den Notwendig- keiten der nachfolgenden empirischen Studien orientiert. In Kapitel 3 beschreibe ich den Forschungsstand zur Schnittmenge der BereicheDepiktivundInformationsstruktur:

Was wissen wir bereits über die informationsstrukturellen Eigenschaften spanischer De- piktive? Ausgehend vom Befund zum Forschungsstand werde ich die Forschungsfragen dieser Arbeit motivieren. Beantwortet werden die Forschungsfragen dann in den Kapi- teln 5, 6 und 7. Die empirische Basis für die Beantwortung der Forschungsfragen bilden eine Korpusstudie und vier experimentelle Studien. Die Methode und die genaue Daten- grundlage werden in Kapitel 4 beschrieben.

(21)

2 Grundlagen

2.1 Depiktive

2.1.1 Kanonische vs. nichtkanonische Depiktive

Die vorliegende Arbeit behandelt Konstituenten wie das Adjektivcansadoin (2.1). Kon- stituenten dieses Typs werden in der Literatur u.a. als Depiktiv bezeichnet.1

(2.1) [Juan]illegó [cansado]ia casa.

In semantischer Hinsicht sind Depiktive dadurch gekennzeichnet, dass sie den Zustand eines Arguments während des vom Verb bezeichneten Ereignisses beschreiben. So prä- diziert das Depiktiv in (2.1) den Zustandcansadoüber das SubjektJuanwährend des Ereignisses, das vom Verbllegarbezeichnet wird. Die Bindung der Prädikation des De- piktivs an das vom Verb bezeichnete Ereignis wird anhand der Paraphrasen für Sätze mit Depiktiv deutlich. Eine mögliche Paraphrase von Satz (2.1) lautet: ’Juan war müde, als er zu Hause ankam’. Die Paraphrase zeigt, dass die Dauer des Zustands, der vom Depiktiv bezeichnet wird, und die Dauer des Ereignisses, das vom Verb bezeichnet wird, interagieren: Die Wahrheitsbedingungen des Satzes sind nur erfüllt, wenn sich die Prädi- kationenllegar(Juan) undcansado(Juan) überschneiden, d.h. zumindest einen Zeitpunkt teilen (vgl. auch Abschnitt 2.1.4.1).

Depiktive können weiter untergliedert werden hinsichtlich der Konstituente, über die sie prädizieren. In (2.1) ist das Subjekt des Satzes das Prädikationsziel. Das Depiktiv kann zudem über das direkte oder das indirekte Objekt des Satzes prädizieren (vgl. (2.2)).

(2.2) (a) Juan compró [las verduras]i[frescas]i.

(b) [A mi abuela]i, le operaron el ojo [dormida]i. (Gumiel Molina 2005: 18) Unabhängig vom Prädikationsziel ist allen drei Typen von Depiktiven gemein, dass es sich um Adjunkte handelt, d.h. um Konstituenten, die nicht Teil der Argumentstruktur des Verbs sind. Der Adjunktstatus zeigt sich u.a. daran, dass die Depiktive weggelas- sen werden können, ohne dass der betreffende Satz ungrammatisch wird oder sich die Bedeutung des Verbs ändert (vgl. (2.3)).

(2.3) (a) Juan llegó a casa.

(b) Juan compró las verduras.

(c) A mi abuela, le operaron el ojo.

1 Vgl. zum Spanischen u.a. Hernanz Carbó (1988), Guemann (1990), Suñer (1990), Demonte (1991), De- monte & Masullo (1999), Hummel (2000), Palancar & Alarcón Neve (2007), Gumiel Molina (2005, 2008), Betz (2016) und sprachübergreifend Winkler (1997), Schultze-Berndt & Himmelmann (2004), Himmel- mann & Schultze-Berndt (2005), Irimia (2005), Rothstein (2006b, 2006a, 2011).

(22)

In den bisherigen Beispielen hatte das Depiktiv stets die Form eines Adjektivs bzw. ei- nes Partizips mit adjektivischer Funktion (vgl.cansado,fresco,dormidoin (2.1) und (2.2)).

Depiktive können aber auch in anderer Form vorkommen, wie die Beispiele in (2.4) und (2.5) zeigen. In beiden Beispielen hat die Präpositionalphrasecon cansanciodie Funkti- on eines Depiktivs. Die Konstituente beschreibt den Zustand des Subjekts während des vom Verb bezeichneten Ereignisses. Besonders deutlich wird die funktionale Ähnlich- keit zu adjektivischen Depiktiven in (2.5), wo der Zustand des Subjekts zunächst mitcon cansanciound danach mitcansadabeschrieben wird.

(2.4) El padre Enrique se pone de pie y se recuesta en el escritorio de la biblioteca.

Dice con cansancio:

– Ya conoces lo que pienso al respecto. Remite la persona de inmediato a un psiquiatra.

(Mendoza 2002; CREA; meine Hervorhebung)

(2.5) Gobernador: – Sofismas. [...] ¿Por qué hablas con cansancio? Infinitamente cansada.

Casandra: – La lucha cansa. Y ahora lucho.

(Gómez-Arcos 1994; CREA; meine Hervorhebung)

In der vorliegenden Arbeit beschränke ich mich jedoch auf die Untersuchung jener De- piktive des Spanischen, die die Form eines Adjektivs oder eines Partizips mit adjektivi- scher Funktion haben. Auch bleiben jene Depiktive unberücksichtigt, die als Konstitu- enten einer Nominalphrase vorkommen, wie z.B.borrachoin (2.6a).

(2.6) (a) [La entrada de Ernesto borracho]NPcausó sorpresa.

(b) Ernesto entró borracho.

