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Extrinsische informationsstrukturelle Eigenschaften

Im Dokument STUDIA ROMANICA ET LINGUISTICA (Seite 146-155)

Forschungsstand und Forschungsfragen

3.3 Extrinsische informationsstrukturelle Eigenschaften

3.3.1 Hinweise in der Literatur

Unter dem Begriffextrinsische informationsstrukturelle Eigenschaftenfasse ich jene for-malen Eigenschaften von Konstituenten zusammen, die sich in Abhängigkeit von unter-schiedlichen informationsstrukturellen Konfigurationen ergeben können. Ein einfaches Beispiel für eine extrinsische informationsstrukturelle Eigenschaft ist das Tragen (bzw.

Nichttragen) des Satzakzents in Abhängigkeit von der Fokus-Hintergrund-Gliederung (vgl. Abschnitt 2.2.2.2.2). Konstituenten, die den engen Fokus bilden, tragen aufgrund des Prinzips, dass der Satzakzent innerhalb des Fokus liegen muss, den Satzakzent. Auf-grund des gleichen Prinzips können Konstituenten, die außerhalb des Fokus liegen, nicht den Satzakzent tragen (vgl. (3.77a) vs. (3.77b)).

(3.77) (Kontext: Was kaufte Juan in Madrid?) (a) Juan compró en Madrid [una CASA]F. (b) #Juan compró en MADRID [una casa]F.

Sucht man in der Literatur nach Aussagen, die für die extrinsischen informationsstruk-turellen Eigenschaften spanischer Depiktive relevant sind, so kann man zwei Arten von Aussagen unterscheiden:

1. Allgemeine Aussagen zu den formalen Reflexen der Informationsstruktur im Spa-nischen, die aufgrund ihrer angenommenen Allgemeingültigkeit auch für Depik-tive gelten sollten.

2. Aussagen, die spezifisch zu Depiktiven getroffen wurden und die entweder die Gültigkeit allgemeiner Aussagen bestätigen oder ein besonderes Verhalten der De-piktive benennen.

Ich beginne mit Aussagen des ersten Typs. In Abschnitt 2.2 wurde ausführlich beschrie-ben, wie im Spanischen die Informationsstruktur mit ausdrucksseitigen Komponenten der Sprache (Wortstellung, Prosodie, morphosyntaktische Form) interagiert. Diese In-teraktion lässt erwarten, dass sich Depiktive in unterschiedlichen informationsstruktu-rellen Konfigurationen syntaktisch, prosodisch und evtl. auch morphosyntaktisch un-terschiedlich verhalten. Aus der allgemein ausgerichteten Literatur zu den formalen Re-flexen der Informationsstruktur im Spanischen lässt sich somit eine Reihe von Vorher-sagen ableiten. Diese Reflexe wurden in Abschnitt 2.2 ausführlich beschrieben, weshalb ich mich an dieser Stelle mit knappen Hinweisen begnüge.

Prosodie

Aufgrund der generellen Interaktion zwischen Fokus und Satzakzent im Spanischen ist anzunehmen, dass Depiktive den Satzakzent tragen, wenn sie den engen Fokus bilden, und den Satzakzent nicht tragen, wenn sie Teil des Hintergrunds sind. Wenn Depiktive postfokales Material sind, dann besteht die Möglichkeit, dass sie prosodisch stark redu-ziert in Form einer tiefen F0-Kontur realisiert werden (vgl. Gabriel 2007, 2010). Hinsicht-lich des Informationsstatus ist im Spanischen (anders als z.B. im Deutschen oder Engli-schen) nicht zu erwarten, dass gegebene Depiktive deakzentuiert werden (vgl. Frota &

Prieto 2015, Hualde & Prieto 2015) und sich dadurch prosodisch von neuen Depiktiven unterscheiden.

