Die Eingangstür des Ribat des Yaqut al-Maridam in Medina
Von Saleh Lamei, Beirut
Das Ribät' des Yäqüt al-Märidänl befindet sich in der Härat al-Baqi'
in dem Bezirk al-Agawät an der Ostseite der Propheten-Moschee. Es ist
an drei Seiten umbaut. Die Südfassade, in der sich die Eingangstür
befindet, bhckt auf eine ca. 2,50 m breite Gasse. Das Gebäude wurde
während der zweiten Herrschaft des Bahriten-Sultans an-Nä§ir
Muhammad ibn Qalä'ün^ gebaut; nach der Datierung der Insciiriften-
tafel ist es im Jahre 706/1306—7 errichtet worden.
Der ursprünglich zweigeschossige Bau^ bestand aus einem schmalen
Hof, um den herum eine Galerie lief zu der hin sich die Zellen der
mittellosen Fremden öffnen, für die dieser Bau bestimmt war. Die
Zellen sind mit Tonnen aus Basaltstein überwölbt; sie wurden durch
den Hof belichtet und entlüftet. Der Bau hatte eine Toilette, eine Küche
sowie ein Treppenhaus.
Heutzutage sind nur noch einige Räume und das Treppenhaus, alle in
einem sehr schlechten Zustand, vorhanden. Das Ribät ist entgegen dem
Stifterwillen von armen Frauen bewohnt; gemäß der Inschrift war das
Gebäude ausdrücklich für hilflose und bedürftige Männer bestimmt.
Die noch vorhandene Eingangstür befindet sich in der Südfassaden-
flucht" und fiihrt zu einem dunklen rechtwinkligen Flur, der in den
schmalen Hof mündet.
' Über Ribät siehe EI' III 1242-5; Noth: Das Ribät der Almoraviden,
S. 499-511.
^ Wiet: Biog. M. Säß, Nr. 2314; El' III 933-6.
' Eine ähnliche Zellengruppiening ist noch bei den osmanischen Bauten in
Medina zu sehen; z.B. in der Schule des Husain Agä 1273/1876—7 un der soge¬
nannten Bibliothek des Mu?hir al-Fämqi 1293/1876, sowie bei den Miethäusem {rab' pl. ribä') aus dieser Zeit in Kairo.
■* In der Mamlükenzeit befand sich die Eingangstür der Sakral- und Profan¬
bauten in der Rückwand einer rechteckigen eingetieften Nische, die oben durch
einem Dreipaßbogen und Stalaktiten {muqamasät) abgeschlossen wird.
Ribät des Yaqüt al-Maridäm 339
Die Tür ist 1,15 m hoch, 0,80 m breit und oben mit einem 0,40 m
hohen Sturz überdeckt (Abb. 1). Die Kämpfer sind mit einem halben
kreisförmigen Wulst, der oben und unten mit einer rechteckigen Kante
abgeschlossen ist (Abb. 3), profiliert.' Durch die mehrmalige Erhöhung
des Straßenniveaus wurde die Türöffnung teilweise verdeckt.
Über dem Türsturz, und nicht in der Türachse, befindet sich eine
Inschriftentafel. Sie ist 0,48 m lang und 0,38 m hoch. Darauf sind fünf
Zeilen* in Tulut-Schrift eingekerbt (Abb. 2):
XJI JL- M A:^^ iJjU.1 U^l - \
Jt ^Ijjlll ^jya^i] i_5_,ilail O^L y-üJI — T
'^'^ JW üSU.\s - r
j«<jtj 'UjS'j ''^^-^ y «IjIjIj JJI J-ij el Ül — i .«uLij^..--^ * 4.-.- 0
(l)„Es hat gestiftet dieses gesegnete Ribät zu Gottes Ehren der armse¬
lige Knecht (2) Yäqüt al-Muzaffar! al-Mansüri al-Märidänl für (3) die
mittellosen und bedürftigen Fremden, und zwar nur Männer, aber
keine (4) Frauen — Gott möge es von ihm annehmen und ihn mit dem
Paradiese belohnen in seiner Barmherzigkeit und Güte — im (5) Jahre
706 (1306-7)".
Der Bauherr müßte seinen Nisben nach unter al-Muzaffar Qutuz'
(st. 658/1260) (oder al-Mu?affar Taqiaddin Mahmüd [III] von Hamä*
[st. 698/1298] ?), al-Mansür Qalä'ün' (st. 689/1290) und Altunbugä al-
Märidänl'" [st. 744/1343] (?) gedient haben. Es ist mir nicht gelungen,
den Namen des Bauherrn in der Literatur zu finden.
