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granat apfel 10|2015

ORDEN & CHRISTLICHE WELT Tschechien

Wir schaffen das

Nur noch sechs Barmherzige Brüder leben in Tschechien, viele Besitzungen hat der Orden nach der Zeit des Kommunismus nicht zurückerhalten. Trotzdem gelingt es Frater Martin Macek als Prior des Konvents in Brünn (Brno) und Verantwortlicher für die sechs weiteren Niederlassungen, mit viel Elan den Orden in Tschechien lebendig zu erhalten.

TEXT: BRIGITTE VEINFURTER

rater Martin steht in sei- nem Büro vor einem Schrank, in dem er Dokumen- te verstorbener Mitbrüder sam- melt. „Das ist zum Beispiel ein

Gebetbuch, in dem der Bruder während der Zeit des Kommunismus im Gefängnis kurz vor dem Tod vermerkt hat, dass er in Brünn begraben werden möchte“, liest er vor.

Der Kommunismus hat den Orden den Barmherzigen Brüder in Tschechien schwer getroffen: Viele Brüder waren inhaftiert, alle sieben Niederlassungen enteignet. Nach der Wende erhielt der Orden sie nur teilweise zu- rück. Fast alle alten Brüder sind inzwischen verstorben, nur wenige junge dazugekom- men. Trotzdem konnte Frater Martin mit viel Elan zahlreiche Initiativen setzen.

So sind in den alten Räumen des Brünner Konvents seit zwei Jahren Kinderstimmen zu hören. „Begonnen haben wir gemeinsam mit der jetzigen Direktorin Petra Škrdlíková mit einem Familienzentrum“, erzählt Frater Martin. „Dann haben wir die Erlaubnis zum Führen eines Kindergartens für 17 Kinder

erhalten. Wir bemühen uns, die Kinder in Hospitalität zu erziehen und sie Respekt und Toleranz zu lehren. Weil es in Tschechien zu wenige Kinder- gartenplätze gibt, ist der Bedarf groß. Daher würden wir gerne eine zweite Gruppe grün- den, aber dazu brauchen wir gutes Personal.“

Ebenso erfolgreich ist der Konzertsaal im ehemaligen großen Saal des Brünner Ordens- krankenhauses. Rund 120 Veranstaltungen fin- den hier im Jahr statt, vor allem Konzerte, aber auch Konferenzen, Feiern und seit kurzem ver- anstaltet eine Pfarre hier Gebetstreffen.

Beachtung in der Öffentlichkeit erlangt seit 2010 die alljährliche Verleihung des Coelestin-Opitz-Preises. „Wir wollen mit dem Preis Menschen ehren, die im Verborgenen anderen helfen“, erklärt Frater Martin. Im Vorjahr wurden ein Priester, der ein Hospiz in einem Roma-Gebiet aufgebaut hat, aus- gezeichnet und eine Frau, die neben ihren Kindern Pflegekinder und ihre an Alzheimer erkrankte Mutter versorgt. Vergeben wird der Preis in der ehemaligen Kirche des Ordens in Prag im Rahmen eines Konzertes, das live im TV übertragen wird.

Menschen, die Hilfe benötigen, unterstüt- zen die Barmherzigen Brüder auch auf ihrem Gelände in Brünn. In einem Nebengebäude führt die Organisation „Podané ruce“ eine Ein- richtung für Drogenkranke. Auch eine Gruppe der Anonymen Alkoholiker trifft sich hier.

Historische Dokumente

Auch die Geschichte des Ordens spielt eine Rolle in der Arbeit von Frater Martin. So wurde heuer mit mehreren Veranstaltungen der 410. Jahrestag der Gründung der ältesten Ordensniederlassung nördlich der Alpen in Valtice (Feldsberg) gefeiert.

F Mit viel Elan

konnte Frater Martin zahlreiche

Initiativen setzen.

Derzeit bringt Frater Martin die Bilder aller Ordens nieder­

lassungen Tschechiens nach Brünn, wo sie gesammelt und katalogisiert werden.

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Fotos: Brigitte Veinfurter

Tschechien

Frater Martin Macek in seinem Büro in Brünn

anderen Ordensniederlassungen in Tschechi- en und hält Kontakt zu den Mitbrüdern.

Darüber hinaus steht 2018 die Übernahme des Krankenhauses in Brünn an. Nach der Wende hatte der Orden das Krankenhaus zu- rückerhalten. Es gab aber keine jungen Brü- der, die es führen konnten. Deshalb hat es der damalige Provinzial für 20 Jahre an die Stadt verpachtet.

Derzeit verhandelt Frater Martin mit dem Bürgermeister über die zukünftige Rolle des Hauses in der Gesundheitsversorgung der Stadt. „Wir wollen die Abteilungen beibe- halten und keine Spitzenmedizin, sondern alltägliche Krankheiten behandeln, so wie Johannes von Gott einst begonnen hat“, um- reißt er die geplante Ausrichtung. „Außerdem wollen wir es als Ordenskrankenhaus positio- nieren, in dem der Patient nicht als Nummer, sondern als Mensch behandelt wird. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen.“

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LEBENSLAUF

Frater Martin Macek

Frater Martin wurde 1967 in Prag geboren. Nach Matura und Militärdienst arbeitete er bei einer Firma für Schienenfahrzeuge, danach besaß er eine Firma für den Vertrieb katholischer Bücher und Zeitschriften. Schließlich erkannte er seine Berufung zum Ordensleben und zur Arbeit mit Kranken und trat bei den Barmherzigen Brüdern ein.

Drei Jahre nach der Feierlichen Profess 2004 wurde er Provinzial der Böhmisch-Mährischen Ordensprovinz. Als solcher hatte er die schwierige Aufgabe, deren Eingliederung als Delegatur in die Österreichische Provinz auszuverhandeln. Derzeit ist Frater Martin Prior in Brünn, Verantwortlicher für die sechs weiteren Niederlassungen in Tschechien, Provinzrat der Österreichischen Ordensprovinz sowie Delegat für die Tschechische und für die Slowakische Provinzdelegatur.

In Brünn organisierten die Barmherzigen Brüder heuer erstmals einen historischen Kongress. Nächstes Jahr soll ein weiterer in Bratislava stattfinden, in den darauffolgen- den Jahren in Ungarn, Österreich, Polen und Deutschland.

Die Ordensgeschichte beschäftigt Frater Martin auch anderwärtig. „Im Vorjahr haben wir begonnen, Bücher, Bilder und Kunstge- genstände aus allen tschechischen Konven- ten in Brünn zu sammeln“, erzählt er. „Hier werden sie von Studenten elektronisch erfasst und katalogisiert.“

Die Liste der Aktivitäten des umtriebi- gen Bruders ließe sich lange fortsetzen: So erscheint viermal pro Jahr die Zeitschrift

„Hospitalita“. Seit 2013 wird alljährlich im November bei einer Veranstaltung der im Zweiten Weltkrieg und im Kommunismus getöteten Brüder und MitarbeiterInnen ge- dacht. Heuer im Herbst findet ein dreiteiliger Pflegekongress in Bratislava, Vizovice und Brünn statt. Ein weiterer wichtiger Bereich ist ihm die Berufungspastoral.

Unterstützt wird Frater Martin von eini- gen engagierten MitarbeiterInnen. „Es ist mir wichtig, sie auch in unser Tagesprogramm mit Gebet und Mahlzeiten einzubinden“, betont er. Regelmäßig besucht er auch die

Referenzen

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