Die Sage von Dsclieniscliid.
Von Piof. R. Roth.
Gleich den früher g-egebcncn Nachweisungen Uber den Ge-
lialt der Sage von Feridun (lid. II. S. 216 (f.) sull die folgende
Untersuchung über einen eben so berühmten Ilerns der persischen
Vorzeit, Dschemschid, einen weiteren Beitrag zur Feststellung
des Verhältnisses der altindischen und der iranischen Sage und
zur Aufhellung der angeblichen konigsgescliichtc Persiens liefern.
Gehört auch die Uscbemschid - Sage durchaus in eine Reibe
mit der von Feridun, so liefern uns doch die erhaltenen Reste
der Zendlitteratur über jenen ein umfassenderes Material als über
diesen, indem sicb im Vendidad eiu besonderes Stück , der zweite
Fargard, erhalten bat, das von Jimu bandelt. Jiina ist die ältere
Form des Namens D schem, welcber in der Regel mit Schid,
aus dem zendischen Rhsbueta „der Herrscher" zusammengesetzt
erscheint. Für jenes Stück lässt sich zwar in der Uetrachtung
recbt wohl ein Zusammenhang mit dem Vorangebenden und Fol¬
genden herstellen, welcbem es seinen Platz in dem Vendidad zu
verdanken hat, aber er ist lose und nicht von der Art, dass wir ihn
für einen ursprünglichen zu halten berechtigt wären. Uer erste
und zweite Fargard können dagegen unter sicb näher, wenn aucb
nicbt unmittelbar, zusammengehören und bei der Anordnung des
Vendidad in seiner jetzigen Form einem anderen Ganzen entnom¬
men und der Gesetzessammlung als Einleitung vorangestellt wor¬
den sein.
Diese kritische Kruge ist indessen für unseren Zweck von
keinem besonderen Uelange, indem der zweite Fargard die Ge¬
schichte Jinia's immerhin in einer gewissen Abrundung und Voll¬
ständigkeit enthält und für sich selbst keiner Ergänzung bedarf.
Die Erzählung von Jima ist diese. Zoroaster fragt den Ormuzd,
ob er einem anderen Menschen vor ibm und wem cr seine Lehre
geoffenbart habe. Ormuzd antwortet — und von liier an ist mit
Ausnahme der letzten Sätze das ganze Capitel Rede des Goltes
— er babe dem Jima, Vivangbvat's .Sobn, sicb geoflenbart, dieser
aber es abgelehnt. Verkündiger und Träger seiner lielire zu sein,
weil er dazu weder geschickt, nocb gelehrt sei. Orinuzd habe
nun von ihm verlangt, dass er die .Schöpfung wenigstens zu Ge-
IV. Bd. ' 27
(leihen und Glück führe. .)ima geht hierauf ein und versprichl,
dass in seinem Reiche weder Frnstwind , noch Gluth, noch Fin-
sterniss, noch Tod herrschen solle. Ormuzd giebt ihm zwei wun¬
derbare Werkzeuge, eine goldene Schwinge (oder Wunne zum
.Schwingen des Getreides) und einen ebenfalls aus Gold gebildeten
Stachel (wie er zum Antreiben der Zugthiere dient), Sinnbilder
der friedlichen Herrschaft des Ackerbauers ' ). Darauf werden
ihm dreihundert Landstriche zugetheilt, die unter seiner segnen¬
den Wirsamkeit schnell sich füllen mit Heerden , mit Rossen,
Menschen, Hunden, Vögeln und hellglänzenden Feuern, so dass
kein4laum mebr war für weitere Geschöpfe. Andere dreihundert
Landstriche und zum dritten Male dieselbe Zabl werden ihm hin¬
zugefügt; sie gedeiben wie jene, und Ormuzd verkündet ihm , dass
die Erde voll sei. Du trat .lima vor am bellen Tage zur Mittags¬
zeit der Sonne zugewandt, stiess die Erde an mit seiner goldenen
Schwinge, traf sie mit seinem Stachel und sprach: weitgedehnter
heiliger Grund! rühre dich. öflFne dicb (wie eine (Jebärende) , du
.4mffie der Rinder, Rosse, Menschen! Darauf dehnt sich die
Erde, wie oben das Reicb .lima's, in drei Abstufungen zu ihrer
doppelten Grösse, nnd die Geschöpfe können sich nach Fjust auf
dem grösseren Rnume verbreiten.
Hiermit war der unmittelbaren Aufgabe, welche Jima vou
Ormuzd empfangen hatte, genügt. Dass an dieser Stelle auch
die ältere persisebe Gelehrsamkeit einen Ruhepunkt der Erzählung
anerkannte, scbeint aus den Einscbiebungcn hervorzugeben, welche
bier die Texte zeigen, wie häufig am Ende von Abschnitten, wo
am leichtesten Glossen und Aehnliches sich eindrängen.
Der zweite Abschnitt des Fargard erzählt nun weiter, wie
Orinuzd mit den göttlichen Geistern, Jima mit den Resten der
Menschen zu einer gemeinsamen Versammlung zusuininentrutcii.
welche, so wie der Text sich ausspricht, keinen anderen Zweck
hatte, als die feierliche Uebertragung einer zweiten Sendung an
Jima. Ormuzd gebietet nämlich dem Jima, weil die Geschöpfe
von Winter, Schnee und in Holge davon von Misswuchs zu leiden
haben, sie in eine undere ferne weiden- und wasserreiche Gegend
zu bringen. Es kann hiebei natürlich nicht die ganze Masse der
die Erde füllenden Geschöpfe, sondern es können, wie auch
weiterbin näher beschrieben wird , nur bestimmte .Auserlesene ge¬
meint sein. Dort soll er einen Garten (nacb der alten Bedeutung
des deutschen Wortes, d. h. einen abgegränzten umschlossenen
Raum) in regelmässigem Viereck errichten, in demselben Wasser¬
leitungen, Strassen, Wobnungen bauen, und das Ganze — viel¬
leicht wären diese Worte nur auf die Wohnungen zu beziehen —
mit Wall und Graben schützend umgeben. In dieses Paradies
soll er die Auserlesensten nnter den Menschen , von allen Arten
1) .S. Anin. 1.
Roth , die Sage von Dschemschid. 419
Vieh, Bäumen, Speisefriichtcn bringen. Dort soll weder Ver¬
brechen, noch körperliches Gebrechen zu finden sein. Die Men¬
schen sollen da nach der beliebten Dreizahl dieses Stückes in
neun, sechs und drei Districten je zu 1000 (hier allein ist Ab¬
weichung von dem Zahlenverhältnisse), 600 und 300 wohnen.
Jima fragt nocb, wie er das Alles, diese künstliche Eintheilung
machen solle, und Ormuzd beisst ibn das Gebiet mit Fuss und
Spannen ausmessen. „Darauf that Jima, wie Ormuzd ihm be¬
fohlen hatte"; und das Folgende wiederholt in der Beschreibung
dessen, was cr that, einfach die Worte der Anweisung. Hiermit
ist die Kunde, welche Zoroaster durch Ormuzd über Jima's Wir¬
ken erhält, geschlossen, und zur näberen Beschreibung von Jima's
Reicb gehört nur nocb die Frage Zoroaster's : welcbes waren die
Lichter, die dort leuchteten in den Gärten, welche Jima gemacht
batte? Ormuzd antwortete: ewige Lichter uud erschaffene; alle
anfangslosen Lichter leuchten von oben, alle erscbafienen Lichter
leuchten von unten.
