G E S C H E N K E U N D A B G A B E N IN D E R M Y K E N I S C H E N P A L A S T K U L T U R * Diamantis Panagiotopoulos (Heidelberg)
Die Zersplitterung der griechischen Landschaft in zahlreiche, voneinan
der klar abgegrenzte geographische Regionen förderte im 2. Jt. v.Chr.
die Entwicklung von mehreren souveränen Königtümern, die wirtschaft
lich autarke Einheiten bildeten. Die mykenischen Palastzentren des 14.
und 13. Jhs. v.Chr., in denen das Erbe des minoischen Palastsystems fortlebte, stellten kleinformatige politische Gebilde dar, deren Selbst
erhaltung auf einer - verglichen mit den orientalischen Großstaaten - minimalen Territorialbasis beruhte. Die vorhandenen epigraphischen und archäologischen Zeugnisse zu den mykenischen politischen und ökonomischen Strukturen mögen verhältnismäßig gering sein, doch erlauben sie interessante Einblicke in die Gesetzmäßigkeiten des institu
tionalisierten Gebens in einer antiken Hofgesellschaft. Im mykenischen Griechenland hat es keine Tribute im eigentlichen Sinne des Wortes gegeben, da die Palastzentren eben keine Territorialstaaten waren, die fremde Völker politisch kontrollierten und ökonomisch ausbeuteten.
Daher wird sich im folgenden unser analytischer Blick auf Geschenke und Abgaben beschränken, zwei Typen sozioökonomischen Handelns, die zugegebenermaßen kaum miteinander in Beziehung gebracht wer
den können. Sie bilden nicht einmal ein antithetisches Paar einer frei
willigen und unfreiwilligen Gabe, da auch bei Geschenken das Element der Freiwilligkeit durch die vorherrschende Ethik des Austausches sehr oft ausscheidet.
1Vorliegender Beitrag erhebt daher keinen Anspruch auf die Behandlung einer inhaltlich kohärenten Thematik, sondern setzt als sein Primärziel die Zusammenstellung von Materialien zu antiken (Ab-)Gabenformen, die im Mittelpunkt dieses interdisziplinären
* V o r l i e g e n d e r Beitrag ist Teil e i n e r u m f a n g r e i c h e n U n t e r s u c h u n g zu d e n S t r u k turen d e r m y k e n i s c h e n Palastwirtschaft, die d u r c h ein F o r s c h u n g s s t i p e n d i u m d e r D e u t schen Forschungsgemeinschaft e r m ö g l i c h t w u r d e .
1 Z u d e n diversen Verbindlichkeiten des z e r e m o n i e l l e n Austausches i m 2. J t . v.Chr. s.
u.a. Z a c c a g n i n i , Scambio; ders., in: C a r r u b a et al., Studi Orientalistiä, S. 189ff.; ders., in:
R o w l a n d s et al., Centn and Peripher?, S. 572'. Z u m theoretischen D i s k u r s ü b e r die Begriffe der , G a b e ' u n d des , S c h e n k e n s ' s. zuletzt W a g n e r - H a s e l . Der Stoff der Gaben, S. 27fF.
Originalveröffentlichung in: H. Klinkott – S. Kubisch – R. Müller-Wollermann (Hg.), Geschenke und
Steuern, Zölle und Tribute. Antike Abgabenformen in Anspruch und Wirklichkeit, Leiden und Boston
2007, S. 347-367
348 DIAMANTIS PANAGIOTOPOULOS
Workshops stehen. Da die Möglichkeiten und Grenzen jedes interpre- tatorischen Ansatzes grundlegend von der Uberlieferungslage bestimmt sind, wird folgende Betrachtung mit einer kurzen Darstellung unseres Kenntnisstandes eingeleitet. Die Behandlung der einschlägigen textli
chen Zeugnisse konzentriert sich auf die Ebene der historischen Realität mit dem Ziel, die verschiedenen Ausprägungen des Gebens (und Neh
mens) als förmlichen Akt möglichst präzis zu fassen und voneinander zu differenzieren.
2Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob die durch primäre Quellen belegten Geschenk- oder Abgabenformen Nie
derschlag in der Bilderwelt dieser Periode gefunden haben, und wenn ja, unter welchen Umständen.
ÜBERLIEFERUNGSLAGE
Als wichtigstes Quellenkorpus der mykenischen Palastadministration gelten die Linear B-Täfelchen, administrative Texte in einer Frühform des Griechischen, die in feuchten Ton eingeritzt wurden. Bislang sind uns ca. 5730 Täfelchen bekannt, die sich auf sechs verschiedene mykenische Palastzentren verteilen.
3Die zwei wichtigsten Sammlungen stammen aus Knossos und Pylos - sie machen etwa 92% des gesamten Bestands aus. Wie aussagekräftig ist dieses Material für unsere Fragestellung? Es ist seit langem bekannt, daß die Linear B-Texte nur einen begrenzten Einblick in die mykenische Wirtschaft und Administration ermöglichen, da sie den Zweck eines temporären Zwischenspeichers' administrativer Informationen erfüllten.
4Sämtliche Aufzeichnungen beziehen sich auf das ,laufende' Verwaltungsjahr. Dieser enge zeitliche Horizont wäre allerdings kein großes Problem gewesen, wenn die Schreiber alle admi
nistrativen Aktivitäten des Palastes detailliert dokumentiert hätten. Dies war allerdings nicht der Fall. Die Schreiber zeigten nur ein selektives Interesse an bestimmten Bereichen oder Prozeduren der Palastökonomie.
Grundsätzlich gilt, daß die mykenische Tontafel-Bürokratie nicht das gesamte wirtschaftliche Geschehen im Territorium eines Palastzentrums
2 D a unser H a u p t a u g e n m e r k d e r säkularen S p h ä r e der m y k e n i s c h e n Gesellschaft gilt, sind hier G a b e n a n G ö t t e r völlig a u s g e k l a m m e r t , a u c h w e n n sie m a n c h m a l faktisch o d e r t e r m i n o l o g i s c h m i t F o r m e n des p r o f a n e n G e b e n s e n g vergleichbar sind.
3 B a r t o n e k , Handbuch, S. 70.
' Z u m t e m p o r ä r e n C h a r a k t e r d e r L i n e a r B - T o n t a f e l n s. H e u b e c k , Schrift, S. 46; ders., Frühgrieckische Lmeartqfeln, S. 10; P a l a i m a , in: L a f f i n e u r / N i e m e i e r , Politeia, S. 629f. Ferner Driessen, in: M i n o s 2 9 - 3 0 , 1 9 9 4 - 9 5 , S. 2 4 4 , der sie als pre-archives bezeichnet.
