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Notiz.
Herr Prof. Rödiger maclit in dieser Zeitschrift (Bd. XVI, 552) auf die DifTerenn in der Orthographie von \Ja3 ( neben Via ) und ^Q.^io (neben
\il.^\^) aufmerksam und bemerkt, dass man die Worte selten mit O in unseren früher gedruckten Büchern geschrieben finde. Ich habe bei der Lectüre ver¬
schiedener Vaticanischcr Handschriften durchweg die Bemerkung gemacht dass die vollere Orthographie gebraucht wird, wenn es sich um Ausfüllung
einer Zeile also Verlängerung des Wortes zu diesem Zweck bandelt.
Meistens findet sich die vollere Schreibung am Eude der Zeilen , wo auf einer Seite zwei Columnen , also kurze Zeilen sind , manchmal auch am Anfang der Zeile. Diese Bemerkung machte ich öfter in Handschriften der Werke des
Jakob von Sarug, des Isaac M. u. A. '). P. Pius Zingerle.
Bemeri(ungcn zu Zeitschrift XX, S. VII u. S. 163.
Von Dr. J. Perles.
Herr Kirchenrath Dr. Hitzig wirft in seiner anregenden Eröffnungsrede zur jüngsten Orientalistenversammlung die Frage auf: „Was war das für ein Volk, welches halbeshush (Strieme), eresa (Gift), ikrum (Russ), gush- panga (Siegelring) sagte?" (p. VII] Im Interesse der Wissenschaft erlaube icli mir , die gestellte Frage zu beantworten :
Das erste Wort, das in den Targumausgaben und auch bei Aruch und
Levita in der Form U3T133bM vorkommt, lautet in der von Musaphia angeführ¬
ten richtigen Leseart ODDiri und ist von Letzterem bereits als i'Xxuiai?, die verlängerte Form von tlxoe , ulcus, erkannt worden.
Eresa (o"IN) halte icb für identisch mit virus. J. Levy leitet es, wohl minder zutreffend , von tos mit eingeschaltetem aram. "I her.
Ikrum (DITDn) bedeutet uicht: Russ, sondern Farbe im Allgemeinen und ist =: /^OtOltft.
Gushpanga (NpIDlül) , dessen Etymologie bisher noch nicht ermittelt wurde, wage ich vermuthungsweise als Metathesis des gr. of^ayis (NpJBlüJ
= i{p1D\DJ mit Wechsel des 3 und l) zu erkläreu. Auch andere iu den rabbinischen Schriften vorkommende Bezeichnungen für Siegelring sind
1) Dieselbe Bemerkung hat bereits de Lagarde in d. Vorrede zu s.
Analecta Syriaca p IV gemacht , wo er sagt : „ Nam Vis et VioLl >
et VJa^^yVj j l-*' ' l-^-lfi^ IajI horum similia
sunt iquidein plane eadem esse scio et adhibita a lihrariis vidi prout spa¬
tium p e r nü s s um r e q u i r c r e t. D. Red.
Perles, Bemerhungen zu Zeitschrift XX. S. VII. u. S. 163. 447
fremden Sprachen entlehnt, wie =^ OTjiiavriiov , orjfinvxtj^iov und a'l.'iaba , das von den alten Auslegern als Thonsiegel erlilärt wird
)
von dem pers. Thon und ^4,«, Siegelring.