Mit dieser ausführlichen Schilderung stimmen denn uuch die
übrigen kürzeren Angaben über unseren Helden, welche die Zend-
bücher aufweisen; so vor Allem die Stelle im 9. Capitel des
Ja^na, welche Jima's Geburt so wie die anderer Heroen als
einen Lohn der Frömmigkeit seines Vaters darstellt und ihn den
Herrscher, der zahlreiches Gefolge bat, den herrlichsten der das
Tageslicht schauenden Menscbeu nennt.. „Denn unter seiner Herr¬
schaft," so heisst es nach Burnouf's schöner Uebersetzung Journ.
as. IV, 474 ft"., „bat er Heerden und Männer vom Tode , Gewässer
und Bäume von der Dürre befreit, und die Nahrungsmittel uner¬
schöpflich gemacht. Wäbrend seiner ruhmreichen Herrschaft gab
es weder Frost, nnch Hitze, weder Alter, nocb Tod, nocb dä¬
monischen Neid. A'äter und .Söhne hatten den Wuchs Fünfzehn¬
jähriger, so lange Jima, das Haupt der Völker, Vivangbvat's
Sohn , herrschte."
Aebniicb wird im 29. Abschnitt des Jesohts der Ferner
Jima's Ferner angerufen ,,des Helden, der zublreicbcs Gefolge
hat, damit er (der Ferucr) widerstehe dem Mangel , welcber durcli
die Dämonen herbeigeführt wird, der Trockenheit, welche die
Weiden vernichtet, und dem Verderben , das Untergang bringt."
Wenig Neues fügen hinzu die .Stellen in den beiden merk¬
würdigen, augeiiscbeinlich in gegenseitiger Beziehung stehenden
Jescbt an Ardvi (,'ijra und Drvä^pa , in welchen nach der Reibe
die Helden der altpersischen Sage aufgeführt werden, wie sie der
eine von diesem, der andere von einem anderen Orte aus ihr Ge¬
bet und Opfer an diese beiden weiblichen Genien riebton, um
durcb ihre Gnade jedesmal dasjenige zu erreichen, was sie in
der Sage eben zu Heroen maclit. So bittet Jima die Ardvi
("lira (Cap. 7) vom hoben Hukairja aus: „gewähre mir den Wunsch,
duss icb zur böcbsten Uerrscbut't geluuge über »Ile Länder, alle
27*
Diiinonen , Menschen, Jätu's, Pairika's .... d<iinit ich den Dämonen
cntreisse sowoiil die Güter und die Genüsse, als die fruchtbaren
Verbindung-en , als die Freuden und Lobgesänge." Die Drvu^pa
bittet er (Cap. 2): „gewähre mir deu Wunsch, dass icb den Ge¬
schöpfen Mazda's fruchtbare Verbindungen, dass ich den Geschö¬
pfen Mazda's ünverletzliclikeit verschaffe und dass ich wegschaffe
von Mazda's Geschöpfen Hunger, Gebrechlichkeit, Schaden, Durst,
Hitze, Frostwind in tausendfache Ferne" ').
Das Bild Jima's, das uns aus den Zcndbuclicrn entgegentritt,
ist also nicht etwa das eines Religionslehrcrs oder auch nur eines
religiösen Vorbildes, wenn scho'n diese Vorstellung sicb immerbin
leicht anhängen konnte; es ist auch nicbt das Bild eines Königs
und Gesetzgebers, dem das Volk die Ursprünge seines Staates
nnd seiner Geschichte zuschreibt, wie etwa ein Romulus der itali¬
schen, ein Minos der griechischen, ein Manu der späteren indi¬
schen Sage; es ist vielmehr das Bild des Herrschers einer Zeit,
in welcher diese Gegensätze die Menschheit noch nicht bewegen,
in welcher die Trennung noch nicbt in die menschlichen Ge¬
schlechter selbst bereingetrcten ist, sondern Feindschaft nur be¬
steht mit den unfreundlichen Naturgesetzen, mit Winter, Unfrucht¬
barkeit, Krankheit, Alter, Tod; es ist mit einem Worte das Bild
einer goldenen Zeil. Jima ist das Haupt des goldenen Zeitalters,
wie des Himmels Sohn Kronos Uber die Glücklichen herrschte,
welche ohne Kummer und Sorge, reicb an Heerden, frei von der
Schwäche des Alters und den Schrecken des Todes dahinlebten.
Jima ist aber nicht ein Gott wie Kronos; er ist Mensch und
nur der Träger eines göttlichen Befehles. Um so auffallender
freilich ist der einzige Zug, von welcbem wir sagen können, dass
er unter allen Ueberlieferungen von goldener Zeit und Paradies
der iranischen ganz eigenthUmlich sei : Jima's Vermögen , die Aus¬
dehnung der Krde zu verdoppeln. Man könnte versucht sein,
bierin einen Zug der Verwandtschaft mit dem indischen Bruder¬
volke der späteren Zeit zu sehen, dessen Heilige Himmel und
Erde und alle Götter nach Belieben schaffen oder zerstören. Die
Aehnlichkeit ist aber nur scheinbar; denn dort liegt die unge¬
messene Ueberschätzung der durch heilige Uebungen gestählten,
durcb Versenkung in dus allgemeine Leben aller Bande und
Schranken ledig gewordenen Willenskraft zu Grunde; hier sind
es die von dem Gotte selbst gegebenen wunderbaren Werkzeuge,
mit welchen Jima Göttliches wirkt. Diese Anschauung selbst will
aber nur die überströmende SegensfUlle verdeutlichen , welcbc
Jima der Erde brachte. Ich glaube aucb den Sinn der wortkar¬
gen Erzählung nicht so fassen zu dürfen, als ob Jima erst Men¬
schen und Vieh und die übrigen Geschöpfe ins Dasein gerufen
hätte, sondern nnter seiner Hund entwickeln sich nur die von
1) S. Amn. 2.
Roth, die Sage von Dschemschid. 421
Ormuzd gegebenen Anfänge mit solcber Ueppigkeit, dass ibnen
ibre Gränzen zu eng werden. Liegt scbon in dieser erstaun-
jiclien Zeugungskraft das Merkmal einer goldenen Zeit, und müs¬
sen wir auf diese Periode scbon das Wort Jima's anwenden,
dass in seinem Reicbe weder Glutb, nocb Frost, nocb Tod berr-
scben dürfe, so müssen alle diese Glückseligkeiten nacb einem
nocb höbcren Maassstabe in dem engeren Gebiete vereinigt sein,
in welches Jima die Auserwählten sammelt, nacbdem in das
grössere Reich Uebel eingedrungen sind. Mit dieser Annahme
verliert sicb der Mythus in einen scheinbaren Widerspruch —
vielleicht feblt uns aber ein zwischengehöriges den Widerspruch
ausgleichendes Stück — und wir baben innerhalb der Sage von
einer goldenen Zeit nocb die von einem Paradiese. Die rings
umschlossenen Gärten Dschemschid's — das Ver, wie es Anquetil
nennt — erinnern an die alte israelitische Sage von dem Gurten
in Eden, nur dass hier sogleich dus Erstlingspaar, dort später
erst eine der Menschheit entnommene Mehrzahl von Auserwählten
des paradiesischen Glückes geuicsst. Ja es scheint sogar, als
habe eine späte Hand , von welcher einige der bunt durcheinander
geworfenen Glossen und Zusätze am Ende dieses Abschnittes im
Vendidad S. L36, .3 IF. herrühren, die nachmalige künstliche Aus¬
bildung der jüdischen Sage oder einer verwandten irgendwie ge¬
kannt, wenn sie beifügt: „sie halten für ein Jahr, was ein Tag
igt.« — „Von zwei Menschen wurde dort ein Menscbenpaar ge¬
boren, ein Weih und eiu Mann." „Die Menschen leben im treff¬
lichsten leiblichen Wohlsein in den Gärten, die Jiuia gemacht
hatte."