Wortstellung

Nimmt man an, dass der enge Informationsfokus im Spanischen typischerweise satzfi-nal positioniert ist (vgl. Abschnitt 2.2.2.2.2), so kann der enge Informationsfokus auf dem Depiktiv zu Abweichungen von der unmarkierten Abfolge führen. Des Weiteren kann die Fokussierung des Depiktivs dazu führen, dass es mittels Spaltsatz vom nichtfokalen Teil der Äußerung abgetrennt wird. Im Fall des Kontrastfokus besteht zudem die Mög-lichkeit, dass das Depiktiv an den linken Satzrand frontiert wird. Nimmt man an, dass das Spanische hinsichtlich des Informationsstatus dem Prinzip gegeben-neu folgt, so ist zu erwarten, dass neue Depiktive später im Satz und gegebene Depiktive früher im Satz stehen.

Morphosyntaktische Form

Im nominalen Bereich interagieren im Spanischen (wie in vielen anderen Sprachen) der Informationsstatus und die morphosyntaktische Form der Konstituente (vgl. Abschnitt 2.2.3.2.2). Für die Identifikation bereits bekannter und gegebener Diskursentitäten ist weniger Information notwendig als für die Identifikation noch unbekannter und neuer Diskursentitäten. Dementsprechend werden unterschiedliche Formen – wie z.B. Null-subjekte vs. indefinite Nominalphrasen – für unterschiedliche Informationsstatus ver-wendet. Aufgrund der genannten Unterschiede lassen sich aus den gut untersuchten Verhältnissen im nominalen Bereich nur schwer Vorhersagen für den Bereich der De-piktive ableiten.

Kommen wir nun zu jenen Aussagen in der Literatur, die spezifisch zu den extrinsi-schen informationsstrukturellen Eigenschaften von Depiktiven getroffen wurden.

Wortstellung

Demonte & Masullo (1999: 2483) weisen allgemein darauf hin, dass informationsstruk-turelle Gründe bei Depiktiven zu Abweichungen von der unmarkierten Position führen können, geben aber keine weitere Beschreibung. Hinsichtlich der expliziten Fokussie-rung von sekundären Prädikaten (zu denen auch die Depiktive gehören) hält Rodríguez Espiñeira (1992: 48f.) fest, dass die Frontierung der fokussierten Konstituente (vgl. (3.78)) dispräferiert und auf die poetische Sprache beschränkt ist. Porroche Ballesteros (1990:

158) und Hummel (2000: 146f.) nennen die poetische Färbung ebenfalls als ein wesentli-ches Merkmal der Frontierung von Depiktiven.12

(3.78) Monótono parece el naranjal.

(Rodríguez Espiñeira 1992: 48)

Bevorzugtes Mittel der Fokussierung ist nach Rodríguez Espiñeira (1992: 48f.) die Satz-spaltung wie in (3.79). Das sekundäre Prädikatmonótonowird vom Restsatz abgespalten.

Unklar bleibt jedoch, ob Rodríguez Espiñeira (1992) die Präferenz für Satzspaltung und Dispräferenz für Frontierung auf eine bestimmte Fokusart einschränkt oder ob sie für Kontrast- und Informationsfokus gleichermaßen angenommen wird.

(3.79) Monótono es como parece el naranjal.

(Rodríguez Espiñeira 1992: 49)

Metzeltin (1989: 201) nimmt eine romanische Tendenz an, nach der "Prädikate" nicht oder nur schwer durch Satzspaltung fokussierbar sind. Dufter (2007: 36f.) weist ebenfalls

12Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die rhetorische Figur der Anapher, die nach Blasberg (1992: 542) durch "die Wiederholung desselben Wortes bzw. einer Wortgruppe am Anfang mehrerer aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile, Strophen oder Verse charakterisiert ist". In (i) wird in einer Ab-folge von Sätzen jeweils das Depiktivtristean den Satzanfang gestellt.

(i) La cola comenzó a moverse en silencio. Triste caminó Pepita hacia la puerta del penal. Triste caminó el abuelo de Elvira. Triste caminó el marido de Reme, pobre Benjamín. Y tristes caminaron sus hijas. (Chacón 2002; CREA; meine Hervorhebung)

Der Effekt der Frontierung ist hier nicht informationsstruktureller Natur, stattdessen führt die Fron-tierung zu einer Verlangsamung und Rhythmisierung (vgl. auch Blasberg 1992: 543).

darauf hin, dass die Abspaltung von Prädikativen im Französischen sehr selten ist. Das Spanische nimmt Metzeltin (1989) von dieser Tendenz jedoch aus und präsentiert einen Beleg mit abgespaltenem Pseudoresultativ (vgl. (3.80)).

