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Vorhofflimmern erhöht Demenzrisiko, Antikoagulation vermindert es

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

714

ARS MEDICI 21 | 2019

Haben ältere Patienten mit Vorhofflim- mern, aber noch ohne Hirnschlag, ein höheres Demenzrisiko? Diese Frage un- tersuchte eine koreanische Studie bei 262 611 demenz- und hirnschlagfreien Patienten über 60 Jahre über einen Zeit- raum von 7 Jahren (2005 bis 2012).

10 435 Patienten entwickelten ein Vor- hofflimmern während einer Beobach- tungszeit von 1 629 903 Personenjahren (Inzidenz 0,64%/Jahr). Die Demenzinzi- denz war bei den Patienten mit Vorhof- flimmern höher als bei der Propensity- gematchten Kontrollgruppe ohne Vorhof- flimmern (4,1 vs. 2,7/100 Personenjahre).

Nach Adjustierung ergab dies eine signi- fikant erhöhte Hazard Ratio (HR) von 1,52 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 1,43–

1,63). Vorhofflimmern erhöhte das Ri- siko sowohl für eine Alzheimer-Demenz (HR: 1,31) als auch für eine vaskuläre Demenz (HR: 2,11) bei Patienten unter oder über 70 Jahre. Bei antikoagulations- naiven Patienten mit erhöhtem CHA2DS2- VASc-Score stieg das Demenzrisiko, was einen möglichen Prädiktor darstellen könnte. Interessanterweise zeigte eine Antikoagulation unter den Patienten mit Vorhofflimmern einen präventiven Effekt (HR: 0,61) (1).

Weniger Demenz und Hirnschlag

Diesen möglicherweise präventiven Ef- fekt von Antikoagulanzien auf das De- menzrisiko untersuchte eine zweite Stu- die. Deren Ziel war es herauszufinden, ob Patienten mit Vorhofflimmern und tiefem Hirnschlagrisiko unter einer Therapie mit oralen Antikoagulanzien besser vor Hirn- schädigungen wie Demenz, ischämischem

Hirnschlag oder intrazerebralen Blutun- gen geschützt sind als Patienten ohne Antikoagulation. Dazu wurden Daten des nationalen schwedischen Registers von allen Patienten (n = 91 254) mit einem im Spital diagnostizierten Vorhofflimmern ohne vorherige Demenz oder intrakrani- elle Blutung herangezogen. Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score > 1 (Frauen:

> 0) wurden ausgeschlossen. Von den ein- geschlossenen Patienten standen 43 Pro- zent unter einer Therapie mit oralen An- tikoagulanzien, sie waren im Durchschnitt älter als die nicht koagulierte Patienten- gruppe (61 vs. 57 Jahre).

Nutzen für über 65-Jährige

Während der Beobachtungszeit von knapp fünf Jahren lag die Inzidenz der Demenz mit Antikoagulation bei 0,16 Ereignis- sen/100 Jahre, ohne orale Antikoagulation bei 0,27 Ereignissen/100 Jahre. Damit er- gab sich für die antikoagulierte Kohorte ein tieferes Demenzrisiko (Subhazard Ra- tio [sHR]: 0,62; 95%-KI: 0,48–0,81). Die Inzidenz von ischämischem Hirnschlag lag bei 0,46 beziehungsweise 0,52 Ereignis- sen/100 Jahre. Das Hirnschlagrisiko sank in dieser Population mit einem CHA2DS2- VASc-Score 0–1 auch unter einer Antiko- agulation nicht weiter. Die intrazerebrale Blutungsinzidenz war dagegen in beiden Therapiearmen ähnlich. Der kombinierte Endpunkt, bestehend aus ischämischem oder hämorrhagischem Hirnschlag oder Demenz, trat unter einer Antikoagulation seltener ein als ohne (0,72 vs. 0,84 Ereig- nisse/100 Jahre). Daraus ergibt sich ein um 12 Prozent tieferes Risiko (HR: 0,88;

95%-KI: 0,77–1,00). Die Inzidenz des kombinierten Endpunkts unter den direk-

ten oralen Antikoagulanzien war zwar tiefer als unter Vitamin-K-Antagonisten, doch betreffend HR unterschieden sie sich nicht. Der Nutzen der Antikoagulation war auf die Subgruppe der Personen > 65 Jahre beschränkt. Bei unter 60-Jährigen ohne Risikofaktoren schien die Therapie mehr Schaden anzurichten als Nutzen zu bringen.

Dieses Ergebnis legt nahe, dass das Ge- hirn von über 65-jährigen Patienten mit Vorhofflimmern von einer Antikoagula- tion mehr profitiert. Männer und Frauen mit tiefem Hirnschlagrisiko scheinen unter einer Antikoagulation ein tieferes Risiko für Demenz wie auch für den kom- binierten Endpunkt aus Demenz und Hirnschlag zu haben. Diese Erkenntnis könnte für die Entscheidung für eine orale Antikoagulation relevant sein, so die Schlussfolgerung der Autoren (2).

VH s Referenzen:

1. Kim D et al.: Risk of dementia in stroke-free patients diagnosed with atrial fibrillation:

data from a population-based cohort. Eur Heart J 2019; 40: 2313–2323.

2. Friberg L et al.: Less dementia and stroke in low-risk patients with atrial fibrillation taking oral anticoagulation. Eur Heart J 2019; 40:

2327–2335.

Interessenlage:

Kim D et al.: Einige Autoren erhielten Beratungs- oder Referentenhonorare beziehungsweise For- schungsgelder von Abbott, Bayer/Janssen, BMS/

Pfizer, Biotronik, Boehringer Ingelheim, Boston scientific, Daiichi Sankyo, Medtronic, Microlife und Roche. Keiner der Autoren deklariert jedoch Interessenkonflikte.

Friberg L et al.: Einige Autoren erhielten Bera- tungshonorare beziehungsweise Forschungsgel- der von Abbott, Bayer, Boehringer Ingelheim, BMS, Pfizer, Sanofi und Zenicor.

Demenzrisiko

Vorhofflimmern erhöht Demenzrisiko, Antikoagulation vermindert es

Vorhofflimmern ist die häufigste kardiale Arrhythmie bei älteren Menschen, was die Mortalität sowie die Morbidität, resultierend aus Hirnschlag, Herzinsuffizienz und Hospitalisierungen wegen chronischer Komorbiditäten erhöht. Ein zweites Problem des älteren Menschen ist die Demenz, die Prävalenz be- trägt weltweit etwa 40 Millionen Personen. Wie diese entsteht, ist immer noch ungeklärt. Dass Vorhof- flimmern den kognitiven Abbau möglicherweise fördert, darüber wurde in letzter Zeit gemutmasst.

Zwei Studien haben sich dieses Themas angenommen.

European Heart Journal

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