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Schützt die frühe Antikoagulation vor Demenz?

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 17 | 2018

Die Annahme, wenn OAK ja vor grösse- ren Emboli schützen, welche zu Schlag- anfällen führen, sie dann womöglich auch die Bildung kleinerer Gerinnsel verhindern können, die Mikroinfarkte und mithin kognitive Funktionsstörun- gen auslösen, liegt durchaus nahe. Ein systematischer Review von 19 Studien mit insgesamt 15 876 Patienten zum Zusammenhang zwischen VHF- Thromboprophylaxe und dem Auftre- ten von Demenz verzeichnete zuletzt je- doch uneindeutige Resultate. Zur Klä- rung dieser Frage wäre letztlich eine randomisierte, plazebokontrollierte Stu- die wünschenswert. Doch weil es nicht möglich ist, VHF-Patienten mit Schlag- anfallrisiko mit Plazebo zu behandeln, verbietet es sich aus ethischen Gründen, eine solche Studie durchzuführen.

Retrospektive Registerstudie

Eine Stockholmer Arbeitsgruppe hat nun versucht, sich dem Thema im Rah- men einer retrospektiven Registerstu- die zu nähern, und dazu die Daten von insgesamt 456 960 Patienten im schwedischen Patienten- beziehungs- weise Medikamentenregister herange- zogen, bei denen im Zeitraum zwischen 2006 und 2014 im Spital eine VHF- Dia gnose gestellt worden war. Ziel war es, in dieser Kohorte die Inzidenzen von Demenzerkrankungen mit und ohne OAK zu analysieren und ausserdem zu untersuchen, ob in diesem Zusammen- hang ein Unterschied zwischen den neuen, nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOAK) und den Vitamin-K-Antagonisten (Warfa- rin, Phenprocoumon) besteht. Von den registrierten VHF-Patienten wurden le- diglich diejenigen, bei welchen bereits

zu früheren Zeitpunkten eine Demenz diagnostiziert worden war (n = 12 854), nicht in die Auswertung einbezogen.

Von den in die Analyse eingeschlosse- nen 444 106 Patienten entwickelten 26 210 während insgesamt mehr als 1,5 Millionen Personenjahren Follow- up (1,73 pro 100 Personenjahre unter Risiko) eine Demenz. Zu Beginn des Studienzeitraums verwendeten 42,9 Prozent der Patienten Warfarin, 0,04 Prozent Phenprocuomon, 2,9 Prozent ein NOAK, und 54,3 Prozent hatten bis dato keinerlei OAK erhalten. Patienten mit neu aufgetretener Demenz waren im Vergleich zu denjenigen ohne ent- sprechende Anzeichen im Durchschnitt älter und litten unter mehr Begleiter- krankungen. Als stärkste Prädiktoren für das Auftreten von Demenz erwiesen sich neben dem Alter (Hazard Ratio [HR] pro 10 Jahre: 2,19; 95%-Konfi- denzintervall [KI]: 2,16–2,22) eine Par- kinson-Erkrankung (HR: 2,46; 95%- KI: 2,25–2,69), die Abwesenheit eines OAK (HR: 2,09; 95%-KI: 1,73–2,53) sowie Alkoholmissbrauch (HR: 1,53;

95%-KI: 1,41–1,66).

Geringeres Demenzrisiko unter Antikoagulation

Die Demenzinzidenzrate war bei Pa- tienten mit OAK geringer als bei sol- chen, die keinerlei OAK erhalten hat- ten (1,14 vs. 1,78 pro 100 Patienten- jahre; p < 0,001). Beim Vergleich zweier durch Propensity Score Mat- ching gebildeter Kohorten (± OAK, je n

= 80 948) ergab sich in der Intention- to-treat-Analyse (Behandlung zu Base- line, ungeachtet nachfolgender Wech- sel) für die Gruppe von Patienten, wel- che zu Baseline unter OAK gestanden

hatten, ein um 29 Prozent geringeres Risiko, nachfolgend eine Demenz zu entwickeln, als für die unbehandelte Gruppe (HR: 0,71; 95%-KI: 0,68–

0,74). Dabei stellte sich heraus, dass der Nutzen der OAK umso ausgepräg- ter war, je früher nach der ersten VHF- Episode mit dieser Therapie begonnen worden war. Dies deutet auf eine Dosis- Wirkungs-Beziehung zwischen einer- seits der Zeitspanne, während der die Patienten an VHF leiden, ohne OAK zu erhalten, und der Entwicklung einer Demenz andererseits hin. Noch deutli- cher kristallisierte sich die Beziehung zwischen OAK und Demenzrisiko nach Auswertung der Daten mittels On-treat- ment-Analyse (Beschränkung auf ent- weder Patienten mit Zugang zu OAK während 80% der Beobachtungszeit oder solchen, die zu keiner Zeit wäh- rend des Follow-ups OAK erhielten) heraus: Hier hatten OAK-Patienten im Vergleich mit solchen ohne OAK ein um 48 Prozent niedrigeres Demenzri- siko (HR: 0,52; 95%-KI: 0,50–0,55).

Beim direkten Vergleich der Effekte von NOAK und VKA auf das Demenz- risiko ergab sich kein statistisch signifi- kanter Unterschied (HR: 0,97; 95%- KI: 0,67–1,40).

Fazit

Das Risiko, im Zuge von VHF eine De- menzerkrankung zu entwickeln, ist bei Patienten unter OAK niedriger als bei solchen ohne OAK. Ein früher Beginn mit OAK könnte daher bei VHF-Pa- tienten von Bedeutung für den Erhalt kognitiver Funktionen sein. RABE Quelle: Friberg L, Rosenqvist M: Less dementia with oral anticoagulation in atrial fibrillation. Eur Heart J 2018; 39: 453–460.

Vorhofflimmern

Schützt die frühe Antikoagulation vor Demenz?

Vorhofflimmern (VHF) ist zweifelsfrei ein Risikofaktor für das Auftreten von Schlaganfällen. Dieses er- höhte Risiko lässt sich durch eine Therapie mit oralen Antikoagulanzien (OAK) signifikant reduzieren.

Obwohl für VHF auch eine Assoziation mit Demenzerkrankungen gezeigt werde, ist bis anhin nicht klar, ob sich einer solchen VHF-bedingten Demenz mittels OAK vorbeugen lässt. Im Rahmen einer aktuellen Studie wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen OAK und Demenzrisiko bei VHF-Patienten näher untersucht.

European Heart Journal

Interessenlage:

Die Autoren der refe- rierten Originalstudie geben an, Vortrags- honorare und Förder- gelder von diversen Pharmafirmen erhal- ten zu haben.

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