(Leonetti & Escandell-Vidal 1991: 431; meine Hervorhebung)

Auf der morphologischen Ebene entspricht der Prädikationsrelation zwischen Depiktiv und Prädikationsziel in (2.1) und (2.2) die morphologische Übereinstimmung des Depik- tivs mit dem Prädikationsziel in Genus und Numerus. Das Prädikationsziellas verdu- rasin (2.2a) ist feminin und Plural und das Depiktivfrescasweist das Femininaffix -a und das Pluralaffix-sauf. Die morphologische Übereinstimmung des Depiktivs mit dem Prädikationsziel wie im Spanischen scheint sprachübergreifend jedoch nicht der typi- sche Fall zu sein (vgl. Schultze-Berndt & Himmelmann (2004: 80-93) und Himmelmann

& Schultze-Berndt (2005: 62-64)).2Im Gegenwartsdeutschen beispielsweise werden NP- interne Adjektive, nicht aber Depiktive übereingestimmt (vgl. (2.7)).3

2Bhat & Pustet (2000: 757) weisen darauf hin, dass die typische und kategoriale Funktion von Adjekti- ven die Modifikation von Nomen in einer NP-internen Position ist und dass Adjektive ihre typischen morphologischen und syntaktischen Eigenschaften in dieser Funktion zeigen. Hinsichtlich der mor- phologischen Übereinstimmung mit dem Prädikationsziel gilt demnach, dass Sprachen, die NP-interne Adjektive, aber nicht Depiktive übereinstimmen, wahrscheinlicher sind als Sprachen, die Depiktive, jedoch nicht NP-interne Adjektive übereinstimmen.

3Vgl. Vogel (1997), Bucheli Berger & Glaser (2004), Bucheli Berger (2005) zu diachronen Veränderungen und dialektaler Variation im Zusammenhang mit der morphologischen Übereinstimmung deutscher Depiktive.

(23)

(2.7) (a) Hans kaufte frisches Gemüse.

(b) Hans kaufte das Gemüse frisch.

Der BegriffDepiktivwird in der Literatur unterschiedlich eingegrenzt. Entscheidend für die Bestimmung der Extension des Begriffs sind neben den bisher genannten grundle- genden Eigenschaften v.a. zwei Dimensionen:

1. Zirkumstantialität: Ist die semantische Relation zwischen Depiktiv und Verb nur temporaler Natur oder besteht noch eine andere Relation, wie z.B. Kondition oder Konzession?4

2. Detachierung: Ist das Depiktiv in den Kernsatz integriert oder ist es von diesem detachiert?

Bei der Verwendung des BegriffsDepiktivist zwischen einer engen und einer weiten Auslegung zu unterscheiden (vgl. Himmelmann & Schultze-Berndt (2005: Abschnitt 1.2.3), Hentschel (2008: 97), Fabricius-Hansen & Haug (2012a: 36)). Nachfolgend werde ich er- läutern, dass ich in dieser Arbeit den BegriffDepiktivin seiner weiten Auslegung ver- wende und somit zirkumstantiale und nichtzirkumstantiale sowie detachierte und inte- grierte (= nichtdetachierte) Depiktive berücksichtige.5Innerhalb dieses weit gefassten

4 Jensen (2003: 471) verwendet für zirkumstantiale sekundäre Prädikate den Terminuscomplementos pre- dicativos relacionales, da zusätzlich zur zeitlichen Überlappung noch eine weitere semantische Relation ausgedrückt wird.

5 In der Literatur wird für Depiktive eine Reihe unterschiedlicher Begriffe verwendet (vgl. zur Termino- logie in diesem Bereich Cifuentes Honrubia & Tornel Sala (1996: 33-36), Hummel (2000: Abschnitt 1.2), Schultze-Berndt & Himmelmann (2004), Himmelmann & Schultze-Berndt (2005), Palancar & Alarcón Neve (2007)). Nachstehend folgen einige Beispiele, die die terminologische Variation illustrieren:de- pictive secondary predicate(Winkler 1997, Schultze-Berndt & Himmelmann 2004, Maas 2008, Gumiel Molina et al. 2016),sekundäres Prädikat/predicado secundario/prédication seconde(Demonte 1988, Jiménez-Fernández 2000, Havu & Pierrard 2007, 2008, Hummel 2008),predicado secundario depictivo (Palancar & Alarcón Neve 2007, Alarcón Neve 2014),predicado secundario descriptivo(Gumiel Molina 2005),depictive / Depiktiv(Halliday 1967a, Ardid-Gumiel 2001, Maas 2008, Betz 2016),atributo(Gutiér- rez Ordóñez 1989),adverbales Adjektiv(Hummel 2000),Koprädikativ(Plank 1985),atributo predicativo (Tornel Sala 1996a),complemento predicativo(Casellas 1981, Garita Hernández 1987, Demonte & Ma- sullo 1999, Azpiazu Torres 2000, Jensen 2003, López Agúndez 2006-2007, RAE & ASALE 2009; des Weiteren de Cos Ruiz (2006) und Bargalló Escrivà (2012) zur Begriffsgeschichte),adjetivo predicativo (Lapesa 2000),freies Subjekts- und Objektsprädikativ(Kiesler 2015),participant-oriented adjunct(Him- melmann & Schultze-Berndt 2005), (als ein Subtyp von)small clause(Aarts 1992, Cardinaletti & Guasti 1995, Schein 1995, Citko 2011); die Detachierung wird häufig durch einen Zusatz angegeben, wie z.B.