(3.80) Fue verde como lo pintó.

(Metzeltin 1989: 198)

Ebenfalls auf die Möglichkeit der Satzspaltung bei Depiktiven verweist Martínez (1995).

Dem Autor geht es dabei jedoch nicht um die Frage, wie Depiktive fokussiert werden können, sondern darum, welche Konstituenten mittels Satzspaltung im Spanischen fo-kussiert werden können, d.h. um die funktionale Reichweite der Satzspaltung im Spani-schen. Mit dem Beispiel in (3.81) möchte er zeigen, dass die Satzspaltung auch auf prä-dikative Konstituenten anwendbar ist. In (3.81) wird das objektsbezogene Depiktiv ab-gespalten (vgl. Hernando Cuadrado (1993: 302) für ähnliche Beispiele); (3.82) zeigt einen Korpusbeleg mit abgespaltenem Depiktiv.13

(3.81) Cansado es como lo vimos.

(ausLo vimos cansado) (Martínez 1995: 54)

(3.82) "Borracho es como único puedo resistir los problemas", me dijo Roberto, un hombre de unos 60 años, poco antes de empinarse un pomo de plástico lleno de ron barato en las inmediaciones de un parque donde se reúne con otros alcohólicos.

(Cubanet – Noticias de Cuba, 23.1.2014; http://tinyurl.com/z6rsy8j (Stand:

26.9.2016); meine Hervorhebung)

Morphosyntaktische Form

Bei Depiktiven ist das Inventar an unterschiedlichen Formen deutlich eingeschränkter als im nominalen Bereich. Rodríguez Espiñeira (1992: 44) weist hinsichtlich der Form darauf hin, dass für Depiktive nur die starke pronominale Formasíexistiert, aber keine unbetonte bzw. schwache Entsprechung davon. Combettes (1998) weist darauf hin, dass Proformen bei detachierten Adjektiven eine untergeordnete Rolle spielen, da prädikati-ve Konstituenten nichtreferentiell sind. Da sie keine Diskursentitäten im engeren Sinn bezeichnen, besteht auch keine Möglichkeit, über größere Textdistanzen hinweg mittels Proform auf die von den prädikativen Konstituenten ausgedrückte Information zu ver-weisen (vgl. die sehr lokale Beziehung zwischen Adjektiv und Proform in (3.62) auf Seite 124). Ein weiterer Faktor dafür, dassasínur bei sehr lokalen Bezügen als Proform eines Depiktivs fungieren kann, ist wohl die Polyfunktionalität der Formasí. Wird der Bezug

13Anhand des Belegs in (3.82) wird auch ersichtlich, wie durch Satzspaltung der Operatorenskopus signa-lisiert werden kann (vgl. Dufter 2007: 50).Únicokann nur auf die abgespaltene Konstituenteborracho bezogen werden.

nicht im lokalen Kontext an ein Depiktiv gebunden, so bieten sich aufgrund der Poly-funktionalität häufig auch nichtdepiktive Interpretationsmöglichkeiten. Schließlich tra-gen wohl auch die morphologische Invariabilität vonasíund das damit einhergehende Fehlen von Genus- und Numerusmerkmalen dazu bei, dass nicht über größere Textteile hinweg ein Bezug zwischen Proform und Antezedens hergestellt werden kann. Dies lässt vermuten, dass die Verwendung vonasíals depiktive Proform quantitativ eher randstän-dig ist im Vergleich zu lexikalischen Depiktiven. Dennoch besteht die Möglichkeit einer depiktiven Verwendung vonasí, wie der Beleg in (3.83) zeigt. Dementsprechend werde ich diese Möglichkeit in den eigenen empirischen Studien berücksichtigen.