Wie weit diese Vorstellungen über ein Reich Dschemschid's
in dem folgenden Jahrtausende sich gleich geblieben , welchen
anderen sie Raum gemacht oder wie sie sicb weiter gebildet ha¬
ben, kunn ich nicht versuchen aus dem verworrenen Halbdunkel
von Sinn und Unsinn der leider immer noch einzigen Erklärung
des Bunde h esch herauszulesen. Ist sie aber auch nur im nie¬
dersten Grade verlässlich, so lassen sich aus Abschnitt 23 u. 32
wenigstens zwei Züge sehen: einmal der, dass dem Dschcm ein
Weib DschemS oder eine .Schwester DschemakÄ oder beide
zugleich angereiht siud, eine Hinweisung auf eine alte Vorstel¬
lung, die wir beim indischen Jama deutlicher finden werden, und
sodann der andere von einem Verfallen unseres Helden in dämo¬
nische Einflüsse, was in die späteste Form der S«ge ausführ¬
licher aufgenommen ist.
Diese, die neupersische Heldensage, hat Dscbem unter die
Könige Persiens eingereiht, jedoch nicbt so, dass sie ibn, wie
man nach dem Vorgunge des Vendidad erwarten sollte, zum ersten
derselben machte: sie stellt ibn dar als vierten König der ersten
llcrrscberreihe, der Peschdadier. Firdusi, welcher sicb in dem
Ganzen setuer Schilderungen iu der Regel als der nücbteruste und
zuverlässigste unter den mulmmmcdanisctien Ueberlieferern der per-
sisciien .Sage erweist, giebt eine sebr einfaclie und kurze Schil¬
derung seiner Herrschaft. Kr schreibt ihr die Dauer von 700
Jahren zu, während Andere 716 (so der Verfasser von Mudschmil
nl tevarikh, Journ. as. 1840, 292.) oder 616 (so Uleinai Islam,
Hamza Isph.) oder 516 (Ueidbawi bei Peiper, Stimmen aus dem
Alorgenlande S. 326), offenbar nacb einer gemeinsamen Quelle,
zählen. Bei Firdusi ist er Sohn seines Vorgängers Tahmuras ;
es wird also die alte Ueberlieferung iiber seine Abstammung bei
Seite gesetzt. Um diese zu wahren, machen ihn Andere zu einem
Bruder desselben (Hamza, das Mudschmil, Abulfeda, Beidbawi)
oder zu seinem Neffen und nennen seinen Vater Janbekhan , Anu-
dscliilian oder ähnlich, sämmtlich Entstellungen oder Schreibfehler
aus Vaivendscheban , dem mundgerecht gemuchten Vivanghvat.
Die erste Hälfte der Kegierungszeit Dschemschid's erscheint
bei Firdusi und nacb ihm bei Anderen in regelmässige Zeiträume
von je fünfzig Jahren getbeilt. Im ersten Zeiträume übt und lehrt
er VVaffenverfertigung , im zweiten die Zubereitung von Gewän¬
dern; den dritten und vierten füllt die Eintheilung seiner Unter¬
thanen in Stände, die auf die Beschäftigung sich gründen. In
dein fünften folgt Ausübung der Baukunst, Metallarbeit, Heil¬
kunde u. s. w. Der sechste, der übrigens nicht so genau um¬
schrieben ist, scbeint als Zeit der Ruhe nnd Erholung, der Ein¬
setzung von Festen, insbesondere des ihm allgemein zugeschrie¬
benen Nauroz-Festes angesehen zu sein. .So verstrichen, beisst
es im Königsbuche, dreihundert Jahre, wäbrend deren man den
Tod nicbt kannte; von Mühe und Uebel hatte man keine Ahnung,
die Dämonen waren dienstbar gleich Sklaven. Wie in diesen
Worten Firdusi's das paradiesische Leben, ein Zug der älteren
Sage durchleuchtet, der sonst in seine Umgebung nicht ganz
passt, so dürfte auch die auf den ersten Blick vielleicht einförmig
nnd bedeutungslos scheinende Glcicbtbeilung der Zeiträume eines¬
tbeils an die regelmässigen Zahlenverhältnisse im Vendidad und
an die Stufenfolge der dort erwähnten Entwicklungen, andern¬
tbeils an die den alten Traditionen über die Weltniter aucb sonst
üblichen stabilen Zahlen und Proportionen erinnern.
Auf diese drei Jahrhunderte — auch der Vendidad zählt drei
Perioden — eines ungehemmten Segens folgt nun ein Zeitraum
eben so vollständigen .Sturzes , in welchem wir aber solchen Unter¬
abschnitten nicbt begegnen , wie sie die erste Periode bietet.
Zwar nennt Firdusi, nacbdem er die auf das Glück folgende
Selbstüberhebung Dschemschid's geschildert bat, welcher fortan
keinen Höheren Uber sicb erkennen , sondern sich selbst ange¬
betet wissen will, die auffallende Zahl von drei und zicanzig Jah¬
ren , während welcher die Grossen des Reiches dem üebermütbigen
abtrünnig waren; es lässt sicb aber nicbt erkennen, ob sie eine
zufällige oder Uberlieferte und begrUudete ist. Nur am Scblusse
Rulh, die Sage von Dschemschid. 423
des Lebens unseres Helden kennt die niubaniniedaniscbe Darstellung-
wieder eine* allgemein angenommene runde Zabl. Firdusi schil¬
dert nämlicb, wie wäbrend dieser Vorgänge in Iran Zobak „die
verderblicbe .Schlange," auch I'eiwerasp „Herr von 10000
Kossen" genannt, ein Sobn des Merdas „des Menschenfressers"
in den Ebenen der lanzenfUhrenden Reiter, im Lande der Tazi
erwächst und den Einflüssen des Teufels sich ergiebt, wie ihm
das von Dschemschid abtrünnige Iran zufällt, und der unglück¬
liche König, obwohl er reuig zu Gott um Gnade gefleht bat,
eutblösst vun Allem vor ihm flielien niuss. Auf dieser Flucht nun
verschwindet Dscbemschid nacb übereiiistiniineiider Erzählung auf
hundert Jahre — ein Zeitraum , welchen die Fabel sogar mit
Liebesabenteuern ausfüllt. Im hundertsten Jahre aber kommt er
im fernsten Osten um .Meere von China zum Vorschein , wird von
Zoliuk ergrift'en und mit einer Säge, nuch Anderen mit einer
Fischgräte, in zwei Tbeile zerschnitten. Ebenso berichtet Abul¬
feda (bist, anteisl. ji. 67) nach einem Zeitgenossen Firdusi's, und
alle .Späteren.