appositiv(Forsgren 1993, Hernando Cuadrado 1993, Goes 2008),detachiert / destacado / detaché(Por- roche Ballesteros 1990, Neveu 1998a, Hummel 2000, Havu & Pierrard 2007),(el) inciso(Jensen 2003), incidental(Gutiérrez Ordóñez 1989, 1997a, Rodríguez Espiñeira 1991, Fernández Fernández 1993, 2015, Suárez Fernández 1998, Lapesa 2000, Porroche Ballesteros 2000),externobzw.periférico(RAE & ASA- LE 2009: 2880),Satzadjektiv(Hummel (2000: 251) in Analogie zuSatzadverb),adjuntos libres(Hernanz Carbó & Suñer 1999),construcción absoluta(Fernández Leborans 1995, Pérez-Jiménez 2008). Zu beach- ten ist, dass diese Termini zumeist nicht deckungsgleich sind mit dem BegriffDepiktiv. So verwendet beispielsweise Fernández Leborans (1995) den Begriffconstrucción absolutasowohl für die detachierte Konstituentenervioso por todo lo ocurridoin (i) als auch für die detachierte Konstituentemuerto túin (ii). Da in (ii) die detachierte Konstituente aber nicht über ein Element des Kernsatzes prädiziert, um- fasst die absolute Konstruktion bei Fernández Leborans (1995) auch Fälle, die ich nicht als Depiktive werte.

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Begriffs werde ich am Ende dieses Abschnitts auf der Basis der Merkmale Zirkums- tantialitätundDetachierungzwischen kanonischen und nichtkanonischen Depiktiven unterscheiden. Davor soll zunächst jedoch die weite Verwendung des BegriffsDepiktiv motiviert werden.

In der weiten Auslegung dient der BegriffDepiktivv.a. dazu, innerhalb der sekundären Prädikate mit Adjunktstatus zwischen resultativen und nichtresultativen zu unterschei- den. Diese Unterscheidung zwischen Depiktiv und Resultativ bezieht sich auf die kausale und temporale Relation zwischen dem verbalen Ereignis und dem vom sekundären Prä- dikat bezeichneten Zustand. Bei resultativen sekundären Prädikaten besteht eine kausale Relation, da der betreffende Zustand aus dem verbalen Ereignis resultiert.6In (2.8) ist der Zustandweichdas Resultat der Handlungklopfen. Dementsprechend folgt der Zustand weichauf das verbale Ereignisklopfen.

(2.8) Hans klopfte das Schnitzel weich.

Bei den nichtresultativen sekundären Prädikaten, wie z.B. in (2.7b) auf Seite 7, besteht keine solche kausale Relation zwischen der primären und der sekundären Prädikation.

Das Gemüse ist nicht deshalb frisch, weil es gekauft wird (vgl. auch Abschnitt 2.1.2.1).

Dementsprechend folgt der Zustandfrischnicht dem verbalen Ereigniskaufen, sondern gilt bereits während des Ereignisses. In der weiten Auslegung werden nichtresultative sekundäre Prädikate mit Adjunktstatus als Depiktive gewertet.

Eine enge Auslegung des BegriffsDepiktivergibt sich erstens dadurch, dass inner- halb der nichtresultativen sekundären Prädikate (mit Adjunktstatus) unterschieden wird zwischen Depiktiv und einem zweiten Typ, der in Nichols (1978: 117) alsZirkumstantial (circumstantial) bezeichnet wird (vgl. auch Guemann (1990: 175-188), Himmelmann &

Schultze-Berndt (2005: Abschnitt 1.2.3), Hentschel 2008). Eine enge Auslegung des Be- griffsDepiktivergibt sich zweitens dadurch, dass Prädikate, die vom Kernsatz detachiert sind, nicht als Depiktive gewertet werden. Ich bespreche das Kriterium der Detachierung im Anschluss an die Zirkumstantialität.

Die Unterscheidung zwischen Depiktiv (im engen Sinn) und Zirkumstantial ist primär dadurch motiviert, dass sich bei manchen nichtresultativen sekundären Prädikaten (mit Adjunktstatus) die logisch-semantische Relation zwischen Verb und sekundärem Prä- dikat auf jene der zeitlichen Überlappung beschränkt, während bei anderen auch noch weitere semantische Relationen wie Kondition, Konzession oder Ursache hinzutreten.

Vergleichen wir dazu die Daten in (2.9).

(2.9) (a) Depiktiv (i.e.S.)

Er fuhr glücklich nach Hause.

(b) Zirkumstantial

Ich kann die Kisten leer tragen.

(i) Nervioso por todo lo ocurrido, Juan se marchó a su casa. (Fernández Leborans 1995: 367) (ii) Muerto tú, no quisiera seguir viviendo. (Fernández Leborans 1995: 370)

6Vgl. Hallidays (1967a: 63f.) Unterscheidung: "The ’depictive’ element is an attribute which character- izes the attribuant in relation to the process, but as a concomitant, not a result, of the process; the

’resultative’ is one which results from the process. Thusshe sells them cheapmeans ’she sells them and, when she sells them, they are cheap’, whileshe washes them cleanmeans ’she washes them and, because she washes them, they become clean’."

(25)

In (2.9a) beschränkt sich die Relation zwischen dem Verbfahrenund dem sekundären Prädikatglücklichauf jene der zeitlichen Überlappung:Glücklichbeschreibt den Zustand des Subjekts während des Ereignisses. Im Gegensatz dazu besteht in (2.9b) zwischen dem Verbtragenund dem sekundären Prädikatleerdie Relation der Kondition: ’Ich kann die Kisten tragen, wenn sie leer sind’ (vgl. Abschnitt 2.1.4.3 zur Zirkumstantialität).