(3.83) Sarah Ferguson, la impredecible duquesa de York, será fotografiada desnuda, ataviada sólo con unas joyas de Cartier estratégicamente colocadas y unos exclusivos zapatos de tacón de Jimmy Choo, según publicaba el sábado la prensa británica. Fergie, ex esposa del príncipe Andrés de Inglaterra y ex nuera de la reina Isabel II, ha aceptado posar así para un libro de retratos de famosos que prepara la organización benéfica contra el sida del cantante Elton John, señalan los medios del país.

(El País, 19.10.2004; http://tinyurl.com/jua8k5v (Stand: 4.10.2016); meine Hervorhebung)

Ebenfalls auf die extrinsischen Eigenschaften von Depiktiven umlegbar sind einige Aus-sagen, die wir bereits bei den intrinsischen informationsstrukturellen Eigenschaften ge-sehen haben (vgl. Abschnitt 3.2.1.2). So wird z.B. als Konsequenz der Fokusaffinität von Depiktiven angeführt, dass diese typischerweise den Satzakzent tragen. Dies impliziert, dass engfokussierte Depiktive den Satzakzent tragen. Ähnlich wird als Konsequenz der Fokusaffinität von Depiktiven angeführt, dass diese typischerweise satzfinal positioniert sind. Dies impliziert, dass fokussierte Depiktive satzfinal positioniert werden.14 3.3.2 Ausblick auf empirische Studien

Insgesamt sind die spezifischen Aussagen zu den extrinsischen informationsstrukturel-len Eigenschaften von Depiktiven recht spärlich und der Großteil dessen, was wir an for-malen Reflexen im Bereich der Depiktive erwarten können, ist aus allgemeinen Aussa-gen zur Interaktion zwischen der Informationsstruktur und der Ausdrucksseite im Spa-nischen abgeleitet. Im Hinblick auf die extrinsischen informationsstrukturellen Eigen-schaften von spanischen Depiktiven konzentriere ich mich in den eigenen empirischen Studien auf die syntaktische Position in der linearen Abfolge innerhalb des Satzes. Ich

14Jiménez-Fernández (2012) und Jiménez-Fernández & Spyropoulos (2013) geben eine detaillierte Be-schreibung der Relation zwischen Position und Informationsstruktur bei sekundären Prädikaten mit Argumentstatus (Juan considera muy guapa a Susanavs.Juan considera a Susana muy guapa) (vgl.

auch Francom 2003). Bei engem Informationsfokus auf der Nominalphrase ist die Abfolge SP-[NP]IF

präferiert und [NP]IF-SP nur eingeschränkt möglich. Bei engem Kontrastfokus auf der NP sind beide Abfolgen – SP-[NP]KFund [NP]KF-SP – möglich. Bei engem Informationsfokus auf SP ist nur NP-[SP]IF

möglich, während bei engem Kontrastfokus auf SP beide Abfolgen – [SP]KF-NP und NP-[SP]KF mög-lich sind. Basilico (2003: 8) diskutiert die hierarchische Phrasenstruktur von Sätzen mit sekundären Prädikaten mit Argumentstatus und hält fest, dass das Prädikationsziel des sekundären Prädikats stets ein Topik ist.

werde untersuchen, 1) ob und wie die lineare Position von spanischen Depiktiven in Ab-hängigkeit von der Fokus-Hintergrund-Gliederung variiert (vgl. Kapitel 5) und 2) ob und wie die lineare Position von spanischen Depiktiven in Abhängigkeit vom Informations-status des Depiktivs variiert (vgl. Kapitel 7). Dabei werde ich sowohl die Häufigkeit als auch die Akzeptabilität der verschiedenen Abfolgen berücksichtigen. Die Ergebnisse zur Interaktion zwischen Fokus-Hintergrund-Gliederung und linearer Position werde ich in Abschnitt 5.3 ausführlich diskutieren und dabei u.a. die folgenden Punkte aufgreifen:

die unmarkierte Position von spanischen Depiktiven; die Frequenz und Akzeptabilität von verschiedenen Fokuspositionen im Spanischen; die Beziehung zwischen Frequenz und Akzeptabilität; die Möglichkeit, Optionalität und Präferenzen an der Fokus-Syntax-Schnittstelle mittels Stochastischer Optimalitätstheorie darzustellen; die Frage, ob post-verbale Wortstellungsvariation im Spanischen überhaupt ein Mittel der Fokusmarkie-rung ist.