Gelegentlich finde noch folgende Bemerkung hier ihren Platz. Herr Rabbiner Dr. Geiger bespricht im letzten Hefte dieser Zeitschrift (S. 163) die Umdeu¬
tung, welche das „ Kuschäisclie Weib" des Moses (4 Mos. 12, 1) in alteu Bibelübersetzungen und in der Aggadah gefuuden hat. rT'ajD heisst gar nicht:
„Aethiopierin" sondern — die Schöne ... Die letztere Auffassung ist den Rabbinen so geläufig geworden, dass Raschi auch in den zwei ""Nlüia, die nach der thalmudischen Sage Schreiber des Salomo gewesen (Sukkah 53a),
nicht etwa Aethiopier, sondern vorzüglich schöne Männer erblickt: bS
•<3,i inb -»np D'D-i
Ich füge noch hinzu, dass auch Amos 9, 7: OHN D^^IÜD t<bn
'b vom Targum durch T-VÖH ^^^T^6^ T'Q-'n-l Nbn wiedergegeben
wird. Die Targum und Midraschim haben also an verschiedenen Stelleu
umgedeutet , der Grund aber , warum sie dem A\'orte gerade die Bedeutung
„schön, gut" untergelegt, ist bisher von Niemandem erkannt worden. Und doch liegt die Lösung so ziemlich auf der Hand. Es ist bekannt, dass die Midra¬
schim bei ihrer freien Auslegung des Bibeltextes nicht selten dem einen oder anderen Worte eine Bedeutung geben , die es nicht in der hebräischen, sondern in einer anderen Sprache hat. Ich erinnere, nm nur Ein Beispiel anzuführen
an die Auslegung von mDa ]lbN (1 Mos. 35, 8) durch Nnr33 11 m N
vom gr. älXor. Dasselbe Verfahren ist von Targum und Midrasch auch bei
■'IZ313 angewandt worden, indem von der im Hebräischen gangbaren Bedeutung des Wortes Abstand genommen und die Bedeutung des anlautenden persischen
— schön , gut , angenehm substituirt wurde.
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Bibliographische Anzeigen.
Bericht
tiber die in Constantinopel erschienenen neuesten
orientalischen Druckwerke.
Von
0. Freiherr TOn Schlechta-Wssehrd.
In Fortsetzung der seinerzeit von Hammer-Purgstall und spKter von mir gelieferten, in den Sitzungsberichten der hiesigen Akademie der Wissenschaften abgedruckten Berichte Uber die türkischen, arabischen und persischen Press¬
erzeugnisse Constantinopels hat Bianchi ein ähnliches Verzeichniss ') erscbeinen lassen, in welchem er die seit den letzteu Monaten des J. 1856 bis zu Beginn des muhamm. J. 1280 daselbst und zum Theil in Bulak erschieneneu Literatur- producte dieser Categorie theils dem Titel nach aufführt und theils ihrem In¬
halte nach näher beleuchtet. An dasselbe reiht sich ') der nachstehende Be¬
richt , welcber die diesfallsigen bibliographischen Notizen bis in die ersten Monate des mubamm. J. 1282 (beginnt 27. Mai 1865) fortsetzt. Auf Vollstän¬
digkeit kann derselbe übrigens ebensowenig als jener Biaucbi's Anspruch machen, da eigentliche Büchercataloge , in welche sämmtliche Druckerscheinun¬
gen des Jahres aufgenommen wären, bisher in der türkischen Metropole nicht ausgegeben sind uud ich somit, ebenso wie Bianchi, hinsichtlich seiner Quellen zumeist anf die Anzeigen oÜ^lcl des türkischen Privatjuumals Dscheridei Hawftdis und zeitweilig vou befreundeter Seite mir zukommende Aufschlüsse Uber derlei öffentlich nicht notificirte Pubiicationen beschränkt bin. Dagegen erfreue ich mich im Vergleiche mit Bianchi des, wie ich glaube, nicht un¬
wesentlichen Vorthcils , von den zu besprechenden Druckerzeugnissen selbst .Einsicht nebmen zu künnen, während Bianchi iu der Mehrzahl der Fälle sich mit dem blossen Abdruck nnd der Uebersetzung der dem bemerkten Journale entnommenen bucbhäudlerischeu Notizen begnügen musste.
1) Bibliographie Ottomane etc. Paris, 1863.
2) Nur das erstaufgefUhrte Buch ist noch aus dem J. 1279 m. Z. nach¬
getragen, da dasselbe sich bei Bianchi nicht findet.