In der Literatur wurde auf mehrere informationsstrukturell relevante Unterschiede zwischen zirkumstantialen und nichtzirkumstantialen Depiktiven hingewiesen: u.a. un- terschiedliche Fokusaffinität, unterschiedliches Verhalten unter Negation, unterschiedli- che positionale Präferenzen (vgl. Kapitel 3). In einer Arbeit zu den informationsstruktu- rellen Eigenschaften von Depiktiven sollten deshalb beide Typen berücksichtigt werden.

Dementsprechend werde ich den BegriffDepiktivin dieser Arbeit in einem weiten Sinn so verwenden, dass er sowohl (2.9a) als auch (2.9b) umfasst.

Eine zweite Unterscheidung, die relevant ist für die Extension des BegriffsDepiktiv, betrifft die Integration des Depiktivs in den Kernsatz. In allen bisherigen Beispielen wa- ren die Depiktive syntaktisch und prosodisch in den Kernsatz integriert. Es existieren im Spanischen jedoch prädikative Konstituenten, die vom Kernsatz detachiert vorkom- men, gleichzeitig aber starke Ähnlichkeiten mit integrierten Depiktiven aufweisen (vgl.

(2.10)).7

(2.10) (a) Néstor rebuscaba la llave en los bolsillos, cansado ya de llamar.

(Díez 2008; RAE & ASALE 2009: 2897)

(b) Cansados de tanto llorar, los niños finalmente se durmieron.

(Hernanz Carbó & Suñer 1999: 2546) (c) Muy asada, la carne pierde sus vitaminas.

(RAE & ASALE 2009: 2880)

(d) Colgaron la ropa, ya seca, en el armario.

(RAE & ASALE 2009: 2896)

Im Schriftbild werden detachierte Adjektive häufig vom Rest des Satzes durch einen Bei- strich abgehoben (bzw. detachiert), was in der gesprochenen Sprache einer prosodischen Realisierung in einer eigenen Intonationsphrase entspricht.8Angesichts dieses Merk- mals, welches diese Prädikate von den bisher gezeigten Depiktiven unterscheidet, stellt sich die Frage, ob diese Prädikate als Depiktive zu werten sind oder als davon zu unter- scheidende Konstruktion. Diese Frage wurde sowohl für das Spanische (vgl. Porroche

7 Als detachierte Depiktive werden solche Adjektive bzw. Adjektivphrasen u.a. in Guemann (1990: 213- 215), Suñer (1990: 65), Winkler (1997: 2) bezeichnet.

8 Sowohl das Kriterium des Beistrichs im Schriftbild als auch jenes der Pause in der lautlichen Reali- sierung ist nicht unproblematisch. Hinsichtlich des Beistrichs im Schriftbild zeigt sich, dass es Fälle gibt, in denen Konstituenten aufgrund bestimmter formaler Merkmale, wie z.B. fehlende Subjekt-Verb- Inversion oder pronominale Wiederaufnahme, als detachiert zu werten wären, aber dennoch nicht durch einen Beistrich vom Kernsatz getrennt werden. Fabricius-Hansen & Haug (2012a: 52) weisen darauf hin, dass Variation hinsichtlich der Interpunktion besonders die satzinitiale und weniger die mediale und finale Position betrifft. Auch hinsichtlich des Kriteriums der Pause stellt sich die Frage, wie lang die Pause sein muss und welche prosodischen Grenzsignale mit ihr einhergehen müssen, damit eine Konstituente als detachiert zu kategorisieren ist.

(26)

Ballesteros (1990: Abschnitt 3.3), Rodríguez Espiñeira 1991, Hummel (2000: Abschnitt 5.10)) als auch in der sprachübergreifenden Literatur diskutiert (vgl. Himmelmann &

Schultze-Berndt 2005: Abschnitte 1.2.3 und 1.2.4).

Betrachten wir zunächst die Unterschiede zwischen detachierten Adjektiven und in- tegrierten Depiktiven, die in der Literatur genannt wurden:

Prädikationsziel

Während integrierte Depiktive nur über Kernargumente des Satzes, d.h. Subjekt, direktes Objekt und (in eingeschränktem Ausmaß) indirektes Objekt, prädizieren, können deta- chierte Adjektive auch über Adjunkte des Satzes prädizieren (vgl. Porroche Ballesteros (1990: 156), Rodríguez Espiñeira (1991: 271)). In (2.11) prädizierenviejaundpolvorienta übersilla, das den Kopf des Instrumentadjunktscon una sillabildet.

(2.11) Me golpeé con una silla, vieja y polvorienta, que había en un rincón.

(Porroche Ballesteros 1990: 156)

Mögliche Prädikate

Detachierte Adjektive sind hinsichtlich des Prädikats, das in der betreffenden Konstruk- tion vorkommen kann, weniger eingeschränkt als integrierte Depiktive. So könnenjoven undinexpertoim Kontext des Verbsretrocederals detachierte Adjektive, nicht aber als integrierte Depiktive verwendet werden (vgl. (2.12)).

(2.12) (a) *Él retrocedió joven e inexperto.

(b) Él, joven e inexperto, retrocedió.

(Porroche Ballesteros 1990: 156)

Porroche Ballesteros (1990: 156) wertet diesen Unterschied als Hinweis darauf, dass bei integrierten Depiktiven eine stärkere Bindung an das verbale Ereignis vorliegt und des- halb auch semantische Kompatibilität zwischen Verb und Depiktiv vorliegen muss. Eben- so argumentieren Guemann (1990: 216) und Lapesa (2000: 260), dass das detachierte De- piktiv zwar immer noch den Partizipanten und das verbale Ereignis charakterisiert, aber aufgrund der Realisierung in einer eigenen Intonationsphrase weniger eng mit dem Verb verbunden ist. Hummel (2000: 246) weist darauf hin, dass die Agrammatikalität von (2.12a) nur insofern der Kompatibilität mit dem Verb zugeschrieben werden kann, als dieses keine Verschiebung der Adjektive hin zu einer Stadien-Lesart zulässt. Detachierte Adjektive scheinen also in geringerem Maße auf Stadienprädikate beschränkt zu sein als integrierte Depiktive. In Abschnitt 2.1.4.2 werden wir jedoch sehen, dass auch inte- grierte Depiktive weniger stark auf Stadienprädikate beschränkt sind als in der Literatur häufig angenommen (vgl. (2.13)).