Im Hinblick auf das Diskursprofil spanischer Depiktive – als Kombination von intrin-sischen und extrinintrin-sischen Merkmalen – werde ich ausgehend von einer Korpusstudie den Informationsstatus und die morphologische Form des Depiktivs (lexikalisch oder Proformasi) sowie den Informationsstatus und die morphologische Form des Prädika-tionsziels analysieren (vgl. Kapitel 7). Auch wenn keine Studien zum Diskursprofil von Depiktiven existieren, legt die bestehende Literatur nahe, dass die typische Konfigurati-on wie folgt aussieht: Ein neues Depiktiv (vgl. Abschnitt 3.2.1.1) prädiziert über gegebe-nes Prädikationsziel (vgl. Abschnitt 3.2.1.2 zur Topikalität des Prädikationsziels), wobei das Prädikationsziel eine diesem Informationsstatus entsprechende morphosyntaktische Form aufweist (vgl. Abschnitt 2.2.3.2). Der Informationsstatus und die Detachierung vs.

Integration des Depiktivs wurden bisher nicht systematisch empirisch untersucht und sind deshalb noch immer als offene Fragen zu betrachten. Zu Informationsstatus und Form von Subjekt und Objekt existieren zwar empirische Studien (vgl. Abschnitt 2.2.3.3), allerdings werden Subjekt und Objekt darin nicht als Prädikationsziele eines Depiktivs beschrieben. Die Frage, ob sich Subjekt und Objekt in ihrer Funktion als Prädikationszie-le hinsichtlich Informationsstatus und morphosyntaktischer Form wie andere Subjekte und Objekte verhalten, werde ich ebenfalls in Kapitel 7 behandeln.

3.4 Forschungsfragen

Für die Schnittmenge der BereicheInformationsstrukturundDepiktivergeben sich aus dem Forschungsüberblick in Kapitel 3 zahlreiche empirische Fragestellungen, die ich in (3.85) gesammelt anführe. Einige der Fragen wurden in der bestehenden Literatur bereits angesprochen und auch bearbeitet, andere blieben bisher unbeachtet. Eine Reevaluie-rung bereits behandelter Fragestellungen ist in vielen Fällen notwendig, da die Beant-wortung auf einer unzureichenden empirischen Basis erfolgte (vgl. Abschnitt 3.2.1.3 für eine exemplarische Kritik). Die Erhebung und Auswertung von adäquatem Datenmate-rial zur Beantwortung empirischer Fragestellungen bildet somit einen wichtigen Aspekt dieser Arbeit. Ich beschränke mich aber nicht auf die Beantwortung von empirischen Fragestellungen, sondern werde ausgehend von den erhobenen Daten weiterführende Forschungsfragen beantworten (vgl. die Fragen in (3.86) auf Seite 138).

Bei der Auswahl der konkreten Fragestellungen, die in dieser Arbeit beantwortet

wer-den sollen, wurwer-den Schwerpunkte gesetzt. Die erste Schwerpunktsetzung erfolgt im Bereich der Informationsstruktur. Nicht alle informationsstrukturellen Kategorien und nicht alle ausdrucksseitigen Reflexe der Informationsstruktur werden gleichermaßen be-rücksichtigt. So werde ich mich einerseits auf die informationsstrukturellen Kategori-en Fokus, Fokusaffinität, Informationsstatus und Diskursprofil und andererseits auf die ausdrucksseitigen Komponenten Wortstellung und syntaktische Position, Detachierung vs. Integration und morphologische Form (des Depiktivs und des Prädikationsziels) be-schränken. Die zweite Schwerpunktsetzung besteht darin, dass innerhalb der Depikti-ve subjektsbezogene DepiktiDepikti-ve stärker berücksichtigt werden als objektsbezogene (vgl.

frescasin (3.84)).

(3.84) La diferencia entre comprar las zanahorias así y comprarlas frescas, es que las frescas uno puede sospechar que el cliente anterior las ha tocado.