Diess ist die älteste ungeschmUckteste Form der Sage, wel¬
che die Mubuinmedaner überliefern. Doch die Einbildungskraft bat
sicb daran nicht genügen lassen, und Dschemschid's Thun wurde
desshalb einerseits noeb enger hereingezogen in die Geschichte
1'er.siens nach duinuligen itegrift'en , andererseits über uuch im
Gescbmacke dieser Zeit mit den Zuthaten verseben , welche für
wunderbar und herrlich galten. Errichtet er nacb dem Vendidad
den puradiesischeii Gurten und die Wohnungen der Menschen im
ersten Zeitalter, so ist er jetzt der Erbauer von Ktesiphon (nacb
dem Mudschmil) oder von Islakhar, dem 1'ersepoli.s der Griecben,
mit seinen wunderbaren Palästen, Terrassen, Gärten (bei Uei¬
dbawi); und noch heute hal diu stolze Iteneniiung „Dschemscbid's
Thron" für die Königsburg der Achäineiiideii dem armen Namen
der ,, vierzig .Säulen" nicht ganz weichen müssen. Dass ihn die
Sage (in Mudschmil) uus der Rijipe eines Riesen eine Riiiclif üher
den Tigris buuen lässt, erinnert un die, wie icb glaube, fulscbe
Erklärung des Wortes peretbu im Vendidad (S. 132) durch
,,Urncke"', wornach Jima im Paradiese für die Bewohner dessel¬
ben drei Brücken zu VVubnpIätzen bestimmt hätte. .Man schreibt
ihm ferner nicht nur Eruberniigeii , sundern zum Tbeil noch be¬
stehende .Staatseinriclitiiiigeii und .Sitten aller Art zu, von der bei Firdusi erwähnten Staatseintlieiluiig un bis herunter zum Gebrauche
der .Siegelringe mit Sinnsprüchen und zu den unnützesten Spie¬
lereien. Endlich überliefert man uns auch die au.sfnhrlicbsten
Geneulogieen , welche Dscbemschid mit Feridun uud dem llelden-
geschlechtc von Niniroz, dem Uustem entspringt, verknüpfen. Der
Ünwertb dieser Verzeicliiiisse in geschichllirlwr Hinsicht wird aus
dem Folgenden klar werden.
.\uf der anderen Seite hat sicb die iicrsisclic Vorstellung von
der Weisheit dieses Herrschers einer alten glücklichen Zeit ver-
uiiscbt mit den Sagen von dem nach muhammedanischer Ansicht
VFeisesten und herrlichsten Könige, von Salomo '). War ja aueh
dieser nach damaligen Vorstellungen ein Herrscher Uber das ganze
Morgenland, ein Vater seiner Völker, ein Ordner des Staates,
ein grosser Baumeister, ein Quell alles Wissens und namentlich
wie Dschemschid ein Herr der dämonischen Mächte. Vorzugs¬
weise aus der Durchdringung beider Sagenkreise, welche so weit
gebt , dass der Name Dscbem geradezu für Salomo gebraucbt
werden kann (Burhani (jat. u. d. W.), glaube icb die Vorstellung
ableiten zu dürfen , nach welcber Dschemschid eigentlicb zauber¬
hafte Kräfte und Werkzeuge, insbesondere den wunderbaren Be¬
cher oder Spiegel besitzt, von welchem die Dichter so oft reden.
Diess ist wobl die späteste Anbildung an die Sage, wenngleich
ein scheinbarer Anknüpfungspunkt liiefür in den Geräthen , von
welchen der Vendidad redet, gesucht werden könnte.
Sehen wir nun zu , wie zu diesta' Vorstellung vom iranischen
Jima — Dschemschid — diejenige des indischen Jama sicb ver¬
halte, 80 ist vor Allem seine Abstammung die gleiche: er ist
Sobn Vivasvat's, wie Jima Sohn Vivangbvat's ist, nacb einer
längst hergestellten Identität. Wäbrend aber die iranische .Sage
nach den vorhandenen Quellen auf den Vater Jima's sicb nicbt
mehr erstreckt, sondern einfach nur seinen Namen kennt, lassen
uns die indischen Urkunden um diesen Schritt weiter rückwärts
geben. Unsicher freilich ist die Itahn, weil auch im Veda diese
Sage schon zerstört in Bruchstücken vorliegt.
\ ivas vat „der Leuchtende" gehört entweder unter die
Göttervorstellungen, welche niemals zu einer vollständigen Per¬
sonification fortgeschritten sind, oder wir müssen annehmen, dass
sein Wesen, wie wir es früher an Trita sahen, znr Zeit der
Rntstebung unserer Vedalieder durch neuere Götter verdrängt
und in Vergessenheit gekommen sei. Am häufigsten wird sein
Name in der Verbindung genannt, dass Agni, das auf Erden leuch¬
tende Feuer, ein Bote Vivasvat's heisst, 1, 11, 1, 1. IV, 1, 7, 4.
Vlll, ft, 9, 7 ; eine um so natürlichere Verbindung, als das Beiwort
vivasvat „leuchtend" dem Feuer selbst häufig beigelegt wird.
Neben einer Stelle, in welcher Vivasvat als Vater des Jama zum Opfer
geladen wird, X, 1, 14, 5. bietet der Rigveda nnr noch eine, aber
desto inhaltsreichere Erwähnung des Namens » ). Sie steht am
Anfang der zweiten Abtbeilung des zehnten Buches. Die zwei
ersten Verse des dort verzeichneten Liedes werden auf jeden, der
das Ganze liest, den Eindruck machen, dass sie ein Bruchstück
und mit dem übrigen Theile des Liedes nur zufällig — wegen
der Nennung Jama's — zusammengeratlieu sind. Sie lauten ;
1) Vgl. Ewald Gesch. Israels III, V2d.
S. Anm. 3.
Roth , die Sage von Dschemschid. 425
„Tvaschtar macht seiner Tochter Hochzeit" — anf die Kunde
strömt die ganze Welt zusammen; aber (bald) entwischt Jama's
Mutter, des grossen Vivasvat Weib, und ist verschwunden. Sie
verbargen die Unsterbliche vor den Sterblichen ; sie schufen eine
ähnliche und gaben sie dem Vivasvat; als sie die beiden A^vin
trug, damals war es. Saranju liess die zwei Zwillingspaare zurück.
leb versuche diesen augenscheinlich kosmogonischen Mythus,
der an manchen Zug der skandinavischen Göttersage erinnert, mit
Folgendem zu deuten. Tvaschtar „der Bildner, Schöpfer" be¬
reitet die Hochzeit seiner Tochter Saranju „der eilenden, stürmi¬
schen" der dunkeln Sturmwolke, die am Anfang der Dinge im
Räume schwebt; er giebt ihr den Vivasvat, „den leuchtenden", das
Licht der Himmelsböbe — nacb späterer Auffassung, welche ich
aber anderen Analogieen gemäss nicbt annebmeu kann, den Son¬
nengott — zum Gatten. Licht und Wolkendunkel zeugen zwei
Zwillingspaare, Jama „den Zwillingsbruder" und, wie das Wort
selbst zur Ergänzung drängt, Jami „die Zwillingsscbwester", und die beiden A^vin „die Rosselenker". Da aber verschwindet
die Mutter, die chaotische, sturmbewegte Dämmerung, die Götter
verbergen sie, und lässt die zwei Paare zurück. Dem Vivasvat
aber bleibt nur eine „Aehnliche" als Gattin, ein nicbt näher be¬
stimmbares namenloses Weib; TscbäjA „Schattenbild" nennt sie
die späteste Sage (Vishnupuräna p. 266), d. b. der Mythus weisa
ibm keine andere Gattin zu geben.
Die beiden A?vin , so wenig wir gleich den alten Vedener-
klärern bis jetzt über die Anschauung einig sind, welche ibneu
zu Grunde liegt, sind doch nach ihrer Bedeutung iu dem Ganzeit
der vedischen Lichtgötter vollkommen klar. Sie sind die ersten
Lichtbringer am Morgenbimmel , die auf ihrem Wagen der Mor¬
genröthe voraneilen und ihr Bahn machen. Wer sind aber die
anderen Zwillinge, Bruder und Scbwester, welche die Sage —
es ist dieses wobl zu beachten — mit keinem näheren Namen be¬
zeichnet? Ich glaube erweisen zu können, dass unter diesen
Zwillingsgeschwistern das erste Menschenpaar gedacht wird. Die
Frucht der Verbindung des himmlischen Lichtes mit dem feuchten
Wolkendunste ist also das Menschenpaar, das die Erde bevölkern
soll, und die feste Ordnung und Theilung der Tage, Monden,
Jalire in der Gestalt der.^Qvin, von welchen es anderwärts heisst,
dass sie das Rad der Zeit schwingen, weil sie die Tage berauf-
führen. Dann aber verschwindet die Mutter, der Vater bort auf
zu zeugen: es beginnt eine neue Ordnung der Dinge.