(2.13) Él murió joven e inexperto.

Verhalten unter Negation

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Detachierte Adjektive und integrierte Depiktive unterscheiden sich darin, dass Erstere außerhalb und Letztere innerhalb des Skopus der Negation liegen. Vergleichen wir dazu die Vorkommen vontemerososin (2.14). Nur das integrierte Depiktivtemerososin (2.14a), nicht aber das detachierte Adjektiv in (2.14b) ist von der Negation betroffen (vgl. auch Rodríguez Espiñeira (1991: 270)).

(2.14) (a) Los muchachos no miraban temerosos a su madre.

(b) Los muchachos, temerosos, no miraban a su madre.

(Porroche Ballesteros 1990: 156)

Aufgrund der engen Relation zwischen Negation und der informationsstrukturellen Un- terscheidung zwischen Fokus und Hintergrund ist dieses unterschiedliche Verhalten für die vorliegende Arbeit höchst relevant. Gleichzeitig sehen wir aber eine Unterscheidung zwischen Konstruktionen, die auf einem solchen Kriterium aufbaut, als problematisch an. Denn Unterschiede hinsichtlich des Verhaltens unter Negation finden wir auch zwi- schen direkten Objekten in postverbaler Position und direkten Objekten in linksdislo- zierter Position. Während sich die Negation in (2.15a) auf das direkte Objekt bezieht, ist dies in (2.15b) nicht möglich.9

(2.15) (a) Hans hat nicht das Auto in Graz gekauft.

(b) Das Auto, das hat Hans nicht in Graz gekauft.

Gemeinsames Vorkommen

Porroche Ballesteros (1990) weist darauf hin, dass detachierte Adjektive und integrierte Depiktive im selben Satz vorkommen können (vgl. (2.16)).

(2.16) Ellos, sumisos y cabizbajos, se alejaron llorosos.

(Porroche Ballesteros 1990: 156)

Dieses gemeinsame Vorkommen scheint mir aber keinen grundlegenden Unterschied zwischen detachierten Adjektiven und integrierten Depiktiven anzuzeigen. Vielmehr ist bei Konstituenten mit Adjunktstatus sogar zu erwarten, dass sie mehrfach vorkommen können (anders als Argumente). Auch bei Lokativadjunkten stellen wir fest, dass diese mehrfach vorkommen können (vgl.in Grazundim Stadtparkin (2.17)).

(2.17) In Graz feiern die Leute gerne im Stadtpark.

Relation zwischen verbaler und adjektivischer Prädikation

Detachierte Adjektive können zur Hauptprädikation unterschiedliche Beziehungen un- terhalten, die über die rein zeitliche Überlappung, die ich weiter oben als Kennzeichen der integrierten Depiktive festgehalten habe, hinausgehen. So besteht in (2.18) neben der zeitlichen Überlappung der Prädikationen auch noch eine Relation der Konzessivität.

9 In Abschnitt 6.2.1.1 werde ich genauer auf die Interaktion zwischen Fokus und Negation und auch auf die Unterscheidung zwischen Skopus der Negation einerseits und Fokus der Negation andererseits eingehen.

(28)

(2.18) Aunque enfermo, contesta las cartas.

(Rodríguez Espiñeira 1991: 270)

Hummel (2000: 250) weist darauf hin, dass detachierte Adjektive zwar eine zusätzliche Bedeutung haben können, dies aber keineswegs immer der Fall ist (vgl. (2.19)).

(2.19) Ambas clamaron, enlazadas, durante mucho tiempo.

(Fernández Flores, 1993 [=1965], El bosque animado, zitiert nach Hummel (2000:

250))

Darüber hinaus sind die zusätzlichen semantischen Relationen nicht auf detachierte Ad- jektive beschränkt und können auch bei integrierten Depiktiven vorkommen (vgl. Mar- tínez Linares 2003). In (2.20) haben sowohldescalzaals auchnuevoseine konditionale Bedeutung: ’María misst zwei Meter, wenn sie barfuß ist’ und ’Die Wohnungen sind teurer, wenn sie neu sind’.

(2.20) (a) María mide dos metros descalza.

(b) Los pisos cuestan más caros nuevos.

(Martínez Linares 2003: 435)

Neben diesen Unterschieden zwischen detachierten Adjektiven und integrierten Depik- tiven besteht eine Reihe von Gemeinsamkeiten, die mich veranlassen, zumindest einen Teil der detachierten Adjektive als Depiktive (und zwar als Untertypdetachierte Depik- tive) zu kategorisieren. Die Gemeinsamkeiten sind, dass in beiden Fällen eine Aussage über den Zustand eines Partizipanten des Ereignisses getroffen wird, dass diese Aussa- ge während des Ereignisses gilt und dass die prädikative Konstituente ein Adjunkt ist.

Innerhalb der Gruppe der detachierten Adjektive werde ich in der vorliegenden Arbeit aber nur jene berücksichtigen, die als detachierte Depiktive interpretiert werden kön- nen. Um innerhalb der detachierten Adjektive diese Unterscheidung zu treffen, werde ich die folgenden Kriterien anwenden.