(TV-Sendung, 5.7.1991; CREA; meine Hervorhebung)

Die Liste in (3.85) zeigt die empirischen Forschungsfragen, die in dieser Arbeit beantwor-tet werden sollen. Da die Informationsstruktur selbst in unterschiedliche Komponenten bzw. Beschreibungsebenen untergliedert ist, beziehen sich auch die Forschungsfragen auf unterschiedliche Komponenten; die nachfolgende Darstellung der Forschungsfra-gen ist dementsprechend auch in die BereicheFokus,Fokusaffinität,Informationsstatus undDiskursprofilgegliedert. Zusätzlich gebe ich jeweils in Klammern an, in welchem Abschnitt die Forschungsfrage behandelt wird.

(3.85) Empirische Forschungsfragen

Fokus

– Welchen Einfluss hat die Fokus-Hintergrund-Gliederung auf die syntaktische Position subjektsbezogener spanischer Depiktive? (vgl.

Abschnitte 5.1 und 5.2)

– Unterscheidet sich die Position der subjektsbezogenen Depiktive in Abhängigkeit vom Fokustyp (Informations- vs. Kontrastfokus)? (vgl.

Abschnitte 5.1 und 5.2)

– Führt die enge Fokussierung des subjektsbezogenen Depiktivs bei Informationsfokus stets dazu, dass das Depiktiv satzfinal steht? (vgl.

Abschnitte 5.1 und 5.3.3)

– In welcher Position stehen subjektsbezogene Depiktive bei Satz- oder VP-Fokus, wenn sie mit anderen postverbalen Konstituenten (direktes Objekt, Lokativadjunkt) kombiniert werden? Was ist also die unmarkierte Position spanischer Depiktive? (vgl. Abschnitte 5.1 und 5.3.1)

Fokusaffinität

– Sind Depiktive Konstituenten mit hoher Fokusaffinität? (vgl. Abschnitt 6.2.2)

– Welche Fokusaffinität haben Depiktive im Vergleich zu anderen postverbalen Konstituenten wie direktem Objekt, Lokativadjunkt, Instrumentadjunkt? (vgl. Abschnitt 6.2.2)

– Unterscheiden sich zirkumstantiale und nichtzirkumstantiale Depiktive hinsichtlich der Fokusaffinität? (vgl. Abschnitt 6.2.2.2)

– Wie häufig kommen Depiktive integriert und wie häufig detachiert vor? Die Detachierung vs. Integration ist relevant für die Fokusaffinität, da detachierte Depiktive keine Kandidaten für den Hauptfokus sind.

(vgl. Abschnitte 7.1.1 und 7.1.3)

Informationsstatus

– Drücken Depiktive als prädikative Konstituenten typischerweise neue Information aus? (vgl. Abschnitt 7.1.2)

– Wie häufig drücken Depiktive neue, gegebene und evozierte Information aus? (vgl. Abschnitt 7.1.2)

– Unterscheiden sich detachierte und integrierte Depiktive hinsichtlich des Informationsstatus? (vgl. Abschnitt 7.1.2)

– Unterscheiden sich neue, gegebene und evozierte Depiktive hinsichtlich ihrer syntaktischen Position? (vgl. Abschnitt 7.1.2)

Diskursprofil

– Welche typische Konstellation besteht im Hinblick auf den Informationsstatus des Depiktivs und den Informationsstatus des Prädikationsziels (Subjekt oder Objekt)? Prädiziert typischerweise ein neues Depiktiv über ein gegebenes Prädikationsziel? (vgl. Abschnitt 7.2.1)

– Welche Form haben spanische Depiktive (lexikalisch vs. Proformasí)?