So überraschend es ist, die Anfänge des Mythus von Jama
auf einem Gebiete zu entdecken, das entlegen schien, so liegt
doch ein günstiges Vorurtheil scbon in der auf diese Weise allein
möglichen natürlichen Erklärung des Namens als „Zwilling". Die
seither gangbare Etymologie als „Bändiger" oder ähnlich passt
wobl auf den Todtengott des iudischeu Mittelalters, desto weniger
2 8
aber auf den milden König der Seligen im Himmel, als welcben
die Veden den Jama darstellen, und es ist an sicb scbon eine
misslicbe Sache, dass um den Namen des Gottes zu deuten, die
vollkommen sichere von den ültesten bis in die spätesten Zeiten
der Sprache reichende Bedeutung des Wortes, welche, aucb im
Lateinischen (geminus, gemellus) erhalten ist, verlassen wurde.
Der angenommenen Deutung kommen nun theils andere vedi¬
sche Vorstellungen zu Hülfe, tbeils ist sogar der Uebergang an¬
gezeigt, welcher von bier aus zu Jama als dem Herrscher der
Seligen führte.
Ein merkwürdiges Lied (dessen Colebrooke Mise. Essays 1,
3L 32, übrigens in ganz verkehrter Weise, erwähnt) zeigt uns
ein Zwiegespräch Jami's der Zwillingsscbwester mit Jama dem
Bruder. Jene will diesen bereden, mit ihr der Liebe zu pflegen.
Sie sucht ihn zu überzeugen, dass das der Wille der Götter sei,
durch welche sie schon im Mutterleibe zu Mann und Weib ge¬
macht worden seien. „Das wünschen von dir die Unsterblichen:
einen Abkömmling des einzigen Slerblichen" (X, 1, JO, 3). Er
dagegen scheut die Himmlischen , deren Späher alles überschauen,
erklärt ihr Verlangen für Sünde und verweist sie mit ihrer Lust
an einen anderen Mann. In diesem Liede ist, wie icb glaube,
die lialbverklungene Sage von den Zwillingsältern der Menschheit
der Stoff geworden, welcher sicb zu einem ganz anderen Bilde
hat müssen gestalten lassen. Er musste dem Dichter die sittliche
Unzulässigkeit der Ebe zwischen Geschwistern beweisen helfen,
ulso das Gegentheil seines ersten Sinnes. So frei durfte aller¬
dings nur mit einer scbon verblichenen Suge gescbultet werden;
indessen hat der Dichter gleichwohl, wie die angeführte .Stelle
uus V. 3 (vgl. uucb V. 1) zeigt, nicht ullen Widerstreit des Stoffes
mit seinem Zwecke zu entfernen gewusst.
Eine nocb gewichtigere Bestätigung unserer Deutung dürfte
in der Natürlichkeit des Fortschrittes liegen, durch welcben wir
von bier aus zu Jama dem Könige und zu dem iranischen ,, Herr¬
scher Jima" gelungen. Der Veda selbst zeigt uns den Weg in
den Versen (X, 1, 14, 1. 2): „Der den Weg, welcher uus der
Tiefe zu den Höben führt, für Viele aufschloss — den Sobn
Vivasvat's, den Versainmier der Menschen, Jama den König, feiere
mit Gabe! — Jama zuerst bat für uns einen Ort gefunden, eine
Heimath, die man uns nicht nehmen kann: wohin vormals unsere
Väter abschieden, dabin führt auch die Gebornen ihre Bahn."
Jama ist also selbst den Weg des Todes gegangen , welchen nacb
ibm so Viele zu betreten haben. Der ersle Mensch isl auch der ersle Ankömmling im Reiche der Unsterblichen , das natürliche Haupt derer, welche beslimml sind, ein jeder in seiner Reihe, ihm dorthin zu fol¬
gen: Jama ist der Fürst der Seiigen.
Eine Anzahl von Liedern, welche in der 1. und 2. Abtbei¬
lung des lOten Buches des Rigveda zusammengestellt sind und
Roth , die Sage von Dschemschid. 427
nach der eigenen Art und Weise, wie gerade für dieses Buch die
Verfasser der einzelnen Stücke bezeichnet werden, dem Jama
selbst oder Söhnen und Enkeln desselben zugeschrieben werden,
giebt uns die wichtigsten Aufschlüsse über Jama's Herrschafts¬
gebiet, über Tod und zukünftiges Leben. Man siebt hier nicbt
uhne Bewunderung schöne Vorstellungen über Unsterblichkeit in
ungescbmückter Sprache mit kindlicher Ueberzeugung ausgespro¬
chen. Hätte es dessen bedurft, so könnten wir hier die stärksten
Waffen finden gegen die in den letzten Jabren wieder aufgenom¬
mene und als neu verkündete Ansicht, als ob Persien die einzige
Geburtsstätte der Unsterblicbkeitsidee gewesen wäre und selbst
europäische Völker dort geholt hätten , was sie immer von diesem
Glauben besassen, als ob nicht der religiöse Geist eines jeden
begabten Volkes in eigener Kraft dahin zu gelangen vermöchte.
Es ist ein undankbares Geschäft, gegen solcbe irrthümer zu käm¬
pfen, die wie ein Unkraut, so oft man es ausreisst, immer neu
sprossen, und ich würde nicht darauf zurückgekommen sein, wenn
nicht das neueste derartige Buch, £61. Rolh's Gescb. uns. abendländ.
Philosophie, immer wieder durcb unermüdliche Herolde der Welt
angepriesen würde,
Jama, der Erstling und König der Heimgegangenen, wohnt
in der Gemcinscbaft der Götter im Himmel; er scbmaust mit ibnen,
beisst es einmal in ganz sinnlicher Weise (X, 11, 7, 1), unter
dem Dache eines schön belaubten Baumes. Sein Zusammensein
insbesondere mit Varuna, der an der fernsten Gränze des Alls
wohnt (X, 1, 14, 7), der Ausdruck des Bd. II, 22h erwähnten
Liedes vom Innersien des Himmels '), so wie der, dnss die Väter
in der Mille des Himmels wohnen (X, 1, 15, 14) -— alles dieses
beweist, duss man in den heiligsten Räumen der Götterwelt seine
und der Seligen Wohnungen dachte. Dort ist eitel Lust und
Freude. Jama verleiht den Gestorbenen einen Ruheort, geschmückt
mit Licht und Dunkel und mit Gewässern (X, 1, 14, 9). Darum
beisst es von diesem himmlischen Paradiese (in der Fortsetzung
der Bd. II, 225 mitgetheilten Verse aus dem Liede Ka^'apa's) :
In des Dreihimmels Gewölbe, wo man sicb regt und lebt
nacb Lust,
Wo die lichtvollen Räume sind, o dort Iass'mich unsterblich sein!
Wo Wunsch und Sehnsucht verweilen, wo die strahlende Sonne
stebt ,
Wo Seligkeit ist und Genüge, o dort Iass mich unsterblich sein !