G E S C H E N K E U N D A B G A B E N IN D E R M Y K E N I S C H E N P A L A S T K U L T U R 3 4 9
aufzeichnete, sondern nur diejenigen Angelegenheiten, welche eine direkte Relevanz für palatiale Interessen hatten.
5Aber auch die Sphäre der palatialen Aktivitäten wurde nicht lückenlos erfaßt, denn einige bedeutende Wirtschaftsfaktoren blieben völlig ausgeblendet. Am häu
figsten hat man hier das Fehlen jeglicher Angaben zu Handelsaktivitä
ten des Palastes mit anderen Zentren inner- und außerhalb der Ägäis bedauert.
6Dieses Fehlen kann nicht nur zufallsbedingt sein. Ebenso unwahrscheinlich ist es, daß die mykenischen Paläste nicht über ihre intensiven Handelskontakte Buch führten. Alles spricht dafür, daß ein großer Teil der administrativen Handlungen auf Medien aus vergängli
chen Materialien festgehalten wurde, die uns heute nicht erhalten sind.
7Die Linear B-Tontafeln erweisen sich damit als Akten einer Kanzlei für interne ökonomische Angelegenheiten der Paläste, die für einen kurzfristigen Gebrauch angelegt waren, die Kartei eines ,Ministeriums des Inneren'. Aber auch in diesem Teilbereich der Wirtschaft scheint sich der Focus der Tontafeln nur auf einige ökonomische Kategorien zu konzentrieren. Der Palast führte mit bürokratischer Akribie vor allem über zwei ökonomische Handlungen Buch: a) seine Ausgaben, in erster Linie Rationen, Verteilung von Rohstoffen an die Palastwerkstätten zur Weiterverarbeitung usw., aber auch Inventarlisten der in den Magazinen befindlichen palatialen Waren und b) die Erfüllung von ökonomischen Verpflichtungen der abhängigen Bevölkerung, und zwar hauptsächlich die verschiedenen Abgabenformen. Zusammenfassend läßt sich festhal
ten, daß die lückenhafte Überlieferungslage und der selektive Charakter der aufgezeichneten Informationen keine umfassende Rekonstruktion des mykenischen Administrationssystems erlauben.
D I P L O M A T I S C H E G E S C H E N K E
Wegen der engen Perspektive der bürokratischen Erfassung durch die Linear B-Täfelchen erfahren wir von diesem Medium nichts über die sicherlich existierenden Außenbeziehungen eines Palastes mit anderen
5 P a l a i m a , in: I l i e v s k i / C r e p a j a c , Tradata Mycenaea, S. 2 5 9 ; H a l s t e a d , in: V o u t s a k i / K i l l e n , Economy and Poütics, S. 38f.
6 S. K i l l e n , in: D a v i e s / D u h o u x , Linear B, S. 265ff. Z u e i n e r Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r s p ä r l i c h e n i n d i r e k t e n Z e u g n i s s e s. O l i v i e r , in: M i n o s 3 1 - 3 2 , 1 9 9 6 - 1 9 9 7 , S. 275ff.
7 S. H e u b e c k , Schrift, S. 4 6 ; P a n a g l , i n : H a n s e l , Handel, Tausch und Verkehr, S. 4 9 ; f e r n e r D r i e s s e n , in: D e g e r - J a l k o t z y et al., Floreant Studio Mycenaea, S. 2 0 9 ; ders., Chanot Tablets, S. 14.
350
DIAMANTIS P A N A G I O T O P O U L O Sägäischen oder außerägäischen politischen Einheiten.
8Diplomatische Geschenke werden daher nicht dokumentiert, und es ist äußerst frag
lich, ob zukünftige Funde diese negative Beweislage ändern werden.
Die Einbindung der mykenischen Zentren in ein weitreichendes Bezie
hungsgeflecht sozialer Eliten, die Preziosen als eine Art symbolischer W ä h r u n g ' austauschten, kann dennoch mit Hilfe orientalischer Quellen belegt werden. D i e geringe Anzahl der relevanten Zeugnisse ~ bisher sind uns nur drei D o k u m e n t e bekannt - kann dabei keineswegs ihre Aussagekraft schmälern. D e r erste Beleg stammt aus der frühen Phase der mykenischen Kultur und ist somit etwa 2 5 0 J a h r e älter als der zeit
liche Horizont der Linear B-Täfelchen. In den ,Annalen' Thutmosis' III. sind im Bericht des 42. Regierungsjahres die Geschenke des Landes T a n a j a an den ägyptischen K ö n i g registriert:
[Gaben des ,Großen'] von Tj-ni-jj
Silber: ein siwibtj -Krug in der Machart der Kfljw Gefäße von Eisen, die Henkel von Silber
macht (zusammen Silbergewicht) 56 Deben, 3 Kite.
9Das L a n d Tj-ni-jj (Tanaja), das sechsmal in ägyptischen Quellen des N e u e n Reiches auftaucht,
10läßt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Ägäis und konkreter auf d e m griechischen Festland lokalisieren. Hier bieten sich zwei Möglichkeiten an: T a n a j a könnte entweder eine allgemeine geographische Bezeichnung für das gesamte Territorium des griechischen Festlands oder der N a m e eines bestimmten mykenischen Fürstentums gewesen sein. Letzteres erscheint nach dem jetzigen Kenntnisstand plausibler." Die Zuverlässigkeit und der somit hohe historische Wert dieser Zeilen resultiert aus dem beson
deren dokumentarischen Charakter der ,Annalen', der insbesondere in den statistischen' Abschnitten des Textes Ausdruck findet, welche lange Listen von Geschenken und Tributen aus nicht-ägyptischen Territorien enthalten.
12D e r oder die Verfasser der Inschrift hatten offenbar Einsicht in Akten des Palastes bzw. der Schatzverwaltung, wie aus den präzisen
" S. K i l l e n , in: R i s c h / M ü l l e n s t e i n , Colloquium Mycenaeum, S. 176fF.; A r a v a n t i n o s , in:
D e g e r - J a l k o t z y et al., Floreant Studio Mycenaea, S. 72f.
!1 U r k . I V 733,4 8; L e h m a n n , in: L a t a c z , Homer-Forschung, S. 109; C l i n e , International Trade, S. 114. A . 3 2 . D a s a n g e g e b e n e Silbergewicht der G e f ä ß e entspricht einer M e n g e v o n ü b e r 5 kg.
1(1 C l i n e , ebd., S. 114fF.
" S. L a t a c z , Troia und Homer, S. 160ff., der für eine Identifizierung mit d e m K ö n i g t u m v o n M y k e n c plädiert.
