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Alex Vaughan | Foto: HfM Weimar
EDELSTEINE IM STAUB: DREI FRAGEN AN DEN
KOMPONISTEN ALEX VAUGHAN, DER DAS SINGSPIEL "DAS ORAKEL" REKONSTRUIERT HAT
Auf ihn geht die so genannte "Weimarer Fassung" zurück, in der das wieder entdeckte Singspiel "Das Orakel" von Johann Adam Hiller (1728-1804) am Samstag, 9. November 2013 im Weimarer Schießhaus unter der Leitung von Stephan Mai seine Uraufführung erlebte: Der am Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar studierende Komponist Alex Vaughan hat sich intensiv mit der Stilistik und dem zeitgenössischen Kontext des Singspiels befasst, um dann aus dem Klavierauszug eine ausgewachsene Partitur zu erstellen.
Herr Vaughan, gab es Schwierigkeiten bei der Orchestrierung des Singspiels?
Ich erstelle häufig Stilkopien aller möglichen Komponisten aus verschiedensten Epochen. Dafür sammele ich normalerweise so viele Quellen wie möglich, höre mir alles an, lese alles durch, studiere und
analysiere, bis ich davon "betrunken" bin. Das Problem bei diesem Projekt war, dass es so wenig Material von Hiller gibt. Seine nächste Oper ist erst dreizehn Jahre nach diesem Singspiel entstanden ... Wir wissen aber, dass Hiller stark von Johann Adolf Hasses Musik inspiriert war. Hasse und auch Carl Heinrich Graun waren damals sehr bedeutende Komponisten, deren Einflüsse auch im Klavierauszug von "Das Orakel" zu finden sind. Deshalb habe die Kompositionsstile von Hasse und Graun zu Grundbausteinen meiner
Orchestrierung gemacht. Doch, ehrlich gesagt, gibt es im Singspiel viele Momente, die stilistisch sehr weit weg von einem "schwarz-weiß" sind. An diesen Stellen habe ich mir stilistische Freiheiten erlaubt.
Worauf darf sich das Publikum in dieser Musik besonders freuen?
Die Sinfonia am Anfang ist sehr lebendig. Man merkt, dass der damals noch junge Komponist Hiller sich schon richtig viel Mühe damit gegeben hat. Seine kompositorischen Ideen sind sehr abwechslungsreich und gut durchgeführt. Was seine Arien betrifft, hängt es sicher vom persönlichen Geschmack ab, was einem hier gefällt. Während die langsamen Arien sehr sanft und hübsch sind, favorisiere ich die etwas schnelleren Nummern, denn ich mag Musik, die richtig "abgeht". In diesem Sinne ist die Aria Nr. 6 mein Liebling.
Für wie bedeutend halten Sie das Werk im zeitgenössischen Kontext?
Heutzutage hören wir dieselben Sachen immer wieder. Mozart, Bach und Brahms sind wunderbar, aber die Musikgeschichte ist voller Edelsteine, die im Staub herumliegen. "Das Orakel" sollte uns daran erinnern, dass tausende von Werken von hunderten von Komponisten quer durch die Musikgeschichte unberührt in irgendwelchen Regalen liegen. Und das nicht, weil sie nicht orchestriert wären, sondern, weil wir viel lieber "Die Zauberflöte" hören möchten ...
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Jan Kreyßig zurück zur Übersicht