J) So ist dort zu übersetzen st.itt „die Stufen zum Himmel". Jene l'eber¬
setzung leitete das Wort avarodbanam rudh = rub ab; diese bleibt bei
der aucb im späteren Sanskrit gangbaren Bedeutung eines abgeschlossenen geheimen Raumes stehen (Wilson u. d. W. the inner or women's aparlmeols in a royal palace). Burnouf Bhag. I'. 111. p. LX. übersetzt: lä o" s'arrele le eiel.
Wo Fröhlichkeit und Freude ist, wo die Lust und Entzücken herrscht,
Wo alle Wünsche erfüllt sind , o dort lass mich unsterhlich sein !
Dem herrlichen Orte und der Gemeinschaft mit den Göttern ent¬
sprechend , nehmen auch die Seligen eine verklärte Gestalt, einen
Geisterleib an (X, 1, 15, 1. 14. vgl. 16, 2). Einem Gestorbenen
wird zugerufen: gelange zu den Vätern, zu Jama, bei dem der
Wünsche Genüge ist, im böcbsten Himmel! geh' ein zur Heiniatli
alles Unvollkommene wieder ablegend , gelange (zu jenen) herrlich
an Gestalt! (X, 1, 14, 8). Demgemäss besitzen auch die Väter
Genien gleich wunderbare Kräfte, sie segnen und schützen die
Frommen (X, 1, 15, 5), vermögen Reichtbum und Besitz zu geben
(11), ja sie sind endlich gleich himmlischen Heerschaaren — wie
die Feruer der Zendsage ') — begleitende Helfer der Götter bei
ihren Werken (Vll, 5, 6, 4. X, 5, 8, 11, s. Bd. I, 76).
Wartete des Frommen eine solcbe Unsterblichkeit, so konnte
den alten Indier bei dem Gedanken an den Tod, wenn ibn gleich
die frischeste und naivste Liebe zum Leben und seinen Gütern
durchdrang und aus den Liedern des Veda leuchtete, doch nie das
düstere Bangen ergreifen, das z. B. den Hellenen drückte. Mit
froher Hoffnung vertraute man den Todten der Erde an. Gieb
dich bin, so lautete der Nachruf an einen Verstorbenen (X, 2, 2, 10),
dem mütterlichen Boden, der weitumfussenden huldreichen Erde;
eine Jungfrau zart wie Wolle ist sie dem Frommen ; sie schütze
dich vor dem Untergang! — Schliesse dich auf, o Erde, sträube
dich nicht, sei ibm leicbt zugänglich, leicht nahbar; wie eine
Mutter den Sobn mit dem Gewände, so decke ibn, o Grund! —
Die sich erschliessende Erde stebe fest; tausend Pfeiler sollen
anstreben; und jene Wohnungen dort mögen ihm träufeln von Fett
(d. h. von Fülle), seien für immer eine sichere Stätte! ')
Die so aus dem Kreise der Lebendigen gescbieden sind, die
vereinigt jenseits Jama, desshalb der König genannt, unter seinem
Scepter. Sein Reicb ist aber nicbt mit den bunten Farben fabel¬
haft geschmückt, welche sonst wohl die Oerter der Seligen und
das Todtenreicb zieren müssen. Nur Ein Zug, welcher übrigens
vereinzelt in einem Liede erscheint, erinnert an die Weise Grie¬
chenlands, Aegyptens und an Aehnliches in den Edden. Zwei ge¬
fleckte Hunde mit vier Augen hüten den Pfad zu Jama's Woh¬
nung; an ihnen muss der Gestorbene vorüber, um zu den Vätern
zu gelangen, die in Gemeinschaft des Gottes selig sind (X, 1,
14, 10 ff.). Aber sie sind nicht, wie etwa Cerberus, die drohen¬
den Hüter des Ausgangs, damit Niemand dem Todteureiche wieder
entrinne, sondern Jama wird sogar angerufen, den Todten ihrer
Obhut zu übergeben ; sie sin4 ».lao die schützenden Wächter des
1) Vgl. ineine Abhandlung in Baur und Zeller, theol. Jabrbb. Vlll, 292.
2) S. Anin. 4.
Roth , die Sage von Dschemschid. 429
Reiches der Seligen gegen das Schlimme, welches etwa von aussen
kommen könnte. Freilich gehörtes unter die Widersprüche, denen
wir bei solcben Fictionen zu begegnen gewohnt sind, dass weiter¬
bin gesugt wird, sie geben als Juma's Boten unter die Menschen,
natürlich um die dem Tode Verfallenen für ihn zu fordern. Leicht
könnte'diese ganze Stelle, wie auch die vier letzten Verse des
Liedes, welche ein von dem Vorangebenden verschiedenes Me¬
trum zeigen , eine andere spätere Entstehung haben als der erste
Tbeil desselben.
Nucbdem wir so die Quellen aufgesucht hüben , ist es nicht
mehr schwer ihrem Lauf weiter abwärts zu folgen. Jama, nach
der ältesten den Ariern gemeinsamen Sage der Urmensch , wird
dem Indier im Jenseits ein Vater (X, 11, 7, 1) und König seiner
Kinder, die ihm im Tode folgen, ein Herrscher der Seligen.
Der Iranier dagegeu schmückt jene Urzeit, wo Jama lebte und
die Erde anfängt zum lieblichen Wobnplatz der menschlichen Ge¬
sellschaft sich zu gestalten, mit den Gütern uud Genüssen aus,
welche die Einbildungskruft in der fernsten Vergungenbeit zu
suchen gewohnt ist. Jimu ist ibm dus Huupt dieser glücklichen
Zeit, dieser glücklichen Menschheit; selbst ein Menscb, aber be¬
gabt mit wunderbaren Kräften durcb seinen Gott. Sein Paradies
ist auf Erden, Juma's Paradies im Himmel. Wir müssen der
iranischen Sage zugestehen, dass sie, wenn sie gleich des Ur¬
sprungs der Jama-Sage nicht mehr gedenkt, oder wenigstens nur
so weit, dass sie, wie die Anführung aus dem Bundebesch zeigt,
die Namensabstammung nocb nicbt vergessen hat, dennocb näher
bei den Ursprüngen stehen geblieben ist, als die vedische.
Von bier aus geht die Ausbildung der .Sage auf beiden Sei¬
ten in stätigem Fortschritt. Wie die persischen Dichter der spä¬
teren Jahrhunderte die Götter und Heroen der alten Sage zu
Königen Iran's umbilden, da der sagenhafte Gebalt ihnen nicht
mehr verständlich und nur nocb als Vorgeschichte ihres Landes
erklärlich ist, so wird auch Dschemschid ein milder, weiser,
wunderkräftiger Herrscher. Und zu unserer Ueberraschung hal
auch die so entstellte Dichtung einen jiur \'ervollständigung des
Ganzen wesentlichen Zug erbalten, von welchem uns durcb die älte¬
sten iranischen Quellen gar keine, durch das Bundeliescb nur un¬
vollkommene Kunde gegeben wird : den Zug von dem kläglichen E^de
der goldenen Zeit, von Dschemschid's Sturze. Iran hat also sein
Paradies und seinen Sündenfail. Die goldene Zeit bat geendet,
denn diese Güter sind von der Erde verschwunden; wer anders
sollte den F"rieden gestört, das Paradies vernichtet, den edlen
Herrscher gestürzt baben , als der alte Feind alles Guten nach
arischem Glauben, die verderbliche Schlange, Zobak (Bd. II, 219) *
Dass Dschemschid selbst den Fluch auf sich heranzieht, indem er
in menschlicher Eitelkeit Gott gleich sein will, was un Aehnliches
in der hebräischen Sage erinnert, das halte ich — so lange Au-
2 8«
deutungen über ein älteres Vorkommen dieses Zuges bei den Per¬
sern fehlen — für einen Erklärungsversuch, durch welchen der
scböne Anfang und das traurige Ende , deren wahre Bedeutung
man nicbt mehr kannte, vermittelt werden sollten. Eben so wenig
glaube ich, in dem, was auf den Sturz folgt, in dem Wieder¬
erscheinen Dschem's am chinesischen Meere und in seinem furcbt-
baren Tod irgend etwas Anderes suchen zu müssen , als ergän¬
zende Ausschmückungen.