S. h i e r z u P a n a g i o t o p o u l o s , in: Ä L 10, 2 0 0 0 , S. 147.
GESCHENKE UND A B G A B E N IN D E R MYKENISCHEN P A L A S T K U L T U R 3 5 1
und — noch wichtiger — realistischen Mengenangaben der abgeliefer
ten Waren zu erkennen ist.
13Das ,Tagebuch des Palastes' sowie ein nicht näher definiertes Dokument im Schatzhaus werden sogar in den ,Annalen' explizit erwähnt.
14Die besondere historische Tragweite des ,Annalen'-Passus aus der Sicht der ägäischen Archäologie ist bisher nicht adäquat gewürdigt wor
den.
15Der Beleg für einen Geschenkaustausch zwischen einem mykeni- schen Lokalherrscher und dem ägyptischen König gewinnt enorm an Bedeutung, weil er aus einer Zeit stammt, aus der mykenische Paläste oder sonstige administrative Strukturen auf dem griechischen Festland unbekannt sind. Die mykenische Kultur ist uns in der Regierungszeit Thutmosis' III. (SH II-III A) nahezu ausschließlich durch Grabfunde vertraut. Das Knüpfen von diplomatischen Beziehungen mit Ägypten seitens eines mykenischen Fürstentums setzt allerdings ein bereits fortgeschrittenes Niveau politischer bzw. administrativer Organisation voraus und spricht für ein Zentrum, das, nachdem es seine Macht
stellung innerhalb der Ägäis gefestigt hatte, sich nach außen öffnete und den Kontakt mit der ägyptischen Großmacht suchte. Historisch läßt sich der ,Annalen'-Passus offensichtlich in die Periode des ersten Auftauchens der Mykener in der internationalen politischen Szene des östlichen Mittelmeers einbetten, in der sie möglicherweise das minoische Kreta ablösten, eine Hochkultur, die in der gleichen Zeit infolge einer Reihe von massiven Zerstörungen ihrer Palastzentren niederging. Die qualitative Bezeichnung der Kanne als ein Produkt in der Machart der Kfijw (Keftiu = Minoer) läßt sich natürlich wunderbar in das historische Bild dieser Periode einfügen, als die mykenische Kunst unter einem sehr starken minoischen Einfluß stand.
Näher zum chronologischen Horizont der Linear B-Täfelchen ste
hen zwei weitere Belege, die aus den hethitischen Tontafelarchiven von Hattusa stammen. Sie beziehen sich auf Geschenke des Königs von Ahhijawa, einem geographischen Begriff, der für das mykenische Griechenland oder ein politisches Zentrum innerhalb dieser Region stand."' Auch in diesem Fall ist es wahrscheinlicher, daß damit ein bestimmtes Fürstentum auf dem griechischen Festland gemeint war. In letzter Zeit verdichten sich die Indizien, daß dieses Fürstentum Theben
13 Ebd., S. 147 Anm. 95.
14 Urk. I V 693.11; 694,7 8.
15 Zu einer Ausnahme s. Lehmann, in: Latacz. Homer-Forschung, S. 109.
16 Zur Ahhijawa-Problematik s. zuletzt Hope Simpson, in: BSA 98, 2003, S. 203fl".
352
DIAMANTIS P A N A G I O T O P O U L O Sin Böotien war.
17Beim ersten Beleg handelt es sich um den bekannten Tawagalawa-Brief, dessen Absender der hethitische König Hattusili III.
und dessen Empfanger offensichtlich der König von Ahhijawa war.
18Der hethitische König beschwert sich darin, daß der Gesandte des mykenischen Königs bei seinem letzten Besuch am hethitischen Hof keinen Gruß und kein Geschenk mitgebracht hat:
But when [my brother's messenger] arrived at my quarters, he brought me no [greeting] and [he brought] me no present...
19Hattusili III. war der Absender eines zweiten Briefes, in dem ebenfalls von einer Geschenksendung des Königs von A|}bijawa die Rede ist.
20Dieser Passus läßt sich wegen des fragmentarischen Erhaltungszustandes des Brieftextes nicht schlüssig interpretieren. Der Empfänger des Briefes, vermutlich der König von Arzawa, hatte sich beim hethitischen König nach einem Geschenk des Königs von Ahhijawa erkundigt, das offen
sichtlich ihm selbst galt. Hattusilis Antwort lautete folgendermaßen:
Concerning the gift of the king of Ahhijawa about which you wrote to me, I do not know how the Situation is and whether his messenger has brought anything or not.. .
2IAuch wenn man die Gründe, die diesen Brief veranlaßten, nicht nach
vollziehen kann, gewinnt man einen weiteren Beleg für die Teilnahme des mykenischen Königs von Ahhijawa an dem internationalen Bezie
hungsgeflecht des diplomatischen Geschenkaustausches. Mario Liverani vermutet hier eine Austauschkette, nämlich ein Geschenk des Königs von Ahhijawa an Hattusili, der dieses an den König von Arzawa weiter
schenkte.
22Ein solches Zirkulationsmuster, das es in der Spätbronzezeit sicherlich gegeben hat, läßt sich dieser Lesung des Briefes allerdings nicht mit Sicherheit entnehmen.
" S. L a t a c z , Troia und Homer, S. 151ff.; N i e m e i e r , in: Die Hethiter, S. 2 9 5 . Z u alter
nativen V o r s c h l ä g e n s. H o p e S i m p s o n , e b d . , S. 2 3 3 E ( M y k e n e ) ; M o u n t j o y , in: A n a t S t 48, 1998, S. 33ff. (die D o d e k a n e s u n d die gegenüberliegende westkleinasiatische K ü s t e mit R h o d o s als Z e n t r u m ) .
18 S. K U B X I V 3.
19 S. Bryce, in: O x f J A 8, 1989, S. 300; C l i n e , International Trade, S. 1 2 3 f , C . 1 3 .
* S. K B o I I 11 rev. 1 1 ' - 1 2 ' .
" Z a c c a g n i n i , in: R o w l a n d s et al., Centn and Periphery, S. 5 8 u n d A n m . 4 1 ; C l i n e , International Trade, S. 124, C . 1 4 .
a L i v e r a n i , Amarna Essays, S. 25.