1. Das detachierte Adjektiv muss im jeweiligen Satz auch als integriertes, d.h. nicht- detachiertes, Depiktiv vorkommen können. Dieses Kriterium schließt die deta- chierten Adjektivejovenundinexpertoin Satz (2.12b) auf Seite 10 aus.

2. Das detachierte Adjektiv muss über Subjekt, direktes Objekt oder indirektes Ob- jekt prädizieren. Dieses Kriterium schließt die detachierten Adjektiveviejaund polvorientain (2.11) auf Seite 10 aus.

3. Das detachierte Adjektiv darf nicht um Elemente erweitert sein, die in integrier- ter Verwendung ausgeschlossen sind. Dies schließt detachierte Konstituenten wie aunque cansadoin (2.21) aus.

(2.21) (a) Aunque cansado, volvió a Madrid.

(b) Volvió a Madrid (*aunque) cansado.

(29)

Welche informationsstrukturellen Eigenschaften man für Depiktive annimmt oder em- pirisch feststellt, hängt naturgemäß davon ab, welche Konstruktionen man als Depiktive wertet. In der vorliegenden Arbeit fasse ich den BegriffDepiktivweit und inkludiere ne- ben Fällen wiecansadoin (2.22a) auch zirkumstantiale Depiktive wieemptyin (2.22b), detachierte Depiktive wieinquietasin (2.22c) und detachierte zirkumstantiale Depiktive wiedrunkin (2.22d).

(2.22) (a) Juan llegó cansado a casa.

(b) I can carry it empty. (Halliday 1967a: 78)

(c) Inquietas, las abejas liban el néctar. (Rodríguez Espiñeira 1991: 269) (d) Drunk, John went home. (Simpson 2005: 72)

Wenn ich in Abschnitt 3 den Forschungsstand zu den informationsstrukturellen Eigen- schaften von Depiktiven berichte, werde ich stets berücksichtigen, worauf sich die Auto- ren in ihren Aussagen genau beziehen: zirkumstantiale oder nichtzirkumstantiale Depik- tive, detachierte oder integrierte Depiktive. Terminologisch unterscheide ich zwischen kanonischen und nichtkanonischen Depiktiven: Kanonisch sind Depiktive, die weder detachiert noch zirkumstantial sind (vgl. Tabelle 2.1).

–Zirkumstantial +Zirkumstantial –Detachiert (2.22a) = kanonisch (2.22b)

+Detachiert (2.22c) (2.22d)

Tabelle 2.1: Kanonische und nichtkanonische Depiktive

Die Kategorisierung der Merkmalskombination [–detachiert/–zirkumstantial] als ka- nonisch basiert dabei auf der Verwendung des BegriffsDepiktivin der Literatur:

1. Es gibt Autoren, die nur integrierte Depiktive zu den Depiktiven zählen, aber es gibt keine Autoren, die nur detachierte Depiktive zu den Depiktiven zählen.

2. Es gibt Autoren, die nur nichtzirkumstantiale Depiktive zu den Depiktiven zählen, aber es gibt keine Autoren, die nur zirkumstantiale Depiktive zu den Depiktiven zählen.

In meinen eigenen empirischen Studien spiegelt sich die Unterscheidung zwischen ka- nonischen und nichtkanonischen Depiktiven ebenfalls wider, da ich in den experimen- tellen Studien zwar nicht nur, aber v.a. kanonische Depiktive untersuche. Anhand von Korpusdaten werde ich in Abschnitt 7.1.1 zeigen, dass der kanonische Typ auch quanti- tativ dominiert, d.h. in den Korpusdaten am häufigsten vorkommt.

2.1.2 Verwandte Konstruktionen

Es existieren im Spanischen mehrere Konstruktionen, mit denen Depiktive formale oder funktionale Eigenschaften teilen (vgl. auch Betz 2016). Nachfolgend werden die wich- tigsten verwandten Konstruktionen kurz beschrieben, um deutlich zu machen, was in der vorliegenden Arbeit nicht als Depiktiv gewertet wird.

(30)

2.1.2.1 Resultative sekundäre Prädikate

Resultative sekundäre Prädikate haben mit Depiktiven gemeinsam, dass sie Adjunkte und keine Argumente des Verbs sind. Des Weiteren teilen sie mit Depiktiven die Eigen- schaft, dass sie über einen Teilnehmer des verbalen Ereignisses prädizieren. Der ent- scheidende (und namensgebende) Unterschied besteht in der zeitlichen und kausalen Beziehung zwischen Verb und sekundärem Prädikat. Während Depiktive durch die zeitli- che Überlappung der beiden Prädikationen gekennzeichnet sind, bezeichnen Resultative Zustände, die aus dem verbalen Ereignis resultieren und deshalb diesem zeitlich folgen (vgl. Beavers (2012: 919-923) für eine genaue Beschreibung der zeitlichen Relation). In (2.23a) resultiert der Zustandflataus dem Ereignisto hammer, in (2.23b) resultiert der Zustandsolidaus dem Ereignisto freeze.

(2.23) (a) John hammered the metal flat.

(b) The river froze solid.

(Mateu 2000: 72f.)

Die Existenz von resultativen sekundären Prädikaten in den romanischen Sprachen (und somit auch im Spanischen) wurde in der Literatur kontrovers diskutiert, wobei die Kon- troverse v.a. aus unterschiedlichen Verwendungen des Begriffs zu folgen scheint (vgl.

