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Schilddrüsenhormontherapie steigert Lebensqualität nicht

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

246

ARS MEDICI 7 | 2019

Die subklinische Hypothyreose, defi- niert als erhöhtes Thyreotropin (TSH) bei gleichzeitig normalen Thyroxin- werten, ist häufig. Allein in den USA sind gemäss Schätzung des NHANES- III-Reports etwa 13 Millionen Perso- nen betroffen. Bei Frauen und älteren Personen ist die Prävalenz höher. Die subklinische Hypothyreose wird häu- fig mit Schilddrüsenhormon (Levothy- roxin, T4) behandelt, insbesondere wenn einer Schilddrüsenunterfunktion zugeschriebene Symptome wie Müdig- keit, Verstopfung und unerklärliche Gewichtszunahme auftreten. Für eine solche Therapie besteht jedoch laut den Studien keine gute Evidenz, sys - tema tische Reviews waren bisher widersprüchlich, klinische Guidelines ebenso. Seither sind zwei weitere Stu- dien zur Schilddrüsenhormontherapie publiziert worden. Vorliegender syste- matische Review und Metaanalyse und

hat diese mitberücksichtigt. Fragestel- lung dabei war, ob eine Therapie mit Schilddrüsenhormon bei Patienten mit subklinischer Hypothyreose die Le- bensqualität steigert und schilddrüsen- bezogene Symptome lindert.

TSH sinkt ohne Konsequenzen

Gesamthaft wurden 21 randomisierte, kontrollierte Studien eingeschlossen (n = 2192 erwachsene, nicht schwan- gere Patienten). Die Studiengrösse vari- ierte zwischen 20 und 737 Patienten im Alter von 32 bis 74 Jahren, mindestens 46 Prozent davon waren jeweils Frauen. Die TSH-Ausgangswerte lagen zwischen 4,4 und 12,8 mE/l, in zwei Studien (n = 99) über 10 mE/l.

Die Patienten erhielten eine Schilddrü- senhormontherapie oder Plazebo be- ziehungsweise keine Intervention wäh- rend 3 bis 18 Monaten, je nach Studie.

Unter der Schilddrüsenhormonthera-

pie normalisierten sich die TSH-Werte in den Referenzbereich von 0,5 bis 3,7 mE/l. Ohne Intervention oder mit Plazebo blieben die TSH-Werte dage- gen erhöht (4,6–14,7 mE/l).

Die Lebensqualität blieb unter der Theapie im Vergleich zu Plazebo dage- gen unbeeinflusst (n = 796; standardi- zed mean difference [SMD]: –0,11;

95%-Konfidenzintervall [KI]: –0,25 bis 0,03), ebenso die schilddrüsenbezoge- nen Symptome (n = 858; SMD: 0,01;

95%-KI: –0,12 bis 0,14). Auch sekun- däre Endpunkte wie depressive Sym - ptome, kognitive Funktion, Muskelkraft, systolischer Blutdruck sowie Body-Mass- Index blieben unbeeinflusst. Eine Schild - drüsenhormonersatztherapie verbessert gemäss diesen Resultaten zwar die TSH-Werte, dies aber ohne klinischen Nutzen. Bei einer Übertherapie bleiben nur die Nebenwirkungen.

Kein Routineeinsatz

Das Fazit der Autoren lautet: Die Er- gebnisse dieser Untersuchung stützen den Routineeinsatz einer Schilddrüsen- hormontherapie bei erwachsenen Pa- tienten mit subklinischer Hypothy- reose nicht. Allerdings wurde dieses Er- gebnis von der Studie mit den meisten Patienten (n = 737) wesentlich beein- flusst. VH s Quelle:

Feller M et al.: Association of thyroid hormone therapy with quality of life and thyroid-related symptoms in patients with subclinical hypo - thyroidism: a systematic review and meta-ana- lysis. JAMA 2018; 320: 1349–1359.

Interessenlage: Der systematische Review wurde vom Schweizerischen Nationalfonds un- terstützt. Einer der Autoren (T. Quinn) war bei einer im Review besprochenen Studie beteiligt, deren Studienmedikation von Merck zur Verfü- gung gestellt worden war.

Subklinische Hypothyreose

Schilddrüsenhormontherapie steigert Lebensqualität nicht

Die Behandlung der subklinischen Hypothyreose mit Schilddrüsenhormon ist bei Auftreten von Symp- tomen wie Fatigue und Gewichtszunahme verbreitet. Leider nützt diese Massnahme wenig, wie ein systematischer Review von Dr. Martin Feller vom Inselspital Bern nahelegt. Die Werte normalisieren sich zwar, dies jedoch ohne klinisch positiven Effekt.

JAMA

Nachgefragt

Dr. med. Martin Feller, MSc Epidemiology (LSHTM), Scientific Research Coordinator Universitätsklinik und Poliklinik für Allgemeine Innere Medizin, Inselspital Bern

Sie sprechen sich gegen eine Routinesubstitution bei der subklinischen Hypothyreose aus. In welchen Fällen wäre eine Behandlung sinnvoll?

Wenn man sich auf Resultate aus publizierten, randomisierten, kontrollierten Studien berufen will, ist eine Levothyroxinbehandlung nie sinnvoll. Denn die Gesamtheit der verfügbaren Stu- dien weist keinen Benefit nach. Allerdings gibt es nicht für jeden Fall genug Daten aus rando- misierten, kontrollierten Studien. Beispielsweise kann ein Behandlungsversuch bei Patienten mit TSH > 10 mE/l im Einzelfall gerechtfertigt sein. Ich rate aber klar davon ab, Patienten mit TSH < 10 mE/l und klinischen Symptomen zu behandeln, solange nicht neue randomisierte, kontrollierte Studien bei solchen Patienten einen Nutzen zeigen. Ich weiss, dass viele Ärzte, die Patienten mit subklinischer Hypothyreose (TSH < 10 mE/l) betreuen, die Symptome haben, von einem «günstigen Effekt» von Levothyroxin überzeugt sind. Ich gehe jedoch davon aus, dass dieser «günstige Effekt» nichts anderes ist als ein Plazeboeffekt, allerdings mit einem nicht ausgeschlossenen Risiko für Nebenwirkungen wie Vorhofflimmern oder

Knochenbrüche. VH

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