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Der Traum im 18. Jahrhundert

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148 Berichte von Tagungen

als Welt-Gleichnis, 2. Labyrinth als Erkenntnisprozess, 3. Labyrinth als Gleichnis des Kunstwerks) sub vertiere es wie schon das Rhizom radikal jegli- che Idee eines mitteilbaren Sinns oder einer Wahrheit. Im Gegensatz zu diesem aber binde es den Leser stärker an feste Bausteine, denn das mobile Labyrinth bestehe nicht nur aus virtuellen Wegen und schließe auch die Möglichkeit aus, jeden Punkt mit jedem zu verbinden.

Die Diskussion im Anschluß an die einzelnen Beiträge zentrierte sich um die Frage, wann die heuristische Potenz des Labyrinthkonzepts erschöpft sei, unter welchen Umständen es sinnvoll sei, von Labyrinthen zu sprechen. Einverneh- men konnte darüber erzielt werden, daß Labyrinthe von chaotischen Strukturen zu unterscheiden seien. Dagegen wurde kontrovers diskutiert, ob ein Rhizom ein Labyrinth im eigentlichen Sinne darstelle und ob Labyrinthe ohne Zentrum oder mit beliebig vielen Zentren vorstellbar seien. Die Beiträge des Kolloqu- iums und einige weitere Artikel sollen im Jahr 2000 im Verlag ,,Die blaue Eu- le" erscheinen.

Christiane Leiteritz

Der Traum im 18. Jahrhundert

Tenth International Congress on the Enlightenment University College, Dublin, July 25-31, 1999

In mancherlei Hinsicht bildet das 18. Jahrhundert einen Wendepunkt in der Ge- schichte der Traumtheorien: Physiologen, Psychologen und Philosophen verlie- ren den Glauben an den übernatürlichen Traum, der seit Jahrhunderten die a- bendländische Auffassung des Oneirischen bestimmt hatte. Es wird nach neuen Erklärungen gesucht, man umkreist die Vorstellung des Unbewußten, vor allem bemüht man sich um eine systematische Erfassung der Träume, indem man sie in Tagebüchern, moralischen Wochenschriften und auch Gelehrtenorganen sammelt und deutet. Verglichen mit dieser sich manifestierenden Neugierde erscheinen die Literaten oft als konservativ, da sie oft auf den übernatürlich- prophetischen Charakter des Träumens zurückgreifen, oder aber die Traumform in traditionell satirischer oder parabolischer Hinsicht verwenden. Gelegentlich wird das Träumen auch zur Chrakterisierung des Träumers verwendet.

Auf dem - ganz souverän von Andrew Carpenter organisierten - Tenth In- ternational Congress of Enlightenment, der Ende Juli am University College in

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Dublin stattfand, wurden diese Themen und Thesen bei einem Roundtable dis- kutiert. Pauillie (Univ. of Southern California) führte in aller wünschenswerten komparatistischen Breite in das Problem der "dream cognition" ein. Marray Lee Brown (Georgia State Univ.) beschäftigte sich mit der Frage der religiösen Vi- sion an ausgewählten Beispielen, Jutta Hein (Univ. Jena) ging auf die Traum- auffassung der deutschen Anthropologie ein, Diethard Sawicki (Univ. Bochum) konzentrierte sich auf die deutsche Debatte über den Traum und das Übernatür- liche, während Michel Porret (Univ. Genf) die Problematik am Beispiel von Samuel Formey entfaltete.

Bei der Diskussion dieser Beiträge fiel auf, daß die Mehrheit der Diskutan- ten - immerhin lauter 18. Jahrhundert-Spezialisten - "Anthropologie" lediglich als Synonym für ,,Ethnologie" auffaßten und also die deutsche Forschung zur Anthropologie im Sinne von Erfassung des "ganzen Menschen" nicht zur Kenntnis genommen hatten, weil sie eben in deutscher Sprache vorliegt. Über dieses sprachliche Vermittlungsproblem wird man sich in unseren Fächern und in unserem Wissenschaftsbetrieb ernsthafte Gedanken machen müssen.

Im letzten Teil der Veranstaltung ging es um Literatur. Jennifer Lewin (Yale Univ.) zeigte die Entwicklung der Traumdarstellung in der englischen Dichtung vom Neoklassizismus bis zur Romantik auf, während Henriette Herwig (Univ.

Bern) sich auf die Träume von Goethes Wilhelm Meister konzentrierte. Die ho- he Qualität der Beiträge führte die Organisatoren zu dem Entschluß, sie zu pub- lizieren. Um jedoch der breiten Thematik gerecht zu werden, soll der Band um einige weitere der Literatur (und evtl. der Kunst) gewidmete Aufsätze ergänzt werden. Erwünscht sind allerdings keine Untersuchungen zu einzelnen Auto- ren, sondern breiter angelegte, möglichst komparatistisch orientierte Aufsätze, in denen die Facetten des literarischen (also meist: fiktiven) Traums im Zeital- ter der Aufklärung zur Geltung kommen. Die Traumkonzeption sowie die Art und Weise der Darstellung, der narrativen oder dramatischen Integration oneiri- scher Vorgänge sollten zur Sprache kommen.

Vorschläge können gesandt werden an: Manfred Engel, Institut für neuere deut- sche und europäische Literatur, Feithstr. 188, 0-58084 Hagen, Tel. und Fax:

09131-29438, e-mail: <manfred.engel@fernuni-hagen.de>

Oder an: Bernard Dieterle, Institut für deutsche Philologie, TU Berlin, Stra- ße des 17. Juni 135; 10623 Berlin, Fax: 0049-30-3142 3107, e-mail: <kaosoigb

@linux.zrz.tu-berlin.de>

Die Aufsätze werden in englischer Sprache veröffentlicht.

Bernard Dieterle

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