GESCHENKE UND A B G A B E N IN D E R MYKENISCHEN P A L A S T K U L T U R 3 5 3
Ü b e r s o l c h e d i p l o m a t i s c h e n G e s c h e n k e s c h w e i g e n d i e L i n e a r B - A r c h i v e . W i r e r f a h r e n j e d o c h v o n k o s t b a r e n G e g e n s t ä n d e n ( P r u n k m ö b e l n , G o l d - u n d S i l b e r g e f ä ß e n , S c h w e r t e r n u.a.), d i e i n d e n P a l a s t m a g a z i n e n o d e r S c h a t z k a m m e r n a u f b e w a h r t w u r d e n .2 3 E s ist s e h r w a h r s c h e i n l i c h , d a ß m a n c h e v o n d i e s e n P r e z i o s e n , d i e r e g e l m ä ß i g i n v e n t a r i s i e r t w u r d e n , d i e m y k e n i s c h e n P a l ä s t e v e r l i e ß e n , u m als G e s c h e n k e a n a n d e r e m y k e - n i s c h e o d e r f r e m d e K ö n i g e d a r g e b r a c h t z u w e r d e n . D i e s e V e r m u t u n g l ä ß t sich n u r in e i n e m Fall d u r c h e i n i n t e r e s s a n t e s D e t a i l stützen. E i n e A n z a h l v o n f e i n e n G e w ä n d e r n w i r d i n d e n T ä f e l c h e n a u s d e m Palast v o n K n o s s o s als xenwia b e z e i c h n e t ( L d [ l ] ) .2 4 D i e s e r B e g r i f f e n t s t a m m t d e m W o r t £,zvoc, ( F r e m d e r , G a s t ) u n d d ü r f t e e i n e u r s p r ü n g l i c h e B e d e u t u n g als „ d e m G a s t z u g e h ö r i g " g e h a b t h a b e n . O b e r i m K o n t e x t d e r m y k e n i s c h e n L i n e a r B - T ä f e l c h e n i n d i e s e m S i n n v e r w e n d e t w u r d e o d e r e i n e z u s ä t z l i c h e B e d e u t u n g s n u a n c e e r l a n g t e , l ä ß t s i c h n i c h t s a g e n . N a c h e i n e r p l a u s i b l e n V e r m u t u n g k ö n n t e n h i e r f e i n e G e w ä n d e r g e m e i n t sein, d i e e n t w e d e r als W i l l k o m m e n s g e s c h e n k f ü r f r e m d e G ä s t e , als W a r e f ü r d e n k o m m e r z i e l l e n E x p o r t o d e r als G e s c h e n k f ü r d e n d i p l o m a t i s c h e n G e s c h e n k a u s t a u s c h b e s t i m m t w a r e n .2 5 D a ß ä g ä i s c h e F ü r s t e n d e m ä g y p t i s c h e n K ö n i g d e r a r t i g e G e s c h e n k e s c h i c k t e n , l ä ß t sich d u r c h d i e b e k a n n t e n F r e m d v ö l k e r d a r s t e l l u n g e n d e r t h e b a n i s c h e n P r i v a t g r ä b e r d e r 18. D y n . b e l e g e n , i n d e n e n g e f a l t e t e S t o f f e u n t e r a n d e r e n k o s t b a r e n G a b e n a b g e b i l d e t w e r d e n ( A b b . I).26 Ü b e r d i e s e n m ö g l i c h e n i n d i r e k t e n H i n w e i s a u f W a r e n , d i e f ü r e i n e n k ö n i g l i c h e n G e s c h e n k a u s t a u s c h b e s t i m m t w a r e n , h i n a u s h a b e n d i e m y k e n i s c h e n A r c h i v e n i c h t s z u b i e t e n .
A u s g e h e n d v o m schriftlich ü b e r l i e f e r t e n G e s c h e n k a u s t a u s c h z w i s c h e n m y k e n i s c h e n H e r r s c h e r n u n d i h r e n o r i e n t a l i s c h e n P a r t n e r n , ist es sicher
lich l e g i t i m z u v e r m u t e n , d a ß e i n i g e d e r z a h l r e i c h e n P r e z i o s e n o r i e n t a l i s c h e r P r o v e n i e n z a u s m y k e n i s c h e n G r a b - u n d S i e d l u n g s k o n t e x t e n als d i p l o m a t i s c h e G e s c h e n k e f r e m d e r K ö n i g e i n d i e Ä g ä i s g e l a n g t e n . E i n d e f i n i t i v e r B e w e i s ist a l l e r d i n g s i n k e i n e m Fall m ö g l i c h . W a s a m e h e s t e n m i t e i n e m d i p l o m a t i s c h e n G e s c h e n k a u s t a u s c h i n V e r b i n d u n g g e b r a c h t w e r d e n k a n n , k a m 1 9 6 3 i n e i n e m R a u m d e s s o g e n a n n t e n Palastes v o n
23 S. z . B . die pylische T a - S e r i e , K i l l e n , e b d . (s.o. A n m . 6), S. 254.
K i l l e n , e b d . (s. A n m . 6), S. 254. 2 6 3 mit A n m . 6 7 . Z u dieser T o n t a f e l - S e r i e s.
ausfuhrlich ders., in: R i s c h / M ü l l e n s t e i n , Colloquium Mycmaeum, S. 151ff.
25 K i l l e n , e b d . (s. A n m . 6), S. 263.
26 W a c h s m a n n , Ae?eans, S. 75 T a f . 36. 37 B. 3 8 A ; Barber, Prehutoric Texhks, S. 3 3 5 A b b . 15.19.
354
D I A M A N T I S P A N A G I O T O P O U L O SAbb. 1: Ägäische Gabenbringer aus dem thebanischen Grab des Mencheperreseneb (TT 86).
Kadmos in Theben ans Licht. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von ca. 50 geschnittenen Rollsiegeln und vorgefertigten Rohlingen, die in ihrer Mehrzahl kassitisch-babylonischer Provenienz sind und bis auf zwei Ausnahmen aus Lapislazuli herausgearbeitet wurden (Taf. XII).
27Der Aufmerksamkeit Edith Poradas, die diesen herausragenden Fund veröffentlichte, verdanken wir die Erkenntnis, daß der qualitätvollste Bestandteil dieser Gruppe eine ganze Mine (496 Gramm) Lapislazuli ausmacht, was für die Zusammengehörigkeit der einzelnen Stücke spricht (also eine Sendung). Porada konnte der Versuchung nicht wider
stehen, dieses Ensemble mit den in der diplomatischen Korrespondenz genannten Geschenken von Rollsiegeln und Lapislazuli zu verbinden, deren Mengen nach der Ethik des königlichen Geschenkaustausches mit peinlicher Genauigkeit festgehalten wurden, damit der Absender ein im Wert mindestens äquivalentes Geschenk fordern konnte. Poradas provokativer Erklärungsversuch, daß die Rollsiegel Geschenke des Assy- rerkönigs Tukulü-Ninurta I. aus seiner in Babylonien gemachte Beute waren, bleibt eine attraktive, jedoch kaum beweisbare Hypothese. Sehr plausibel ist hingegen, daß sie tatsächlich als diplomatisches Geschenk eines assyrischen oder orientalischen Herrschers nach Theben gelang
ten. Sie könnten dadurch einen willkommenen archäologischen Beweis
P o r a d a , in: A f O 28, 1 9 8 1 / 8 2 , S. lff.