Mateu 2000: 73). Beschränkt man den BegriffResultativauf Fälle wie in (2.23), in denen das sekundäre Prädikat zu einem atelischen verbalen Ereignis einen Resultatszustand hinzufügt, so scheinen Resultative in den romanischen Sprachen tatsächlich zu fehlen (vgl. Napoli 1992, Washio 1997, Gumiel Molina & Rodríguez 1998, Gumiel Molina 2003, 2005, Demonte & Masullo 1999, Mateu 2000, Feihl 2009, Burnett & Troberg 2014, Troberg

& Burnett 2014).10Für sogenannte schwache Resultative, in denen das sekundäre Prä- dikat einen im telischen Ereignis bereits angelegten Resultatszustand näher beschreibt, lassen sich auch für das Spanische leicht Beispiele finden. So beschreiben in (2.24a)roja und in (2.24b)ampliaden Resultatszustand vonla casa.11

(2.24) (a) Juan pintó la casa roja.

(b) El arquitecto construyó la casa amplia.

(Gumiel Molina 2005: 44)

Da resultative sekundäre Prädikate nicht den Gegenstand dieser Untersuchung bilden und nur im Kontext der Begriffsklärung bzw. -abgrenzung relevant sind, verzichte ich an dieser Stelle auf eine vertiefende Darstellung der unterschiedlichen Typen von re- sultativen sekundären Prädikaten (schwach vs. stark, echt vs. pseudo- etc.) (vgl. aber die Darstellung in Mateu 2000). Für Erklärungsansätze zum Fehlen starker Resultative in den heutigen romanischen Sprachen verweise ich auf Talmy (1985, 2000) und Mateu (2000).

10Gumiel Molina et al. (1999) beschreiben die funktionale Ähnlichkeit zwischen resultativen sekundären Prädikaten und bestimmten deadjektivischen Verben wie z.B.engordar,agrandar,ampliar.

11Die diachrone Entwicklung im Französischen und v.a. die größere Häufigkeit von Resultativen in frü- heren Sprachstufen des Französischen werden in Burnett & Troberg (2014), Troberg & Burnett (2014) und Hummel & Gazdik (in Vorbereitung) ersichtlich.

(31)

2.1.2.2 Sekundäre Prädikate mit Argumentstatus

Sekundäre Prädikate mit Argumentstatus haben mit Depiktiven gemeinsam, dass sie über einen Teilnehmer des verbalen Sachverhalts prädizieren. Sekundäre Prädikate mit Argumentstatus sind – dem Namen entsprechend – dadurch gekennzeichnet, dass das sekundäre Prädikat ein Argument des Verbs ist (und nicht wie im Fall der Depiktive und Resultative vom Verb syntaktisch unabhängig).12Aufgrund der engen Beziehung zum Verb des Satzes orientieren sich Untergliederungen dieses Typs am Verb (vgl. (2.25) und Demonte & Masullo (1999), Gumiel Molina (2005), Rodríguez Ramalle (2005)).13 (2.25) Sekundäre Prädikate mit Argumentstatus

– mit Verben der Meinung, Wahrnehmung oder Verursachung – mit Stützverben

– mit Pseudokopulaverben

Die enge Beziehung dieser sekundären Prädikate zum Verb kann sich auf zweierlei Ar- ten manifestieren. Erstens kann der Satz ungrammatisch werden, wenn das sekundäre Prädikat fehlt (dies wäre in (2.26) der Fall). Zweitens kann der Satz zwar auch ohne se- kundäres Prädikat grammatisch bleiben, aber die semantische Interpretation des Verbs ändert sich (dies wäre in (2.27) der Fall). Beispiele für die drei Untertypen von sekundären Prädikaten mit Argumentstatus finden sich in (2.26) bis (2.28).

(2.26) Sekundäres Prädikat mit Wahrnehmungsverb Noté a Susana muy deprimida.

(Rodríguez Ramalle 2005: 271) (2.27) Sekundäres Prädikat mit Stützverb

Lleva el pelo sucio.

(Rodríguez Ramalle 2005: 272)

(2.28) Sekundäres Prädikat mit Pseudokopulaverb14 Juan anda malhumorado.

(Rodríguez Ramalle 2005: 273)

12Maas (2008: 190) dehnt den BegriffDepiktivauch auf Elemente mit Argumentstatus aus und spricht in diesem Fall von gebundenen Depiktiven.

13Zur hierarchischen Phrasenstruktur vgl. u.a. Contreras (1987), Jiménez-Fernández & Spyropoulos (2013).

14Wenn das Kopulaverb – so wieandarin (2.28) – auch als Vollverb vorkommen kann, dann kann dies zur Ambiguität zwischen einer depiktiven und einer Kopula-Lesart führen (vgl. Hummel (2000: Ab- schnitt 5.9), Di Tullio (2002), Goes (2008), Vinther (2009) und Cifuentes Honrubia (2012) zur bisweilen unscharfen Grenze).

(32)

2.1.2.3 Kurzadverbien

Im Spanischen treten Modaladverbien v.a. in zwei Formen auf. Entweder wird das Suffix -mentean die feminine Form eines Adjektivs angehängt oder es wird ein Adjektiv mit unmarkierter Flexionsendung (maskulin und singular) verwendet (vgl.rápidamenteund rápidoin (2.29)).

(2.29) (a) María corre rápidamente.

(b) María corre rápido.

Der BegriffKurzadverb(vgl. auchadverbialisierte Adjektive(Hummel 2000),adverbios adjetivales(Bosque 1989)) bezieht sich dabei auf den formalen Unterschied zwischen Adverbien wierápidoundrápidamenteund den Umstand, dassrápidoaufgrund des feh- lenden Suffixes kürzer ist als die Bildung auf-mente.