(vgl. Abschnitt 7.2.2)

– Welche Form haben die Prädikationsziele von spanischen Depiktiven:

Pronomen, lexikalische Nominalphrasen, definite oder indefinite Nominalphrasen? (vgl. Abschnitt 7.2.2)

Diese Forschungsfragen betreffen sowohl inhaltsseitige Komponenten der Informations-struktur (z.B.Wie häufig drücken Depiktive neue Information aus?) als auch ihre Inter-aktion mit ausdrucksseitigen Komponenten (z.B.Unterscheiden sich neue, gegebene und evozierte Depiktive hinsichtlich ihrer syntaktischen Position?). Untersucht werden also sowohl intrinsische als auch extrinsische informationsstrukturelle Eigenschaften spa-nischer Depiktive. Die intrinsischen Eigenschaften sind die typische Assoziierung des Depiktivs mit bestimmten informationsstrukturellen Kategorien. So wird dem Depiktiv auf der Ebene der Fokus-Hintergrund-Gliederung eine Affinität zum Fokus (und nicht zum Hintergrund) nachgesagt (vgl. Guemann (1990: 200), Porroche Ballesteros (1990:

157), Rodríguez Espiñeira (1992: 46, 53), Hummel (2000: 147), Güldemann (2005: 348),

Himmelmann & Schultze-Berndt (2005: 18); des Weiteren Abschnitt 3.2). Die extrinsi-schen Eigenschaften sind das formale Verhalten des Depiktivs in unterschiedlichen in-formationsstrukturellen Konfigurationen, z.B. ob und wie die syntaktische Position des Depiktivs in Abhängigkeit von der Fokus-Hintergrund-Gliederung des Satzes variiert.

Neben den in (3.85) genannten empirischen Forschungsfragen werde ich auch eine Reihe weiterführender Fragestellungen behandeln, die sich aus den Resultaten der em-pirischen Studien ergeben.

(3.86) Weiterführende Forschungsfragen

Die Interaktion zwischen der syntaktischen Position der Depiktive und der Fokus-Hintergrund-Gliederung ist gekennzeichnet durch Optionalität und Präferenzen. Wie können sowohl die Optionalität als auch die Präferenzen in einem Grammatikmodell dargestellt werden? (vgl. Abschnitt 5.3.2)

Inwiefern kann eine unmarkierte Abfolge angesetzt werden, wenn selbst bei neutralem Fokus (Satz- oder VP-Fokus) Variation hinsichtlich der Position des Depiktivs besteht? (vgl. Abschnitt 5.3.1)

Welche Beziehung besteht zwischen Frequenz und Akzeptabilität im Bereich der Syntax-Informationsstruktur-Schnittstelle im Spanischen? (vgl.

Abschnitt 5.3.3)

Kann die Variation in der postverbalen Wortstellung als Mittel der Fokusmarkierungangesehen werden? (vgl. Abschnitt 5.3.4)

Weshalb unterscheiden sich syntaktische Funktionen hinsichtlich ihrer Fokusaffinität? Woraus ergibt sich die hohe Fokusaffinität der Depiktive?

(vgl. Abschnitt 6.4)

Welcher Zusammenhang besteht im Spanischen zwischen der unmarkierten Abfolge und der Fokusaffinität syntaktischer Funktionen? (vgl. Abschnitt 6.3.3)

Warum drücken Depiktive typischerweise neue Information und nur selten gegebene Information aus? (vgl. Abschnitt 7.1.2)

Ist der Informationsstatus von prädikativen Konstituenten wie dem Depiktiv mit dem Informationsstatus von nominal-referentiellen Konstituenten vergleichbar? (vgl. Abschnitt 7.3)

Hat der Zwischeninformationsstatus von spanischen Depiktiven einen beobachtbaren ausdrucksseitigen Reflex? (vgl. Abschnitt 7.3)

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Zirkumstantialität und Detachierung bei spanischen Depiktiven? (vgl. Abschnitt 7.1.3)

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine umfassende Beschreibung der informationss-trukturellen Eigenschaften spanischer Depiktive. Gelingen soll dies durch die Beantwor-tung der Forschungsfragen in (3.85) und (3.86). Bei der BeantworBeantwor-tung der empirischen Fragestellungen lege ich besonderen Wert auf die Erhebung von adäquaten Daten. Im Kontext der Fragen in (3.85) sind dies intersubjektive Daten, die einerseits der quantita-tiven Komponente der Forschungsfragen Rechnung tragen und andererseits eine syste-matische Kontrolle der informationsstrukturellen Faktoren zulassen.

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