GESCHENKE UND ABGABEN IN DER MYKENISCHEN PALASTKULTUR 3 5 5
für die aktive Teilnahme der mykenischen Zentren an der Geschenk
diplomatie jener Zeit liefern.
A B G A B E N
Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß für die mykenischen Palast
zentren die Besteuerung' der abhängigen Bevölkerung neben der eige
nen Produktion die wichtigste Quelle für die Anhäufung wirtschaftlichen Kapitals war.
28Für diese Kategorie ökonomischen Handelns bilden zwar die Linear B-Täfelchen eine weitaus ergiebigere Quelle als es bei den Geschenken der Fall war, doch insgesamt betrachtet bleibt unser Bild vom mykenischen Abgabensystem sehr fragmentarisch. Einen genaueren Einblick in das Konzept der fiskalischen Abschöpfung der nicht-palatia- len Produktion erlauben uns nur die relevanten Serien der Tontafeln aus Pylos. D a ß die übrigen mykenischen Palastzentren ein ähnliches Besteuerungssystem hatten, ist vor allem aufgrund der Existenz einer gemeinsamen ,Abgabenterminologie' eine legitime Vermutung. In der pylischen Administration kamen hauptsächlich vier Abgabenformen zum Tragen:
a) Abgaben an verschiedenen Naturprodukten, welche die abhängigen Siedlungen als Kollektive leisteten (Ma- und Na-Serien).
29Für diese Abgabenform werden in der Regel die BegrilFe do-ke, a-pu-do-ke und a-pu-do-si verwendet.
30Als wichtigste Quelle für die Rekonstruktion des mykenischen Abgabensystems gilt die Ma-Serie.
31In dieser thematisch homogenen Gruppe von Täfelchen erscheinen als Lieferanten keine Personen, sondern stets Ortschaften, die Abgaben von sechs festgelegten Warensorten in einem proportionalen Verhältnis ablieferten: Tierhäute, Wachs, Textilien (?), Gewürze (?) und zwei weitere nicht näher identi
fizierbare pflanzliche Produkte. Bis auf eine mögliche Ausnahme (die Textilien) scheint keine der abgegebenen Waren aus ökonomischer Sicht besonders signifikant gewesen zu sein. Ein anderes Steuerkonzept zeigt eine weitere Tafel aus Pylos (Nn 831), die die Abgabe von Leinen seitens
28 S. K i l l e n , ebd. (s.o. A n m . 6), S. 270ff.
29 S. V e n t r i s / C h a d w i c k , Documenta, S. 213ff; de Fidio, in: S M E A 23, 1982, S. 83ff.;
K i l l e n , ebd. (s.o. A n m . 6), S. 246f.; Halstead, in: P r o c C a m b r P h i l S o c 38, 1992, S. 59.
30 S.u.
:il de Fidio, ebd. (s.o. A n m . 29), S. 84ff.; Perna, in: L a f f i n e u r / N i c m e i c r , Politeia, S.
227ff.
356
DIAMANTIS P A N A G I O T O P O U L O Seiner Ortschaft registriert, deren N a m e n nur fragmentarisch erhalten ist.
32D i e pylische Bürokratie dringt hier in der Besteuerung des abhän
gigen Territoriums eine Ebene tiefer ein. Objekte der administrativen Erfassung sind nun einzelne Personen oder Personengruppen dieses Ortes. Was der A n l a ß der Lieferung war und wie oft die Palastadmi
nistration in den von ihr kontrollierten Ortschaften, wie in diesem Fall, die Ebene des Individuums erreichte, wissen wir nicht.
b) Ablieferungen eines prozentualen Anteils der Ernte von G r u n d stücken, die Privatpersonen oder dem ,Volk' [/dämos/) gehörten.
33In den meisten Fällen handelte es sich dabei u m Parzellen, die von ihrem ,Besitzer' an Dritte verpachtet waren. Dieser Abgabentyp wird entwe
der als /dosmos/ (für die Grundstücke der Privatpersonen)
34oder als ivo-ze (für die Grundstücke des /dämos/)
35bezeichnet.
36Die relevanten Tontafeln (E-Serie) erwähnen allerdings in allen Fällen nur die Obliga
tion, die mit diesem L a n d verbunden ist, nicht jedoch die tatsächliche Ablieferung des Produktionsanteils an den Palast.
c) Eine Steuer per capita, die lokalen Würdenträgern und anderen Mitgliedern der bürokratischen Elite auferlegt war, die als Lieferanten von Bronze- oder Goldmengen erscheinen.
37Weitere Abgabeleistungen (/dosmoi/), die die Lieferungen von Tieren u n d landwirtschaftlichen Produkten seitens hoher Palastoffiziere u n d des /dämos/ an Poseidon umfassen, sind in ihrer genauen Einordnung in das mykenische Besteue
rungssystem problematisch.
38d) O b l i g a t i o n e n v o n spezialisierten H a n d w e r k e r n , die in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis z u m Palast standen.
3932 Killen, ebd. (s.o. Anm. 6) S. 247. 260; Halstead, in: Voutsaki/Killen, Economy and Politics, S. 44.
33 S. Heubeck, Frühgriechische Lineartqfeln, S. 55ff.; Killen, ebd. (s.o. Anm. 6), S. 244ff.;
Degerjalkotzy, in: Heltzer/Lipiriski, Society and Economy, S. 31 ff.
34 S. de Fidio, Dosmoi.
35 S. Duhoux, Vocabulaire Economique, S. 30ff.; Deger-Jalkotzy, ebd., S. 38ff.
3,1 Die Landbesitzverhältnisse in mykenischer Zeit, eine der Schlüsselfragen der Mykenologie, bleiben in vielen Aspekten dunkel, s. Killen, ebd. (s.o. A n m . 6), S.
243ff.; Hiller/Panagl, Frühgriechische Texte, S. 142ff.; Degerjalkotzy, ebd. (s.o. Anm.
33), S. 31 ff.
3? S. z.B.Jn 829.
3" S. de Fidio, Dosmoi, S. 77ff.