Ebe wir die weitere Entfaltung der Jumasage auf brabmani-
schem Boden verfolgen, mnss zuvor eine zweifelnde Frage erledigt
werden, welche unserer Deutung von Jama und Jami entgegen¬
gestellt werden könnte, die Frage: was soll alsdann mit Manu
werden , den wir seither als den indischen Urmenschen anzusehen
gewohnt waren * — Es soll ihm an seiner Würde nicbts verkürzt
werden. Die Vorstellung von Manu ist ein zweiter Ansatz zur
Bildung einer anderen Seite desselben Mythus, welche in Jama
nur einen unvollkommenen Ausdruck gefunden hat. in Jama und
Jami tritt, wie scbon die Zusammenstellung zeigt, der Begrilf
hervor, dass sie die Stammältern des Menschengeschlechtes, die
ersten einer Art sind, berufen, dieselbe fortzupflanzen. Und im
iranischen Jima bat sicb dieser Beruf erbalten ; cr ist es ja, wel¬
cher die Erde mit Geschöpfen aller Art sicb füllen macht. Manu
aber, d. b. der Verständige oder schlechtweg der Mensch , ist das
Vorbild des vernunftbegabten Menschen; in den Veden häufig der
Vater .Manu genannt, aber ohne die näheren Züge einer mythi¬
schen Personification, ohne Abstammung, Attribute u. s. w. Er
stellt den verständigen Mann dar, welcher auf der Erde sich ein¬
zurichten und insbesondere zu den Göttern in das rechte Verbält¬
niss sich zu stellen weiss; er entzündet das Feuer des Altares
(I, 8, i, 19), weiss göttliche Heilmittel zu erlangen (II, 4, 1, 13)
und ähnliche Wohlthaten seinen Nachkommen zu hinterlassen.
Manu ist, wie das Fehlen des Wortes im Zend nicht nur als
Eigenname, sondern auch als Bezeichnung des .Menschen scblies¬
sen lässt, keine den beiden arischen .Stämmen in ibrer Urzeit
gemeinsame, sondern eine jüngere, indiscbe Schöpfung.
indem Jama's ursprüngliches Wesen schon in den Veden bis
auf kleine Reste verwischt und in ein anderes Gebiet hinüber¬
gegangen ist, konnte die Idee von Manu desto ungehemmter sicb
entfalten, daher die mannicbfaltigen Entwicklungen der folgenden
Periode, welche unserem gegenwärtigen Zwecke ferner liegen.
Doch bat immerhin soweit die alte Sage von Jama, einem Sohne
Vivasvat's, dem ersten Menschen, noch nachgeklungen, dass auch
die Manu-Sage eine Anknüpfung an sie versuchte, indem man den
an Jama's Stelle getretenen Manu ebenfalls von Vivasvat abstam¬
men liess, wenn auch aus nicbt ebenbürtiger Ehe, als Sohn der
untergeschobenen Gattin. Hiervon enthält übrigens der Rigveda
noch keine Spur, wenn man die einzige unsichere Erwähnung
Roth , die Sage von Dschemschid.
ausnimmt, dass im Absclinitte Välakbiija (s. zur Litt. u. Gescb.
S. 3.'>) zu lesen ist: „wie du, o Indra, bei Manu dem Vivasvat
(oder „bei dem glänzenden Manu") den Soma trankst, wie du
bei Trita des Liedes dicb freust, so ergötzest du dicb aucli
bei Aju."
|>er indiscbe Jama bat, wäbrend er schon frühe auf dem
Gebiete seiner eigentlichen Heimath Manu Platz machte, desto
einseitiger auf jener zweiten .Stelle sich halten müssen. Jene
einfache und edle Ansicht von Llnsterblichkeit und seligem Leben
bätte der zügellosen Einbildungskraft des späteren Indiers, die
anspruchlose Unbestimmtheit dieser Vorstellungen der unsinnigen
Sucht, Systeme und Kintbeilungen zu machen, nicht genügen
können , wäre auch nicht jener gewaltige Umschwung der Mytho¬
logie hinzugetreten, der im Gefolge des ^iva- und Vischnu-Uultus
kam. Die Götter des alten Glaubens mussten neben diesen Ab¬
göttern auf einzelne Gebiete selbst räumlich sicb beschränken
lassen, überhaupt um einen .Schritt heruntersteigen. .Sieben der
gefeiertsten, unter ibnen Jama, wurden fortan uls Hüter der
Welt gedacht, d. h. als Vorsteher der siebtbaren Natur mit ge¬
trennlen Gebieten und räumlich getrennten Wohnsitzen nn den
Enden der Erde. Jamu wohnt im glühenden Süden; dort denkt
mun sicb die Unterwelt. Er ist nun nicbt mehr ein barmloser
König der Seligen, sondern ein strenger Herrscher der Todten,
der in grauenhafter Gestalt selbst auf Erden erscheinen kann, um
seine Opfer zu holen. Varuna batte im alten Glauben die Ge¬
walt Uber Krankheit und Tod uud übte sie aus gelieiinnissvoller
Ferne nacb dem Gesetze der Gerechtigkeit zur Strafe an dem
Sünder; diese Gewalt ist nun — jeduch in gröberer Form —
an Jama übergegangen. Vor seinem Scepter zittern die Geschöpfe;
ihm gehorchen die weiten Gebiete der Hölle, schrecklich, wie dus
Viscbnu Purana sagt, durcb ibre .Marterwerkzeuge und Feuersglulb.
So ^ässt sich durch Jahrtausende das wunderbar bewegliche
.Spiel des Mythus verfolgen. Von dem glücklichen gottgesegneten
Herrscher einer goldenen Zeit, in dessen Reich weder Tod noch
Uebel ist, springt es Uber zu einem landesflüchtigen König, der
unter der Säge sein Leben endigt; und den Fürsten der Seligen
im Himmel, bei dem nur Lust und Entzücken ist, stürzt es hinab
in die gräuliche Unterwelt, von welcber der Sterbliche entsetzt
sich abwendet. Und wer wUrde in jenem Verfolgten und in die¬
sem Todtengotte das Bild des Ahnherrn der Menschheit erkannt
haben, wenn nicht die wunderbar erhaltene reicbe indiscbe Schrift-
weit uns an ununterbrochenem Faden in das graue Altertbum
zurückführte !
Anmerkungen.
1. An d!e Stelle der bisher gangbaren Vergleichung des sonst nicbt vorkommenden jnwra mit dem sanskr. (ubbra, glänzend, woraus alsdann die Bedeutung Dolch oder ähnlich entspringen soll, versuche ich die Ver¬
gleichung mit sanskr. ^ürpa zu setzen, welcbc lautlich keine Schwierig¬
keiten hat und durch die sicherstehendc Bedeutung von astra sanskr.
ash tra unterstützt wird. RV. IV, 5, 12, 4.