Altunbugä al-Märidänl stieg um das Jahr 710/1310," also ca. 4 Jahre
nach der Errichtung des Ribät und ca. 20 Jahre nach dem Tod des wahr¬
scheinlichen ersten genannten Herm — al-Man§ür Qalä'ün — zu Amt
' Das Profil ist dem unteren Teil des Kämpfersteins von Minarettüren der
mamlukischen Bauten ähnlich (Lamei: Kloster, Abb. 83, 200).
^ Ibbähim Rif'at: Mir'ät 1, S. 410; 'Abdalquddüs: Ätär, S. 190; Combe:
RepeHoire XIV, S. 5, Nr. 5207.
' Ibn Tagribirdi: an-Nu^m VII, S. 72-83; Wiet: Biog. M. Säfi, Nr. 864.
' Ibn Katir: al-Bidäya XIII, 304-5; XIV, 5.
Wiet: Biog. M. ^äfii, Nr. 1878.
'" Halil as-3afadl: al-Wäß IX, S. 364-5, nr. 4992; Wiet: Biog. M. Säfii, S. 77, Nr. 533.
" Ihn Tagribidl: an-Nu^m IX, 8. 112, 119, 121; Abü 1-Fidä': Kitäb al-muh- tasarVW, S. 88, 148, 150, 161, 162.
23*
340 Saleh Lamei
<e
os»
l'^
J L
80 15 1
T
in
Grundriß
Detail
^ i
Abb. 3: Ribat des Yäqüt al-Maridam
^^jiljjlil ojü^ J— (»Uj
Ribät des Yäqüt al-Maridam 341
und Würden auf. Karm Altunbugä al-Märidänl darm überhaupt gemeint
sein? Oder gab es einen in den Quellen nicht näher aufgeführten zweiten
Märidäni, der bereits um die Jahrhundertwende von Bedeutung war
und eiiüge Mamluken bzw. in unserem Fall Eunuchen hatte? Oder aber
ist das Datum der Inschrift verschrieben — süta anstelle eines sittina
(760/1359)? Dann wäre eine Zuordnung zu dem 744/1343 verstorbenen
Altunbugä al-Märidäiü zeitlich möglich. In diesem Fall bezöge sich die
Nisbe al-Muzaffari wohl auf al-Muzaffar Taqiaddin von Hamä; wenn /
sich al-Mansüri auf Qalä'ün beziehen soll, müßte unser Stifter in ganz
jungen Jahren im Dienste dieses Sultans gestanden und in sehr hohem
Alter das Ribät errichtet haben.
Daß es sich um einen Eunuchen handelt, geht aus dem Namen Yäqüt
hervor'^; bei der Datierung 760/1359 könnte es sich sehr wohl um Ifti-
häraddin Yäqüt ar-Rasüli at-Tawäsi al-Häzindär handeln'^, der über
25 Jahre den Sultanen auf der Zitadelle zu Kairo gedient hat; er hatte
einen guren Ruf und war sehr religiös. Im Jahr 760/1359 wurde er
Vorsteher der Diener der Propheten-Moschee in Medina als Nachfolger
des 'Izzaddin Dinär'\ Er starb am 27. Ramadän 781/6. I. 1380.
Literaturverzeichnis
'AbdalquddOs al-Ansäri: Ätär al-Madina al-Munawwara. Medina 1393'.
Abü 1-Fidä', 'Imädaddin Ismä'il: Kitäb al-muhtasar fl ahbär al-baJar. VII. Beimt 1961.
Avalon, D.: Names, titles andnisbas of the Mamluks. In: Israel Oriental Studies 5 (1975), 213-7.
—: The Eunuchs in the Marrduk Sultanate. In: Studies in Memory of Gaston Wiet.
Jemsalem 1979, 267-95.
Combe, Et., J. Sauvaget et G. Wiet: Repertoire Chronologique d'Epigraphie Arabe. Le Caire 1954. (Institut Frangais d'Archeologie Orientale. XIV.) Hain ibn Aibak as-Safadi: al-Wäfl bil-Wafayät. IX: ed. J. Van Ess. Beirut 1974.
Hasan al-BäSä: al-Alqäb al-islämiya fl t-tärih wal-watä'iq wal-ätär. Kairo
1957.