39 S. Killen, ebd. (s.o. Anm. 6), S. 272f.; ders., in: Voutsaki/Killen, Economy and Politics, S. 161 ff.
GESCHENKE UND A B G A B E N IN D E R MYKENISCHEN P A L A S T K U L T U R 3 5 7
Z u den überlieferten Abgabenleistungen zählen ferner die ökonomi
schen Verpflichtungen von Personen, die eine besondere wirtschaftli
che Beziehung z u m Palast unterhielten. Es handelt sich dabei u m die Leistungen von ,Mittelsmännern' an die Zentraladministration. Diese Personen, die in der mykenologischen Literatur als oumers oder collectors bekannt sind, übernahmen offensichtlich die Verantwortung und damit das finanzielle Risiko eines Bereichs der Palastwirtschaft und waren dem Palast gegenüber zur Leistung eines prozentualen Anteils der Produktion verpflichtet.*
0D e r Versuch, den Charakter der einzelnen mykenischen Abgabefor
men durch etymologische Beobachtungen zu erschließen, stößt zunächst auf eine methodische Schwierigkeit. D i e genaue inhaltliche Bedeutung mehrerer Begriffe wird in der Regel anhand des semantischen Feldes der Wörter in den späteren griechischen Texten ermittelt. D a es sich allerdings in vielen Fällen u m allgemeine Begriffe handelt, ist es durchaus möglich, daß sich ihre semantische Füllung von Zeit zu Zeit geändert hat. Deswegen ist hier bei jeder etymologischen Erklärung Vorsicht geboten. Die Eintreibung der Abgaben in den Linear B-Täfelchen wird durch eine inhaltlich kohärente G r u p p e von drei Wörtern registriert:
do-ke, a-pu-do-ke und a-pu-do-si. D i e Deutung aller drei Termini aus der
selben Wortfamilie ist in der Etymologisierung des Wortstammes fest verankert. Das Wort do-ke ist die Aoristform des griechischen 8(5coui (,geben'). Das Wort a-pu-do-ke ist die Aoristform des Verbs &7to5to(öui, (,abgeben
£). Das Wort a-pu-do-si (*0OTu5ocn<;-, Abgabe') stellt seine Sub
stantivform dar. Eine textbezogene Interpretation von SiScout macht deutlich, daß es kein schlichtes ,Geben' ausdrückt, sondern eine Liefe
rung im R a h m e n einer vertraglich festgesetzten Verpflichtung, in ande
ren Worten: die Begleichung einer ,Schuld'.
41O b der Begriff a-pu-do-ke eine andere Nuance des mit do-ke beschriebenen Konzepts ausdrückt, läßt sich aufgrund linguistischer oder kontextueller Kriterien nicht
40 S. B e n n e t , in: Olivier, Mykendika, S. 65(T.; Carlier, in: ebd., S. 159ff.; Driessen, in: e b d . , S. 197ff.; G o d a r t , in: e b d . , S. 257ff.; K i l l e n , in: L a f f i n e u r / N i e m e i e r , Politeia, S. 213ff.; R o u g e m o n t , in: d i e s . / O l i v i e r , Epigraphe creto-mycenierme, S. 431 ff.; dies., in:
V o u t s a k i / K i l l e n , Economy and Politics, S. 129ff.; d e Fidio, in: e b d . , S. 21f. D i e R o l l e u n d der V e r a n t w o r t u n g s b e r e i c h dieser , M i t t e l s m ä n n e r ' , die n o c h nicht e i n d e u t i g geklärt sind, dürfte m a n i m A n s c h l u ß an eine b e w ä h r t e orientalische Praxis als .Palastgeschäft' b e z e i c h n e n , s. Renger, in: S a e c u l u m 40, 1989, S. 167. 177; ders., in: O r i e n t a l i a 63,
1994, S. 170. 172ff.
41 L e j e u n e , in: M u s H e l v 32, 1975, S. lf.: „ L e v e r b e Siöioui, d a n s nos textes, signifie p a r t o u t 's'acquitter d'un dü'".
358
DIAMANTIS P A N A G I O T O P O U L O Serkennen.
42Einstimmig vermuten Lejeune und D u h o u x , daß es sich dabei nur u m einen stilistisch und nicht inhaltlich bedingten Unterschied handele. D i e parallele Verwendung von a-pu-do-ke (Verb) und a-pu-do-si (Substantiv) scheint zunächst aus administrativer Sicht belanglos zu sein, da sich beide offensichtlich auf den gleichen T y p administrativer H a n d l u n g bezogen: Sie bezeichnen eine erfolgte Lieferung in Erfüllung einer Obligation im oben beschriebenen Sinne.
43Eine Einengung der Bedeutung von a-pu-do-si auf ,Kopfsteuer', wie Olivier sie vorschlägt, ist nicht legitim.
44Dagegen spricht vor allem die Verwendung des Wortes in den pylischen Täfelchen Fr 1184 und U n 267 im Zusammenhang mit einer Transaktion zwischen zwei Personen.
45Neben der etymologischen und textimmanenten Annäherungsweise des mykenischen Abgabensystems ist in den letzten Jahren die Bedeutung einer weiteren Quellengruppe immer deutlicher geworden. Es handelt sich u m die Versiegelungen, das zweite Hauptinstrument administrativen Handelns.
46Ein verhältnismäßig geringer Teil der ca. 1000 mykenischen T o n p l o m b e n ist beschriftet. D i e kurzen Inschriften beziehen sich auf die Art, Menge, Herkunft der gesiegelten Waren sowie - und dies ist in unserem Z u s a m m e n h a n g von besonderem Interesse - auf den admini
strativen Kontext einer Lieferung. Die vorhin erwähnten Termini do-ke, a-pu-do-ke und a-pu-do-si sind dabei mehrfach belegt. Ein interessanter Befund aus dem Archivraum des Palastes von Pylos zeigt, wie diese beiden bürokratischen Instrumente in zwei Phasen ein und derselben administrativen Prozedur eingesetzt wurden. In diesem ,Archivraum' kam eine mit d e m Ideogramm *152 (einem Tierfell) und dem Wort a-pu-do-si beschriftete Tonplombe zutage (Taf. XIII), die vom Gegenstand, den sie markierte, bereits abgetrennt war.
47Diese Plombe wurde von derselben Person beschriftet, die verantwortlich für die Verfassung der Täfelchen der Ma-Serie war, in der dasselbe Produkt als Abgabeposten auftaucht. Es scheint also, daß die Schreiber der Palastadministration
12 S. hierzu ausfuhrlich Duhoux, in: Minos 9, 1968, S. 101 ff.
" Lejeune, ebd. (s.o. Anm. 41), S. 3ff.: "L'apudosi se situe donr au niveau de l'execution du contrat, non de sa stipulation. II s'agit de lafourniture effektive (parfaite ou imparfaite) de ee qui est du; c'est une donnec de fait, non une donnee de droit".
M Olivier, in: Pini, Die Tonplomben, S. 71 Anm. 8.
*' Zu den Tontafeln s. Lejeune, ebd. (s.o. Anm. 41), S. 3.
"' S. zusammenfassend Aravantinos, in: Palaima/Shelmerdine, Pylos Comes Alive, S. 41 ff.; Palaima, ebd. (s.o. Anm. 5), S. 249ff.; ders., in: Ferioli et ah, Administration, S. 37ff.