^T^: ^
^ ^mt ^HH^iiyn^^Mii
Sajana erklärt es mit pratoda. Ferner VI, 5, 4, 9 an Pushan :
^ iftJ"a^wpr crg^rmrri
dfMiW ytJHlH^ll
Ebendaselbst 9, 2. WW^^^T^WcT^ der L'ebcrsetznng
des Folgenden halte ich mich an die Te.xtesrecension , welche die Huzwaresch- Uebersetzung vor sicb gehabt hat. F. Spiegel, über einige eiDgescbobene .Stellen im Vendidad S. 28. 29.
2. Die Stellen lauten nach der Jescht-Handschrift Nr. 4 der Anquetil'- sehen Sammlung in Paris (eine Abschrift dieses MS. verdanke ich der Mit¬
tbeilung des Hrn. Etatsrath Olshausen in Kiel) wie folgt: J. Frnv. 29.
Yimabe vivai'ihanahe ashaono fravasbim yaz. furabe pöuru väthwahe paitislätee ainistiiis daeve frakarstayäo baecanhafca avaftrahe Ibyajanhavca marsaonahe.
Ardvi furrt 7 yatha azem uzbaräi haca daeibyo uye istisca faokäca
uye fsunysa väthwaca uye thräffca frafastisa (s. die Verbesserungen bei Burnouf J. as. 1840. Oct. 34fi, wo aber die Schlussworte nicht angeführt sind; dieselben lauten nacb dem von Prof. Spiegel mir abscbrifüich mitge¬
theilten Kopenhagener Cod. Rask. no. XII. thrafa^ca fra^astaca). Y. Drvri^a 2. (zum Theil bei Burnouf a. a. 0.). yatha azem fsaoni väthwa ava barana avi mazdao dämaibyo yatha azem amarekhtim ava baräni ava mazdäo dämaibyo Uta azem upa baräni ava sudhemca .uta azem upa baräni ava zaorvämca merekhtiumca haca mazdäo dämabyo tarsnemca haca m. 'd. uta azem a^pa baräni avi garememca vätem aotemca haca m. d. hazanrem aiwi gämanäm.
3. Die Erwähnung VIII, 7, 8, 20 „nicht raffe uns \'ivasvat's Gesehoss vor dem Alter weg" berechtigt für sich allein nicht, dem Vivasvat eine Stel¬
lung zu geben, welche theils Jama, tbeils Varuna gebührt. Auf jenen bezogen kiinnte Vivasvat statt Vaivasvata ungenau gesetzt sein ; auf diesen bezogen — was das Wahrscheinlichere ist — müsste es mit „der GISnzende"
wiedergegeben werden. Von den im Folgenden bearbeiteten vedischen Stellen findet man mehrere angeführt oder besprochen bei Burnouf in der Vorrede zum 3. Bande des Bhägavata S. LVII If. Er schreibt der Vorstellung von Jama übrigens eiuea ganz anderen Ursprung und andere Entwicklungzu, indem cr
Rolh , die Sage von Dschemschid. 433
ihn nir das Feuer, den Sohn der Sonne hält; aus diesem Grunde schon
mussten sich ihm manche von den obigen verschiedene Auffassungen der Texte ergeben. Ich hoffe jedoch, dass die in der Abhandlung erläuterten Texte und der geschlossene Zusammenhang der ganzen Entwicklung des Jama Mythus stark genug sein sollen, um sich selbst gegen die Ansichten eines so glänzend bewährten Forschers im indischen und persischen Alterthumc zu halten, viel¬
leicht auch — um seinen eigenen Beifall zu gewinnen. — Für die Sage von den Zwillingspaaren vergleiche man besonders Nirukta Xll, 10 und die von Säjana zu RV. Vll, 5, 2, 2 angeführten acht Verse der Brhaddevatä, welcben cr seine eigene Erläuterung zu der Stelle im zehnten Buche ganz entnimmt.
4. Dass neben der Sitte des Begrabens der Todten, auch die des Ver- brcnnens der Leichname bestand, beweist z. B. die Stelle X, 1, 15, 14.
& ^fui^ ^ m lu^itrr h i<^M-d i aus
der Anwendung der beiden Wörter Agnidagdba und Anagnidagdba in Manu
III, 199, wo sie bestimmte Classen von Manen bezeichnen, kann man sehen, wie sinnlos eine spätere Zeit die vedischen Texte benutzte.
In den Anmerkungen zu der Abbandlung über Feridun ist zo verbessern
s. 230 z. 4. Md^rW4 ^ sft WrqTT^r JW; z- 5 v. um,
mi ST^^T-
IV. Bd. 28
des wissenscliaftlichen Jahresberichtes fiir das
Jahr 1847, bis Ende des Jahres 1849.
Von Prof. FlelBclier ').
JS^ord- und Millelasien. Middendorfs Reisewerk (Ztsclir. ||,
S. 453, Nr. 1) schreitet gemeifsen vorwärts; für Linguistik bringt
es UöhlUnyk's Arbeiten über das Jakutische -'). Von Helmersen und
Basiner baben über ibre Reisen nach dem Altai ') und nach Chi-
wa '), Chanykov über seinen Kesucb bei der innern Kirgisen¬
horde • ) berichtet. In eben jene Krdstricbe führen uns Jutien's
weiter unten zu nennende Zusammenstellungen über die nordwest¬
lichen Gränzgebiete des chinesischen Reiches '^). Während AVi-
walewski's mongolisches Wörterbuch meines Wissens noch unvoll¬
endet ist ■), hat ein junger unterrichteter Burjäte, Banzarov , in
dem historisch-philolog. Bulletin der Petersburger Akademie von
1848 einige Punkte der mongolischen Schriftkunde aufgehellt
1) S. Ztschr. II , S. 4»!, und oben S. 72.
2) A. Th. V. Middendorff, Heise in d. änsserslen A'ordet» «. Osten Sibirietit u. s. w. I. Bd. 1. Th. Einleitung, Klimatologie , Geognosie. Mit 15 lith. Taf. Petersb. 1847. III. Bd. Ethnographie. 1. Th. Ueber die Sprache
der Jakuten, von O. Böhtlingk. 1. Lfg. Jakutischer Text (von Uwn-
rowski, mit darunter stehender deutscher l'ebersetzung). 2. Lfg. Jakutisch- deutsches Worterbuch. Petersb. 1848. (III. Bd. b. ti i^) S. oben S. 78.
3) Gr. V. H elmersen , Reise nach dem Altai im J. 1835. Mit Kar¬
ten u. Gebirgsprofilen. =14. Bdclin. der Beiträge z. Kenntn. d. russ. Kelches (Ztschr. II, S. 452, Nr. 6). Petersb. 1848. (b. 1| .S^) Lpz. Repert. 1849, Art. 167.
4) T. F. J. Basiner, Naiurwissenschaftl. Reise durch d. Kirgisen¬
steppe nach Chiwa. .Mit 1 Karte des Aral-Sees und des Amu Deltas u. 4 Taf.
= 15. Bdchn. der unter Nr. 3 genannten Beiträge. Petersb. 1848. (b. t^
Lpz. Repert. 1849, Art. 1599. Der Vf. war als Naturforscher der politischen Mission an den Chan von Chiwa im J. 1842 beigegeben.
5) J. W. Chanykov , Skizze det Zustandes der innern Kirgisenhorde im J. 1841 , im 1. Bde. der Denkschriften d. russ. geogr. Gesellsch. zu Pe¬
tersburg (deutsche Bearbeitung), Weimar, 1849, S. 189—225, m. e. Special¬
karle des Hordengebietes.
6) S. unten S. 438, Nr. ,-^9.
7) Kowalcwtki, Dictionnaire momiol-msse-franrais. Vol. I. Kas.-m, 1845. (12