Einf¨ uhrung in die Grundlagen der Numerik
Wintersemester 2018/19 Prof. Dr. Ira Neitzel
Fabian Hoppe
Ubungsblatt 12. ¨ Abgabe am 17. Januar vor der Vorlesung.
Aufgabe 1. Gegeben Sei das uneigentliche Integral I(f ) =
Z ∞
−∞
f (x )e
−x2d x ,
d.h. wir verwenden das Interval [a, b] = (−∞, +∞) =
Rund hierauf die Gewichtsfunktion ρ(x ) := e
−x2. Man beachte, dass I(·) mindestens auf der Menge aller Polynome wohldefi- niert ist.
Nun soll I (·) durch m-punktige Gauss–Quadratur approximiert werden. Die Orthogonalpo- lynome zur Gewichtsfunktion ρ ¨ uber
Rsind die sog. Hermite–Polynome.
a) Berechnen Sie die ersten drei Hermite-Polynome H
0, H
1, H
2.
b) Bestimmen Sie die ein- und die zweipunktige Gauss–Hermite–Formel.
(3 + 3 = 6 Punkte)
Aufgabe 2. Auf dem Referenzintervall [0, 1] mit Gewichtsfunktion ρ : [0, 1] → (0, ∞) sei eine Quadraturformel Q gegeben durch
Z 1 0
f (x )ρ(x ) d x ≈ Q(f ) :=
m
X
k=1
τ
kf (y
k) +
n
X
k=1
σ
kf (x
k),
wobei ein Teil der insgesamt n + m Quadraturpunkte, n¨ amlich alle y
k, k = 1, . . . , m, bereits fixiert ist. Die restlichen n Quadraturpunkte, d.h. x
1, ..., x
n, sowie die Gewichte τ
1, ..., τ
m, σ
1, ..., σ
nk¨ onnen passend gew¨ ahlt werden. Wir definieren die Polynome r (x ) = (x − y
1)(x − y
2) · · · (x − y
m) sowie s(x ) = (x − x
1)(x − x
2) · · · (x − x
n).
a) Man zeige, dass Q genau dann exakt f¨ ur alle Polynome p ∈ Π
m+2n−1ist, wenn folgende beiden Bedingungen erf¨ ullt sind:
(i) Q ist exakt f¨ ur alle Polynome q ∈ Π
m+n−1(ii)
R10
r (x )s(x )q(x )ρ(x ) d x = 0 f¨ ur alle q ∈ Π
n−1.
b) Offensichtlich gehen durch die im Vergleich zur Gauss-Quadratur mit n + m Punkten nicht optimale Wahl der m fixierten Quadraturpunkte m Exaktheitsgrade verloren.
Worin liegt jedoch ein Vorteil der obigen Quadraturformel im Vergleich zur klassischen Gauss-Quadratur?
(4 + 1 = 5 Punkte)
1
Aufgabe 3. Zeigen Sie, dass es zur Ann¨ aherung des Integrals I (f ) =
R10
f (x )ρ(x )d x mit Gewichtsfunktion ρ : [0, 1] → (0, ∞) f¨ ur kein n ∈
Neine numerische Quadraturformel
Q(f ) :=
n
X
k=1
σ
kf (x
k)
geben kann, die f¨ ur alle Polynome p ∈ Π
2nexakt ist.
(2 Punkte)
Aufgabe 4.
a) Zeigen Sie den folgenden Satz, der eine Verbindung zwischen dem Exaktheitsgrad einer einfachen Quadraturformel und der Konvergenzrate der zugeh¨ origen summierten Quadraturformeln bei Erh¨ ohung der Anzahl der Teilintervalle herstellt:
Theorem.
Sei Q(f ) :=
Pnk=1
σ
kf (x
k) eine Quadraturformel auf dem Referenzintervall [0, 1] mit Exaktheitsgrad r ∈
Nund positiven Gewichten σ
k, k = 1, ..., n, zur Approximation des Integrals I (f ) =
R10
f (x )d x .
Dann konvergiert die zu Q geh¨ orige N-fach summierte Quadraturformel Q
Nmit Ordnung r + 1 gegen I(f ), d.h. f¨ ur (r + 1)-mal stetig differenzierbares f : [0, 1] →
Rgilt
|Q
N(f ) − I(f )| ≤ Ckf
(r+1)k
C[0,1]N
−(r+1)mit einer Konstanten C > 0, die unabh¨ angig von f ist.
Hinweise:f(r+1)bezeichnet die (r+1)-te Ableitung vonf undk·kC[0,1]ist die Supremumsnorm auf dem RaumC[0,1] der stetigen Funktionen auf [0,1].
Machen Sie sich zun¨achstPn
k=1σk = 1 klar und zeigen Sie dann, dass
|I(f)−Q(f)| ≤2 min
p∈Πr
kf −pkC[0,1]
gilt. Ohne Beweis d¨urfen Sie verwenden, dass f¨ur (r+ 1)-mal stetig differenzierbares f gilt:
p∈Πminr
kf −pkC[0,1]≤ 1
22r+1(r+ 1)!kf(r+1)kC[0,1].
b) Wie l¨ asst sich der Quadraturfehler |Q
N(f ) − I(f )| durch die Anzahl der ben¨ otigten Funktionsauswertungen K ∈
Nasymptotisch (d.h. f¨ ur K → ∞) absch¨ atzen, wenn Q die Trapezregel bzw. die Simpsonregel bzw. die Gauss-Quadratur mit m Quadratur- punkten, m ∈
N, ist?
Hinweis: Es ist nach einer Angabe der FormO(K−m) o.¨A. gefragt.