47 Hierzu Palaima, Scnbes, S. 61 f. (S90H2); Olivier, in: Pini, ebd. (s.o. Anm. 44), S. 71 f. Kat. Nr. 32 Taf. 13; Palaima, in: Müller, Minoisch-mykenische Siegelglyptik, S. 228.
G E S C H E N K E U N D A B G A B E N IN D E R M Y K E N I S C H E N P A L A S T K U L T U R 3 5 9
unter der Anleitung von höher stehenden Beamten
48in den jeweiligen Siedlungen die Abgaben sammelten, vor O r t in Bündeln oder Päckchen versiegelten, dann die Lieferungen an den Palast begleiteten, dort die Tonplomben von den Produkten trennten und sie eventuell als Vorlage für das Verfassen der Tontäfelchen nutzten.
Was fehlt in den Tontafeln, die sich auf verschiedene Abgabenformen beziehen? Es fehlt die ökonomische Grundlage jedes antiken Staates, nämlich die massiven Getreidelieferungen.
49Getreide als Hauptanbau
produkt, das leicht meßbar, transportierbar und lagerfähig ist, bietet j a eine ideale Abgabenform. In den Linear B-Texten gibt es trotz dieser rätselhaften Informationslücke Hinweise, die die Existenz von palatialen D o m ä n e n befürworten. A u f Tafeln der E- und F-Serien aus Knossos werden Getreide und Oliven in Zusammenhang mit dem Eintrag a-ma, in einigen Fällen auch mit e-pi-ke-re kombiniert, was - nach einer sehr plausiblen Vermutung Killens — als /ama epi kherei/, "harvest at hand, in h a n d " im Sinne von „Ernte zur Verfügung" zu verstehen ist.
50Dabei scheint es sich laut Killen nicht u m eine Lieferung zu handeln, sondern lediglich u m eine A u f n a h m e der verfügbaren Ernte, die sich auf ver
schiedene Lagerplätze der Peripherie verteilte. D i e Tatsache, daß die Ernte von Getreide und Oliven zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten stattfand, macht den Sinn der Verwendung von e-pi-ke-re nachvollzieh
bar: Hier geht es nicht um das Abschlußergebnis der diesjährigen Ernte, sondern um einen Bericht zum augenblicklichen Vorrat der Lager. Wenn dieses Fehlen nicht durch den Zeitpunkt der Zerstörung der Paläste bedingt ist, ist es legitim zu vermuten, daß es keine Lieferungen im R a h m e n eines Abgabensystems gab. Dies wäre denkbar, wenn Getreide in palatialen D o m ä n e n angebaut wurde. Eine solche Form der direkten Bewirtschaftung des wichtigsten agrarischen Produkts läßt sich aus der Sicht der Palastverwaltung sehr gut nachvollziehen. In diesem Fall würde sie das Gesamtprodukt und nicht einen prozentual bestimmbaren A b z u g (Abgabe) aus der Produktion von Personen oder Kollektiven ernten.
3'
4 8 D i e s e P e r s o n e n , v o n d e n e n w i r N a m e u n d Z u s t ä n d i g k e i t s b e r e i c h n i c h t k e n n e n , h a b e n u n s a u f d e n T o n p l o m b e n i h r e . a d m i n i s t r a t i v e n F i n g e r a b d r ü c k e ' h i n t e r l a s s e n g e m e i n t s i n d h i e r d i e S i c g e l a b d r ü c k e .
m S . h i e r z u d e F i d i o , e b d . ( s . o . A n m . 2 9 ) , S . 1 3 5 ; H a l s t c a d , i n : F r e n c h / W a r d l e , Greek Prehistory, S . 5 2 2 .
K i l l e n , ' i n : M i n o s 2 9 - 3 0 , 1 9 9 4 1 9 9 5 , S . 3 2 9 f T .
51 Z u r w i r t s c h a f t l i c h e n B e d e u t u n g v o n P a l a s t d o m ä n e n , d i e i h r e n g e s a m t e n E r t r a g a n d i e Z e n t r a l a d m i n i s t r a t i o n l i e f e r t e n , s. z . B . S a l o n e n . Agricultura, S . 2 8 2 f f . ; P o s t g a t e . Early Mesopotamia, S . 1 6 9 f ; P a n a g i o t o p o u l o s , e b d . i s . o . A n m . 1 2 ) , S . 1 4 8 .
360 DIAMANTIS PANAGIOTOPOULOS
Wenn die agrarisch produzierende Bevölkerung nicht mit Abgaben an Getreide fiskalisch abgeschöpft wurde, war sie sicherlich gezwungen, zeitweilig Fronarbeit für die Beackerung der palatialen Domänen zu leisten. Die Frage, warum der Palast die Lieferungen von agrarischen Produkten aus diesem wichtigsten ökonomischen Sektor nicht im Rahmen der Linear B-Administration festhielt, laßt sich vielleicht mit dem oben angesprochenen selektiven Fokus der Tontafeln erklären, der hauptsächlich der Erfüllung von ökonomischen Verpflichtungen seitens der abhängigen Bevölkerung sowie den Ausgaben des Palastes galt. Die Lieferung der Ernte aus den palatialen Domänen, die sich von Beginn an im Besitz des Palastes befand, war keine Transaktion zwischen dem Palast und einem anderen zu Abgaben verpflichteten Partner und mußte somit vermutlich nicht in Form einer Zwangsabgabe registriert werden.
52Abschließend muß betont werden, daß die uns verfügbaren Daten kaum quantifizierbar sind, so daß wir keine konkrete Vorstellung davon gewin
nen können, welchen Anteil der Produktion der Bevölkerung der Palast sich aneignete. Dennoch steht außer Zweifel, daß die Besteuerung und die mutmaßliche Frondienstpflicht einen schweren Eingriff in das Leben der für die eigene Subsistenz produzierenden Bevölkerung darstellten und somit als Ursache sozialer Spannung neben der ökonomischen auch eine politische Dimension hatten.