Für die vorliegende Arbeit wichtiger ist jedoch die Unterscheidung zwischen Kurz- adverb und Depiktiv. In einer vereinfachten Sichtweise ergibt sich die Unterscheidung aus der Kombination folgender funktionaler und formaler Eigenschaften. In funktionaler Hinsicht unterscheiden sich Kurzadverbien von Depiktiven aufgrund des Prädikations- ziels. Während Depiktive über ein Argument des Satzes und damit über einen Partizipan- ten des verbalen Ereignisses prädizieren, beziehen sich Kurzadverbien auf das Ereignis des Satzes und beschreiben, in welcher Art und Weise das verbale Ereignis ausgeführt wird. Während also das Depiktiv über einen Partizipanten des Ereignisses prädiziert, prädiziert das Kurzadverb über das Ereignis selbst (dargestellt in (2.30) als Ereignisva- riablee(nach Geuder (2000: 179), der dies jedoch ebenfalls als vereinfachte Darstellung angibt)).

(2.30) (a) Depiktiv:María baila borracha.

bailar(e) (x, María) & borracho(x) (b) Kurzadverb:María corre rápido.

correr(e) (x, María) & rápido(e)

In formaler Hinsicht unterscheiden sich im Spanischen Kurzadverbien von Depiktiven in der fehlenden morphologischen Übereinstimmung mit einem Element des Satzes. Nur das Depiktivborrachain (2.29a), nicht aber das Kurzadverbrápidoin (2.29b) wird mit dem femininen Subjekt des Satzes übereingestimmt. Nach Bosque (1989: 130) und Ko- vacci (1999: 707f.) sind Flexion und semantischer Bezug eindeutig aufeinander bezogen.

Nur unflektierte Prädikate können Ereignisbezug aufweisen und Prädikate mit Partizi- pantenbezug müssen stets mit dem Prädikationsziel übereingestimmt sein (vgl. (2.31)) (zur Flexion bei Ereignisbezug vgl. die sprachübergreifenden Beobachtungen in Corbett (2006: 44-46)).

(2.31) (a) María hablaiclaroi. / *María hablaiclarai.

(b) Maríaiduerme tranquilai. / *Maríaiduerme tranquiloi. (Bosque 1989: 130; angepasst)

(33)

Als verwandte Konstruktion der Depiktive werden Kurzadverbien aus dem folgenden Grund besprochen. Die Unterscheidung zwischen Depiktiv und Kurzadverb ist weni- ger eindeutig, als es die obige Darstellung vermuten lässt. In funktionaler Hinsicht lässt sich das Prädikationsziel nicht immer eindeutig feststellen und eine gegebene Konstruk- tion kann sowohl mit Partizipantenbezug (= Depiktiv) als auch mit Ereignisbezug (=

Kurzadverb) interpretiert werden. Unter der Annahme, dass eine markierte Flexion ty- pischerweise einen Partizipantenbezug anzeigt und dass Partizipantenbezug typischer- weise durch Flexion angezeigt wird, stellt sich die Frage nach dem doppelten bzw. unter- spezifizierten Bezug v.a. bei Adjektiven in der unmarkierten Form (maskulin und singu- lar). Ein Beispiel für die doppelte Interpretationsmöglichkeit eines unmarkiert flektierten Adjektivs findet sich in (2.32).

(2.32) Pedro gritó colérico.

(De Miguel & Lagunilla 2004: 37)

Coléricokann als Beschreibung des Zustands von Pedro, während er die Handlunggri- tarausführt, oder als Beschreibung der Art und Weise, wie Pedro die Handlunggritar ausführt, interpretiert werden. Die erste Interpretation entspricht jener als Depiktiv, die zweite jener als Kurzadverb.15

Abgesehen davon, dass ein Prädikat in einem gegebenen Satz zwei voneinander ab- grenzbare Interpretationen zulässt, gibt es auch Fälle, die nahelegen, dass die ereignis- und die partizipantenbezogene Interpretation nicht immer eindeutig voneinander un- terschieden werden können (vgl. auch Himmelmann & Schultze-Berndt (2005) für eine Diskussion der Überlappungen von Partizipanten- und Ereignisbezug). Deutlich wird dies anhand von Beispielen wiecomer sanoin (2.33), in demsanoüber das implizite Ob- jekt des Verbs prädiziert.

(2.33) [...] tengo una nutricionista que me hace comer sano ...

(Clarín, 22.10.2002; CREA)

Da das implizite Objekt aufgrund seiner Allgemeinheit (= Nahrung) und seines fehlen- den overten Ausdrucks wenig salient ist, scheint der Partizipantenbezug in solchen Fäl- len weniger stark zu sein als in den bisher gezeigten Beispielen von Depiktiven (s.o.).

Hummel (im Erscheinen) argumentiert anhand französischer und englischer Daten, dass

15Ob ein Depiktiv auch als Kurzadverb interpretiert werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab.

Allgemein erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer ereignisbezogenen Interpretation, wenn das Verb unergativ (Demonte & Masullo 1999: 2478) und atelisch ist (De Miguel & Lagunilla 2004). Der Kontrast zwischen den Beispielen in (i) und (ii) verdeutlicht dies.Tranquilokann in Kombination mit dem uner- gativen und atelischen Verbjugarals ereignisbezogen interpretiert werden, während es in Kombinati- on mit dem unakkusativen und telischen Verbllegarnur eine partizipantenbezogene Lesart aufweist.

Darüber hinaus ist eine doppelte Interpretation nur dann möglich, wenn der Zustand des Partizipan- ten einen Einfluss darauf ausübt, wie der Partizipant die Handlung ausführt (vgl. auch De Miguel &

Lagunilla 2004). So kann der Zustandtranquiloeinen Einfluss auf die Art und Weise, wie jemand spielt, haben, aber keinen Einfluss darauf, auf welche Art und Weise jemand ankommt.

(i) Juan juega tranquilo. (jugar= unergativ & atelisch) (ii) Juan llega tranquilo. (llegar= unakkusativ & telisch)

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