Ibn Hagar al-'Asqaläni: ad-Dtirar al-kämina fl a'yän al-mi'a at-tämina. Ed.
M. S. ÖÄDDAL^AQQ. Kairo 1966^
Avalon: The Eunuchs, 8. 269.
Ibn Hagar: ad-DurarV, S. 183-4, Nr. 4989; Maqrizi: Sulüklll/l, S. 376;
Wiet: Biog. M. ^äfl, Nr. 2617.
Über die Nisbe der Mamluken siehe Avalon in: Israel Oriental Studies 5,
S. 213-7; über Häzindär siehe EI^ IV, S. 1186-7; über Tawääi siehe Hasan al-
Bä§ä: al-Alqäb, S. 328 und Avalon: The Eunuchs, S. 267-95.
Ibn Hagar: al-Durar, Nr. 4989; Wiet: Biog. M. ^äfl, Nr. 1021.
342 Saleh Lamei, Ribat des Yaqut al-Maridam
Ibn Katir, 'Imädaddin Abu 1-Fida': al-Bidaya wan-nihäya fl l-tanh. Xlll. XIV.
Kairo 1932.
Ibn Tagribirdi, Abü 1-Mahäsin: an-Nu^üm az-zähira fl mulülc Mi^r wal-Qähira. I
VII. Kairo 1938; IX. Kairo 1942. !
Ibrähim Rif'at: Mir'ät al-Haramain. 2 Bde. Kairo 1344 H.
Lamei, S.: Kloster und Mausoleum des Fara^ ihn Barqüq in Kairo. Glückstadt
1968. (Abhandlung des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. Isla¬
mische Reihe. II.)
Maqrizi, Taqiaddin: as-Sulük li-ma'rifat duwal al-mulük. Bd. III/l: Ed.
S. 'A§Ck. Kairo 1970.
Noth, A.: Das Ribät der Almoraviden. In: Der Orient in der Forschung. Festschrift für Otto Spies. Wiesbaden 1967.
Wiet, G.: Les Biographies du Manhal Säfl. Le Caire 1932. (Memoires de l'In¬
stitut d'Egypte. XIX.)
Zur Transliteration und Transkription des Arabischen im Tamil
Von Rahul Peter Das, Hamburg
Das Zeicheninventar der Tamilschrift ist wie folgt:
Vokale: aäiluüeeaioöau
Konsonanten: khcntntnpmyrlvllrn
Diese relativ begrenzte Anzahl von Zeichen führt dazu, daß ein
Zeichen für mehrere Laute stehen kann. Dies ist insbesondere bei
Fremdwörtern der Fall, wie am Beispiel des Sanskrit demonstriert
werden kann. Es stehen:
k für k, kh, g, gh, h, c für c, ch, j, jh, s, s,
t für t, th, 4, 4h (diese, wie auch l und n und — zumindest theoretisch — s,
sind Retroflexlaute; vgl. die Laute t, cb und r des Urdu. Sie sind nicht
mit den arabischen Lauten t und 4 zu verwechseln),
t für t, th, d, dh, p für p, ph, b, bh.
Daneben werden auch die dem Grantha-Alphabet entlehnten Zeichen
für j, s und h benutzt, sowie das Zeichen h, auch fiir Lehnwörter aus
anderen Sprachen. Für / (z. B. in englischen Wörtern) wird p benutzt, oft
auch hp.
Vor diesem Hintergrund sind die Bestrebungen tamilischer Schriftge¬
lehrter zu sehen, arabische Gebete und Termini technici nach einem
einheitlichen Schema zu transhterieren, das wir auch „wissenschaft¬
lich" nennen können, natürlich immer eingedenk der Limitationen, die
durch das begrenzte Zeicheninventar der Schrift verursacht sind, wenn
man keine diakritischen Zeichen benutzt. Dabei ist zu beachten, daß die
Transliteration sich nach der Aussprache der arabischen Laute im
Tamil richtet und daß diese Aussprache im Süden Indiens sich traditio¬
nell an die rein arabische Aussprache anlehnt und nicht, wie im Norden,
an die persische bzw. die des Urdu. Allerdings gibt es einige Besonder¬
heiten, die aus der folgenden Tabelle sichtbar werden.
Eine Besonderheit der heute allgemein üblichen Transliteration
gelehrter islamischer Publikationen ist der häufige Gebrauch der oben