GESCHENKE/ABGABEN UND DIE BILDMEDIEN
Angesichts der prominenten Stellung von Geschenken, Tributen und Abgaben in der ägyptischen und orientalischen Bildtradition drängt sich auch in unserem Zusammenhang die Frage auf, ob diese Trans
aktionstypen Eingang in die Bilderwelt der mykenischen Palastzentren gefunden haben. Wurden Geschenke oder Abgaben in den verschie
denen Bildmedien, allen voran den Fresken, thematisiert? Was die Abgaben anbelangt, gibt es keine Belege, daß diese administrative
52 E i n e interessante Parallele liefert der ägyptische T e r m i n u s sm.w, der s o w o h l die B e d e u t u n g v o n , E r n t e ' als a u c h ,Erntesteuer' hatte, s. R ö m e r , Gottes- und Prksterherrschaß, S. 3788. R ö m e r v e r m u t e t a u f g r u n d d e r W o r t s e m a n t i k ein S y s t e m d e r A g r a r p r o d u k t i o n , in d e m die P r o d u z e n t e n nicht Feldeigentümer, s o n d e r n lediglich Beauftragte w a r e n . D i e A b l i e f e r u n g d e r G e t r e i d e p r o d u k t i o n an die staatlichen S c h e u n e n ist d a h e r als
„ E r f ü l l u n g eines P r o d u k t i o n s a u f t r a g e s u n d keine A b g a b e " a n z u s e h e n .
G E S C H E N K E U N D A B G A B E N IN D E R M Y K E N I S G H E N P A L A S T K U L T U R 3 6 1
Abb. 2: Prozession von gabenbringenden Frauen. Wandmalerei aus dem mykenischen Palast von Theben (Rekonstruktion H. Reusch).
Prozedur in der höfischen Kunst verewigt wurde. Dies ist sicherlich nicht überraschend, da die Eintreibung der Abgaben offensichtlich als eine rein profane Handlung vonstatten ging, die keinen repräsentativen Wert für die palatiale Elite hatte. Geschenksendungen eines fremden Fürsten oder Königs sind nach unserem jetzigen Kenntnisstand ebenfalls nicht dargestellt. O b w o h l die mykenischen Herrscher am Netzwerk der internationalen Geschenkdiplomatie teilhatten und offensichtlich kostbare ausländische Geschenke erhielten, haben diese Geschenksen
dungen die zeitgenössische Kunst nicht inspiriert. Sollen wir vermuten, daß a m H o f eines mykenischen Palastes die Audienz einer fremden Gesandtschaft nicht so glanzvoll inszeniert war wie in Ägypten oder in anderen königlichen Residenzen des östlichen Mittelmeers? O d e r ist dieses Fehlen durch die lückenhafte Überlieferungslage zu erklären?
A u c h in diesem Fall läßt sich keine sichere Antwort geben.
Was wir von den mykenischen Palästen kennen, sind Prozessionen, die aus gabenbringenden Figuren bestehen. Sie k o m m e n in allen vier großen Palästen vor (Mykene, Tiryns, T h e b e n , Pylos) und zeichnen sich durch eine gewisse ,Monumentalität' der Aufführung aus, nämlich ein wandfüllendes Format mit fast lebensgroßen Figuren und ein rigides Darstellungsschema, wonach die Prozessionsteilnehmer gravitätisch und mit klaren Abständen nebeneinander aufgereiht sind (Abb. 2).
53Es kann keinen Zweifel daran geben, daß der A n l a ß der dargestellten Handlung eine kultische Hofzeremonie war. D e n Hauptakzent dieser höfischen Kultvorgänge stellen die kostbaren G a b e n dar: Pyxiden,
S. I m m e r w a h r , Aegean Painting, S. 114ff.; L u r z , Der Einfluß Ägyptens, S. 87ff.
362
DIAMANTIS P A N A G I O T O P O U L O SPrunkgefaße, Schmuck u.a.
54Auch wenn der zeremonielle Anlaß dieser Prozessionen kein diplomatischer Geschenkaustausch war, ist es möglich, die hier abgebildeten Preziosen mit den Geschenken in Beziehung zu setzen, denn beide gehörten ein und derselben sozioökonomischen Kategorie an. Sie lassen sich am besten mit dem homerischen Begriff von K£UiT|Xia umfassen, der wörtlich bedeutet ,etwas, das beiseite gelegt werden kann'. Sie dienten als Symbole des Reichtums oder Ansehens.
Wie M . Finley richtig beobachtete, bestand der doppelte Nutzen dieser Kostbarkeiten darin, sie zu besitzen und sie wegzugeben.
55Sie bildeten einen Bestandteil des im Sinne Pierre Bourdieus symbolischen Kapitals' des Palastes.
56Die Akkumulation symbolischen Kapitals' in Form von Ehre und Prestige - erworben z.B. im Fall der mykenischen Paläste durch den Besitz von Prunkobjekten, die Ausrichtung von Festen und durch Schenkungen an Götter, Heiligtümer oder Beamte - erlaubte es, eine pflichtgebundene .Klientel' zu schaffen, die Abgaben lieferte bzw. bei diversen Produktionsprozessen zum Nutzen der Oberschicht als Arbeitskraft eingesetzt werden konnte. Das symbolische Kapital war allem Anschein nach kein totes Kapital, sondern kam unter gewissen zeremoniellen Umständen in Umlauf: Wir dürfen davon ausgehen, daß der Herrscher Geschenke an seine Beamten und andere Herrscher verteilte, an die Götter stiftete und Feste für das Volk organisierte, auch wenn uns nicht jede dieser politischen/zeremoniellen Anstren
gungen durch die vorhandenen ikonographischen und epigraphischen Zeugnisse direkt überliefert ist. Bei feierlichen Anlässen wurden solche Gegenstände präsentiert, wie auch die Fresken selbst implizieren, in denen die Frauen die kostbaren Gaben nicht bloß tragen, sondern zur Schau stellen. Hier wird in erster Linie nicht der Kult an sich, sondern der Glanz des Königtums thematisiert, der in Zeremonien und Prunk
gegenständen Gestalt annahm. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Preziosen, bei denen der symbolische Wert wichtiger als der materielle war, nur innerhalb eines zeremoniellen Kreislaufes zirkulierten und nie in kommerzielle Bahnen flössen. Solange es der herrschenden Klasse dadurch gelang, das einseitige Abgabenverhältnis mit Hilfe einer sym
bolischen oder materiell begrenzten Gegenleistung als eine reziproke Beziehung darzustellen, wäre die Loyalität der Untergebenen sicherge
stellt gewesen. Wenn die Überlieferungslage uns kein völlig verzerrtes
S. Boulotis, in: H ä g g / M a r i n a t o s , Function of the Minoan Palaces, S. 145ff.
Finley, Odysseus, S. 61.
Bourdieu, in: Annales 32, 1977, S. 405ff.
G E S C H E N K E U N D A B G A B E N IN D E R M Y K E N I S C H E N P A L A S T K U L T U R 3 6 3
Bild von der ursprünglichen bildlichen Ausstattung der mykenischen Paläste bietet, dürfen wir vermuten, daß neben der Macht der Waffen auch der Glanz der Prunkobjekte und Zeremonien die Erhaltung und Reproduktion dieses politischen Systems gewährleistete.
B I B L I O G R A P H I E
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